Ich denke, dann ist dein Problem hauptsächlich, dass du viele Dressurkommandos hast (die du ohne Futter auch auch nicht durchsetzen kannst), aber keine grundlegende Erziehungsbasis, mit der man das Problem leichter angehen könnte.
Aus meiner Sicht macht es einfach in diesem Fall mehr Sinn, erst mal an ganz normaler Alltagserziehung weiter zu arbeiten, da sind ja noch einige Sachen offen.
Meistens ergibt sich über eine bessere Führigkeit auch, dass manche Probleme sich von allein auflösen. Und viele Dinge muss man erst Zuhause im Griff haben, bevor man dran denken kann, Probleme draußen anzugehen.
Was zuhause nicht klappt, klappt draußen erst recht nicht.
Dein Beispiel mit in Ruhe einen Film gucken ist eigentlich ganz gut. Genau an der Stelle musst du einfach nachhaken. Wenn du ihm sagst, er soll an einem bestimmten Ort bleiben, muss du das auch durchsetzen. Ignorieren ist für den Hund eine stille Zustimmung, dadurch lernt der Hund nicht, dem zu folgen, was du verlangst. Ignorieren kann man einsetzen bei aufmerksamkeitsheischendem Verhalten und wenn es explizit um dich geht. Nicht bei Entscheidungssachen oder bei selbstbelohnendem Verhalten.
Ich würde Zuhause ansetzen, dem Hund zu vermitteln, dass du Nähe und Distanz vorgibst, also so was wie ins Körbchen schicken/räumlich begrenzen, nicht hinter her laufen, mal ran rufen, mal bewusst weg schicken und auf Abstand halten.
Kleinschrittig genug den Hund runter reduzieren und viele klare Vorgaben machen erhöht auch die Chance, dass das Alleinebleiben sich verbessert.
Überprüfen, wer bei euch die Entscheidungen trifft, wer agiert und wer reagiert, Strukturen, roten Faden in den Alltag bringen, dem Hund mal was ernsthaft abverlangen und sich auch durchsetzen, wenn du eine Vorgabe machst.
Das wäre erst mal das erste.
Welche Kommandos meinst du denn mit Grundkommandos?
Bei mir wären Grundkommandos der Rückruf (Hier), ein Abbruchsignal (Nein), ab ins Körbchen und Bleib/Warte.
Diese baut man zwar anfänglich mit Futter auf, Leckerchengabe wird aber auch schnell wieder abgebaut und solche Dinge müssen dann auch ohne Belohnung mal funktionieren bzw. ein verbales Lob darf dann auch mal reichen. Wenn du Kommandos nur mit Futtergabe abrufen kannst, hat der Hund noch nicht verstanden, dass er diese Dinge befolgen muss. Im Ernstfall, wenn du sie also wirklich mal brauchst, greifen sie nicht mehr. Da muss man den Sprung zwischen Dressur und realistischer Erziehung schaffen, damit es am Ende auch klappt. Viele Dinge baut man über reine Dressur/Konditionierung erst auf, muss dann aber schnell auch variieren und Realität rein bringen, damit die Kommandos auch am Ende benutzt werden können.
Wie ist die Leinenführigkeit ohne Ablenkung? Kann man da noch was verbessern, bevor man in die Hundebegegnung geht?
Könntest du den Hund in einfacheren Ablenkungssituationen (z.B. an einem vollen Futternapf oder Schweineohr) an lockerer Leine vorbei führen? Nur per Körpersprache oder einem erlernten Abbruchsignal?
Wenn das nicht geht, kann man bei Hundebegegnungen auch (noch) keinen Einfluss nehmen.
Also lieber erst mal in solchen sogenannten Stellvertreterkonflikten die Führung/Leinenführigkeit üben.
An die Hundebegegnung würde man dann ähnlich ran gehen und am besten erst in gestellten Situationen, die du besser kontrollieren und steuern kannst. Du wählst den Abstand, wo dein Hund noch ansprechbar ist und näherst dich langsam dem anderen Hund. Das Pöbeln im Ansatz schon erkennen und kommentarlos und abrupt umdrehen. Hund loben/belohnen, wenn er ruhig ist, dann wieder umdrehen und auf den anderen Hund zugehen usw. Das an verschiedenen Hunden am besten, in verschiedenen Umgebungen und auch an sich bewegenden Hunden am Ende.
Das wäre erst mal die einfachste Übungsvariante. Ansonsten kann man es auch über Abbruchsignal plus Alternativverhalten aufbauen (z.B. Nein und Futter rollen)), dazu müsste das Abbruchsignal aber erst erlernt sein. Nur Nein sagen sagt dem Hund ja nichts.
Oder über Zeigen und Benennen, was aber etwas langwieriger und vor allem sauber aufzubauen ist. Das ist für Anfänger nicht so einfach.