Ich persönlich mache es mit Welpen ja immer so, dass ich deren Welt erst mal so klein wie möglich halte. Also erst nur einen kleinen Rahmen gebe, in denen sie frei agieren dürfen. Einfacher für den Hund, direkt in ein eher striktes Regelwerk zu kommen und einfacher für mich, weil ich in diesem kleinen Rahmen erst mal ausreichend Zeit habe, mir gewisse Dinge zu erarbeiten.
Der Rahmen wird dann nach und nach größer gesteckt und damit auch die "Freiheit" des Hundes.
Erst mal nicht so viel "Raum" geben zum Agieren verhindert viele typischen Welpenprobleme schon im Vorfeld.
Und ich verbiete viele Dinge auch einfach aus Prinzip erst mal, um diesen Rahmen so engmaschig wie möglich zu halten, damit der Welpe einen roten Faden hat.
Für alles gilt ja, was ich erst verbiete oder in einigen Fällen einfach schlicht verhindere, ist es auf jeden Fall nachher einfacher, es zu erlauben als erst alles zu erlauben und den Hund frei agieren zu lassen und dann bei Problemen zu sagen: Halt! Stop, Hundi! Ich habe mich vertan, das soll eigentlich anders laufen.
Für mich gehört also immer auch dazu, erst mal gewisse Tabubereiche zu etablieren und nachher kann ich ja immer noch gucken, ob ich es doch grundsätzlich noch erlaube oder zumindest situativ mal erlauben kann. Aber der feine Unterschied ist, dass der Hund erst gar nicht in vielen dieser Bereiche eine Erwartungshaltung aufbaut.
Ich habe einen meiner Hunde von Welpe an hier bei mir mit im Büro (Hundepension). Zum einen, weil ich ihn dort besser im Auge haben konnte und zum anderen, weil ich das Alleinebleiben erst mal da aufbauen wollte. Klar war aber, dass hier viele Kunden (und dann meistens ja noch mit Hund im Schlepptau) direkt an der Tür klingeln und das Büro betreten. Auch wenn ich hier die hundefreundlichen Menschen als Kunden habe, war mir trotzdem wichtig, dass der Welpe die nicht direkt ab Hausgür überfällt.
Er hat also als erstes trocken gelernt, in seine Box zu gehen, anfänglich als reine Dressur, dann mit mehr und mehr Ernstbezug. Und dann erst mit kontrolliertem (gestellten) Menschenbesuch und dann erst in echten Situationen. Und obwohl hier ja nur hundeliebe Menschen kommen, die natürlich einen Welpen ganz süß finden, war es eigentlich nicht so schwer, denen kurz zu vermitteln, dass ich gerade im Training bin. Da hat mir niemand, auch keine privaten Besucher reingepfuscht. Ganz im Gegenteil, die waren eher schwer beeindruckt, dass so was auch bei einem sehr jungen Hund schon möglich ist und haben das teilweise auch als Ansporn gesehen, selbst Zuhause mit ihrem Hund auch noch mal Struktur rein zu bringen.
Ergebnis heute ist, dass der Hund beim Klingeln gar nicht erst aufgeregt ist, meistens schon direkt in seiner Box oder unter den Bürotisch verschwindet und auch ohne Ansage da liegen bleibt - auch wenn jemand mit Hund kommt.
Und heute kann ich das auch je nach Lust und Laune entscheiden wie ich mag, mal darf er auch Hallo sagen und mal eben nicht. Wenn Kunden mich auf ihn ansprechen und fragen, ob sie ihn mal streicheln dürfen, rufe ich ihn einfach.
Er erwartet aber IMMER, dass er nicht darf und freut sich, wenn er doch darf. Und das OK gibt es dann ja automatisch erst dann, wenn er eh schon ruhig und abwartend gelegen und sich zurück gehalten hat. Und auch für das gesamte Frustverhalten war das eine ganz gute Übung.
Und wenn ich mir hier ab und an mal ne Pizza bestelle und der Pizzabote definitiv Angst vor Hunden hat, finde ich ich es mehr als angenehm, wenn ich weiß, dass der Hund sicher unter dem Tisch liegen bleibt und ich bei weit offener Tür im Türrahmen die Pizza entgegennehmen und bezahlen kann. Die meisten Boten (Post, DPD usw.) merken noch nicht mal, dass hier ein Hund direkt 3 m neben den unterm Tisch liegt.
Da mein Hund aber auch eine gewisse Wachfunktion erfüllt, fühle ich mich aber auch sicherer, wenn er mit dabei ist und ich weiß, dass er unterm Tisch hervor kommt, wenn ich ihn rufe.
Wichtig ist also eigentlich, VORHER einen Plan zu haben, die Ansätze von Verhalten, was ich später brauchen werde, direkt von Welpe an zu legen und lieber erst mal mehr verbieten/vermeiden, als zu wenig. Erlauben kann ich später wieder vieles, verbieten wird aber deutlich schwerer, weil dem Hund ja dann schon ein ganze "falsches" Weltbild vermittelt wurde, dass auf einmal nicht mehr gültig ist.