Zum besseren Verständnis stellen sich mir hier noch einige Fragen.
Was sind das für Hunde (Rasse, Geschlecht, Alter)?
Wer ist wie lange bei euch?
Warum habt ihr euch für den Zweithund entschieden? Habt ihr vorher gewusst, dass die beiden Hunde sich nicht mögen?
Wie ist der Erstkontakt verlaufen? Haben die sich sofort gebissen oder was heißt, der Zweithund ist unverträglich? Ist der Hund insgesamt unverträglich oder nur mit Rüden oder nur mit eurem Hund?
Kommt es nur in bestimmten Situationen zur Eskalation oder auch bei anderen Kleinigkeiten oder verhindert ihr komplett den Kontakt von Anfang an?
Ich muss leider auch ehrlich sagen, dass sich so eine Situation für beide Hunde, aber auch für die Menschen dahinter, wenig tragbar finde.
Die Lebensqualität aller ist doch sehr beeinträchtigt?
Wollt ihr wirklich die nächsten Monate, Jahre oder womöglich für immer so leben?
Das Training, was ihr da gerade macht, ist ja gut und schön und an sich auch lerntheoretisch gesehen richtig, aber das ist doch alles auch sehr wackelig und wird vermutlich auch längere Zeit so bleiben. Konnte euer Trainer auch da eine Prognose geben, dass er halbwegs sicher ist, dass so ein Training am Ende auch fruchten wird?
Momentan trainiert ihr ja quasi noch im luftleeren Raum, wo dann aber auch nichts dazwischen kommen darf, um die ganze Nummer wieder zum Kippen zu bringen.
Wenn es jetzt schon einen Vorfall gab, ist das Training doch auch wieder auf Null bzw, die ganze Ausgangslage sieht ja noch mal wieder schlechter aus.
Ich frage mich, wie man mit reiner Desensibilisierung/Gegenkonditionierung irgendwann mal dahin kommen will, auch zusammen den Alltag zu leben? Alltag verläuft ja nie nach Plan, da geht es ja um ganze andere Dinge als sich den Anblick des anderen Hundes "schön zu clickern" oder da mit Targets rum zu machen. Alltag und Zusammenleben hat ja vielmehr etwas mit Beziehungen untereinander zu tun, wer entscheidet was, wer bewegt sich wo, wie wird das gemeinsame Leben gestaltet.
Aus Sicht des Ersthundes ist das alles ganz schön viel verlangt und die Lebensqualität von ihm leidet sicher sehr darunter, vor allem, weil er im eigenen Zuhause (auch wenn die Hunde zurzeit nicht zusammen leben, weiß er ja trotzdem, dass der andere da ist), wo er sich eigentlich sicher fühlen sollte, ja jetzt Opfer ist. Da mutet man dem eigenen Hund echt ganz schön was zu und ich muss ehrlich sagen, dass ich keinem meiner Hunde so was abverlangen würde.
Es ist ja immer viel machbar, wenn es einfach darum geht, Ressourcenstreitigkeiten oder ähnliches in den Griff zu bekommen, nämlich einfach über ein besseres Management. Wenn es hierbei aber um etwas Grundsätzliches geht und die Hunde sich einfach nicht leiden können oder der eine den anderen einfach nicht mag und diesen ernsthaft angehen will, würde ich aus meiner Erfahrung sagen, dass das, egal wie viel und gut man trainiert, einfach gar nicht machbar ist.
Ein Zweithund soll ja das Leben und auch das Leben des Ersthundes bereichern und nicht verschlechtern. Man kann ja einiges passend machen, aber nicht alles. Ich halte selbst mehrere Hunde, die ich aber so aussuche, dass sie zusammen passen und sich grundsätzlich erst mal nicht doof finden. Anders kann ich mir ein Zusammenleben gar nicht vorstellen.