Du hast ja sehr viel richtig gemacht und verstehst auch die Zusammenhänge.
Wenn dir grundsätzlich klar ist, wie dein Hund denkt und wie du es schaffst, dass er sich hemmt, Ruheverhalten zeigt, Frust aushalten kann usw., dann wird dir das Alleinebleiben auch gelingen.
Es wird jetzt vielleicht für den Hund einfach schwerer sein in dem Alter, weil er einfach schon mehr Weitblick hat, dich besser durchschauen kan, und somit auch länger dauern.
Wenn man bei einem Welpen ab Tag 1 so was immer mit einbaut, dass der Mensch mal kurzzeitig nicht verfügbar ist, der Hund viel auch mal nur neben her läuft und eigentlich keine großen Erwartungen an den Menschen hat und mehr schläft und es einfach von Anfang an normal ist, dass der Mensch sich auch mal abgrenzt (egal ob mental oder räumlich), ist es deutlich einfacher, die ersten Alleinbleibübungen ganz nebenher mit einzubauen, wenn man die Zeiten ein bisschen anpasst oder Schlafzeiten des Welpen sich zunutze macht.
Ich denke, er wird es schon noch lernen, man muss halt einfach Geduld haben, wenn er sich da schwer tut.
Bei meinem ersten Hund (Deutsch Kurzhaar) war ich auch das erste Jahr zuhause und eigentlich immer mit dem Hund zusammen und er war immer und überall dabei. Ans Alleinebleiben üben habe ich gar nicht gedacht und hab es auch nicht frühzeitig angefangen. Außer solche Sachen wie Duschen gehen, mal in ein anderes Zimmer, Müll raus bringen usw. Länger alleine geblieben ist er dann auch erst mit 6 Monaten und da drinnen immer Ruhe angesagt war und action nur draußen stattfand, ging das auch ganz gut.
Von daher lass dich nicht entmutigen, gut Ding will Weile haben.Kann auch sein, dass er jetzt gerade in einer Phase ist, wo er das vom Gehirn her gerade nicht leisten kann (weil da vielleicht schon vorpubertäre Umbauarbeiten stattfinden) und in zwei Wochen oder zwei Monaten geht es dann wie von selbst.
Das Gehirn braucht vielleicht gerade einfach länger, um damit fertig zu werden, weil da ja auch schon viele andere Dinge gespeichert sind.
Auf jeden Fall würde ich das Alleinebleiben lieber sauber und ruhig aufbauen, dann ist es sicherer. Somit wäre die völlige Entspanntheit des Hundes einfach gerade das Wichtigste und nicht das Alleinebleiben an sich. Das ist am Ende nur noch das I-Tüpfelchen.
Ich kann mir vorstellen, dass es so am Ende vielleicht sogar besser fruchtet, als wenn man zu früh zu viel auf eine gewisse Stundenzahl hintrainiert, die der Hund in jungen Jahren noch gar nicht leisten kann. Oftmals holt einen das in der Pubertät dann wieder ein, wenn der Aufbau zu wackelig war. Da schmeißt das Gehirn das vorher Erlernte vielleicht in der Pubertät als erstes wieder raus.
Jedenfalls kenne ich viele Junghunde, wo die Besitzer ganz stolz waren, dass der Hund mit 4 Monaten schon 5 Stunden alleine bleiben kann und das Problem kam erst später dazu. Weil er es eben vielleicht doch noch nicht KONNTE oder es Zufall war, dass es gut gegangen ist oder die Besitzer gar nicht den Blick dafür haben, ob der Hund es zwar aushalten kann, am Ende aber gar nicht gut damit klar kommt.
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