Im Grunde genommen ist die Kernaussage nicht ganz falsch - wenn man das auf schlecht geführte Welpenstunden überträgt. Die Argumente selbst finde aber sehr überspitzt dargestellt.
Pauschalisieren kann man sicher nicht, aber auch ich bin der Meinung, dass der Großteil der Welpenstundenangebote nicht besonders dolle ist. Je nach Hundetypus kann man da sicher viel falsch machen.
Eine gute Welpenstunde sieht für mich so aus, dass maximal 4 Welpen ähnlichen Alters zusammen kommen und dass mindestens ein erwachsener sozio-positiver Hund mit dabei ist (besser sogar mehrere).
Anfange würde ich eine WS immer damit, dass die Hunde NICHT sofort los rennen dürfen, sondern erst mal beim Besitzer bleiben, die sich alle auf dem Platz verteilen und Leinenkontakte untereinander vermeiden. Also erst mal sollen die Welpen Ruhe halten lernen in Anwesenheit anderer Hunde und erst dann darf "gespielt" werden. Das "Spiel" sollte kontrolliert sein und individuell Rücksicht genommen werden. Also wird ein schüchterner Hund auch mal beschützt und ein etwas forscherer Typ auch mal ausgebremst.
Zwischendurch kleine Erklärungen für die Menschen, kleine Übungen, Fragen beantworten.
Auf zu viele Reize würde ich persönlich immer verzichten wollen, das Leben draußen bietet für unsere Hunde mehr als genug, das sie verarbeiten müssen. Ich würde eher Augenmerk darauf legen, dass der Mensch lernt, mit seinem Hund neue Dinge zu erfahren. Das kann man sicher an ganz einfachen Übungen wie "über eine Plane" laufen vermitteln. Man erklärt dem Menschen das Verhalten des Hundes und vermittelt, wie man diese Übung gemeinsam und mit Ruhe und Geduld vermittelt.
Für mich gehören klassische Dressurübungen a la Sitz, Platz Fuß in keine Welpenstunde. Vielmehr würde es mir darum gehen, den Leuten zu vermitteln, wie sie ihren Hund an die Umwelt anpassen. Ein Abbruchsignal wie Nein oder einen guten Rückruf stünde bei mir daher eher am Anfang als ein Sitz.
Was ich aber genauso sehe, ist, dass schlecht geführte Welpengruppen, wo bis zu 30 Hunde unkontrolliert einfach drauf los laufen dürfen, mit Sicherheit zu problematischem Verhalten führen kann und das nicht ohne Grund heute jeder zweit Hund leinenaggressiv ist. Diese Dinge so wie Mobbing und das Recht des Stärkeren resultieren häufig aus dem Umgang der Hunde im Welpenalter. Dürftig ist auch die Aufklärung der Halter, wie man sich mit seinem Hund in der Öffentlichkeit verhalten sollte.