Beiträge von gorgeous2000

    Ich bin auch der Meinung, dass hier einige ungünstige Faktoren eine Rolle spielen. Aufzucht, Genetik, mangelnde Sozialisation auf fremde Menschen, Unerfahrenheit und mangelnde Führung durch den Halter und auch ich bin der Meinung, dass der Hund auf jeden Fall vor einem möglichen Training tierärztlich ordentlich durchgecheckt gehört.

    Einen Wald- und Wiesentrainer würde ich mir sparen. Das Risiko, dass jetzt zig Trainer dran rum experimentieren und das Verhalten verschlimmert wird, ist einfach zu groß.

    Da würde ich mir lieber jetzt EINMAL Geld in die Hand nehmen und einen Experten wie Thomas Baumann den Hund beurteilen lassen. Der kann Dir genauso sagen, wohin die Reise geht und welches Training auf Dich zukommt, um den Hund in geregelte Bahnen laufen zu lassen. Eins ist ziemlich sicher, Du wirst diesen Hund ein Leben lang managen und kontrollieren müssen und dieser Hund wird wahrscheinlich niemals einfach so mit der Familie mit laufen und nach außen nett und freundlich sein. Du wirst immer auf ihn achten müssen, prophylaktisch denken und handeln, Situationen, die eskalieren könnten, frühzeitig erkennen und sofort aktiv werden.

    Und erst danach würde ich entscheiden, ob Du das leisten kannst und willst und im Zweifel dafür sorgen, dass der Hund lieber JETZT in kundige Hände kommt, BEVOR er sich weiter in die falsche Richtung entwickelt.

    Ich stelle es mir sehr schwierig vor, mit drei Kindern und so einem hoch explosiven Hund den Alltag zu meistern. Man hat ja nur zwei Hände und zwei Augen. Und wahrscheinlich wolltest Du nur einen netten Familienhund, der mit einem lebt, artig mit läuft und ein angenehmer Mitbewohner ist. Das wird sicherlich niemals der Fall sein. Von daher ist die Frage, ob es sich für Dich lohnt, jetzt sehr viel Arbeit, Zeit und Geld in einen Hund zu investieren, auf den Du trotzdem die nächsten Jahre ein extrem gutes Auge haben musst.

    Hast Du noch die Möglichkeit, einen Probetag zu vereinbaren oder den Hund vorher mal zur Tagesbetreuung zu geben?

    Ich führe selbst eine Hundepension und biete eine Eingewöhnung an. Je nach Kandidat reicht ein Probetag oder manchmal müssen es auch mehrere Tage sein.

    Bei mir rufen gerade die Kunden, die ihren Hund das erste Mal bringen, immer an, um zu fragen, wie es läuft. Gerade den besorgten "Hundeeltern" biete ich das auch extra an. Das gehört einfach auch zur Rundumbetreuung dazu und ich habe da kein Problem mit. Zudem ich dafür wirklich auch Verständnis habe.

    Scheinbar kommt Lennox nicht gut damit zurecht, wenn er die "untergeordnete Rolle" spielt.
    Die Frage ist also, hat er überhaupt gelernt, das zu ertragen?

    Sprich, hast Du im Frustrationstoleranzbereich mit ihm bereits was gemacht? Also, dass er gelernt hat, nicht jedem seiner Bedürfnisse sofort nachgehen zu können und mal Abwarten und Geduld zu lernen. Wie sieht es damit in anderen Bereichen aus?

    Kannst Du ihn auf seinen Platz schicken? Hast Du das geübt?

    Je mehr Du in den beschriebenen Situationen auf den Konflikt, den der Hund forciert einsteigst, desto heftiger wird sein Verhalten. Ganz logisch. Hier wäre vielleicht angebracht, Rituale und Strukturen einzuüben - erst mal in kleinen Schritten außerhalb der Konflikt-Situation am Abend.

    Also tagsüber mal auf die Decke schicken, später Ablenkung steigern, die Zeit verlängern. Wenn das gut klappt, kannst Du das abends dann auch nutzen.

    Eine Stunde morgens finde ich auch recht viel, was macht ihr denn da so auf dem Spaziergang? Ist da nur action angesagt oder arbeitest Du auch etwas mit dem Hund?

    Vielleicht macht es Sinn, ritualisiert, BEVOR Du das Kind ins Bett bringst, mit dem Hund was ruhiges, konzentriertes und mental anstrengendes zu machen. Mit klarem Anfang und Ende. Und wenn Ende ist, ihn mit Ruhe auf einen Platz ablegen und was zu Kauen anbieten (oder einen gefüllten Kong oder so). Immer wenn er wieder aufsteht, direkt wieder hinschicken, bis er es begriffen hat. Der Platz kann ja ruhig erst noch in Deiner Nähe sein, so dass Du ihn im Auge hast und er Dich auch sieht.

    Wenn er erst zu viel Gelegenheit hat, weiter aufzudrehen, weil Du nur halbherzig bei der Sache bist und Dich beherrschst, wie Du schreibst, ihn aber machen lässt und nur verbal versuchst, auf ihn einzuwirken, dann ist der Hund dann schon so hochgedreht, dass Du dann kaum eine Chance hast, ihn schnell wieder zur Ruhe zu bringen.

    Also lieber vorausschauend und mit Ruhe an die Sache ran gehen, ihm ganz klar vermitteln, was Du von ihm erwartest und ihn gar nicht erst da rumspringen lassen. Energie kann man nur mit Ruhe begegnen und dass Du Dich beherrschst, merkt der Hund auch und "fragt" deswegen auch weiter nach einer Antwort von Dir, die er auch versteht.

    Ist sicher nicht ganz einfach, einem Kind und einem jungen Hund gleichzeitig gerecht zu werden, aber ich finde es auch wichtig, dass jeder seine Zeiten hat und dass ein Hund früh lernen sollte, dass Du mal andere Dinge zu tun hast, als Dich mit ihm zu beschäftigen. Da heißt es einfach, besser organisieren, strukturieren und vorbereitend mit dem Hund zu üben, damit es in der realen Situation dann auch irgendwann nutzbar ist.

    Und ich denke, der Hund könnte gut rein geistig mehr gearbeitet werden. Ruhe, Konzentration, nichts Aufpushendes - das macht einen Hund sehr schnell sehr müde. Viel mehr, als wenn man action macht.

    Gut, Mannschärfe beim Weimaraner kommt in der Entwicklung erst später. Muss man sich echt beraten lassen.

    Vielleicht ist aber gerade die Rettungshundearbeit da gar nicht so verkehrt, da suchen die doch auch Menschen und verbinden fremde Menschen somit mit Belohnung oder nicht?

    KBB hat zwei junge DK-Mixe auf der Seite.

    Ob ein Hund schon unkontrolliert gejagt hat, kann man sicher sehen, wenn man sich den Hund ansieht. Zum Beispiel im Bereich Impulskontrolle. Schmeiß da mal nen Ball - da wird man sicher einiges dran ablesen können. Oder Reizangel oder so was. Machen viele Jäger ja auch schon mit den Welpen.

    Ob ein Hund bei der Arbeit Wild stehen lässt, um seinen Job weiter zu machen - hat man das Risiko nicht bei vielen Rassen? Oder wenn ne läufige Hündin daher kommt oder eine Umgebung danach riecht? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass gerade Jagdhunde einen ganz klaren Fokus haben. Mein DK hätte für Arbeit alles stehen und liegen lassen und lies sich auch nicht so schnell aus dem Konzept bringen oder ablenken.

    Guck doch mal im Jagdhundehalterforum, da gibt es soweit ich weiß eine eigene Rubrik zu dem Thema Rettungshundearbeit. Vielleicht können die Dir da nen Hund empfehlen.

    Ansonsten weiter gucken, Infos sammeln, aber die Richtung DK oder Weimaraner (bis auf den Schutztrieb - das muss man bedenken) scheint schon richtig zu sein. Wenn die ernsthaft arbeiten - da sehen viele Rassen alt gegen aus. Vielleicht wäre ein Drahthaar-Vizsla noch ne Option? Oder ein Vizsla aus echter jagdlicher Zucht?

    Die Erklärung ist eigentlich recht einfach. Hunde lernen situativ und umgebungsorientiert. Wenn nur Du diejenige bist, die das übt, ist das Verhalten nur für diesen Bereich erlernt, aber noch lange nicht generalisiert, d.h. auf andere Situationen und auf andere Umgebungen übertragbar.

    Manchen Hunden reicht es, wenn trotzdem noch ein Familienmitglied im Haus ist, bei manchen bricht die Welt zusammen, wenn der wichtigste Mensch die Familie verlässt. Und wer weiß, ob Deine Familie durch gutes Zureden und Aufmerksamkeit auf das Verhalten nicht noch unbewusst negativ Einfluss genommen hat.

    Ich würde Dir raten, das Alleinebleiben in allen möglichen Konstellationen und Situationen weiter zu festigen, Deine Familie evtl. mit einzubinden und ganz wichtig: jeder Hund sollte auch getrennt von dem anderen Hund alleine bleiben können.

    Der junge Hund sollte die Möglichkeit bekommen, auch zu lernen, ohne den Boxer alleine zu bleiben. Also genauso aufbauen, als wenn man nur den einen Hund hätte.

    Denn es kann sein, dass die Dogge NUR mit dem Ersthund alleine bleiben lernt, es aber dann, wenn es mal anders ist, nicht mehr kann. Und da sich Lebenssituationen immer mal ändern können (ein Hund stirbt, man muss/will/kann nur einen Hund mitnehmen), würde ich dringend darauf achten, das mit dem Jungrüden alleine auch zu üben, ebenso wie ich ganz viele Sachen mit ihm alleine machen würde, damit er nicht nur ein Schattenhund wird. Das führt später in den meisten Fällen zwangsläufig zu Problemen.

    Auch wenn der Appenzeller ein Hüte- und Treiberhund ist, muss das Verhalten damit gar nichts zu tun haben.

    Kann auch eine Kontrollverlustangst sein also Trennungsstress/Frustproblematik.
    Dazu müsste man wissen, ob der Hund Deinen Eltern immer hinterherläuft, ob er gut alleine bleiben kann, ob er es ertragen kann, wenn er mal nicht in die Nähe darf, weil man zum Beispiel in einen anderen Raum geht, den Hund auf seinen Platz schickt, ihn irgendwo anbindet und sich entfernt usw.

    Sind Deine Eltern glücklich so mit dem Hund und haben keine Probleme? Musst oder willst Du Dich dringend mit dem Hund beschäftigen? Ist das Verhalten im Alltag häufig ein Problem und wenn ja, eher für Dich oder für Deine Eltern?

    Es gibt halt Hunde, die sich eng an ihre Besitzer anschließen und fremde Menschen da nichts zu sagen haben. Finde ich bei einem eh distanziertem Hund wie dem Appenzeller auch ok. Arbeiten könnte man höchsten an der Frustrationstoleranz, dass er lernt, es kurz zu ertragen, wenn seine Leute nicht da sind bzw. sich einfach etwas ruhiger verhält.
    Und auf jeden Fall überprüfen, ob der Hund ernsthaften Stress hat, wenn sich seine Menschen entfernen, weil er vielleicht zu "abhängig" ist - entweder, weil er dann einen Kontrollverlust erleidet oder echte Trennungsangst zeigt. Daran sollte man dann im Sinne des Hundes auf jeden Fall was ändern.

    Appenzeller kontrollieren gerne Ressourcen und grenzen diese gegen andere ab. Und Ressource kann alles sein, Bewegungsfreiraum, Liegeplätze, Futter, Spielzeug, aber eben auch der Mensch.
    Gibt es vielleicht noch weitere Auffälligkeiten, die auf den ersten Blick nicht so ins Auge fallen? Vielleicht könnt ihr das ja mal testen.

    Willst Du denn weiter 50 EUR ausgeben oder suchst Du ein besseres UND billigeres Futter?

    Fürs gleiche Geld bekommst sicher einige Futtersorten, die deutlich besser sind als Eukanuba.

    Ich würde auch bei der Aufzucht einer großen Rasse nicht am Futter sparen, aber dafür würde ich nicht so lange Puppy oder Junior füttern, sondern ab 4. oder 5. Monat Adult Futter, das ist auch günstiger als Puppy und Junior.

    Scheinbar habt ihr euren Hund ganz nett dressiert und mit Futter bestochen, aber nicht erzogen.

    Beim Welpen konditioniert und dressiert man immer erst mal, aber dann muss man irgendwann auch mal etwas Realität und Ernsthaftigkeit in die Übungen bringen, Ablenkung steigern, in anderer Umgebung weiter üben (generalisieren - Hunde sind Umgebungslerner).

    Scheinbar habt ihr da, wie viele andere auch, den Absprung nicht mit bekommen. Nur weil der Hund für Lecker vor der Nase ein bisschen Hier, Sitz und Platz kann, heißt das noch lange nicht, dass man das im Alltag dann direkt schon so verwenden und nutzen kann. Dazu gehört einiges mehr und eine (Futter)Belohnung sollte nur dann erfolgen, wenn der Hund auch eine entsprechende Leistung gebracht hat. Wenn man diese Leistung nicht erreichen kann, müsste man den Hund entsprechend sichern, um sein Kommando auch durch setzen zu können. Oder aber mal nicht rufen, wenn man weiß, der Hund wird eh nicht kommen. Und weiter den Rückruf üben z.B. mit einer Schleppleine.

    Dass der Hund auf dem Platz gut hört ist logisch, Hunde lernen umgebungs- und situationsorientiert. Übertragen auf das echte Leben muss man das Erlernte dann schon selbst. Und das Futter irgendwann auch mal abbauen.

    Dass euer Trainer euch da nicht weiter helfen kann, finde ich sehr schade. Die Aussage, dass der Hund seine Position verteidigen will, halte ich für unhaltbar. Welche Position will er gegen wen verteidigen? Welche Position hat er denn? Dass ein Hund in der Pubertät risikoreicher wird, etwas in Frage stellt und auch mal nicht hört oder hören kann, ist ja bekannt.

    Die Frage ist ja nur, wie schaffe ich es, dass ich meinen Hund wieder halbwegs einordnen kann. Dazu gehört Präsenz, Vorausschaubarkeit, Anleitung, auch mal Grenzen setzen, den Hund annehmen, auch wenn er mal Quatsch macht, Sicherheit geben usw.

    Momentan würde ich den Hund erst mal so sichern, dass der nicht jagen und Passanten anbellen kann.
    Und die Hausregeln mal überprüfen und schauen, wie oft der Hund am Tag eigene Entscheidungen trifft, wie oft ich mich durchsetzen kann, wer den längeren Atem hat usw.

    Raten würde ich zu einem Einzeltrainer, damit sich das unerwünschte Verhalten durch zu viel Erfolg des Hundes (Selbstbelohnung) nicht einschleift.

    Die Hundeschule, die euch jetzt schon nicht mehr weiter helfen kann, würde ich persönlich sausen lassen, da es ja keinen Sinn macht, wenn der Hund da alles kann, ihr zuhause aber die Probleme habt und der Trainer auch nicht weiter helfen kann.