Beiträge von gorgeous2000

    Ich denke, dass das Verhalten Deines Hundes in diesem Fall schon sehr stark ritualisiert ist.
    Der Auslöser kann ja schon früh gewesen sein, wenn er euch auch schon versucht hat, zu berammeln. Vielleicht war es da noch Stress und Übersprungshandlung.
    Wenn er danach so viele Gelegenheiten hatte, dieses Verhalten zu zeigen, hat sich das scheinbar inzwischen gefestigt und ritualisiert.
    Der Hund hat sicherlich schon die Erwartungshaltung, Hunde nur anhand des Geruchs zu sortieren und ist immer auf der Suche nach dem guten Geruch.

    Das zu unterbinden wird erzieherisch kaum noch möglich sein. Zumindest nicht mehr im direkten Kontakt mit anderen Hunden. Erzieherisch müsste man da viel weiter vorne anfangen und zunächst in Stellvertreterkonflikten üben und bis dahin, jegliche Hundekontakte erst mal vermeiden. Und da stellt sich dann die Frage nach der Lebensqualität des Hundes, wenn er auf einmal stark eingeschränkt wird und über einen längeren Zeitraum gar keine Hundekontakte mehr hat. Und ob ihr euch überhaupt zutraut, ein striktes und klar durchdachtes Training durch zu ziehen, vor allem mit sehr wahrscheinlich wenig Erfolgsaussichten.

    Zusätzlich würde ich mir Sorgen um die Gesundheit des Hundes machen und diese auch in den Vordergrund stellen.

    Und aus diesem Grund würde ich in diesem speziellen Fall DIREKT und ohne Umwege kastrieren, auch wenn ich grundsätzlich der Meinung bin, dass man erzieherisch durchaus Einfluss nehmen kann. Aber wenn da die letzten 4 Jahre nichts geschafft wurde und der Hund das Verhalten einfach weiter zeigen durfte, würde es jetzt wahrscheinlich sehr lange dauern, da erzieherisch überhaupt wieder Grund rein zu bringen und die Frage ist, ob man das dem Hund echt zumuten möchte.

    Selbst bei einer Kastration ist zwar die Frage, ob das Verhalten damit überhaupt aufhört oder ob man nicht doch parallel trainieren muss, denn wenn das Verhalten ritualisiert gezeigt wird, hat die Wegnahme des Testosterons eher wenig Einfluss.

    Wo war der Hund vorher? Wurde das Alleinebleiben da schon trainiert oder falsch trainiert oder gar nicht oder was das womöglich der Abgabegrund?

    Wie verhält sie sich, wenn Du da bist? Ist sie da immer in Deiner Nähe oder kannst Du sie auf Abstand oder in ihr Körbchen schicken?
    Läuft sie Dir viel nach im Haus?

    Eigentlich kannst Du nur wie bei einem Welpen sehr kleinschrittig üben.

    Erst mal im Haus Nähe und Distanz zu Dir regeln. Mal in ein anderes Zimmer gehen und Hund darf nicht mit.
    Erst wenn das in der Wohnung geht und der Hund entspannt bleibt, kannst Du kurz mal das Haus verlassen und sofort wieder kommen.
    Dann etwas länger. Dann weiter verlängern und hier sprechen wir nur von Sekunden und Minuten. Direkt 15 oder 20 Minuten ist einfach deutlich zu lange.

    Falls sie bei Deinem Weggeh-Ritual (Jacke anziehen, Schlüssel nehmen) schon unruhig wird, müsstest Du zusätzlich erst da ansetzen und die Erwartungshaltung des Hundes verändern.

    Ich denke, das wird sicher ein paar Monate dauern und bis dahin sollte vermieden werden, dass der Hund länger alleine ist und dann bellt, jault und Dinge zerstört, da das jedes Mal einen Rückschritt bedeutet.

    Und grundsätzlich würde ich immer vermeiden, den Hund kurz vorm Weggehen zu hoch zu drehen. Also Spaziergang und Beschäftigung klar, aber dann muss zwischen dem und Deinem Weggehen mindestens eine halbe Stunde liegen, wo der Hund erst mal runter kommen kann.

    Du kannst ihr was zu Kauen geben, einen Geruch von Dir da lassen, Radio oder Fernseher anlassen - das hilft manchmal.

    Ob man sich verabschiedet oder den Hund begrüßt ist aus meiner Sicht eher unerheblich und hat nichts damit zu tun, ob ein Hund es toleriert, alleine zu sein, oder nicht.

    Jeder hat so seine Rituale.

    Grundsätzlich wird der Chip ja als Testlauf für eine mögliche Kastration angewandt.

    Wenn das Verhalten sich unter der vollen Wirkung des Chips zur Zufriedenheit von Mensch und Hund verändert, sollte man eigentlich immer unter der Chipwirkung kastrieren, um unnötiges hormonelles Durcheinander zu vermeiden.

    Aus diesem Grund macht für mich das Setzen mehrerer Chips eigentlich auch keinen Sinn.

    Ich würde den Kontakt erst mal nur außerhalb des Büros zu lassen, am besten über "social walks" an der Leine.

    Eine erste Begegnung direkt im Büro war wahrscheinlich auch eher ungünstig und die Hunde waren ja sicher auch nicht an der Leine, oder?
    Besser wäre es gewesen, ihr hättet euch fürs erste Mal privat verabredet und die Hunde hätte sich auf neutralem Boden kennen gelernt. So ist es jetzt etwas blöde gelaufen und es kann sein, dass die weitere Zusammenführung davon jetzt ungünstig beeinflusst wird.

    Im Büro würde ich jedem Hund einen Liegeplatz zuweisen, im Zweifel Box, so weit wie es geht voneinander entfernt und am besten ohne direkten Blickkontakt. Wenn weiterhin Ruhe im Büro sein soll, müssen die Hunde lernen, dass dort nur gelegen und geschlafen wird und weiter nichts stattfindet.

    Selbst, wenn sie sich später gut verstehen, sollte Ruhe im Büro herrschen, denn es könnte sonst ja auch ein Problem sein, wenn die beiden in eurer Abwesenheit spielen oder sich mal in die Wolle kriegen und ihr seid nicht dabei.

    Von daher würde ich dort freie Begegnungen gar nicht erst zulassen und die Hunde so sichern, dass sie keinen Kontakt haben, auch wenn ihr mal nicht im Büro seid.

    Wie lange ist der Hund jetzt schon bei Dir?

    Ich würde als erstes so viele Außenreize ausblenden, wie es nur geht (Prinzip Glasglocke), also möglichst nur da kurz spazieren gehen, wo diese Reize nicht auftauchen.

    Dann würde ich zunächst nur in Stellvertreterkonflikten trainieren was Impulskontrolle und Frustrationstoleranz angeht. Am besten erst mal nur zuhause ohne Ablenkung. Dann im Garten, dann in reizarmer Umgebung.

    Und dann bewusst leichte Reize wieder mit einbauen, dann schwerer werden.

    Direkt im Konflikt wirst Du keine Möglichkeit haben, das Verhalten deutlich zu verbessern, vor allem, wenn der Hund vielleicht schon erlerntes Verhalten zeigt.

    Die restliche Zeit würde ich von so einem jungen Hund ausschließlich Ruhe einfordern, mehrmals am Tag nur kleine Übungseinheiten einbauen und nach Möglichkeit gezielte Kontakte zu ruhigen und erwachsenen Hunden ermöglichen.

    Gerade beim Border Collie ist es wichtig, dass er Ruhe lernt und erst mal mit kleinsten Reizen konfrontiert wird, die er noch aushalten kann. Das Aushalten kann ich dann wieder belohnen und die Übungen erschweren.

    Ansonsten würde ich im Haus nur noch ein Abbruchsignal üben und den Hund auf seinen Platz zu schicken.
    Sitz, Platz und so was erst mal weg lassen und sich auf das Wesentliche konzentieren.

    Und Ruhe, Ruhe, Ruhe. Das ist für einen reizempfänglichen Hund das schwerste und das, was er unbedingt lernen muss.
    Auf keinen Fall irgendwas Hochpushendes machen.

    Der Hund ist noch sehr jung, da reicht mehrmals am Tag eine kleine Pipirunde, ein bisschen ruhiges Erkunden der Umgebung, mal irgendwo hinsetzen und NICHTS machen.

    Sicherlich wird der sehr junge Hund in Anbetracht der großen Welt noch sehr unsicher sein. Und Kleinhunde neigen da einfach auch schneller zum Verbellen von Reizen, die sie noch nicht einordnen können.

    Hier ist es gefragt, gezielt Reize zu schaffen, die der Hund händeln kann, um ihm gute Lernerfahrungen zu ermöglichen.

    Ich würde von daher alles viel langsamer angehen und den Hund nicht überreizen.

    In dem Alter sollte der Welpe erst mal ZUHAUSE ankommen und mehr als Wohnung und Garten muss er da noch gar nicht sehen.

    Ich würde also auf größere Unternehmungen erst mal verzichten und nach und nach oder pro Woche höchstens ein bis zwei Mal neue Situationen einbauen, die Du selbst überschauen und wo Du Deinem Hund helfen kannst.

    Und auf jeden Fall sollte der Hund ausreichend schlafen und Ruhe lernen.

    Das, was Du alles letztes geschrieben hast, würde ich defintitiv noch mal überdenken. Du schreibst, Du macht eine Menge mit ihm, Spielen bis zum Umfallen, gassi gehen, Freunde besuchen.

    All das würde ich drastisch runter schrauben und auch die Besuche auswärts auf etwas später verschieben.

    Du ziehst Dir sonst einen ruhelosen Hund heran, der die vielen Reize gar nicht mehr verarbeiten kann.

    Kann sein, dass das Bellen schon das erste Anzeichen ist, dass der junge Hund schon extrem überfordert ist.

    Ganz so dramatisch muss man es nun aber auch nicht sehen.

    Dem Hund geht es gut, der Besitzer ist bemüht, nimmt Ratschläge an und hat die Fehler ja selbst schon gesehen.
    Und es ist noch lange nicht aller Tage Abend.

    Was der Züchter jetzt genau damit zu tun haben soll, erschließt sich mir nicht. Klar kann man Züchter auch um Rat fragen, man kann es aber auch lassen. Beim Thema Erziehung sind auch nicht alle Züchter mit ausreichend Wissen gesegnet.

    Und ich persönlich muss auch mal sagen, dass ich andere Fälle durchaus schlimmer für einen Hund finde. Nämlich zum Beispiel, wenn er zu viel Freiheit hat, viel zu viel gemacht wird, er in jungen Jahren ständig neue Reize bekommt, ständig auf Hundeversammlungswiesen rum laufen soll usw. Das dicke Ende kommt dann nämlich hinterher erst. Wenn der Hund nämlich genauso wenig im Freilauf unter Ablenkung hört, ständig nur die Erwartung hat, andere Hunde zu treffen und zu "spielen", ständig zu fremden Leuten läuft, um diese zu belöstigen usw.

    Und genau da sehe ich bei vielen Labradoren (die ich jetzt mal ganz bewusst nicht durch "Hund" ersetze) ein großes Problem. Nämlich dass bei so einem Typ Hund grundsätzlich andere Hunde und fremde Menschen einen großen Anreiz bieten. Spaßorientiert und deutlich weniger personenbezogen als andere Rassen schafft man sich mit zu viel Freilauf da unter Umständen auch ganz andere Probleme, die man gerade hier im Forum auch sehr oft zu lesen bekommt (Hund frisst alles, was er finden kann; Hund rennt ständig zu allen anderen Hunden/Menschen hin).

    Von daher sehe ich es jetzt nicht so ganz dramatisch, dass der Hund noch nie von der Leine war. Er hatte aber Hundekontakte, darf sich frei im Garten bewegen (auch wenn das natürlich deutlich langweiliger ist), die Besitzer bemühen sich um Erziehung, er lebt mit seinen Menschen eng zusammen, geht zur Hundeschule.

    Und ich kenne leider nur sehr wenig Labradore mit denen gearbeitet wird, aber das ist auch ein anderes Thema.

    Im ersten Jahr ein bisschen mehr Ruhe zu haben, im Zweifel auch mal mehr an der Leine zu sein, schadet doch erst mal nicht und verhindert viele andere Probleme. Deswegen muss der Hund noch lange nicht unglücklich sein. Es gibt sogar die Theorien, dass viel Freiheitsbegrenzung durch Leine gerade im ersten Jahr durchaus vorteilig sein kann. Der Hund lernt erst gar nicht, sich allzu weit zu entfernen und hält womöglich dann auch einen besseren Radius ein.
    Was genau passieren würde, wenn man diesen Hund jetzt ableint, weiß man ja auch nicht. Der wird sich ja wohl kaum von dannen machen.

    Natürlich hätte man von Welpe an, sich den Folgetrieb besser zunutze machen können, aber nach oben ist doch noch so viel offen. Ich finde, hier ist nur einiges verpasst worden.
    Bei anderen Anfängern sind aber ganz andere Fehler sehr oft viel schlimmer.

    An die Threadstellerin: lass Dich nicht entmutigen, üb einfach weiter, der Rest kommt von ganz alleine. Und ich finde es toll, dass Du selbst Deine Fehler erkannt hast und Dich sehr bemühst, etwas zu verändern.

    Ein Zweithund ist wirklich keine gute Idee.
    Unterschätz die Synergieeffekte nicht.
    Zwei Hunde machen auch doppelt Blödsinn.
    Und vierfach Arbeit.

    Mehrhundehaltung ist was Schönes und auch für die Hunde toll, aber was bei einem Hund schon nicht oder nur so halbwegs klappt, geht mit zweien dann definitiv nicht mehr.
    Da würde ich lieber dafür sorgen, dass Dein Hund mehr Lebensqualität (MIT DIR) bekommt, frei laufen kann, arbeiten DARF und erst mal fertig ausreift. Der Labrador ist erst mit 3 bis 4 Jahren richtig erwachsen, das ganze Erwachsenwerden hast Du noch vor Dir, da wird es ja nicht leichter, sondern gerne auch noch mal schwerer.

    Ich würde lieber mehr Zeit und vielleicht auch Geld investieren, dass der eine Hund ordentlich erzogen wird, dadurch wieder mehr Freiräume bekommt und auch mehr möglich ist UND vor allem, dass er seiner Natur gemäß rassegerecht beschäftigt wird.

    Hunde lernen zunächst umgebung- und situationsorientiert - dass die meisten Hunde in der Hundeschule besser funktionieren als Zuhause, ist nicht selten.
    Zudem ist der Mensch die eine Stunde in der Woche auf dem Platz deutlich mehr bei der Sache, hat permanente Anleitung und die Dinge, die da von Anfang an geübt werden, sind für den Hund dann schnell normal.

    Ich finde, dass es eigentlich ein gutes Zeichen ist, dass Dein Hund sich immer noch in der Hundeschule so wenig ablenken lässt, es zeigt doch, dass sie sich auch unter Ablenkung konzentrieren kann, gerne was arbeitet und ausreichend will-to-please mitbringt, mit dem sich doch gut arbeiten lässt.

    Die Übertragung auf das echte Leben ist da einfach was ganz anderes. Vermutlich habt ihr da einfach den Zeitpunkt verpasst, rechtzeitig dran zu bleiben und das Gelernte aus der Hundeschule auch alleine weiter zu führen.

    Von daher glaube ich, dass Du mit Deinem Training, wenn Du es jetzt gut überlegt und mit einem Plan im Kopf so weiter führst, auch weiter kommen wirst.

    Einfach dran bleiben und das Versäumte noch in die richtigen Bahnen lenken.

    Labradore sind Spätentwickler, von daher ist der Zeitpunkt vielleicht noch ganz gut - Pubertät kommt meistens erst später und bis dahin sollte beim Hund das Fundament halbwegs sicher sein, damit er nach der Pubertät darauf zurück greifen kann.

    Ich denke, Du bist da auf einem guten Weg und wirst Dein eigenes System schon finden. Mach das, wovon Du denkst, dass es funktioniert. Ob jetzt Schlepp- oder Flexileine - das musst Du einfach gucken, was für euch da Sinn macht.

    Wichtig ist nur, dass der Hund einen Unterschied zwischen "ich darf (noch) ziehen" zu "ich muss auf meinen Besitzer achten" sieht und man somit auf Dauer längere Sequenzen der Aufmerksamkeit des Hundes hat.