Ich denke schon, dass auch oder vielleicht sogar gerade Welpen sich sehr aggressiv verhalten können.
Die Ursachen dahinter können ja verschiedene sein.
Genetik kann ein Grund sein (habe selbst schon Welpen gesehen, die sich innerhalb des eigenen Wurfes ernsthaft ans Leder wollten).
Nervösität/Unruhe der Mutter kann ein solches Verhalten mit bewirken, dass die Welpen schon frühzeitig (bereits im Mutterleib) mit gestresst werden und sich das schon im Gehirn abspeichert).
Wenn ein Hund sehr viel Stress ausgesetzt wird, verändert sich das Gehirn entsprechend. Hormone und so weiter reagieren darauf und das macht sich natürlich langfristig bemerkbar.
Reizarmut oder Überreizung lässt einen jungen Hund ebenso schnell überreagieren, wenn er nicht weiß, wie er sich einer Situation stellen soll.
Letztendlich hat ein Hund ja erst mal nur 4 Möglichkeiten, in einem Konflikt zu handeln: freeze, flight, fight und flirt.
Je nach Typ und je nach Situation wird eine der 4 Möglichkeiten gezeigt. Die Lösung, die sich am besten bewährt, wird natürlich zukünftig häufiger gezeigt.
Letztendlich ist ein ängstlicher Welpe nichts anderes als ein "aggressiver" Welpe. Je nach Typ und je nachdem, was er abgespeichert hat durch Vorerfahrung, wird sich das im späteren Leben auch zeigen.
Bei jungen Hund ist Stress ein sehr großer Auslöser. Der eine knurrt halt direkt, der andere haut ab und versteckt sich.
Alles spricht dann für einen nicht besonders ausgeglichenen Hund, der frühzeitig gelernt hat, mit Konflikten umzugehen und eine Lösung zu finden und diese dann während der Synapsenbildung im Gehirn entsprechend zu veknüpfen.
Dabei ist es fast egal, ob der Hund nur gute oder nur schlechte Erfahrungen gemacht hat.
Was heißt gut, was heißt schlecht? Ist gut immer nur, dass alle lieb zu ihm waren? Ist schlecht, wenn er grob behandelt wird? Das alles wird Auswirkungen haben - das ist klar, aber es muss nicht automatisch zu Verhaltensproblemen führen.
Schwierig ist, wenn ein Hund in den ersten Lebenswochen gar keine Erfahrungen machen durfte, weil er vielleicht nur im dunklen Stall aufgewachsen ist. Synapsenverbindungen können so nicht entstehen und diese werden nachträglich nicht mehr gebildet.
Ein Hund, der Erfahrungen gemacht hat, egal welche, ist da immer im Vorteil.
In den meisten Fällen, wenn Welpen sich nicht "welpentypisch" verhalten, ist der Grund sicherlich Überforderung und wenn das häufig passiert, dass der Hund in einem für ihn extrem stressigen Umfeld aufwächst, wird das Nervenköstum natürlich auf Dauer nicht besser.
Die Gründe dafür müssen nicht ersichtlich sein, manchmal geht es um kleine Details, die langfristige Auswirkungen haben.
Beispiel: bei uns in die Welpenstunde kamen Leute mit einem 8 oder 9 Wochen alten Mix. Dieser Hund verhielt sich total aggressiv (aus Unsicherhat, das hat man gesehen). Der hatte nur ne Bürste, war am Knurren, ließ keinen an sich ran. Nach 20 Minuten war der so erschöpft, dass er mitten in der Welpenstunde eingeschlafen ist.
Das war sehr ungewöhnlich und so haben wir noch mal nachgefragt, wie der Hund aufgewachsen ist und woher der kommt.
Es stellte sich raus, dass der Hund bei den Nachbarn geboren wurde und diese Leute "ihren" Welpen schon ab der 2. Woche immer mal wieder stundenweise mit nach Hause genommen haben.
Die wollten also alles richtig machen und ihren Welpen, weil er ja nebenan lebte, schon frühzeitig ans neue Zuhause und an sich zu gewöhnen.
Und so wurde der Welpe regelmäßig schon der Mutter und den Geschwistern entrissen und rum geschleppt.
Was das für Auswirkungen hat, wenn man sich die verschiedenen Entwicklungsstadien ansieht, kann man sich ja denken.
Und die Leute dachten auch, dass ihr Hund besonders gut sozialisiert war. Und dann ist der Schuß richtig nach hinten los gegangen.
Gut gemeint ist meistens nicht gut gemacht.
Und selbst wenn der Rest prima war, kann genau diese Handhabe der Menschen zu dem Verhalten des Hundes geführt haben.