Beiträge von AnnetteV

    Noch ein Punkt, der mir auffiel: Es ist durchaus sinnvoll, daß der Hund sich beim Spaziergang/Training Futter erarbeitet. Aber nach neueren Erkenntnissen sollte es auf keinen Fall die ganze Tagesration sein. Die Unsicherheit - bekomme ich auch wirklich, was ich brauche? - führt nämlich zu erhöhtem Stress, und das ist bei einem Hund mit Unsicherheitsproblem natürlich genau das Gegenteil von dem, was man erreichen will. Der größte Teil des Futters sollte also ohne Gegenleistung aus dem Napf gegeben werden, der kleinere Teil kann als Belohnung dienen. Nichts spricht dagegen, daß dieser kleinere Teil besonders lecker ist. Aber der Grundbedarf sollte ohne Vorleistung des Hundes gedeckt sein.

    Hast Du Quellen zu diesen neueren Erkenntnissen?

    Meiner Erfahrung und meinen Quellen nach, kann ein Hund so abstrakt wie 'bekomme ich auch wirklich, was ich brauche?' gar nicht denken. Wenn Hunde wüssten, dass das Herrchen oder Frauchen schon dafür sorgen wird, dass da morgens und abends immer der volle Napf dastehen wird, gäbe es keine, die trotz täglich vollem Futternapf während den Spaziergängen jeden Mist fressen würden. Hunger führt zu Stress, ja, aber ich wage zu bezweifeln, dass das das Stresslevel erhöht. Meine Erfahrung ist, dass meine Hunde im Gegenteil eher ruhiger werden, sobald sie wissen, dass sie für gewisse Verhaltensweisen ziemlich sicher Futter abstauben. Der Knackpunkt ist aber auch hier die Konsequenz - bin ich als Mensch unklar in meinem Verhalten und weiss der Hund nicht, was von ihm verlangt wird, kann er gar nicht richtig handeln und das wiederum erzeugt durchaus Stress.

    Meine Hunde hungern nicht, sind weder futterneidisch (ganz im Gegenteil sogar), noch um Futter herum gestresst und kriegen nur alle paar Tage mal ihr Futter aus dem Napf. Natürlich kann damit Schindluder betrieben werden, aber nur weil man dem Hund nicht täglich aus dem Napf füttert, quält oder stresst man ihn nicht.

    Was ich dabei interessant finde, ist, dass es hierzulande schon einige Rassen gibt, die es so in Deutschland weniger oder nicht in diesen Mengen gibt.
    Staffis z.B. - hier im Grunde wohl die häufigste Rasse! - gelten als Familienhunde. Und dann eben Wuschels aller Art - die meisten wohl irgendeine Mischung wie das ganze Gedoodel. Und eben auch einige BCs.

    Mein Mann als Jogger, der mit Hunden schon viele schlechte Erfahrungen gemacht hat, sagte aber erst vor kurzem, dass die Hunde hier viel friedlicher und besser erzogen wären als in D. Er hatte hier in über einem Jahr nicht einen Vorfall mit einem aufdringlichen/aggressiven Hund. In D etwa einmal in der Woche.

    Hier mag einiges anders laufen als in D, was die Rassen, Zucht, Vermehrung usw. angeht, aber so falsch scheint die Hundehaltung hier nicht zu sein. Ich hab hier vor Ort auch noch nichts von Beißvorfällen mitbekommen.

    Mal schauen, wenn es heute passt, wollen wir mal zu dogstrust zum schauen...

    Interessant - so unterschiedlich ist die Wahrnehmung. Ich behaupte, die Hunde sind grundsätzlich schlechter erzogen - aber im Wesen viel freundlicher. Das was hier als Border Collie in der Familie herumläuft, ist verglichen mit dem, was ich auf dem Kontinent unter demselben Namen kenne, ein Golden Retriever im schwarz-weissen Fell. Auf der Wiese herrscht Anarchie - jeder wird auf jeden losgelassen und dann steht man da und beobachtet das 'nette Spiel', was zwischen Mobbing und einem chaotischen Durcheinander alles sein kann. Aber ja - Beissereien gibt es hier trotz allem interessanterweise selten, weil sich wohl nur die auf die Wiese trauen, deren Hunde andere Mechanismen gefunden haben als anzugreifen.

    Unverständnis hangelt es allerdings dann, wenn man den eigenen Hund dann nicht mit jedem anderen 'spielen' oder ihn 'hallo sagen' lassen möchte oder kann. Ich glaube, auf 'Idiotensicherheit' und 'Familientauglichkeit' wird hier grösstmöglicher Wert gelegt. Was dem nicht entspricht wird gnadenlos beseitigt (lies: eingeschläfert) oder eben auf entsprechenden Internetportalen verscherbelt. Es wird erwartet, dass Hunde sich jederzeit freuen, angefasst und geknuddelt zu werden. Diejenigen meiner Hunde, die stadttauglich sind, haben alle gelernt, derartige Attacken geduldig und ignorant über sich ergehen zu lassen und werden dafür auch entsprechend entlöhnt. Erwachsene Menschen, selbst oft Hundehalter, überfallen die Hunde mit Getöse und mit Vorliebe von hinten und streicheln, herzen und umarmen die armen Viecher was das Zeug hält. Kinder sind da interessanterweise häufig vorsichtiger als ihre Eltern...

    Ich wünsche Euch jedenfalls viel Spass beim dogstrust - und lasst Euch nicht entmutigen, wenn gerade kein passender Hund dabei ist - der richtige kommt bestimmt!

    Meine Frage wäre, was Du aus einer Hundebegegnung für Dich als Mensch mitnehmen möchtest? Wäre die logische Konsequenz aus der Episode, dass Du Dich jetzt, wenn Dir etwas nicht passt, vor Deinem Hund auf alle Viere sinken lässt und ihn einmal knackig auf den Boden knallst?

    Ich bin kein Hund und meine Hunde wissen das. Ich kommuniziere mit meinen Hunden anders als ich es mit Mitmenschen tue und mein Hund kommuniziert mit Hunden anders, als er es mit mir tut.


    Gerade bei den Sprollies unterstützt dein Beitrag aber den Gedanken, den Hund kennen zu lernen. Das hätte ich wohl sonst nicht mal in Betracht gezogen.

    Häufig frage ich ja auch nach bestimmten Rassen, die im Mix sind. Den Lakeland Terrier z.B. kannte ich zuvor gar nicht.

    Was das billig verramscht angeht - wenn ich einen Hund aufnehme, rechne ich mit einem ähnlichen Betrag wie im TH - also so 100-250 Pfund. Will der Besitzer viel mehr, denke ich an einen versteckten Händler (vor allem bei Designer-Dogs wie bei dem Snoodle). Will er viel weniger, schaue ich, was dahinter steckt.
    Klar, kritisch muss man bei Aufnahme von privat sein. Aber es kann doch auch gut klappen.

    Ja, ohne Kennenlernen gehts nicht - aus Erfahrung weiss ich aber, dass sich Leute dann, wenn der Hund so vor ihnen steht, sehr schnell weichklopfen lassen und ihn dann 'trotzdem' mitnehmen. Manchmal klappt das, oft aber leider auch nicht. Da die früheren Besitzer den Hund ja nicht zurücknehmen wollen - oder in manchen Fällen einfach nicht mehr zu erreichen sind, werden die Hunde dann zu Wanderpokalen, die immer und immer wieder auf den entsprechenden Seiten auftauchen. Das Tierheim nimmt den Hund zurück, lernt - im Idealfall - aus seinen Fehlern und vermittelt den Hund in passendere Hände.

    In einem DogsTrust Shelter bezahlt man zwischen £80 und £100 für einen Hund - also weniger als von Dir angegeben. Das kann man sich dort nur dank zahlreicher Spenden über grosse Publicity leisten. Dafür kriegst Du einen Hund, der ehrlich beschrieben, gechipt, transparent durchgeimpft und kastriert ist - und Du kannst ihn wieder zurückgeben, wenn er doch nicht in die Familie passen sollte. Bei einer Privatperson musst Du mit einer Wundertüte rechnen. Das kann natürlich gut gehen und vielleicht machst Du einen Glücksgriff - vielleicht aber auch nicht. Ich schätze das Risiko bei einer Privatvermittlung über diese Plattformen als viel höher ein.

    Die Händler sind übrigens nicht die, die mit einem einzelnen Hund das grosse Geschäft machen wollen - das haben die gar nicht nötig, im Gegenteil: die Masse machts, deswegen können sie die einzelnen Hunde ja relativ günstig abgeben. Nachschub ist ja genügend da oder kann gegebenenfalls besorgt werden. Es ist also ein Trugschluss, zu glauben, dass Händler horrende Preise verlangen.

    Ich frage mich gerade, ob die als Collie Mixe angebotenen Tiere nicht meist Border Collie Mixe sind und nicht vom "Collie" im eigentlichen Sinne... man sieht das ja nicht immer auf den ersten Blick. Umso wichtiger, das im Hinterkopf zu behalten.

    Richtig. Gerade wenn Du im Norden wohnst, ist der 'Collie Cross' mit allergrösster Wahrscheinlichkeit ein gemixter Border und kein Rough Collie. Auch hier sticht der DogsTrust wieder heraus: wenn immer möglich wird angegeben, ob der Hund ein Bordermix ist oder nicht.

    Was ich mir von euch hier erhoffe, sind ein paar kleine Hinweise auf rassespezifische Probleme, auf welche ich auch bei den Mixen achten sollte (Taubheit beim Dalmi z.B.).
    Daher würde ich eben verfügbare Hunde vorstellen und hätte gerne Anregungen und Meinungen, wo die Tücken sein könnten.

    Das ist doch aber fast unmöglich. Es ist sowieso ein kleines Lotteriespiel, Rassehunde an sich zu beschreiben - und hier spreche ich vom typischen Vertreter mit FCI-Papieren. Einen Hund einzuschätzen, den auch Du bislang nur aus dem Internet kennst, der aus zwei relativ unverwandten Rassen gemischt sein soll (wer prüft das nach? Waren die Elterntiere wirklich rasserein und rassetypisch?) und dazu noch billig verramscht werden soll, halte ich für ähnlich zuverlässig wie Wahrsagerei.

    Sprollies habe ich, wie erwähnt, schon einige angetroffen und die meisten davon waren gute Familienhunde - aber nicht, weil sie tatsächlich die rassetypischen Eigenheiten ihrer (angeblichen) Elterntiere zeigten, sondern weil sie, ganz im Gegenteil, keine besonderen Merkmale der Ausgangsrassen aufwiesen.

    Ich denke, hier kommen viele Hunde in Frage.

    Der Sheltie wurde ja schon genannt, der Berger des Pyrénées auch. Unkompliziert, freundlich, unglaublich vielseitig und nicht-haarend sind auch Pudel. Optisch sind sie nicht jedermanns Sache, aber sie sind tatsächlich ideale Begleithunde, die mit einem kleinen Programm an Auslastung auskommen, aber auch in fast jeder Hundesportart eine gute Figur macht - so man sie denn dahingehend fördert.

    Toller werden, soweit ich weiss, schwerer als 20 kg, werden aber (gerade) auch an Nichtjäger abgegeben. Ansonsten könnte unter Umständen auch einer der europäischen Spitze passen. Ich kenne Spitze als weniger sensibel als den durchschnittlichen Sheltie. Je nach Vorliebe was das Fell (und der damit verbundene Pflegeaufwand) betrifft, könnten auch Tibet Terrier, PON (Polski Owczarek Nizinny) oder Schapendoes eine Option sein.

    Aber einen (passenden) Hund aus dem Tierschutz zu holen finde ich natürlich generell eine grossartige Idee. :smile:


    Danke Dir für Deine Tipps - ich sehe, du kennst dich hier ein wenig aus. Bei dogstrust bekommen wir keinen Hund - da müssten die Kinder älter sein. Zumindest hier bei unserem Shelter. Tierheim kann ich noch mal konkret hingehen. Dass die nur die schwer vermittelbaren Hunde auf der Seite haben, wusste ich nicht.
    Bei den Kleinanzeigen bin ich mir der möglichen Händler bewusst. Aber wenn jemand einen 1jährigen Mix für 100 Pfund oder weniger abgibt, dann hab ich schon die Hoffnung einen ehrlichen HH zu erwischen, der nur das beste für den Hund will.

    Habt ihr beim DogsTrust denn nur den einen bestimmten Hund nicht erhalten, oder war das eine generelle Auskunft? Geeignete Hunde werden grundsätzlich schon an Familien mit jüngeren Kindern abgegeben - aber eben nicht, wenn es in der Vergangenheit des Hundes diesbezüglich schon einmal Probleme gab oder es sie in Zukunft geben könnte. Das hängt aber vom Einzelfall ab - jeder Hund wird individuell daraufhin getestet.

    Auch beim DogsTrust lohnt es sich, direkt und mit Kind und Kegel einige Male in den oder die nächsten Shelters zu gehen. So sehen die Mitarbeiter, dass es Euch mit Eurem Hundewunsch ernst ist. Es wird es Euch niemand übel nehmen, wenn ihr nicht gleich beim ersten Mal ein neues Familienmitglied findet - im Gegenteil, auch so zeigt sich, dass ihr die Geduld habt, auf den richtigen Hund zu warten.

    Die Gefahr, dass Du auf einer Internetplattform auf jemanden stösst, der für seinen Hund vielleicht das Beste will, ihn aber weder vernünftig erziehen konnte noch überhaupt einschätzen kann, was denn das Beste für den Hund ist, ist einfach riesig. Ja, es ist unglaublich einfach, sich von da einen Hund zu holen, das geht von heute auf morgen. Die Frage ist doch aber, weshalb das Tier überhaupt abgegeben wird. 'Keine Zeit' ist da eine merkwürdige Entschuldigung, denn da muss ich damit rechnen, dass das Tier nun 12 Monate lang - in seiner wichtigsten Junghundephase - nicht die Sozialisierung und Erziehung erhalten hat, die ein Familienhund braucht. Gerade wenn der Hund für einen kleinen Beitrag verscherbelt wird, ist die Gefahr gross, dass das Tier schnellstmöglichst verschwinden soll - egal, was in der Anzeige steht.