Sagt mal, wie reagiert ihr auf Angst bei euren Hunden?
Rhydian knurrt immer direkt alles an, was ihm unheimlich ist. Bisher habe ich ihm dann immer ein Touch angeboten und das dann geclickt, aber so rechte Erfolge sehe ich damit nicht.
Wäre Zeigen und Benennen da eine Lösung?
Ich will ihm ja wirklich eine Alternative anbieten und nicht nur das Knurren verbieten, das ja prinzipiell ok ist.
Ich bin auch immer unsicher, wie ich am besten reagiere, wenn er zB vor einer Person Angst hat, die ihn eigentlich gerne streicheln würde. Ich würde das ja dann gerne nutzen ihm zu zeigen, dass die Person gar nicht schlimm ist. Aber ich kriege ihn nicht so recht hingeführt.
Also: Wie macht ihrs?
Das kommt sehr auf den Hund und die Situation an. Wenn ich das richtig sehe, ist Rhydian ja noch sehr jung und wahrscheinlich in der Unsicherheitsphase. Da mache ich häufig kein grosses Federlesens mit Gelickere, sondern vergrössere, wenn immer möglich, den Abstand zum Objekt des Grauens, lege den Hund ab (oder binde ihn, wenn 'Platz-Bleib' noch nicht funktioniert, an) und gehe selber ruhig und unter Beobachtung des Hundes auf das Objekt zu, fasse es - sofern ich damit nicht gegen das Gesetz oder die guten Sitten verstosse - an, gehe drum herum und 'untersuche' es nach möglichen hundefressenden Geistern. Sind diese Erhebungen ergebnislos (was sie, wie man sich vielleicht vorstellen kann, meistens sind...) gehe ich wieder zum Hund zurück und fordere ihn fröhlich dazu auf mit mir weiter und am Objetzt des Grauens vorbeizugehen. Je nach Zeit, Hund, Lust und Laune kann es auch sein, dass ich den Hund dazu auffordere, den Gegenstand nun mit mir zusammen zu erkunden. Falls er jetzt mitkommt wird gelobt und bestätigt, was das Zeug hält.
So schlage ich gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe: der Hund lernt, dass Angst zeigen in Ordnung ist und ernst genommen wird, dass die komische Tante aber unglaublich mutig ist, bzw. keine Angst hat, mit der Situation offenbar vertraut ist und diese lösen kann. Ich mache bewusst kein Trara um das Hingehen und schaue den Hund bei der Untersuchung des Gegenstandes auch nicht an - schliesslich suche ich in dem Moment ja immerhin nach hundefressenden Geistern. Ich verweile auch nicht allzu lange, sondern gehe hin, umrunde und berühre den Gegenstand relativ zackig, aber ohne Eile, eben um Sicherheit zu vermitteln.
Gerade junge, gut sozialiserte Hunde aus vernünftiger Zucht lassen sich durch solche Aktionen fast immer sehr beeindrucken. Die Phase geht mit der Zeit vorbei und wenn das Szenario so ein paar Mal durchgespielt wurde, reicht es, den Hund auf die andere, vom Gegenstand abgewandte Seite, zu nehmen, als Mensch den Gegenstand kurz anzuschauen und den Hund dann freundlich zum Weitergehen aufzufordern.
Ist oben beschriebenes Szenario nicht möglich, nehme ich den Hund auf die vom Gegenstand abgewandte Seite und mache einen grossen, klaren Bogen um ihn herum, gebe ihm aber eine Aufgabe. Ich fordere zum Beispiel ein 'Schau mir in die Augen' oder gebe ihm einen Ball zum Tragen.
Was das Streicheln betrifft, versuche ich es entweder zu verhindern, solange der Hund damit noch nicht klar kommt, oder ich mache daraus eine Duldungsübung à la 'wenn Du das über Dich ergehen lässt, wirst Du noch währenddessen und auch danach noch hoch belohnt'. Bevor ich fremde und möglicherweise furchteinflössende Menschen auf den Hund loslasse, übe ich Duldungsübungen zuhause schon intensiv.