Beiträge von AnnetteV

    Achja, und noch was: Viele haben Hemmungen dem Hund über Abbruch mal was zu verbieten, was sonst ja erlaubt ist. Wenn ich sage: "Brich doch einfach mal das Zeitung lesen ab!", haben viele Hemmungen, weil sie das dem Hund ja eigentlich nicht verbieten wollen und dem armen Wauzel doch jetzt nix Schlimmes wolle. Aha. Aber, wenn er die anderen Hunde anpöbelt, dann will man ihm was Schlimmes ... da ist es dann legitim und besser. Soso.

    Ich nenne das gern 'Konsequenz für Anfänger': viele Hundehalter glauben, dass gewisse Dinge immer oder nie erlaubt sein dürfen, weil der Hund sonst verwirrt wird. Dass das im realen Leben so nicht funktioniert und für den Hund oft nicht so transparent ist, wie geglaubt, sehen die wenigsten.


    Und: ich denke, Deine Beschreibung von 'jemandem in Stresssituationen etwas Schlimmes wollen' zeigt ja auch sehr schön, wie sowohl Mensch, wie auch Hund in einer Pöbelsituation emotional deutlich erregter sind, als in einer Übungssituation. Wie soll denn in so einer extremen 'Testphase' ein Abbruch gelingen, wenn dieser nicht einmal in einer Übungssituation geübt und gefestigt wurde?

    Hallo!


    Um noch einmal auf den Ursprungspost zurückzugreifen:

    Was kann man tun wenn man theoretisch schon alle vertretbaren Abbruchvarianten ausprobiert hat um ein Verhalten abzubrechen? Vor allem wenn es um Situationen geht die man nicht vorhersehen oder aus denen man den Hund einfach rausnehmen kann (!)


    Ich hoffe ihr habt Lust was dazu zu schreiben, ich finde es sehr interessant!

    Den Trainingsansatz überdenken.


    Genau das war nämlich mein Problem, als ich noch nach (sehr) alter Schule gearbeitet habe. Der Hund stumpft irgendwann ab und gewöhnt sich an den groben Umgang. Das führt in eine mehr oder weniger nach oben offene Spirale, in welcher man sich in stetem Konkurrenzkampf mit dem Hund befindet und der physisch und psychisch stärkere Part dann eben gewinnt. Genau so ist es mit denjenigen Besitzern, die den Hund anbrüllen, weil sie der Meinung sind, der Hund gehorche sonst nicht. Dabei weiss doch eigentlich jedes Kind, dass Hunde besser hören als wir Menschen...


    Ein völliges Umdenken brachte bei mir die Einsicht, dass ich mich gar nicht in eine Konkurrenzsituation mit dem Hund begeben muss. Ich muss weder stärker, dominanter, lauter oder 'mehr Alpha' sein, damit der Hund kooperiert, ich muss nur die besseren Lösungen für ihn bereithalten können als diejenigen, die er sich selber ausdenken kann. Köpfchen reicht.


    Seit ich begonnen habe, nicht die Aktionen und Verhaltensweisen des Hundes als falsch zu bewerten, sondern meine eigenen in Frage zu stellen und mir zu überlegen, was ich getan habe, um den Hund zu einem bestimmten Verhalten zu ermutigen, bin ich nicht mehr in eine Situation gekommen, in der ich hätte darüber nachdenken müssen, wie ich eine noch hemmendere Strafe anbringen könnte.

    @Syrus, Falls Du Dich trotz der Warnungen hier dazu entscheiden solltest, Deinen Hund im Auto zu lassen, würde ich in jedem Fall mittels eines Heckbelüfters dafür sorgen, dass der Kofferraumdeckel nicht zugeklappt werden kann. In meinem Bekanntenkreis ist nämlich genau das passiert: der Hund war eine halbe Stunde im Auto, ein Passant muss die Heckklappe, womöglich nicht einmal in böser Absicht, geschlossen haben und der Hund ist jämmerlich verreckt.


    Aufgrunddessen, was sonst noch alles passieren kann, wenn der Hund unbeobachtet im Fahrzeug bleibt, würde ich ihn, wäre es meiner, die 6 Stunden zuhause lassen.

    Dem Hund von Anfang an beizubringen, dass er den Menschen anstupsen soll, um ein Bedürfnis anzubrigen, ist ja auch eine Investition in die Zukunft: du möchtest ja nicht ein Hundeleben lang mit Hörgerät schlafen. Insbesondere nicht, wenn es Dir so schon Beschwerden macht. Auch später soll er Dich ja berühren und nicht winseln, wenn er etwas will. Das lernen Hunde problemlos.


    Wenn der Welpe mit ins Bett darf, ist das natürlich von Anfang an viel einfacher: Du spürst, wenn er erwacht und kannst gleich reagieren. Darf er das nicht, würde ich ihm einen kleinen Bereich gleich neben Deinem Bett einrichten, so dass Du ihn problemlos mit der Hand erreichen kannst bzw. er Dich auch erreichen kann. Möglicherweise wäre so ein Anschiebebabybett eine Option. Dieses würde ich allerdings noch sichern, damit der Welpe sich nachts nicht selbstständig macht.


    Eine Idee für 'Fortgeschrittene': den Hund, je nach Bedürfnis, unterschiedliche Gegenstände apportieren lassen: muss er raus, bringt er das Stoffschwein; klingelt das Telefon, bringt er den Kong; klingelt es an der Tür, bringt er das Tau...

    Ich hatte nie das Gefühl, dass es so schlimm für sie ist. Seht ihr das als Qualzuchtmerkmal?

    Direkt als Qualzuchtmerkmal würde ich es nicht bezeichnen - als höchst unerwünscht allerdings schon. Mit Tieren, die es zeigen oder Welpen produzieren, die es zeigen, würde ich nicht züchten.


    Ganz so harmlos, wie es teilweise dargestellt wird oder wie es die Beschreibung 'Rückwärtsniesen' suggeriert, ist es nicht.

    Hierzulande würde er einen Kurzhaar-BC nehmen. :D


    Noch mal eine Frage zu den Spaniels - die gibt es ja mit recht unterschiedlichen Ohren, wenn man sich die Bilder und Hunde in natura so ansieht. Ist das "angeboren", sprich gibt es einfach Linien mit langen Ohren und welche mit kurzen oder vor allem eine Frage der Pflege bzw. kann man das kurz halten?

    Natürlich ist das angeboren. Dabei gilt, wie immer: je 'Show', desto mehr 'Übertreibung', d.h. desto extremere Ohren. Weil es in Deutschland die Working Cockers (nicht zu verwechseln mit Cockern aus 'Arbeitslinie') einfach nicht gibt, ist der Unterschied da schon mit Pflege zu erklären. Working Cockers haben aber ganz klar kleinere Ohren als die anderen: der Durchschnittsjäger kann nämlich keinen Hund gebrauchen, dessen Haarkleid und Ohren furchtbar anfällig und pflegeintensiv sind.


    Bei Spaniels würde ich bei der Züchterauswahl auf möglichst wenig Ohr achten: selbst dann ist noch mehr als genug Ohr vorhanden. Die Ohren sind bei diesem Typ nämlich oft Problemzone Nummer eins.

    Herzliche Gratulation zum erfolgreichen Test, @Nathy!


    Durch einen meiner etwas ungewöhnlichen Hüter (im Vergleich zum Border) wurde ich damals mit der Aussie Hüteszene bekannt. Mir gefällt die Idee der Ranch Dog Inspection, weil man den Hund eben in seinem heimischen Umfeld betrachtet. Wenns da nicht läuft, läufts anderswo sicher auch nicht. Ausserdem erhält man die Beurteilung eines (hoffentlich) erfahrenen Rassespezialisten, dass der Hund im Alltag erfolgreich und effizient in seiner ursprünglichen Aufgabe noch taugt. Gerade bei Aussies eben keine Selbstverständlichkeit mehr.


    Ich habe mal jemanden kennen gelernt, der fand das ganz normal, dass er seinen Schafen stundenlang hinterher rennen muss (fand das sogar "chillig" :ugly: ), wenn sie abgehauen sind, ist wohl auch öfter passiert, dass es Tage dauerte, bis alle vollständig wieder da waren. Fände ich den absoluten Horror, aber gut, jeder ist eben anders und hat eine andere Grenze.

    Genau so bin ich ja als - damals sehr unerfahrener - Helfer mit meinem Hund ins Hüten reingerutscht... Viel stressvoller als mit der hundelosen Variante konnte es für Mensch und Tier gar nicht mehr werden.

    Beim Working Cocker kommt es eben sehr darauf an, ob man diese völlig übersprudelnde Bewegungs- und Stöbersucht in vernünftige Bahnen lenken kann. Das gelingt, wenn man dem Hund eine entsprechende Aufgabe geben kann. Wenn nicht, treiben diese kleinen Flitzer einen in den Wahnsinn. In Grossbritannien findet man sie nebst ihrem ursprünglichen Job auch häufig im Agility, in der Rettung oder eben als Diensthund.


    Diesem 'nichts für Anfänger'-Label stehe ich generell sehr kritisch gegenüber. Nur weil ein Hund ein Spezialist ist, muss er nicht unbedingt untauglich als Ersthund sein. Andererseits gibt es Ersthundehalter, die sich informiert und das Rüstzeug haben, mit einem generell weniger 'anfängertauglichen' Hund zu leben und glücklich zu werden. Das ist eben sehr individuell.

    Kennst Du die Rasse hier näher?Wie sind die so charakterlich?

    Ja, ziemlich gut. Also ich finde sie klasse! :smile:


    ABER: man muss damit leben können, dass sie immer - wirklich immer - wedeln und in Bewegung sind. Anfangs hat mich dieses niemals Stillstehen bei meinem Flat Coated Retriever ja schon irritiert - 'cause Flatcoats do it - bekanntermassen - with a wagging tail.


    Doch dann kamen die Working Cockers. Gegen meinen Flat wirkten die wie Eichhörnchen auf Speed. Ich liebe Working Cockers, aber die dauernde Bewegung kann einen irre machen. Man muss wirklich der Typ dafür sein.


    Sie sind gnadenlos lieb und möchten unbedingt gehorchen (man stelle sich Border Collies im Spanieltyp vor), aber als Trainer muss man dringend die Ruhe weg, glasklare Struktur und einen deutlichen Fokus haben. Lässt man sich von ihrer Quirligkeit anstecken, wirds chaotisch. Kann man mit ihnen umgehen, sind sie toll: umgänglich, hart im Nehmen, stets freundlich und arbeiten, wenn nötig, bis sie umsinken. Wedelt der Working Cocker nicht mehr, zeigt er an oder ist er tot.