Beiträge von AnnetteV

    Ich verstehe nicht, weshalb man jeden Hund unbedingt behalten soll. Mensch und Hund war es in dieser Konstellation unwohl und keine Partei wäre so langfristig glücklich geworden. Es ist in dieser Situation unnötig, jemandem den Schwarzen Peter zuschieben und ihn als schuldig hinstellen zu wollen. Klar, der Hund war offenbar ein Spontankauf der Frau. Das Tier sieht einem Labrador sehr ähnlich, da liegt die Vermutung für Laien nahe, dass er sich auch dementsprechend verhalten könnte. Die Sache hätte durchaus funktionieren können. Der Familie vorzuwerfen, sie sei unfähig, finde ich nicht nicht richtig. Mit einem relativ anspruchslosen Familienhund, denke ich, hätte die Familie sicher weniger Mühe.

    Ja, die Mutter hat den Fehler gemacht, den Hund spontan zu sich zu nehmen und sich nicht mit ihrem Mann abzusprechen. Ich verstehe aber auch, dass dieser Hund in den falschen Händen wohl wirklich nicht einfach ist und der Familienfrieden, die Kinder und der Haushalt eben vorgeht. Ich verstehe auch den Mann, der von Anfang an sagte, dass er mit dem Hund nichts zu tun haben will und das Sache der Frau ist. Und immerhin hat die Familie schon festgestellt, dass sie Hilfe braucht und diese gesucht. Das ist doch schon der erste und wichtigste Schritt.

    Was ich allerdings nicht verstehe, ist wie man als Hundetrainer direkt auf den armen Mann losgeht, der den Hund scheinbar mehr oder weniger ungefragt vor die Nase gesetzt gekriegt und ihn netterweise für eine Weile geduldet hat. Vorwürfe und Verpflichtungen bringen den Mann sicher nicht dazu, plötzlich zum freudigen Hundehalter zu mutieren. Bevor ich da an irgendwem - Mensch oder Hund - herumerziehe, setze ich mich doch hin und frage mal nach, wie man sich die Zukunft überhaupt vorstellt. Mit oder ohne Hund? Mit diesem oder einem anderen Hund? Als Hundetrainer ist man zu einem grossen Teil doch vor allem Menschentrainer.

    Hallo Quinn88,

    Zwei Dinge sind hier wichtig:

    Erstens, ein Hund tut immer das, was sich aus seiner Sicht am meisten für ihn lohnt.

    Zweitens, Verhalten muss in den unterschiedlichsten Situationen gefestigt und geübt werden, damit ein Tier wie der Hund, der relativ schlecht im Generalisieren ist, dieses auch dann zeigt.

    Ich schliesse mich der hier vorherrschenden Meinung an: Dein Hund will Dich nicht ärgern, er testet nicht - er versteht schlichtweg nicht, was Du von ihm willst. Er hat nicht gelernt, dieses eine bestimmte Verhalten - sprich, ruhig auf dem Platz zu liegen - auch dauerhaft zu zeigen. Das muss man ihm beibringen - von selber wird er es nicht lernen. Dass er Dich nicht veräppeln will, zeigt sich ja schon daran, dass er Dir, sobald Du den Befehl noch einmal gibst, gehorcht. Die Dauer während derer ein Verhalten gezeigt werden soll, ist, wie zum Beispiel auch der Ort, an dem es gezeigt werden soll, eine Eigenschaft eines Verhaltens, die erst erlernt werden muss. Nur weil ein Hund gelernt hat, dass 'Platz' im Wohnzimmer bedeutet, 'leg Dich hin', heisst das noch lange nicht, dass er auch begriffen hat, dass er das Verhalten auch in der Grossstadt zeigen soll (wo die Ablenkung um ein Vielfaches höher ist) und gleich 5 Minuten da liegen bleiben kann. 'Geh auf Deinen Platz' heisst für Deinen Hund erst einmal, dass er sich an einen bestimmten Ort begeben soll - wie lange er da bleiben muss und wann er das Kommando selbstständig auflösen darf oder wie es von Dir aufgelöst wird, hat ihm offenbar noch keiner klar genug erklärt. Das ist nicht der Fehler des Hundes, sondern Deiner. Dein Fehlschluss ist, zu denken, Du hättest dem Hund ein Verhalten bereits vollständig beigebracht und könntest jetzt aufhören zu trainieren, während Dein Hund Dir beweist, dass er erst die Hälfte von dem, was Du meinst, dass Du ihm erklärt hast, verstanden hat. Es lohnt sich für Deinen Hund schlichtweg noch nicht, das gewünschte Verhalten länger zu zeigen, als er es bisher tut. Jetzt kann man auf den Hund sauer sein und ihn für aufsässig oder dumm erklären, man kann sich aber auch an der eigenen Nase nehmen und ihm das Gewünschte erst sauber beibringen, bevor man überhaupt an Strafe denkt.

    Du hast mehrere Möglichkeiten, Deinem Hund zu zeigen, dass er auf seinem Bett liegen soll. Essentiell ist aber in jedem Fall ein Wort, mit dem Du Verhalten auflösen und dem Hund zeigen kannst, 'jetzt darfst Du machen, was Du willst'. Das kann 'OK', 'Gut', 'Fertig' oder was auch immer sein. Damit er auf dem Bett liegen bleibt, kannst Du zu positiver Verstärkung greifen und dem Hund in regelmässigen Abständen etwas Gutes zukommen lassen, wenn er auf dem Platz liegt: einen Keks, einen Kauknochen, einen gefüllten Kong, etc. Du kannst ihm aber auch jegliches unerwünschte Verhalten unangenehm machen, indem Du es ihm, sobald er sich vom Platz wegbewegt, unangenehm machst. Es ist Deine Wahl.

    Sry also wenn der Großteil der Rassehunde nicht irgendwie zu deren Wesen passen würde, dann wären die letzten paar tausend Jahre ja mal für die Katz gewesen.

    Und immer wieder, gebetsmühlenartig, weils einfach nicht wahr gehabt werden will: wenn wir von Rassehundezucht in der heutigen Form sprechen, geht es um knapp 150 Jahre. In Worten: hundertfünfzig. Keine tausende von Jahren, egal wie sehr man das gerne glauben täte.

    Andererseits muss ich Dir insofern Recht geben, als dass sich ein tyischer Vertreter einer bestimmten Rasse durchaus in seinem Verhalten von anderen abgrenzen sollte. Das hat aber, wie @Helfstyna oben schon feststellt, nichts mit dem Aussehen eines Hundes zu tun, sondern damit, wie er sich in gewissen Situationen verhält, ob er gewisse Anlagen schon mitbringt. Die ursprünglichen Arbeitsanlagen sind aber bei einem Grossteil der Rassen durch reine Schönheitszucht bereits verschwunden oder werden eben eben einfach nicht mehr gebraucht. Wer braucht denn heutzutage noch einen Kutschenbegleithund? Eben, keiner. Und nun sage mir einer, wodurch sich zum Beispiel ein Dalmatiner von einer anderen Rasse abhebt als durch seine unverwechselbare Erscheinung? Wozu 'braucht' man heutzutage einen Dalmatiner?

    Bei einer Rasse wie dem Dalmatiner kann man lange nach einem Zweck suchen, der die Rasse weiterhin rechtfertigt - ich behaupte, ausser der dekorativen Zeichnung gibt es keinen. Als Jagdhund hinkt er anderen Rassen weit hinterher und auch zur Haltung als reiner Familienhund eignen sich andere sicher besser. Der Dalmatiner ist ein Zwischending - er läuft in der FCI grad noch so in der Gruppe 6 (Lauf- und Schweisshunde und verwandte Rassen) als 'verwandte Rasse' in einer Einzelkategorie mit dem Ridgeback mit. Im Kennel Club ist er in der Utility Group, im Amerikanischen Kennel Club in der Non-Sporting. Soll man den Dalmatiner jetzt also aussterben lassen, weil er keinen Zweck (mehr) hat, ausser eben dekorativ zu sein? Falls nein - was ist denn der Purpose, der Zweck, auf welchen ich wesenstechnisch hinzüchte?

    Oh, sowohl 25% wie 40% sind ja sehr hohe Zahlen. Sind das vorwiegend Hündinnen, die nie geworfen haben?

    Darf man deshalb tatsächlich davon ausgehen, dass es für die Gesundheit der Hündin 'besser' ist, einmal geworfen zu haben? Ein heikles Thema, ich weiss... Für mich jedenfalls sprächen die Zahlen - so denn sie denn tatsächlich relevant sind - durchaus dafür, Hündinnen, die nicht in die Zucht sollen, präventiv zu kastrieren, zumal damit nicht nur das Risiko der Gebärmuttervereiterung, sondern eben auch des ungewünschten Nachwuchses dauerhaft gelöst wird. Oder übersehe ich da etwas?

    Gerade der Labrador würde Krankheiten in die Neufundländerzucht bringen, die wir heute zum Glück noch nicht haben.PRA, RD, erbliche HC, Labrador-Myopathie und weitere, die ich jetzt erst nachlesen müßte.

    Blutauffrischung mit diesen Risiken?

    Unter Umständen schon. PRA, RD und Myopathie zum Beispiel können, so weit ich weiss, über einen Gentest nachgewiesen werden. Nehme ich natürlich einen x-beliebigen Labrador, ist das ein Risiko. Suche ich mir allerdings einen, der nicht nur wesens-, sondern gesundheitsmässig passt und aus einer guten und dokumentierten Linie kommt, wird das Risiko überschaubar.

    Zum Thema Mischlinge: bei uns sind die grosse Mehrzahl and Hunden 'rassenreine ohne Papiere'.

    Nehme ich zum Neufundländer phänotypisch, genoptypisch ähnliche Rassen (Leonberger, Landseer z. B.), habe ich die identischen Erbkrankheiten in der Zucht. Nur eben keinen reinrassigen Neufundländer mehr, der mir wahrscheinlich auch die nicht erwünschten Wesenszüge anderer Rassen zeigt.

    Neufundländer sind nur ein Beispiel. Ähnlich sieht es bei allen phänotypisch, genotypisch stimmigen Rassen aus.

    Wo macht also das Verpaaren zweier verschiedener Rassen Sinn?

    Reines Gedankenexperiment: beim Neufundländer kommt mir aufgrund der Entstehungsgeschichte natürlich sofort der Labrador in den Sinn - wie wir letzthin ja schon einmal hier im Forum festgestellt haben, wurde ja einfach alles nach England importiert, was dem aktuellen Modegeschmack entsprach und irgendwie nach 'Kanadischem Wasserhund' aussah. Hier bekamen die Hunde dann je nach 'Experte' ein Label - wobei, wir wir ja auch gesehen haben, Uneinigkeit darüber herrschte, ob der Labrador jetzt eher ein grosser flauschiger, oder ein kleinerer stockhaariger Hund sein sollte.

    Würde ich also gefragt, welche Rasse man denn zum Beispiel zwecks Blutauffrischung in die Neufundländerzucht einbringen könnte, hielte ich zum Beispiel den Labrador für einen möglichen Kandidaten, auch wenn das auf den ersten Blick vielleicht nicht die naheliegendste Option sein mag.

    Beim Border, dessen Genetik auf HÜTEN programmiert ist geht das eben in vielen Fällen nicht. Und dann hat man die Border, die Ersatzhandlingen machen, die komplett gestört anmuten.
    Diese Rasse neigt eh zu wahnhaftigkeit. Von Wasser beissen, Flugzeuge jagen, Sand hochschmeissen und reinbeissen, alle 100m in die Luft springen und einmal um sich selbst drehen, die ganzen Schussängstlichen Border, die im normalen Leben fast durchdrehen, aber bei der Arbeit am Vieh nicht mal mit der Wimper zucken, wenn naben ihnen ein Bompbe detonieren würde und und und. Zigarettenrauch jagen und Hundegruppen "hüten" ist noch das harmloseste.

    Solche Verhaltensweisen beobachte ich in dieser extremen Form aber interessanterweise nur an Hunden, die an Schafen mässig bis schlecht arbeiten. Ein Hund, der ernsthaft als Farmhund eingesetzt werden soll, darf kein neurotisches Nervenbündel werden, wenn er eben eine Zeit lang gar nichts tun darf und einfach einige Tage neben seinen hündischen Kollegen im zwei Quadratmeter grossen Zwinger sitzen muss. Kein Border hier hütet nämlich täglich und schon gar nicht durchs ganze Jahr hindurch... Ersatzbeschäftigung gibts nicht. Wer so etwas nicht erträgt, wird, wenn das Tier dem momentanen Schönheitsideal noch einigermassen entspricht, sofort als 'Familienhund' vermittelt falls mitleidige Kundschaft zahlt, oder eben gleich um die Ecke gebracht. Konsequenterweise wird dann mit den Elterntieren auch nicht weiter produziert. Nachschub gibts hier nämlich mehr als genug. Mit hypersensiblen Neurotikern kann man einfach nicht vernünftig arbeiten. Keinem hiesigen Schäfer käme es im Traum in den Sinn, seine Zeit mit dem Kurieren von irgendwelchen Verhaltensauffälligkeiten zu verschwenden. Liegts dem Hund nicht schon im Blut, taugt er nicht und wird ersetzt. Geeignete Kandidaten gibts ja gleich an der nächsten Ecke.

    Interessanterweise werden die tauglichen Arbeitshunde aber so gut wie nie neurotisch oder sonstwie auffällig, wenn sie von der Arbeit auf der Farm sich plötzlich in einer Familie wiederfinden. Alte oder überzählige Arbeitshunde werden nämlich ebenso aussortiert wie untaugliche. Zeichen von Qualität ist meiner Meinung nach eben gerade ein Hund, der stabil bleibt, wenn man ihn mit eine neue Umgebung verpflanzt.

    Er ignoriert den Fuß und fängt an Faxen zu machen.

    Was tut er denn genau? Möglicherweise hat er nicht begrifen, dass er die Pfote auf den Fuss setzen darf. Normalerweise soll man den Menschen ja nicht auf den Füssen herumtrampeln. Ich würde versuchen, mich langsam heranzutasten. Evtl. klappt es mit einem Leckerli auf dem Fuss oder unter dem Fuss? Belohne, wenn er ein Leckerli vom Fuss nimmt (also natürlich mit der Schnauze). Mach den Fuss zu etwas Interessantem. Löse Dich von der Idee, dass der Hund seine Pfote möglichst schnell auf Deinen Fuss stellen soll, sondern zeige ihm erst, dass Interaktion mit so einem Fuss toll ist und sich lohnt. Es geht, wenn der Hund so gar noch nicht verstanden hat, was er tun soll, einzig darum, ihm eine Richtung zu zeigen und dann jeden winzigen Schritt in die richtige Richtung zu belohnen. Vielleicht ist da eben gerade ein Knoten - das kann dauern. Nur nicht aufgeben und vor allem: nur nicht stur an der eigentlichen Übung festhalten! Und vergiss nicht: bleib selber motiviert, positiv und freundlich und lache herzlich mit, wenn etwas schief geht. Irgendwann platzt der Knoten, bestimmt!

    Den Tipp habe ich schon ausprobiert, bei mir will er nicht so rech funktionieren.

    Hallo Silke, was genau funktioniert denn nicht?

    Sowas ähnliches haben wir leider schon in Gebrauch für "Tip/Tap, "Spanischer Schritt", da halt ich ihr abwechselnd die Füße entgegen.. Dabei tappt sie mir allerdings nicht auf die Füße sondern auf die Knie...
    aber ich werd mal versuchen, ob sie wenn sie vor mir steht, meine Füße irgendwie mit den Pfoten berührt..

    Das schliesst sich doch nicht aus? Wichtig ist es, dass Du ganz kleinschrittig anfängst und ihr die Chance gibst, es richtig zu machen. Nur nicht verzweifeln - die Tricks sollen ja schliesslich Spass machen und die Kommunikation zwischen Euch fördern. Je mehr und je ungezwungener ihr übt, desto leichter und schneller gehts - versprochen. :gut: