Ängste sind nicht rational. Es ist nicht damit getan, dem Ängstlichen zu sagen, er soll sich bitte zusammen reissen. Es ist nicht meine Aufgabe, zu beurteilen wie rational jemandes Angst vor meinen Hunden ist oder ihm gar zu zeigen, dass meine freundlich sind. Es ist mir egal, weshalb der Mensch sich ängstigt, wie alt er ist oder woher er kommt - er muss sich dafür nicht rechtfertigen oder entschuldigen und weder mich noch meine Haustiere mögen. Das einzige, was ich erwarte, ist derselbe Respekt, den ich ihm und seiner Angst entgegen bringe. Unsere Begegnung besteht nur aus einem kurzen Moment, der sich wahrscheinlich niemals oder nur sehr selten wiederholen wird.
Ich handle deshalb - gerade in diesen Situationen - ganz bewusst nach der Devise: 'Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem anderen zu.' Hätte ich Angst vor Hunden, wäre ich jedem dankbar, der seine Hunde ohne Aufforderung zu sich holt, sie für mich überzeugend sichert (Leine, Hand am Halsband, Hund läuft auf der abgewandten Seite) und mich dann möglichst schnell wieder in Ruhe lässt.
Für den Gegenüber wird es kaum ein 'Zuviel' an Rücksicht geben. Wenn ich mich mit meinen mittelgrossen und grossen Hunden in öffentlichen Verkehrsmitteln oder der Stadt bewege, gibt es für mich kaum ein grösseres Lob als der überraschte Ausruf: 'Ach! Da sind ja auch noch Hunde dabei!' Ich sorge dafür, dass meine Tiere sich woanders ausleben können, als da, wo sich viele Menschen auf engstem Raum sammeln und erziehe sie dahingehend, dass sie gerade da nicht auffallen.
Ich hab mit meinem Hund das Problem, dass er im Dunkeln fremde Menschen meldet. Er bellt also. Das ist etwas, woran ich schon lange arbeite, da es mir auch echt peinlich ist - er bleibt aber bei mir und rennt nicht dort hin, den Impuls zu bellen hab ich noch nicht (immer) in Griff gekriegt.
Nun lasse ich ihn abends bei der Pipirunde auf eine Wiese auch mal unangeleint laufen, da dort viele Bäume stehen und er sich sonst ständig einwickelt. Dort herrscht keine Leinenpflicht und so ist es für uns beide am einfachsten.
Sieht er dann jemanden, bellt er natürlich. Person sieht einen großen Hund im Dunkeln (+ Leuchtie) der bellt, kriegt Panik und rennt schimpfend weg.Ein Grund, ihn dort doch nur noch angeleint zu führen?
Natürlich. Muss ich unbedingt auf diese Wiese, bleibt mein Hund eben angeleint und unter Kontrolle und zwar so, dass er nicht bellt - oder ich löse das Problem. Nur daran zu arbeiten ist keine Entschuldigung. Soll er freilaufen, gehe ich woanders hin.
Oder Hund mit im Cafe, kein Verbotsschild für Hunde am Eingang. Bedienung hat Angst vorm dösenden/desinteressierten Hund und hat sichtlich Stress.
Kein spontanen Kaffeetrinken mehr?
Unter Umständen schon, wenn ich meinen Hund so plaziere, dass ich stets zwischen Hund und Bedienung bin und das Tier auf der abgelegenen Seite unter Kontrolle habe. Hunde sind, sofern sie erlaubt sind, in Restaurants für die Bediensteten leider Berufsrisiko. Hier suche ich das Gespräch und mache der Bedienung den Job so wenig unangenehm wie möglich: das Bestellte darf ruhig auf die entlegenere Seite des Tisches gestellt werden und wenn ich in Begleitung bin, achtet einer auf die Hunde und der andere managt die Bestellung.
Kann ich den grundsätzlich absolut netten, aber gern mal bellenden (aber zu keinem hinlaufenden!) Hund nun ohne Leine entspannt die Treppe hochlaufen lassen, weil wir einen dieser Personen treffen KÖNNTEN oder ist das nicht rücksichtsvoll genug? Ich mein, wenn man sieht, derjenige hält sich grade im Treppenhaus auf dann wird angeleint, klar. Aber ist ja nicht so als könnte man das immer 100%ig ausschließen, dass irgendjemand genau jetzt seine Wohnung verlässt, ihr kennt das ja.
Das leinenlose Hochlaufen käme in diesem Fall für mich nicht in Frage.