Beiträge von AnnetteV

    Mein Standardbeispiel ist da immer der Jagdtrieb. Ich muss erzieherisch darauf einwirken, sonst habe ich früher oder später ein massives Problem, wenn mein Jäger loszieht und beginnt das Umfeld zu schreddern. Ich werde diese Eigenschaft nie gänzlich aus dem Hund heraustrainieren können, aber ich kann und muss sie kontrollierbar und kanalisierbar machen.

    Genau. Kein Mensch kann einen Gebrauchshund auch wirklich brauchen, wenn ihm im ungünstigsten Moment alle Sicherungen durchgehen, er allein deswegen unkontrollierbar wird und sein eigenes Ding durchzieht. Eine Ausnahme sind da diejenigen Hunde, die auf völlig selbstständiges Arbeiten hin gezüchtet wurden, zum Beispiel manche Terrier, gewisse Windhunde oder die Herdenschutzhunde.

    Bei diesem Thema muss ich gleich an die zwei Bernhardiner in unserem früheren Quartier denken, die einer dreiköpfigen Familie gehörten. Während Muttern von den Tieren kreuz und quer durch die Landschaft geschleift wurde und man bei Begegnungen eben mal zwei (wenigstens äusserst freundliche) Bernhardiner auf dem Schoss hatte, ging der Vater das Problem mit ebenfalls äusserst mässigem Erfolg über zwei Stachler und Gewalt an.

    Einzig der damals zwölfjährige Sohn - ein sehr schmaler Junge - hatte die beiden Rüden mit der richtigen Technik und der nötigen Intuition zur Hundeerziehung wirklich im Griff.

    Das war jeweils ein Bild für die Götter, wenn man Sonntagsspaziergang eine Hundebegegnung drohte und Vater und Mutter dem Jungen schnell je so ein Riesenkalb in die Hand drückten.

    Meiner Meinung nach ja.Wenn Du den Hund abrufst, aber nicht so hochwertig belohnst, würde ich annehmen, dass sich der Hund dann "verarscht" vorkommt und beim nächsten mal vll. nicht mehr (so prompt) hört.

    Nein, wenn der Hund die Belohnung wirklich als hochwertig bewertet, ist bei regelmässiger, aber variabler Belohnung sogar das Gegenteil der Fall. Variable Belohnung ist viel erfolgreicher als kontinuierliche. Man hat sich das (unter anderem) so erklärt, dass der Lernende bei der variablen Belohnung niemals sicher sein kann, wie hoch die Belohnung ausfällt und deshalb eine gewisse Spannung und Motivation erhalten bleibt. Ein gutes Beispiel für variable Belohnung sind Spielautomaten - solange immer mal wieder ein (unvorhersehbarer) Gewinn drin liegt, hält man die Spieler bei der Stange.

    Am besten wäre es, wenn der Hund stets das Gefühl hätte, dass Du die hochwertige Belohnung dabei hast und er sie vielleicht bekommen könnte. Ich löse das so, dass ich sie am Anfang fast immer dabei habe, aber immer seltener nutze (vorausgesetzt natürlich, das gewünschte Verhalten zeigt sich immer öfter). Setze ich immer genau dieselbe Belohnung ein, kommt Langeweile auf und die Motivation sinkt. Sitzt das Verhalten, kommt eine Superbelohnung nur alle Jubelmonate zur Bestätigung mal wieder mit.

    Außerdem sollte der Abruf mMn immer wieder geübt werden. Auf jedem längeren Spaziergang (so ca. 3-4x die Woche) übe ich den Abruf wenigstens ein Mal, damit er nicht vergessen wird und der Hund weiß, dass er die Superbelohnung immer erwarten darf, danach nicht wieder an die Leine muss oder (den Punkt finde ich ganz wichtig), dass der Abruf nicht das Signal für jagen, andere Hunde oder oder oder wird.
    Der Hund also verknüpft, dass der Abruf nur kommt, wenn vor ihm ein Kaninchen aufspringt o.ä.

    Mit Ausnahme des letzten Satzes bin ich einig mit Dir. Ich übe den Rückruf allerdings in den verschiedensten Situationen, weil es durchaus Hunde gibt, die sich dann dankend für den Hinweis verabschieden und ab dem dritten Mal den 'Superrückruf' mit dem Prinzip 'Hetz das Kaninchen' verknüpft haben...

    Hallo Jule,

    Ja, es kann für den Hund durchaus Stress bedeuten, wenn er in eine neue Umgebung kommt. Das hat aber mit Rangordnungen im Rudel so gar nichts zu tun, es macht es für den Hund höchstens einfacher, wenn er die Menschen kennt, sich in der fremden Umgebung zurecht zu finden.

    Was man bisher über Hunde weiss, lässt die Vermutung, dass Hunde irgendwelche Rangordnungen mit Menschen eingehen, äusserst zweifelhaft werden. Selbst untereinander bilden Hunde keine starren Rangordnungsgefüge - auch freilebende, im natürlichen Familienverband organisierte Wölfe übrigens nicht. Heute geht man eher von einem Ressourcen-, denn einem Rangordnungsmodell aus.

    Wenn Lotta sich in neuer Umgebung entspannen kann und sich schnell anpasst, spricht meiner Meinung nach nichts dagegen, dass ihr den Hund für eine Weile zu Euch nehmt. Ob allerdings ein Hund nicht doch noch etwas mehr als Auslauf, Nahrung, einen Schlafplatz und eine feste Bezugsperson braucht, um glücklich zu sein, wage ich zu bezweifeln. Was ich ebenfalls interessant finde, ist die Tatsache, dass Du Dir selber das Übernachten an einem anderen Ort nicht antun willst, weil es zu stressig ist. Dem Hund, allerdings, scheinst Du ebendiesen Stress so ohne Weiteres zumuten zu können und zu wollen...

    Ich hab das mit den dumpfen Nüssen nicht ernst gemeint, @dragonwog, alles gut! :smile:

    Ich muss dazu aber auch sagen, dass ich im Moment keine besonders verfressenen Hunde habe - vielleicht liegt es auch daran? Und: meine jetzigen sind alle nicht seit Welpenalter bei mir, gut möglich, dass da der eine oder andere bereits seine Erfahrungen mit Türöffneversuchen gemacht hat. Und ich werde einen Teufel tun, meinen Hunden so etwas bewusst beizubringen - zumindest diese Lektion hatte ich nach dem Flat Coated Retriever gelernt...

    Dass da häufig noch Kapazitäten schlummern, glaube ich auch - und finde das eine sehr treffende Art es zu beschreiben.

    Und was die Variabilität angeht: da freue ich mich jetzt einfach einmal darüber, dass unsere Erfahrungen sich diesbezüglich decken. Wobei - vielleicht wenden wir das Do as I Do einfach ähnlich grottig an wie die anderen clickern? :D

    Hm..meine Hunde können jeweils wie es ihnen die Größe erlaubt Türen, Müll, Fächer und Kühlschrank öffnen...beigebracht wurde es ihnen nie und diese Fähigkeiten haben eigentlich ausschließlich Nachteile

    Klarer Fall - ich hab hier einen Riesenhaufen dumpfer Nüsse vor mir sitzen. (Oder bessere Mülleimer...) ;)

    Ich bin ganz einig mit Deinem Beitrag, @Labradora, würde das hier aber noch folgendermassen abändern wollen (das fett Gedruckte ist meine Ergänzung):

    Der grösste Unterschied zwischen VDH Züchter und Nicht VDH Züchter ist für mich (nachdem ich hier fleissig mitgelesen und drüber nachgedacht habe), dass unter dem VDH eine bessere Kontrolle stattfinden kann, da es klare Regeln und Verordnungen gibt.

    so habe ich das auch noch gelernt. Dann hat mich Emma aber eines Besseren belehrt. Sie war damals noch ein Junghund und kannte auch kein Tricksen. Wir saßen bei meiner Schwester und diese hat mit ihren Hunden, während wir quatschten, einen Trick geübt und sie dafür geclickt und belohnt. Emma und ich haben daneben gesessen und plötzlich hat Emma kopiert und sich neben die Hunde meiner Schwester gestellt und mitgemacht. Wir dachten, wir sehen nicht richtig, weil wir ja auch dachten, Hunde können eben nicht durch Imitieren lernen. Wobei ich es immer noch in diesem Fall bemerkenswert fand, daß Emma eben keinerlei Trciks kannte und kein Clickerprinzip und sich etwas zu erarbeiten. Es hat aber trotzdem mit dem Nachahmen geklappt

    Der Witz ist: so im Nachhinein fallen mir verschiedene Situationen ein, die mich eigentlich eines Besseren hätten belehren sollen. Es gab immer wieder Hunde, die gewisse Dinge schneller oder eben sogar gleichzeitig lernten, wenn sie einen anderen dabei beobachten konnten... Im Grunde genommen hätte mich das schon stutzig machen sollen. Aber wie das mit (allzu-)festen Überzeugungen eben so ist: es dauert eine Weile, bis man den Gedanken, dass man einem Irrtum aufgesessen ist und seine Annahmen überdenken muss, überhaupt zulassen kann.

    Ein Gedanke, der mir bei Do as I Do immer wieder durch den Kopf geht: wie kommt es, dass Hunde gewisse Dinge relativ selten über Beobachtung lernen? Wieso lernen die meisten Hunde nie, wie man eine Tür, den Kühlschrank, den Mülleimer, die Futterdose, etc. öffnet, wenn sie es doch tagtäglich vorgeführt bekommen? Und: würden meine Hunde das Do as I Do in diese Richtung ausbauen, wenn ich häufiger nach dieser Methode arbeitete? Im Grunde genommen bin ich ja sehr froh darüber, dass die allermeisten meiner Hunde keine Türen öffnen und keine Mülleimer ausräumen können... Deshalb eben die Frage: wo liegen für die meisten Hunde die (vielleicht gar nicht so unwillkommenen) Grenzen dieser Lernform? Bis zu welchem Grad kann der Durchschnittshund abstrahieren?

    Wie schwer ist der kleine, freilaufende Hund denn überhaupt verletzt?

    Die Hundehalterwelt wäre so viel schöner, wenn jeder seinen eigenen Hund anleinen oder wenigstens neben sich und unter ein sicheres Kommando stellen würde, wenn ihm jemand mit einem angeleinten Hund entgegen kommt.

    Ich sehe den Fehler auch klar bei den Haltern der Kleinhunde - was aber nicht heissen muss, dass die lokale Behörde oder die Juristen das ebenso beurteilen. Ginge es nach mir, bräuchte der DSH keinen Maulkorb. Es sei denn, eine amtliche Stelle verdonnerte mich zu der Massnahme, ich würde meinem Hund auch in Zukunft nur aufgrund dieses einen Vorfalls keinen Korb aufsetzen.

    Die oder der TS hat in dieser Situation ihr oder sein Möglichstes um zu verhindern, dass ihr Hund einen anderen verletzt. In der Pflicht sehe ich hier die anderen Hundehalter und wären es meine Hunde, die gebissen worden wären, würde ich die Füsse ganz still halten und mir die Erfahrung hoffentlich eine Lehre sein lassen, dass man seine Hunde besser an die Leine nimmt, wenn man auf einen angeleinten Artgenossen trifft.

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