Wie hochwertig kann eine Belohnung gehen und was wenn die höchste Belohnung erreicht ist und der Hund trotzdem nicht wie gewünscht reagiert, bzw. der andere Reiz für ihn höherwertiger ist oder bleibt.
Wie mache ich das beim Thema jagen. Für meinen Hund ist es das Grösste Enten aus dem Teich zu apportieren. Da geht für ihn absolut nichts drüber.
Es ist (mehr oder weniger) unter Kontrolle, allerdings mit aversiver Einwirkung. In Gewässernähe mit Enten, muss ich dennoch anleinen, da ich merke, dass er sehr angespannt ist und ich es nicht riskieren möchte, dass er “ausbricht“. Ich würde aber gerne erreichen, dass er gar nicht mehr (oder nur noch neugierig) auf Enten reagiert. Wie kann ich das positiv erreichen. Er ist wirklich gestresst durch die Enten.
Clicker hat nicht funktioniert und ein Kommando (schau) leider auch nicht. Ich habe beides sehr kleinschrittig aufgebaut und fast ein Jahr trainiert. Die Enten waren aber letztlich immer interessanter, wie die von mir eingesetzte Belohnung. Höherwertiger kann ich nicht gehen, da ich ihn mit Enten belohnen müsste. Ich möchte das wirklich rein positiv in den Griff kriegen, da ihn das Strafen zusätzlich stresst und ich ihn damit zwar abhalten kann, aber glücklich oder entspannt sind wir beide nicht.
Habt ihr Tipps?
Welche Belohnung wie hochwertig ist, hängt vom individuellen Hund ab. Ob Du herausfindest, was dieser Hund als hochwertig betrachtet, hängt allerdings wiederum von Deiner eigenen Fähigkeit ab, das zu sehen. Und da scheitert es dann leider oft. Das Feedback, das Dir Dein Hund auf Deine 'Belohnung' gibt, ist gnadenlos ehrlich. Wer damit umgehen kann, lernt daraus, setzt sich hin und überlegt sich, was das nächste Mal anders machen kann. Wer nicht, gibt der Methode oder auch wahlweise seinem Hund die Schuld.
In der Praxis wird es immer Situationen geben, in denen Dein Hund einen anderen, ungewünschten Reiz interessanter (lies: belohnender, hochwertiger) empfindet als Dich (bzw. das, was Du bieten kannst oder willst). Dann kommt Management ins Spiel: die Situation wird ganz vermieden, der Hund wird an der Leine geführt und / oder es wird ein gewisser Abstand eingehalten, in dem der Hund seine 'unansprechbare' Schwelle noch nicht überschritten hat.
Was Du beschreibst ist ein häufiges Problem und zwar oft jedenfalls bis zu einem gewissen Grad zu beheben, setzt aber ein intensives und intelligentes Training voraus. Im Grunde genommen geht es dabei vor allem um eine verbesserte Impulskontrolle. Die darf aber nicht nur an der Ente passieren, sondern sollte in möglichst vielen Richtungen ausgebaut werden.
Meine Empfehlung wäre zum Ersten die Erwartungen, bzw. Ziele herunter zu schrauben. Es wird immer Luft nach oben geben, aber wer im Kleinen beginnt, wird eine realistischere Erfolgsquote haben. Auch beim Hund achtest Du ja auf kleine, machbare Schritte...
Im Buch 'Antijagdtraining' von Pia Gröning findest Du vielleicht ein paar ganz konkrete Ansätze, die Dir helfen könnten. Ausserdem würde ich mein weiteres Training kleinschrittiger aufbauen und vor allem nur in der Distanz zum Reiz (also den Enten) arbeiten, in welcher der Hund noch ansprechbar ist. Belohnung kann gerade in solchen Momenten auch Bewegung, bzw. die Entfernung vom Reiz sein. Es gibt Hunde, die ein Rennspiel weg vom Reiz und vielleicht ein anschliessendes Zerrspiel mit grosser Begeisterung annehmen, weil Bewegung Anspannung und Stress lindern kann. Dafür würde ich ein Kommando aufbauen.
@Einstein51: Ich würde auch eher aufladen, anstatt auf höherwertige Belohnungen zurückgreifen zu müssen. Ich seh einfach das Risiko, dass du bei ständig höherwertigen Belohnungen irgendwann Frust in das Clickerprinzip einbaust, wenn dann doch mal eine weniger höherwertige Belohnung kommt.
Das ist ein Widerspruch in sich. Wenn Du den Clicker 'neu auflädst' bietest Du dem Hund in der Situation ja gerade eine 'höherwertige Belohnung'. Da spielt es überhaupt keine Rolle ob Du einen 'alten' Clicker für den Wiederaufbau benutzt oder einen neuen kaufst. Der Ton, den ich wähle, spielt überhaupt keine Rolle - ich kann auch mit dem Fuss stampfen, oder einen Gong mit mir herumtragen und das als Belohnungsmarker konditionieren - mache ich nur nicht weil das relativ umständlich und ungenau wäre. Ich warte jetzt nur, ob mir bald einer plötzlich seine Kiste voller 'alter' und 'verbrauchter' Clicker zeigt und mich fragt, was er damit jetzt soll... Wenn man versteht, wie eine klassische Konditionierung funktioniert, ist es völlig unnötig, einen neuen Clicker zu kaufen. Wenn es einen glücklich macht, kann man das natürlich tun, man wird aber, wenn man sein Training nicht ändert, relativ bald wieder genau dasselbe Problem mit dem 'verbrauchten' Gerät haben. Das ist aber ein reiner Trainingsfehler, nicht derjenige der Methode oder des Geräts.
@Noctara
Das Problem ist, das er gar nicht mehr aufnahmefähig ist, wenn Enten im Spiel sind. Er registriert zur Zeit nur, wenn ich körperlich auf ihn einwirke. Ich will ihn ja völlig von den Enten wegbringen, da ich kein Freund davon bin, das mein Hund andere Tiere gefährdet. Und die Viecher haben ja auch mordmässigen Stress, wenn Pino am Ufer hockt , sie anstarrt und quasi mit den Hufen scharrt, jault, bellt und ihnen alles andere als Ruhe vermittelt. Also fällt Umweltbelohnung für mich in diesem Fall aus.
Dummytraining machen wir eh schon. Zwar als Hobby, aber auf höherem Niveau und er ist sehr gut. Nützt bei Enten aber Null.
Ich weiss echt nicht weiter.
Wie oben schon gesagt: in diesen Fällen arbeite ich gerne und erfolgreich über (Ersatz-)bewegung und Management. Was Du beschreibst ist ein Hund, der die Schwelle der Selbstkontrolle schon lange überschritten hat. Bleib weiter weg und nimm Dir als erstes Trainingsziel vor, herauszufinden, wo er noch ansprechbar ist. Gleichzeitig würde ich in (für diesen Hund) reizarmen Umgebungen für den Hund sehr hochwertige Bewegungsspiele üben. Auch da ist Selbstbeherrschung oberstes Ziel, die aber, wenn er sie tatsächlich behält, so hochwertig wie möglich belohnt wird. Das muss nicht immer Futter sein. Reizangel, Zieh- und Zerrspiele, etc. bieten sich hier auch an, wobei manche Hunde nach viel Selbstkontrolle (was ja häufig mit dem Nicht-Ausleben eines Bewegungstriebes einher geht) gerade auch einfaches, freudiges Miteinanderrennen als sehr belohnend empfinden.