Beiträge von AnnetteV

    Hallo @Mercutio!

    Ich kenne eine ganze Reihe von Leuten, die an Depression leiden und denen die Hundehaltung sehr, sehr gut getan hat. In den Fällen, in denen es schief ging, wurde den Menschen meistens z.B. vom Arzt, Psychologen oder dem Umfeld ein Hund aufgeschwatzt ohne dass es ursprünglich ihr eigener Wunsch gewesen wäre. Kommt die Idee also tatsächlich von Dir, kann ich mir gut vorstellen, dass auch Dir ein Hund gut tun und Dir Struktur geben würde.

    Es ist aber sehr wichtig, dass sowohl Du als auch Dein Umfeld sich darüber bewusst sind, dass Dein Hund eine bestimmte Aufgabe erfüllen soll. Je klarer und genauer ihr diese Aufgabe definieren könnt, desto eher werdet ihr Euch auf eine definierte Suche nach einem geeigneten Partner mit kalter Schnauze machen können. Einfach 'den netten Mix aus Rumänien' aus dem Tierheim 'zu retten' hielte ich in Deiner Situation für grundfalsch.

    Du suchst einen unkomplizierten, aufgeschlossenen Vierbeiner, der möglichst wenig schlechte Erfahrungen gemacht hat und wenn möglich schon grunderzogen ist. Auch ich hielte einen erwachsenen Hund für eine sehr gute Idee - wobei das nicht zwingend ist. Vielleicht schaust Du Dich bei Rassenothilfen um - da sind immer mal wieder erwachsene Hunde zu vermitteln.

    In Deinem und im Sinne des Hundes finde ich es sehr wichtig, dass Du ein Netzwerk hast, welches sich um den Hund kümmern kann und will. Das scheint bei Dir gegeben zu sein.

    Meiner Erfahrung nach sind Menschen, die an Depression erkrankt sind, häufig sehr gute, besorgte und einfühlsame Hundehalter, denen ein Hund Sinn und Struktur im Leben geben kann. Sehr schwierig ist es für alle menschlichen Beteiligten immer dann geworden, wenn der Hund verstarb oder (aus diversen Gründen, die nichts mit der Krankheit der Halter zu tun hatten) abgegeben werden musste. Das ist für 'gesunde' Menschen schon ein schwer zu verkraftender Schlag, aber bei an Depression erkrankten Menschen habe ich oft - leider zu oft - miterleben müssen, wie dieser Verlust sie in eine übermässig lange und tiefe Krise stürzte. Ich habe mir für die Betroffenen oft gewünscht, dass Betreuer, Angehörige, Ärzte, etc. schon früher die Gelegenheit wahrgenommen hätten, das Thema anzusprechen und zu diskutieren.


    Mit einem Dogo nicht - obwohl ich durchaus welche kenne - aber ich habe und hatte immer wieder mit einer ganzen Menge von grossen, kräftigen und selbstbewussten Hunden zu tun und aber auch mit anderen Tieren, die mein eigenes Gewicht um ein Vielfaches übertreffen. Eine tobende Kuh hältst Du mit reiner Muskelkraft nicht auf - das weiss jeder Bauer, der einigermassen bei Sinnen ist und auch jeder Treibhund, der an seinem Leben hängt.


    Das tun sie - und jeder andere Hund - wenn ihnen die Entscheidung nicht abgenommen wird und sie zum Schluss gekommen sind, die Situation selber lösen zu müssen weil kein anderer dazu fähig scheint. Genau dann wird die Haltung eines Hundes mit erhöhtem Aggressionspotential gefährlich... aber dazu brauchst Du keinen Dogo - das kann Dir im Grunde genommen bei jedem Hund passieren, wenn Du ihn nicht vernünftig erziehtst. Nur sind die Folgen dann oft nicht so schwer, weil andere Hunde vielleicht weniger heftig und kompromisslos reagieren oder eine andere, weniger körperlich aggressive Strategie zur Konfliktbewältigung wählen.

    Ein Halter, der die Aggression seines Hundes bewusst oder unbewusst fördert und subtile Formen davon nicht erkennt oder ernst genug nimmt wird mit grosser Wahrscheinlichkeit Schlimmeres erleben wenn er einen Dogo an der Leine hat als einen Zwergpudel. Deshalb halte ich nichts davon gerade solche Hunde in einem lockeren laissez-faire Stil zu 'erziehen' und zu erwarten, dass sie die besseren Menschen(kenner) sind als wir selbst.

    • Ich mache mir um meine Person keine Sorgen, ohne es zu Unterschaetzen, ich traue mir den Umgang mit einem Dogo zu (bezogen auf meine Kraft). Ich bin aber mir selbst gegenueber und meiner Freundin ehrlich gewesen, ich bezweifele dass Sie unseren ausgewachsenen Dogo kontrollieren koennte, wenn der (warum auch immer) ploetzlich losrennt. Ich habe gestern zwar nur, das ERSTE mal EINEN Dogo live erlebt, aber das waren ca. 35 Kilo pure Muskelmasse. Imposant ohne Ende, genau das was ich haben mag, aber den musst du auch immer "kontrollieren" koennen. Das finden wir aber alles heraus. Wichtig ist, sie haette auch gernen einen Dogo und moechte Dogos erstmal ebenso real Erleben.

    Vielleicht noch ein kleiner Gedankenanstoss was Kräfteverhältnisse und Gewicht betrifft: unter Hundeleuten hört man oft, dass man seinen Hund halten können sollte und das Kräfteverhältnis nicht allzu unausgeglichen sein sollte. Dabei wird oft vergessen, dass es weniger auf die Körperkraft und -grösse ankommt, sondern die Technik, das Reaktionsvermögen sowie die Fähigkeit vorauszuschauen und den Hund rechtzeitig und vernünftig zu erziehen. Ginge es nur um die Kraft, hätte kein einziger Reiter die Chance, sein Pferd zu kontrollieren. Ein helles Köpfchen und das Wissen, was man tut, helfen in dieser Situation mehr als Muckis.

    Auch hier ist die Frage also weniger, ob Deine Freundin im Stand ist, den Hund zu halten, sondern ob sie ihn zu führen und zu erziehen vermag. Dann kommt sie nämlich gar nicht in die Lage, dass der Hund unkontrolliert in die Leine schiesst und sie von den Füssen holt - weil er im Idealfall schon von Welpenbeinen an gelernt hat, dass ihn diese Methode nicht an sein Ziel bringt.

    Genau das meine ich, wenn ich betone, wie wichtig ich es finde, dass der Halter eines solchen Hundes vorausschauend erziehen kann und fähig ist, den Hund zu führen. Ein solches Tier beginne ich schon im Welpenalter wie einen Hund zu behandeln und ihm die wichtigsten Verhaltensregeln so früh wie möglich auf sanfte und spielerische - aber konsequente - Art beizubringen. So komme ich, wenn er dann ausgewachsen ist, erst gar nicht in Verlegenheit, weil ich ihn nicht kontrollieren kann.

    Ein verantwortungsvoller Halter eines solchen Hundes ist sich bewusst, dass dieser ihm irgendwann körperlich überlegen sein wird und bereitet sich und das Tier gewissenhaft darauf vor, dass es, wenn es dann soweit ist, zu keiner Gefahr für sich und die anderen wird. Ich denke, genau da sehen wahrscheinlich viele, die Dir gerade davon abraten, einen Hund dieser Rasse zu kaufen, die Gefahr. Viele Hundehalter sind leider allzu sehr damit beschäftigt, ihren Welpen erst einmal zehn Monate lang 'süss' zu finden, anstatt dass sie ihn (und sich) erzieherisch aufs Leben vorbereiten.

    Die beiden sind doch Labbis, oder? Wenn die zwei rassetypisch sind, fressen die doch gerne. Da der zweite Hund ja nur kurzzeitig bei Dir ist und Du keine Zeit oder Lust hast da lange herumzutrainieren würde ich mich etwas ganz besonders Schmackhaftes in die Jackentaschen stecken. Mach den beiden klar, dass Rückruf äusserst grosszügig belohnt wird und dann würde ich mich mit ihnen auf irgend eine einsame Wiese stellen wo sie niemanden und nichts stören und sie laufen lassen. Ab und an mal den Rückruf üben und belohnen und gut ist. Erlaube Dir und ihnen zu entspannen. Mehr brauchst Du fürs dieses Wochenende doch eh nicht.

    Nun meine Frage: Was mache ich falsch? Ich weigere mich zu glauben, dass die Hunde von heute auf morgen ihren Gehorsam verloren haben... Also muss es an mir liegen. :hilfe:


    Die Antwort ist relativ einfach: sie haben es nicht verlernt, sondern noch nie gekonnt! Oder hast Du etwa mit beiden schon regelmässig genau diese Situation geübt?

    Hunde lernen Dinge oft nur in bestimmten Situationen. Bei neuer Reizlage muss ein Verhalten erst gefestigt werden, bevor es sitzt. Also Glückwunsch, Du hast eine weitere Trainingsmöglichkeit gefunden! :smile:

    Rassen wie der Dogo Argentino polarisieren - das erlebst Du hier ja selbst. Ich denke, man kann nicht genug betonen, wie wichtig vernünftige Erziehung und Führung eines Hundes ist, von dem ein gewisses Gefahrenpotential ausgehen kann. @Quebecs Beitrag weiter oben trifft den Nagel auf den Kopf. Es braucht einen ganz bestimmten Typ Mensch dafür, einen solchen Hund zu halten und vielleicht sollten wir uns eher darüber Gedanken machen als darüber, was der Hund alles anstellen könnte.

    Einige der Fragen, die Du Dir selbst so ehrlich wie möglich beantworten solltest sind also folgende:

    - bin ich so zuverlässig und selbstreflektiert, dass ich einen Hund führen kann, der liebevoll aber konsequent erzogen werden muss?
    - Kann ich meine eigenen Fähigkeiten und vor allem meine Schwächen ehrlich einschätzen? Suche ich Hilfe, wenn ich nicht mehr weiter weiss?
    - Wie gehe ich mit Fehlern um? (Eigenen und diejenigen anderer)
    - Kann und will ich die nötige Erziehungsarbeit leisten? Bin ich dabei bereit sogar über das übliche Mass hinaus zu gehen, damit mein Hund nicht negativ auffällt?
    - Bin ich bereit Einschränkungen aufgrund der Rassewahl in Kauf zu nehmen und mit Anfeindungen ruhig und sachlich umzugehen?
    - Wie reagiere ich in Stressituationen? Bin ich allzu sehr mit mir selbst beschäftigt oder bin ich in der Lage, auch noch einem Hund, der gerade in solchen Situationen zu starken Reaktionen neigen könnte, Sicherheit und Ruhe zu vermitteln? Oder verspreche ich mir gerade in diesen Momenten Sicherheit vom Hund?

    Diese Fragen musst Du nicht öffentlich beantworten, sie sollen lediglich dazu dienen, Dir zu überlegen, wie Du reagierst und ob Du zum Hund - und nicht nur der Hund zu Dir - passen könnte.

    Gerade bei Molossern, die bei Druck gerne auf 'stur' schalten, funktioniert Erziehung über positive Verstärkung sehr gut. Vielleicht setzt Du Dich - ohne zum Wattebauschwerfer oder Clicker-Aficionado werden zu müssen - auch damit auseinander.

    Tibet Terrier waren vor einigen Jahren ziemlich in Mode. Mittlerweile sind sie in der Kategorie 'unkomplizierte Familienhunde' von den Doodles - hauptsächlich den Cockapoos - abgelöst worden.

    Ich habe die meisten Tibet Terrier als freundlich-ignorierende Individuen kennen gelernt, die gerne ihr eigenes Ding machen - sich aber durchaus überzeugen lassen, dass es Vorteile für sie hat, wenn sie den Wünschen ihres Besitzers nachkommen. Dass viele Tibet Terrier als 'stur' oder 'gehorcht nicht' abgetan werden, hat meines Erachtens eher mit den Erwartungen an den Hund und die Erziehungsfähigkeiten des Besitzers zu tun als damit, dass die Hunde nicht trainiert werden könnten. Tibis sind sicher nicht 'unerziehbar' - aber sie suchen nicht nach ständigen Aufgaben, wie eben zum Beispiel ein Schäferhund das tun kann. Gerade weil sie nicht dauerbespasst werden müssen, macht sie zum beliebten Familienhund - sie können auch einfach mal nebenher laufen.

    Es ist allerdings selten der Hund schuld, wenn er 'aus der Hundeschule fliegt'. Das spricht entweder nicht für die Hundeschule oder nicht für die Besitzer. Die Aufgaben, die man im Erziehungs- oder Familienhundekurs der Durchschnittshundeschule gestellt bekommt, kann man im Normalfall - und vielleicht mit etwas mehr Aufwand - noch jeder Farbmaus beibringen. Was ich damit sagen will: die angebliche 'Sturheit' eines Hundes entschuldigt viel häufiger die Unfähigkeit oder Erziehungsunlust der Besitzer, als dass sie tatsächlich den Hund beschreibt. Wobei ich damit keinesfalls behaupten will, dass alle Rassen im Grunde genommen gleich viel Arbeitseifer und - moral mitbringen. Dem ist sicher nicht so - wobei es bei vielen Hunden eher davon abhängt, was, als dass ich ihnen etwas beibringen will.

    Mit dem Tibet Terrier liegst Du goldrichtig, wenn Du einen Hund suchst, der gerne mal trickst oder auch auf den unteren Stufen von gewissen Hundesportarten laufen soll, ansonsten aber auch mal fünfe gerade sein lassen kann und nebenher spazieren darf. Hast Du höhere sportlichere Ambitionen, wirst Du mit einer anderen Rasse wohl glücklicher. Wobei ich auch hier wieder nicht behaupten wollte, dass es ein Tibet Terrier unter den richtigen Voraussetzungen in gewissen Sparten nicht viel weiter bringen könnte. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist nur geringer.

    Hallo MinnieMouse!

    Daran, ob es mit der Leinenführigkeit klappt, lassen sich verschiedene Dinge ablesen. In erster Linie:

    - ob der Mensch in seinem Training tatsächlich konsequent sein kann und
    - ob der Hund gelernt hat, sich in sämtlichen Situationen an seinem Menschen zu orientieren.

    In zweiter Linie kann es auch aufzeigen:

    - ob und zu welchem Grad das Ziehen an der Leine (selbst-)belohnend für den Hund ist.

    Das sind nun alles Dinge, die unter Umständen längeren Trainings bedürfen und nicht so von heute auf morgen eben mal kommen. Manche Hunde 'schenken' einem die Leinenführigkeit zwar, weil sie von sich aus und generell auf ihren Menschen achten, viele brauchen aber einen durchdachten Aufbau um tatsächlich leinenführig zu werden.

    Ich handhabe die Leinenführigkeit wie den Rückruf: ich fordere ihn nur dann ein, wenn die Chance sehr gross ist, dass der Hund das Kommando auch tatsächlich befolgen kann und wird. Ist die Situation so, dass der Hund das Geforderte kaum zuverlässig ausführen wird, löse ich den Moment eben anders, ohne das betreffende Kommando zu geben. (Gleichzeitig mache ich mir eine Notiz, dass ich das in Zukunft noch üben muss). Das setzt allerdings eine sehr ehrliche Kenntnis des Hundes und ein gutes Verständnis für seine Fähigkeiten voraus, damit ich vorausschauend handeln kann. Agieren statt reagieren heisst hier die Devise.

    Konkret handhabe ich das oft auch so, dass ich entweder Halsband und Geschirr oder nur Geschirr nutze, wobei ich dabei Geschirre verwende, and denen die Leine oben am Rücken und vorne an der Brust eingehängt werden kann. Ich setze ganz bewusst ein Kommando für 'Du darfst laufen wie Du willst' ein, hänge die Leine entsprechend um und kann dann - inklusive erneutes Umhängen der Leine - in Trainingsphasen zu 'lauf mit durchhängender Leine und aufmerksam auf mich' wechseln. In Deinem Fall würde ich es für den Hund also unbedingt klar machen, welche Art von Leinelaufen gerade gewünscht ist.

    Denk auch daran, dass Leinenführigkeitstraining oft mit sehr viel Frust (für den Hund, vom Menschen sprechen wir erst gar icht...) verbunden sein kann. Sorge dafür, dass Dein Hund ausgiebig belohnt wird für seine Selbstkontrolle - und zwar nicht mit Futter, sondern durch Bewegung oder, wenn möglich, ruhigen Freilauf. Auch hier ist es aber wichtig, den Hund nicht aufzupushen oder 'völlig gaga' über die Bewegung zu machen: in der Ruhe liegt die Kraft.

    Bei Fällen wie Deinem mache ich auch sehr gute Erfahrungen damit, die Leine zu Beginn erst einmal ganz wegzulassen. Geübt wird Leinenführigkeit im Freilauf - weil nämlich Aufmerksamkeit dem Besitzer gegenüber der Dreh- und Angelpunkt der Leinenführigkeit sind.

    Im Prinzip ist es mit der Leinenführigkeit ganz einfach: solange der Hund mit der Zieherei in irgendeiner Weise Erfolg hat, wird er dieses Verhalten auch zeigen. Konsequenz und das wissen darum, was für den Hund daran so belohnend ist, sind hier also oberste Priorität.

    An der Methode liegt fehlende Leinenführigkeit selten - aber an deren Umsetzung durch den Besitzer. Hunde, die einfach mittels Halti, Würgehalsband, Stachler etc. am Ziehen gehindert werden sind übrigens nicht leinenführig und werden es ohne entsprechendes Training auch nach jahrelangem Einsatz dieser Mittel kaum werden. Das ist reine Symptombekämpfung.

    Mir gefällt der Text ausgesprochen gut und ich denke, er richtet sich an Hundehalter, die ihren (tatsächlichen oder möchtegern) Arbeits- und Sporthund eben möglichst 'gut' auslasten möchten. Ist es nicht interessant, dass es einerseits wohl noch selten so viele übergewichtige Hunde gab und andererseits wohl aber noch nie so viele verschiedene 'Auslastungs'möglichkeiten für Hunde im Angebot waren wie heute?

    Gerade hier im Forum könnte man bei gewissen Rassen ja tatsächlich meinen, dass die Haltung ein Vollzeitjob wäre. Ich habe schon öfters geschrieben, wie Border Collies hier, in ihrem Ursprungsland, bei Schäfern tatsächlich gehalten werden: im Zwinger - und das öfters mal tagelang, wenn es eben gerade nichts zu tun gibt. Ab und an wird die Meute vielleicht mal rennen gelassen - Verträglichkeit ist hier das A und O, wer sich mit den anderen nicht verträgt, verschwindet. 'So etwas,' höre ich meinen Bekannten noch gut im Ohr, 'können wir hier nicht gebrauchen. Jeder muss mit jedem arbeiten können.' Wenns Arbeit gibt, wird gearbeitet - aber gerade im Training wird kein Hund länger als zehn Minuten auf die Schafe losgelassen. Ab und an gibts mal Tage, da werden die Herden zusammen getrieben und da sind die Hunde dann den ganzen Tag dabei, arbeiten aber - wenn überhaupt - nur wenige Stunden. Ansonsten werden die Hunde da eingesetzt, wo es bei der täglichen Arbeit auch wirklich etwas zu tun gibt. Das ist oft kurz und sehr unspektakulär.

    Hier gibts aber interessanterweise trotzdem keinen Farmhund, der obsessiv irgendwelche Fahrräder oder Autos 'hütet' oder sich eine 'Ersatzbeschäftigung' sucht. Die Hunde sind häufig sehr ausgeglichen und ruhig - keine nervlichen Wracks. Auch nicht, wenn sie - zum Beispiel wegen zu wenig 'drive' - in Familienhände gegeben werden. Völlig irre Borders kenne ich nur aus dem Sport. An Schafen sind solche Irren - für den Alltag - nicht zu gebrauchen.

    Das wichtigste Kriterium bei einem Arbeitshund, der eng mit dem Menschen zusammen arbeiten muss (das gilt aber nicht unbedingt beim Sporthund...) ist die Kontrollierbarkeit. Auch der Jäger kann keinen Hund gebrauchen, der bei Wild einfach austickt und selbstständig sein Ding durchzieht. Das gilt natürlich nicht für andere Rassen, aber wenn ich einen Hund tatsächlich für einen Arbeitsablauf brauche, muss ich mich auf ihn verlassen können und er muss sich für die gewählte aufgabe relativ schnell und zuverlässig abrichten lassen. Spektakuläre und umständliche Showeinlagen sind da eine Zeitverschwendung und für einen speditiven Ablauf hinderlich.