Ich muss jetzt mal ganz naiv fragen, so als Aussenstehende: Tut man denn das? Also den Defekt verbreiten, ihn häufiger machen? Rein rechnerisch verringert sich nämlich die Frequenz des Gens, wenn ich nur 95% der -/- Hunde aus der Zucht nehme, und nach Zufall verpaare....
Ich kann auf diese Frage leider auch nur aus Aussenstehende und Beobachtende antworten. Das Problem ist halt, dass die Hunde nicht rein zufällig sondern eben gezielt verpaart werden. Ich nehme ja nicht an, dass konkret irgendwelche Sadisten bewusst auf den Defekt hin züchten, sondern ihn bei der Verpaarung zweier 'guter' Hunde eben einfach in Kauf nehmen. Untersuchungen sind nicht überall obligatorisch und was ich nicht weiss, macht mich nicht heiss... Vielleicht ist es das, was MDR1 in meinen Augen so schwierig als Thema macht: der Defekt 'schadet' dem Hund (unseres heutigen Wissens nach) nicht direkt, es hat je nach Träger nur mehr oder weniger schlimme Folgen, wenn der Hund mit gewissen Präparaten in Kontakt kommt. Interessant ist aber schon, dass gewisse Rassevereine die Thematik ernster zu nehmen sceo als andere.
Und wenn man die Zuchtbücher öffnet: Wieviel würdest du denn einkreuzen, und vor allem, was? Mit einem Fremdhund kommst du ja nicht weit. Das Prinzip tönt immer so einfach, aber wie soll es denn in der Praxis aussehen?
Wenn ich da eine für alle gangbare Lösung gefunden hätte, wäre ich jetzt vielleicht nicht reich, aber zumindest in der Hundewelt berühmt. Modelle gibt es in der Gebrauchshunde- und Viehzucht aber sicher genug.
Trotzdem kommt der Defekt beim deutschen Schäferhund vor. Nach deiner Logik dürfte dem nicht so sein, wenn es denn der Engzucht zu verdanken wäre und der Defekt deswegen so viel Verbreitung fand. Dann dürfte er allgemein nicht bei so vielen Rassen vorkommen, immerhin sind die Zuchtbücher ja seit dem geschlossen....außer dieser Defekt ist deutlich älter. Dafür spricht, dass er vor allem bei den britischen Hütehunden vorkommt und den Rassen, die daraus entstanden sind. Und zwar bevor die Rassen reingezüchtet wurden.
Nicht unbedingt. Der Defekt kann natürlich älter sein - er kann aber auch 'einfach' aus einer Mutation stammen, die vielleicht verhältnismässig häufig ist. Gewisse Mutationen gibt es immer wieder mal und so ist es möglich, dass ein bestimmter Defekt (oder auch ein Vorteil) in zwei unabhängigen Populationen auftritt.
Beim Mensch gibt es die Mutation übrigens auch, ebenso bei einigen Tierarten mehr. Scheinbar sind wir alle eng gezüchtet
Natürlich nicht. Krankheiten werden immer auftreten und die allerbeste Zucht oder Zufallsvermischung wird sie nicht beseitigen können. Aber bei systematischer Linienzucht kranken mehr Exemplare häufiger an demselben Defekt als das bei genetisch grösserer Vielfalt der Fall wäre.