@Chris2406 hält Kangals und bereitet diese auf eine spätere Karriere als Wolfsschutz für ihr Vieh vor. Gerade eben hat sie einen grossartigen Beitrag über die Arbeit mit den Tieren verfasst (Klick!), aber der ganze Thread ist lesenswert.
Beiträge von AnnetteV
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Genau diese Eigenschaften, bei Ansagen nicht gleich zusammen zu brechen, körperlich etwas auszuhalten und dennoch stets guter Laune zu bleiben - nennen wir es Resilienz - machen Labrador und Golden doch zu beliebten Familienhunden. Die sind, bzw. scheinen fast unkaputtbar, bleiben selbst unter widrigsten Umständen und trotz teils rabiater Erziehungsmethoden (Ich sage nur: Zwangsapport der uralten Sorte...) freundlich, verbreiten (oft durch Fiddlen) gute Laune und geben einem das Gefühl, nichts wirklich übel zu nehmen. Auch wichtig: ihre meist sehr, sehr wenig ausgeprägte Aggressionsbereitschaft, besonders Menschen gegenüber. Sie sind im Grunde gut trainierbar und fordern - zumindest für den Laien - nichts ein.
Diese Eigenschaften können, wenn genügend ausgeprägt, einen hervorragenden Familienhund machen, der mehr oder weniger stoisch, bzw. mit freudig-resilientem Wesen alles erträgt, was da von der Menschheit an ihn herangetragen wird. Manche Leute suchen genau nach so einem robusten, scheinbar anspruchslosen und stets freundlichen Hund.
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Wird in GB die Hunde einfach laufen/machen lassen?
Je nachdem wieviel dem Schäfer seine Schafe wert sind, schon. Oft haben die Leute eine kleine Gruppe alter, langsamer und ruhiger Schafe (manchmal auch kastrierte Böcke), die sie immer für junge Hunde nehmen. Solche Gruppen werden auf Seminaren manchmal tagelang allen Hunden ausgesetzt, die da so kommen. Da gibts nichts Schönzureden, das ist einfach Tierquälerei.
Wobei ich ehrlich gesagt die schlimmsten derartigen Szenen allerdings in der Schweiz bei einem sogenannten Anlagetest gesehen habe...
Der Hund soll anfangs möglichst viel Trieb entwickeln. Die Frage ist halt, was ich dann - gerade als Laie - mit einem Hund mache, der von Anfang an 'höher, schneller, weiter' gelernt hat, aber nicht, wo das Bremspedal und die Grenzen sind. Ausserdem kann das ganz schnell sehr gefährlich werden. Hat der Hund nie Respekt vorm Schaf gelernt, kann das unter Umständen tödlich enden, wenn das Schaf sich wegen zu viel Druck dann doch einmal zur Gegenwehr entschliesst.
Auch hier ist es halt wieder eine Frage der Prioritäten: halte und züchte ich Schafe, weil ich sie für die Hunde brauche oder halte und züchte ich Hunde, weil ich sie für die Schafe brauche? Ich denke, beides hat seine Berechtigung solange man unnötigen Stress und Leid auf beiden Seiten erkennen und vermeiden kann.
Ich kenne die Hüteszene in Deutschland nicht, aber was ich hier tagtäglich in Nordengland an für uns inakzeptabler Schaf- und Hundehaltung sehe, kann sich so mancher Familienhundehalter hier aus dem Dogforum wohl kaum im Traum vorstellen. Dabei kommen die langristigen Lebensbedingungen der Hunde im Allgemeinen übrigens noch fast schlechter weg als diejenigen der Schafe.
Und das ist auch ganz richtig so.
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Bei YouTube selbst steht auch noch eine Beschreibung beim Video. Da klärt sich dann auch die “Steigerung“ meines Eingreifens im Verlauf.
Ich weiß, dass man im GB anders “testet“. Ich sehe darin aber keine Vorteile. Genau so wenig finde ich es sinnvoll einen Hund mit “Lie downs“ zuzuballern, dass er quasi gar nicht zum Arbeiten kommt.
Für mich gehört die Kooperation mit zur Arbeit und dem, was ich abteste für eine Einschätzung. Abgesehen davon halte ich nichts davon den Hund “ganz hoch zu hängen“ und die Schafe als “notwendiges Übel“ zu betrachten.
In der Alltagsarbeit brauche ich Schafe, die Respekt UND Vertrauen haben. Abgesehen davon mag ich meine Schafe.Das war auch keinesfalls als Kritik gemeint. Ich finde es immer spannend, unterschiedliche Ansätze zu sehen und würde, nach Vielem was ich hier in GB leider sehen muss und musste, diese Methode sicher nicht grundsätzlich bevorzugen. Das grenzt in Bezug auf die Schafe nämlich arg oft an Tierquälerei oder ist eben schon lange drüber... Und das kanns ja wahrlich nicht sein.
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Fixt man den Hund aber damit nicht in irgendeiner Weise unwiderruflich an?
Die 'Gabe' zu hüten, der Instinkt, das ist im Hund drin. Es ist ein Mythos, dass man den Hund so anfixt. Im Gegenteil: richtig aufgebaut lenkt man seinen Trieb in die richtigen Bahnen und bringt ihn unter Kontrolle. Hat der Hund die richtigen Gene, bzw. den entsprechenden Instinkt, wird er sein Hüteverhalten auch ohne Schafe zeigen. Nur wird es von Laien dann häufig nicht unbedingt als solches erkannt.
Es wäre allerdings tatsächlich ein Problem, wenn man den Hund einfach mal auf die Schafe los und ihn dann machen liesse. Aber genau deshalb steht Corinna ja mit ihrem Stock da. Sie beschützt die Schafe und zeigt dem Hund über ihre Körpersprache (und notfalls mit dem Stock, der den Weg versperrt) 'nein, das funktioniert nicht.' Beim Antesten geht es darum, sich auf der feinen Linie zwischen Ermutigung und Kontrolle zu bewegen - immerhin arbeitet man am lebenden Schaf, das ebenfalls ein Recht auf körperliche und geistige Unversehrtheit hat.
Also vorher war da ein Hund, der im Grunde ja nicht wirklich Interesse hatte. Am Ende einer, der Spaß hatte die Schafe im Galopp zu scheuchen. Drum meine Frage... ist das dann nciht problematisch, wenn er eben nun doch nicht als Schafhüter vermittelt wird
Auch Hunde, die auf den ersten Blick desinteressiert wirken, können Vollbluthüter sein. Möglich, dass der Hund bisher gehemmt wurde, wenn er Bewegungsreizen nachjagen wollte, möglich, dass er es nie gelernt hat, aber auch möglich, dass er sich im Alltag einen Ersatz für seine Hüteveranlagung gesucht hat. Vor Kurzem habe ich einen (Familienhund-)Border beim Antesten erlebt, der sich so auf im Gras sitzende Vögel umgelenkt hatte, dass es mehrere Tage brauchte, bis er begriffen hatte, dass die Schafe auch attraktiv und sogar noch lohnenswerter als Hüteobjekt sind. Der Kerl war kaum von seiner Obsession abzubringen. Mit Müh' und Spucke schafften wir es dann doch, ihm die Schafe schmackhaft zu machen. Aus dem Hund wird sicher was (die Familie hält sogar Schafe) und als Farmhund wird ers noch lange tun, auch wenn er wahrscheinlich nie Trials laufen wird, aber das war auch gar nicht der Anspruch.
Der gezeigte Hund hat unter Kontrolle gescheucht. Ihm wurde von Anfang an vermittelt, dass es bei diesem Spiel Regeln gibt. Wenn er die nicht einhält, funktioniert das Spiel nicht mehr.
Weiterhin die Frage, ob man sowas nicht erst dann machen sollte, wenn der Hund einen Rückruf und ein Platz beherrscht. Bei solchen Rassen ja nun nicht unbedingt eine mega langwierige Sache, aber ich finde das auch ganz schön viel Druck von nem Unbekannten Menschen.
Zuviel Gehorsam kann beim Antesten sogar schaden. Bevor der Hund an die Schafe kommt, lernt er sehr häufig überhaupt gar nichts ausser dass der Mensch sein Freund und nett ist. Sonst nichts. Manche bringen den Hunden 'Platz' bei, manche auch 'Komm her', andere überhaupt nichts. Das Wichtige lernt der Hund sowieso am Schaf und während des Jobs. Hunde, die bereits gut im Gehorsam stehen, trauen sich oft kaum, sich den Schafen zu nähern. Zu viel auftrainierte Impulskontrolle kann durchaus kontraproduktiv sein und einen an sich guten Hüter sogar so hemmen, dass er sein Talent nicht mehr zeigt.
Ja, Druck ist da, aber denk daran: wir haben es hier auch mit dem Fluchttier Schaf zu tun, das es zu schützen gilt. Und: der Druck ist für den Hund vorhersehbar, klar einzuordnen und er kann ihm jederzeit ausweichen. Der Druck wird von guten Schäfern im Übrigen auf den Grund, nicht auf den Hund ausgeübt. Läuft der Hund da hinein, muss er mit den Konsequenzen leben. Es geht darum, eine Kommunikation aufzubauen. Der gezeigte Hund ist freundlich und aufgeschlossen und entwickelt je länger je mehr sichtlich Spass an der Sache - der Druck war also nicht kontraproduktiv.
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Ich habe gestern für den Tierschutz einen Hund angetestet.
Was für ein schönes Video! Danke fürs Teilen. Das ist sehr typisch für das, was ich hier auch oft bei Hunden aus 'pet homes', also reinen Familienhundehaltung sehe: der Hund scheint sich erst gar nicht gross zu interessieren und plötzlich macht es 'klick'! Die Veränderung zwischen der zweiten und der dritten Sequenz ist riesig - und passiert oft nachdem der Hund eine angemessene und erholsame Pause hatte. Da scheinen sich die Rädchen im Gehirn ganz gewaltig zu drehen!
Ich bin überrascht, wieviel Druck der Hund schon verträgt. Hierzulande werden Anfänger praktisch kaum gedrosselt - wobei man dabei (leider) mit den Schafen weniger sanft umgeht.
Der Hund gefällt mir rein äusserlich auch sehr. Darf ich fragen, weshalb er angetestet wurde? Rein um herauszufinden ob er es denn könnte? Oder zeigt er 'Probleme' im Alltag?
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Den Heterosis Effekt immer wieder heran zu ziehen, um Mischlingsproduktion schön zu reden, ist absoluter Blödsinn!Dieser Effekt tritt NUR dann ein, wenn bestimmte Merkmale (die, die man "Herauszüchten" möchte) homozygot vorliegen bei den Elterntieren.
Weiß aber kein Mensch, welche Merkmale wie vorliegen und interessiert auch keinen Mischlingsvermehrer.
Daher auch keine höhere Vitalität bei dem Mix - Würfen.Ach... dann scheint Wachtel sich geirrt zu haben. Und unter vielen, vielen anderen diese Damen und Herren zum Beispiel ebenfalls: Hedrick, Philip W. 'Heterozygote Advantage: The Effect of Artificial Selection in Livestock and Pets.' Journal of Heredity 106 (2) (2015) oder Niskanen, A. K. et al., 'Balancing Selection and Heterozygote Advantage in Major Histocompatibility Complex Loci of the Bottlenecked Finnish Wolf Population,' Molecular Ecology 23 (4) (2014).
Es stimmt allerdings, dass man bei kompletten Überraschungswürfen noch weniger Ahnung als sonst hat worauf man selektiert und wie, bzw. wo der Heterosiseffekt sich manifestiert. Weil, wie gesagt: im Grundtenor sind wir uns ja einig, dass es Besseres gibt, als aus diesem Wurf einen Hund zu holen.
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Auch wenn wir uns im Grundtenor, nämlich dass es sinnvoller ist dort keinen Welpen zu nehmen, einig sind, noch einige Worte hierzu:
Für mich bleibt bei dem Thema geplanter Mischlingswurf immer noch das Hauptthema, dass Hunde in die Welt gesetzt werden, obwohl im Tierschutz schon so viele sehnsüchtig auf ein Zuhause warten und keines finden.
Dann wäre die ganze Rassehundezucht ja auch redundant...
Bei gezüchteten Rassehunden werden möglichst viele Vorkehrungen getroffen um einen gesunden, gut sozialisiert Hund mit bestimmten Eigenschaften zu erhalten. So und nicht anders kann man rechtfertigen, dass man neue Hunde in die Welt setzt, obwohl schon so viele 'übrig' sind und keine Chance auf ein schönes Leben haben.
Nicht unbedingt. Das klingt ja geradezu danach, als ob der Rassehund tatsächlich rein durch seinen 'puren Adel' nicht nur die einzig gewünschte Form des Hundes wäre, sondern der Hund allgemein dadurch nur eine Daseinsberechtigung hätte.
Die Zuchtbasis, das "genetische Material" ist also sehr wahrscheinlich schon schlechter und selbst wenn man den Heterosiseffekt mit berücksichtigt, werden daraus trotzdem keine gesünderen Welpen entstehen.
Das ist eine sehr gewagte Aussage. Hast Du die Elterntiere etwa untersucht? Und doch, der Heterosiseffekt führt eben gerade dazu, dass - im Durchschnitt - die Produkte zweier nicht oder wenig ingezüchteter Individuen vitaler sind.
Zudem es wenig sinnvoll ist, Hunde aus verschiedenen FCI-Gruppen miteinander zu verpaaren, da sich die genetischen Anlagen, was das Verhalten angeht auch schnell im Weg stehen können, weil sie nicht zueinander passen. Die Welpen hätten im schlimmsten Fall ein Leben lang mit sich selbst zu kämpfen, weil ihre Verhaltensanlagen sich im Weg stehen.
Heute gibt es sogar wissenschaftliche Untersuchungen dazu, dass z.B. bei einer Kreuzung von Mops x Beagle (Puggle), sehr häufig aggressive Mischlinge heraus kommen, "weil da irgendwas im Gehirn nicht richtig funkt", um es mal ganz platt auszudrücken.Diese Studie sähe ich nur zu gern. Mischlinge, die keine körperlichen Schäden angezüchtet bekommen haben und fachgerecht aufgezogen und sozialisiert wurden, leiden keinesfalls unter ihrer Existenz. Das ist ein Märchen. Die Frage ist eher - und das ist mein Punkt hier in der Diskussion - ob die Welpen mit dem nötigen Sachverstand aufgezogen werden und ob die zukünftigen Besitzer mit ihnen ihren Anlagen entsprechend umgehen können. Daran haperts viel eher als an irgendwelchen erfundenen Persönlichkeitsstörungen. Es ist aber sicher einfacher, seine eigene Unfähigkeit dem Hund zuzuschieben, als den Fehler bei sich zu suchen...
In deinem Fall ist die Rasskombination so was von unglücklich gewählt, da alle drei Rassen innerhalb ihrer eigenen Rasse so schon nicht sehr gesund sind und zum anderen treffen da drei unterschiedliche, von uns Menschen über Jahrzehnte selektierte Verhaltensweisen aufeinander. dass die Nachzuchten auf Dauer immer schlechter werden.
Auch dazu würden mich repräsentive Studien brennend interessieren... Im Ernst: das ist Quark.
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Ich fand zb bei dem einen Rucksack von Ruffwear die Taschen viel(!) zu wuchtig. (den von Zorro gezeigten meine ich). Die Taschen sind so weit runter gehangen, dass sie meiner Hündin an die Ellenbogen stießen beim laufen und das mochte sie garnicht.
Ja, das Approach Pack finde ich an vielen Hunden viel zu gross und massig. Besser ists, wenn es voll beladen ist, wobei das zumindest bei uns relativ selten der Fall ist. Das Palisades Pack, ebenfalls von Ruffwear, ist da hingegen viel besser gebaut und schwingt und baumelt auch nicht bei jedem Schritt hin und her.
Die ersten Fotos des Outward Hound Rucksacks finde ich sehr schwierig zu beurteilen, ein Ganzkörperbild, wie das letzte wäre hilfreich. Beim Hund von Schokotoffee sitzt der Rucksack auf den ersten Blick tatsächlich sehr gut. Die Hunde selber liefern allerdings die besten Hinweise dafür, ob ihnen wohl ist: laufen sie völlig normal, fallen nicht in den Passgang und bewegen sich mit und ohne Last möglichst gleich viel und im gleichen Muster, ist das schon mal ein gutes Zeichen. Um das zu beurteilen reicht allerdings keine kleine Runde um den Block, sondern ist ein längerer Spaziergang von Nöten.
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Warum bevorzugt ihr Rassehunde sooo sehr? Auch die können Probleme haben/machen. Was ist an einem Rassehund besser?
Schau Dir meinen früheren Post noch einmal an. Ich stehe der Rassehundezucht, so wie sie heute betrieben wird, sogar äusserst kritisch gegenüber.
Genauso wenig wie es langfristig aber Sinn macht, zwei bereits nah verwandte Tiere miteinander zu kreuzen, wie das in der Rassehundezucht immer noch viel zu oft geschieht, ist es klug, einfach die nächstbesten zur Verfügung stehenden Hunde miteinander zu verpaaren. Rein populationsgenetisch gesehen ist das zwar vielleicht sinnvoll, aber eben ein Überraschungsei, weil man weder den einen, noch den anderen Partner nach gewissen Kriterien ausgesucht hat und einfach mal nimmt, was da ist.
Schlimmer als die Zufallsverpaarung an sich dünkt mich in diesem Fall allerdings die Aufzucht, die Du hier schilderst. Möglich, dass Du das als scheinbarer Neuling vielleicht noch nicht beurteilen kannst - aber gerade dann sollte man Dir als Hundekäufer so viel Information wie möglich mitgeben und Dich darüber aufklären wie die Welpen auf ihr zukünftiges Leben vorbereitet werden.
Ich verstehe den Wunsch nach einem Hund nur zu gut und kann nachvollziehen, dass es schwierig werden kann, sich selbst und sein Umfeld davon zu überzeugen, dass die Welpen, die man sich gerade ansieht, nicht das Gelbe vom Ei sind. Es gibt sicher Schlimmeres, als einen Welpen von dem Dir geschilderten Ort zu holen, aber es gibt auch sehr, sehr viel Besseres und Sinnvolleres.
Wie bereits erwähnt: ich würde mir unter den gegebenen Umständen keinen Hund von diesem Ort holen. Nicht, weil es Mischlinge sind - das wäre für mich kein Grund, sondern weil - wenn man Deinen Schilderungen Glauben schenken darf - bei allen Parteien schlichtweg zu wenig Fachwissen vorhanden zu sein scheint und man auch kein Interesse daran hat, das zu ändern. Auch wenn das sehr wahrscheinlich nicht einmal böser Wille ist.