Hallo wiejetztich!
Ich bin da radikal und unterbinde derartiges Verhalten gnadenlos, weil mir fiepende, rastlose Hunde auf dem Hormontrip selbst gehörig auf den Senkel gehen. Eindrücklich war in dieser Hinsicht ein Rüde, der häufiger und auch mal längere Zeit bei uns war und dann problemlos mit läufigen Hündinnen zusammen leben konnte, bei den Besitzern aber jedes Mal ein Mordstheater veranstaltete, wenn Nachbarshündinnen in die Hitze kamen. Das ist jetzt vielleicht nicht ganz so wattebauschig wie gewohnt, aber bei dieser Thematik ist es mir lieber, den Hund sehr strikt und eng zu führen, als auf die Wirkung von irgendwelchen Pülverchen und Mitteln zu hoffen. Letztere haben bei uns immer genau dann ihre 'Wirkung' entfaltet, wenn die Hündin sowieso mit ihrer Läufigkeit durch war...
Wer offensichtlich mit den Gerüchen seiner Umwelt nicht umgehen kann, dessen Privilegien werden gekürzt. Nur wer sich benehmen kann, ansprechbar und klar im Kopf bleibt, darf an bestimmten Orten schnüffeln oder überhaupt von der Leine. Ansonsten wird sich auf mich konzentriert und ich gehe keinen Schritt, ohne die ungeteilte Aufmerksamkeit meines Hundes zu haben. Das klingt streng und ist es zweifellos auch (man darf es ruhig auch konsequent nennen), was aber wiederum nicht bedeutet, dass man laut, ärgerlich, grob oder in irgend einer Weise körperlich oder frustriert mit dem Hund werden muss. Es geht auch nicht darum, den Hund zu schikanieren, sondern ihm zu zeigen, dass nur Aufmerksamkeit mir gegenüber und Impulskontrolle ihn zum Ziel - jedem Ziel - bringen. Das kann weiterhin genauso freundlich passieren, wie wenn ich dem Hund einen neuen Trick beibringe oder gerade einen tollen Spaziergang mache. Gewisse Verhaltensweisen bringen Erfolg, andere eben nicht.
Zuhause wird der Fieper auf seinen Platz verwiesen, (was, wenn er ihn aufsucht, selbstverständlich grosszügig entlöhnt wird) und das Gefiepe abgestellt (das 'Abstellen' wird aber natürlich gewohnt wattebauschig erlernt. Dieses Training ist sehr viel einfacher, wenn der Hund bereits das Kommando 'bellen' und 'hör auf zu bellen' kennt). Aufmerksamkeit und Belohnung kriegt, wer auch hier Impulskontrolle und Ruhe zeigen kann.
Draussen lasse ich so einen Hund nicht schnüffeln (je extremer das Verhalten ist, desto weniger darf geschnüffelt, geleckt und frei exploriert werden), sondern verschaffe ihm gleichförmige Ausdauerbewegung (meine Variante: das Rad oder Joggen) an der Leine und zwar im Tempo, das ich vorgebe (aber weder zu schnell, noch zu langsam sein darf). Auch da wird nicht geschnüffelt oder seinen eigenen Dingen nachgegangen, sondern einfach möglichst locker nebenher getrabt. Einfach nur 'draussen sein' und den Hund nach seinem eigenen Gutdünken machen zu lassen, reicht nicht, bzw. ist sogar kontraproduktiv, weil es ihm nur das gibt, was er sowieso will: das Schnüffeln seiner Droge.
Wenn ein Rüde trotz all dieser Massnahmen auch bei der zweiten und dritten Läufigkeit in der Umgebung so neben sich steht, zögere ich nicht länger und lasse kastrieren. Hypersexualität ist einerseits zwar ein typisches Domestikationsmerkmal, kann sich aber eben auch zu einem pathologischen Phänomen entwickeln, wenn ein Individuum keinerlei Kontrolle mehr über sich und die Situation etablieren kann. Da halte ich es für eine Gnade, dem Tier, das wiederholt und vorhersehbar wirklich physisch und psychisch leidet, durch eine Kastration Erleichterung zu verschaffen. Das kann, wie Du ja selbst sehr eindrücklich beschreibst ('von meinem Hund ist gerad enicht mehr viel da'), so weit gehen, dass das ganze 'eigentliche' Wesen des Hundes hinter dem zwanghaften Sexualverhalten verschwindet.