Beiträge von AnnetteV

    Hallo soniclabs!

    Wir würdet ihr in einer solchen Situation handeln? Sind euch wirkungsvolle Alternativen mit weniger Gefahren bekannt, die Kreiselei abzustellen?

    Ich habe öfters mit Hunden mit Zwangsstörungen zu tun. Kreiseln ist eine relativ typische Form davon.

    Ein Hund kreiselt aus Stress heraus. Es gibt Situationen und Momente in seinem Umfeld, die für seine Psyche zu viel sind und die er nicht anders als mit einer Zwangshandlung verarbeiten kann. Egal für wie 'nerven-' und 'wesenstark' Du oder der Züchter den Hund halten. Die Zwangshandlung ist seine Strategie mit für ihn übermässigem Stress umzugehen und diesen zu verarbeiten.

    Nun liegt es auf der Hand, dass man den Hund je mehr zu seiner Zwangshandlung motiviert, desto grösseren Stress man ihm zumutet. Mit den Erziehungsmethoden, die ihr da anwendet oder anwenden wollt (Kette werfen, Elektrohalsbänder) fügt ihr dem Hund aber weiteren Stress zu, anstatt ihn dem Hund zu nehmen. Du musst an der Situation, die den Hund stresst, etwas ändern, nicht nur dessen Verhalten darauf verhindern. Die Bestrafung des Hundes beseitigt die eigentliche Ursache für sein Verhalten nicht.

    Vielleicht hilft Dir zur Veranschaulichung ein Vergleich: Stell Dir Deinen Hund als eine mit Wasser gefüllte Pfanne auf dem Herd vor. Die Kochplatte ist die Umwelt und der mögliche Stressor. Stellst Du die Herdplatte nun an, wird das Wasser in der Pfanne irgendwann beginnen leicht zu köcheln, dann zu brodeln und schliesslich zu überlaufen. Du hast diverse Möglichkeiten, das Überlaufen zu verhindern. Du kannst versuchen, die Pfanne - und ich verwende ganz bewusst diesen Ausdruck, zu 'deckeln' - indem Du einen Deckel nimmst und ihn einfach auf die Pfanne drauflegst. Genau das tust Du im Moment mit Kette und bald möglicherweise mit dem Elektrohalsband. Das wird so lange funktionieren, bis sich genügend Druck entwickelt, dass sich das kochende Wasser dennoch durch die Ritzen zwingt und nach draussen läuft, oder bis Du den Deckel nicht mehr halten magst. Relativ sinnfreie Aktion mit dem Deckel - aber genau das passiert im Moment bei den jetzigen Erziehungsversuchen mit Deinem Hund.

    Alternativ - und für alle stressfreier - nimmst Du die Pfanne von der heissen Herdplatte (sprich, Du sorgst dafür, dass der Hund aus der stressigen Situation genommen wird oder beendest sie) und stellst sie auf einen kühlen Untergrund.

    Die gute Nachricht dabei: im Gegensatz zur Pfanne mit dem Wasser kann Dein Hund lernen mit 'heissen Herdplatten' (sprich: stressvollen Situationen) umzugehen. Aber nicht durch eine Hau-Ruck Methode. Denn Dein Hund, genau wie die Pfanne, wird sich für den Stress, den er erlebt, irgendein Ventil suchen müssen. Die nächste Stufe ist häufig selbstzerstörendes Verhalten wie Pfotenlecken, etc. oder eben Aggression. So wie ihr im Moment vorgeht, seid ihr auf dem besten Weg, dem Hund neue schlechte Verhalten anzutrainieren und sich ein neues Ventil für den Stress, den er erlebt, zu finden.

    Solange er nur für 'falsches' Verhalten bestraft wird, hat der Hund keine Chance und daher auch keinen blassen Schimmer, was er denn stattdessen tun soll. Es wäre also sehr wichtig, diesem Hund zu zeigen, was er statt dem Kreiseln tun soll und kann - ihm also zu zeigen was sich mehr lohnt als das. Dazu müsst ihr diese neue Verhaltensweise für den Hund auch belohnend gestalten, das heisst, ihn dafür loben, ruhig auch durch Futter und ihm ganz genau zeigen, was er denn stattdessen tun soll. Das kann er nicht automatisch wissen - ihr müsst ihm das erst beibringen. Genau das ist mit einem 'strukturierten Alltag' gemeint: der Hund sollte jederzeit wissen, was geschieht und was er dabei tun soll. Das kann er nur, wenn ihr Euch vorher überlegt habt, was ihr vom Hund denn in jeder Situation erwartet und es ihm zweitens auch beibringt.

    Hilfreich ist es, dem Hund gewisse Standardverhalten beizubringen, die sich grundsätzlich lohnen (und auch nie bestraft werden!) wenn er sie wählt: zum Beispiel 'den Menschen anschauen', 'sich hinlegen' und 'ins Hundebett gehen'.

    So einem Hund sollte man zumindest solange Kreiseln noch eine Option in seinem Verhaltensrepertoire ist, so wenig Stress wie möglich zumuten, so dass er erst gar nicht kreiseln muss. Das schafft man einerseits mit einer sehr geregelten Tagesstruktur und andererseits damit, dass der Hund zu jeder Zeit genau weiss, was von ihm erwartet wird und was jetzt kommt.

    Die Idee, den Hund in seinem zwanghaften Verhalten zu unterbrechen, ist an sich nicht falsch. Ich halte meine 'Kreisler' auch davon ab - aber niemals indem ich sie gewaltsam unterbreche und sie mit irgend etwas bewerfe. Das erzeugt nur weiteren Stress. Ich rufe sie beim Namen und belohne sofort (mit Futter), lenke sie mit einer neuen Aufgabe ab und versuche gleichzeitig die Situation stressfreier zu gestalten oder den Hund ganz daraus zu entfernen.

    Ich denke, mit dieser Vorgehensweise stehen die Chancen ganz gut, dass ihr den Hund therapieren könnt. Was mich allerdings nachdenklich stimmt und mich am Erfolg Eurer Erziehungsversuche zweifeln lässt, sind diese die folgenden Sätze:


    Es ist ja schon wirklich hart zu sagen, aber in manchen Situationen halte ich meine Partnerin einfach für zu dumm, um sie damit zu betrauen. Und nachdem ich selber schon etwas Bauchweh hätte, immer genau den richtigen Moment zu treffen, habe ich es bei ihr noch um ein Vielfaches mehr.

    Deine Aussagen machen mir keine Sorgen bezüglich des Hundes, sondern darüber, wie Du über Deine Partnerin sprichst und was Du ihr (nicht) zumutest. Seinen Partner in einem öffentlichen Forum als 'einfach zu dumm' hinzustellen, ist harter Tobak. Mich jedenfalls wärst Du nach so einer Aussage garantiert los.

    Ich denke, da gibt es einiges zwischen Euch beiden zu klären, bevor ihr überhaupt an eine erfolgreiche Therapie Eures Hundes denken könnt. Denn eines ist sicher: wenn sich schon die beiden 'Erziehungsberechtigen' nicht darüber einig sind, was und wie trainiert werden soll, badet das grundsätzlich derjenige aus, der dazwischen steht, sei das Kind oder Hund. Wer seinen Partner für 'zu dumm' hält den gemeinsamen Hund mitzuerziehen, spricht ihm jegliche Entwicklungsmöglichkeit ab und traut ihm nicht zu, etwas lernen zu können oder zu wollen. Möglicherweise entschuldigt er damit auch einfach die eigene Unlust daran, sich mit dem Partner auseinander zu setzen, ihm die eigenen Ideen zu erklären und ihn miteinzubeziehen. Dein Statement oben sagt mehr über Dich selbst aus, als über Deine Partnerin. Und es rückt Dich - trotz Deiner vernünftigen und kritischen Einstellung zur Hundeerziehung - in kein besonders gutes Licht.

    Hallo zusammen,

    Das Trinkverhalten passt auch dazu. Er dreht, wenn er unruhig wird, seine Runden durch die Wohnung und nimmt immer wieder ein paar Schlucke Wasser zu sich, wenn er am Napf vorbeikommt. Er hat extreme Trennungsangst, pinkelt sofort in die Wohnung, wenn ich selbst sie verlasse (alleine ist er bisher nie - wenn, dann ist immer mein Mann da).

    Zwanghafte Verhalten können durchaus durchbrochen werden, aber es braucht viel Management und Einsatzwillen seitens der Besitzer.

    Diese Verhaltensweisen und -ketten sind eine Strategie um mit Stress umzugehen, dem der Hund anderwertig nicht begegnen kann. Die Verhalten werden zum Zwang, zur Droge.

    Nun gilt es einerseits, dem Hund seine Droge zu entziehen, bzw. sie wirkungslos werden zu lassen, andererseits jeglichen Art von Stress zu vermeiden. Das ist in sich ein riesiger Widerspruch, was die Therapie so schwierig werden lässt. Entzieht man dem Hund die Möglichkeit, seinen Stress mit der altbewährten Methode (also dem Umhertigern und Saufen) zu bekämpfen oder sorgt dafür, dass sie nicht mehr wirkt, erzeugt das wiederum grossen Stress. Lasse ich den Hund aber weiterhin seiner Zwangsstörung nachgehen, wird er damit nicht aufhören und sie kann sich unter Umständen sogar noch verstärken, sich in Aggression umwandeln oder in ein anderes, ebenfalls zwanghaftes Verhalten übergehen (zum Beispiel Selbstverstümmelung).

    Häufig hilft solchen Hunden eine ganz geregelte Struktur, die für den Hund berechenbar und möglichst stressfrei ist, ihn aber gleichzeitig davon abhält, seinen Zwängen nachzugehen. Ich würde hier auch unbedingt mit einem Tierarzt, der nachweislich in Verhaltenskunde geschult ist, zusammen arbeiten.

    Hallo Atrevido!

    Nicht selten haben wir hier Hundehalter mit zum Teil sehr ängstlichen Hunden zu Hause. Ich selbst habe ebenfalls einen solchen und arbeite im Moment intensiv daran ihr Vertrauen zu bekommen um ihr dann auch Sicherheit in für sie gruselige Situationen geben zu können. Daher bin ich gerade aktiv auf der Suche nach Vertrauensübungen.

    Meiner Erfahrung nach kommt es weniger darauf an, was man trainiert, sondern wie man es trainiert.

    Nicht nur ängstliche Hunde haben bei mir ganz besonders am Anfang, in der 'Vertrauensschöpfungsphase' das Recht, 'Nein' zu sagen. Hunde sagen oft sehr subtil zum ersten Mal 'Nein' - ein kleiner Widerstand, ein Zögern, vielleicht sogar ein minimales Weichen. Erst später folgen daraufhin oft die bekannten 'Calming Signals' wie züngeln, schütteln, kratzen und so weiter. Das sind alles Zeichen, dass der Hund überfordert ist.

    Vor allem anderen kommt die Freude und Motivation mit mir zusammen zu arbeiten. Diese kann man nicht aufbauen, wenn der Hund in seinem Lernprozess fürs Ausprobieren bestraft wird. Sein Lösungsvorschlag ist vielleicht nicht derjenige, den wir im Kopf hatten, wird er für seine Kreativität allerdings bestraft oder nicht genug belohnt, wird er sie über kurz oder lang einstellen. Ausserdem ist es wichtig, als Hundebesitzer sehr genau und vor allem bevor das Training beginnt, herauszufinden, was für den Hund motivierend ist und was er als Belohnung empfindet.

    Ich zeige unsicheren Hunden gerne Dinge, die sie mit ihrem Körper tun können. So lernen sie sich selber besser kennen und lernen sich zu 'spüren', man könnte auch sagen, sich besser einzuschätzen. Auch ein mit seinem Körper vertrauter Mensch ist viel eher in der Lage zu sagen, was er sich zumuten kann. Dazu dienen bei Hunden jegliche Art von Tricks. Dabei benutze ich den Clicker. Ich beginne häufig gerne mit dem rückwärts gehen. Nicht nur ist das eine nützliche Übung, die das Körpergefühl schult, sondern ich zwinge dem Hund dabei erstens nicht auch noch meine Nähe auf, ganz im Gegenteil und bringe ihm zweitens auch noch gleich bei, sich gerne bei mir aufzuhalten, weil er die Leckerchen (zumindest zu Anfang, später, wenn genug Vertrauen da ist, werfe oder rolle ich sie auch mal in seine Richtung) ja bei mir bekommt.

    Draussen gehe ich mit unsicheren Hunden gerne auf Entdeckungsreise und erkläre Alltagsgegenstände zu Übungsobjekten. Metallpfeiler zum Beispiel kann man umrunden, daran hochstehen, mit der Nase berühren, daran lecken (vorzugsweise der Hund, nicht ich), etc. Das schafft eine Vertrautheit mit der Umwelt und der Hund lernt so, Dinge einzuschätzen. Ausserdem gibt es ihm eine klare Aufgabe, konzentriert seine Aufmerksamkeit und gibt dem Hund gar nicht die Gelegenheit, den Rest der Umgebung nach furchterregenden Dingen abzusuchen und sich mit seiner Angst zu beschäftigen.

    Hallo Breez!

    Spaziergänge sind meistens nicht sooo aufregend. Klar trifft man mal einen Hund aber die meisten wollen natürlich nicht groß spielen oder so. Damit kommt sie auch gut klar.

    Gut möglich, dass Dein Hund das anders bewertet als Du. Sobald er nämlich keine Bespassung mehr erhält (Spaziergang, Futter) scheint er aufzudrehen. Das ist normalerweise ein typisches Signal dafür, dass der Hund zu viel zu verarbeiten hat und damit nicht klar kommt. Wie einige schon angesprochen haben, ist das ein bekanntes Phänomen und an sich noch kein Problem. Diese 'wilden 5 Minuten' sollten sich aber nicht zum Ritual einspielen und dem Besitzer den Hinweis geben, den Stresslevel des Welpen nach unten zu korrigieren.

    Also ich stimme zu, dass wichtigere Sachen gibt als lustige Tricks, was man Welpen beibringen sollte, aber muss sagen, dass ich die Aussage komisch finde "sitz, platz usw. kann man auch erst beibringen wenn der Hund einige Monate alt ist" :???:

    Dieser Meinung bin ich auch. Ausserdem kommt es sehr darauf an, wie man trainiert. Sorgt das Training für den Welpen für grossen Stress, schränkt es ihn ein, verunsichert es ihn und hemmt ihn, dann verstehe ich die Aussage, dass man damit erst viel später beginnen sollte. Ich allerdings würde in diesem Fall lieber mein Training umstellen und nicht einfach abwarten bis der Hund meinen Übungsstil erträgt. Von spielerischem, zwangslosen, positiv verstärkten Üben kann ein Welpe sehr profitieren und muss dabei keineswegs überfordert werden (obwohl es natürlich trotzdem vorkommen kann).

    Zum Thema 'Hilfe, mein Welpe beisst', findest Du in dieser Playlist Trainingsanleitungen für Welpenbesitzer: Klick!

    Hunde, die aus dem Ausland kommen, werden vor der Ausreise in der Regel zugedröhnt mit einer Menge Chemie (Nervengifte gegen Ektoparasiten, Wurmkuren, neuerdings wird dort auch gern Bravecto oder Nexguard in den Hund gegeben) hinzu kommt meist auch noch eine 6-fach-Impfung mit Impfverstärker und Allergieauslöser Aluminiumhydroxid, die dann der Supergau für den Organismus ist, der aufgrund der Bedingungen in den dortigen Tierheimen (z.B. hoher Infektionsdruck, Befall mit Giardien und allen möglichen anderen Darm-Parasiten etc.) und dem meist schlechten Futter ohnehin geschwächt ist. Es ist nicht überraschend (bzw. für mich eher normal), dass dann Allergien ausgebildet werden. Häufig ist die Darmschleimhaut dieser Hunde nicht intakt, sondern durchlässig, so dass sich durch den Übertritt von Bestandteilen aus der Nahrung in den Hundekörper immer weitere Allergene bilden. Das macht es so schwierig, längerfristig Nahrung zu finden, die verträglich ist.

    Gibts für diese 'interessante' Theorie auch wissenschaftliche Studien? Die würden mich nämlich brennend interessieren.

    Ganz wichtig ist natürlich bei Futtermittelallergien, die Darmschleimhaut so weit zu stabilisieren, dass sie keine Nahrungspartikelchen mehr durchlässt. Dafür sind tatsächlich der Vitalpilz Hericium oder Beta Glucan hilfreich. Aber selbstverständlich muss man im Rahmen einer Ausschlussdiät zuallererst auf alles Weitere verzichten.

    Genau auf solche - sicher gut gemeinten - Ratschläge, was Pülverchen und andere Heilmittel betrifft, würde ich verzichten. Die können meinetwegen dann zum Einsatz kommen, wenn dem Hund überhaupt schon mal vernünftig den Magen gefüllt werden kann und zwar mit Komponenten, die er nachweislich auch verträgt. Vorher würde ich darauf in jedem Fall verzichten.


    Wenn's mein Hund wäre, der so sehr leiden würde, und Cortison geholfen hätte, dann würde ich nach einem weiteren Bioresonanztest erst mal wieder Cortison geben.

    Aha - den Hund erst mit Scharlatanerie kurieren wollen und dann, wenns nicht per Zufall funktionieren sollte, doch zum Hammer greifen?

    Ich würde, wie gesagt, erst einmal eine vernünftige Ausschlussdiät machen, bevor ich aus Verzweiflung zu solch fragwürdigen Methoden und Mittelchen greife.

    Es ist wirklich enorm wichtig, dass nur eine einzige Komponente in den Hund kommt, wenn Du eine Ausschlussdiät machst. Diese ist für so ein geschundenes Immunsystem in sich schon komplex genug.

    Wenn Du eine Ausschlussdiät machst, musst Du die Hand dafür ins Feuer legen können, dass der Hund währenddessen nichts - aber auch wirklich gar nichts - anderes isst, als die eine einzige Komponente (später hoffentlich die verschiedenen Komponenten, die er nachweislich verträgt) als das, was Du ihm gibst. Jegliche Art von Fertigfutter (Trockenfutter und Nassfutter und was es noch dazwischen gibt) besteht aus sehr vielen verschiedenen Komponenten und ist dafür deshalb nicht geeignet. Jeder Keks, jedes Gewürz, jeder 'gesunde' Zusatz, jedes Pülverchen und Säftchen, jedes noch so kleine 'Aber-es-ist-doch-nur-ein-kleines-Stück' wirft Dich während der Ausschlussdiät zurück an den Anfang und verlängert das Leiden des Hundes unnötig. Der Körper Deines Hundes sollte endlich die Chance erhalten, sich zu erholen und zur Ruhe zu kommen. Es schadet dem Hund mehr, ihm ungeeignetes Futter zu geben (egal wie 'toll' es in der Zusammensetzung oder als 'Unterstützung' auch sein soll und bei anderen Hunden sicher sein kann), als ihm das zu füttern, was er auch tatsächlich verträgt.

    Sogenannte Allergikerfutter enthalten oft speziell behandelte Inhaltsstoffe, die Allergikern helfen können, es aber nicht in jedem Fall tun müssen. Ein Futter kann nur gut oder schlecht für einen bestimmten Hund sein. Wenn mein Hund zum Beispiel Trockenfutter generell nicht verträgt, kann ich ihm noch so lange das beste Spitzen-Premium-Trockenfutter füttern und dem Hund damit trotzdem schaden.

    Häufig verträgt ein Hund das, was bereits seine Mutter und er dann auch als Welpe bekommen hat. Das kann bei Strassen- oder Auslandhunden durchaus altes, trockenes Brot, Pasta und Ähnliches sein, wobei ich damit jetzt nicht unbedingt eine Ausschlussdiät anfangen würde (zu viele verschiedene Komponentnen), wenn nicht bereits bekannt ist, dass der Hund das verträgt. Verträglichkeiten, bzw. Unverträglichkeiten sind individuell. Es hilft nichts, wenn ich Dir mein Futter als das Beste anpreise, weil mein Hund es verträgt. Deiner muss damit klarkommen. Genau dabei hilft die Ausschlussdiät: sie zeigt Dir, was der Körper Deines Hundes verarbeiten kann und was ihn krank macht. Aber sie kann nur funktionieren, wenn man währenddessen hundert Prozent konsequent ist.

    Hallo liebe Community,

    ich brauche dringend Euren Rat. Wir haben seit ca. 4-5 Monaten starke Probleme mit unserer Hündin (mittlerweile ca. 11 Monate alt). Wir haben sie Mitte April von einem Tierschutzverein in Rumänien adoptiert. Anfangs war alles in Ordnung, schleichend kam jedoch der Juckreiz, bis es zum Dauerzustand wurde. Nun ist wirklich der Höhepunkt erreicht. Sie hat am ganzen Körper große kahle, gerötete, wunde Stellen. Ihre Ohren sind fast komplett kahl und entzündet. Sie ist nur noch am kratzen und beißen. Sie nimmt auch nicht zu (ihre Schwester wiegt 5 kg mehr :( : ). Wir sind nur noch Dauergast beim Tierarzt und haben schon alles durch (Bluttests, Hautausschabungen, div. Medikamente, "Allergiefutter"). Nichts kam heraus, bis ich vor ca. 1 Monat zu einer Tierheilpraktikerin kam, die mir viel Hoffnung machte. Es wurde auch ein Heilplan aufgestellt (Vitalpilze, Darmkapsel, Hundehanf, etc.), den wir seit diesem Zeitpunkt streng einhalten. Die Kleine wird auch seit dem gebarft, da lt. THP Allergien gegen Rind, Schwein, Pute, Reis, Kartoffeln, Bierhefe, Algenkalk, Fisch und viele Zusatzstoffe bestehen. Bisher wurde es jedoch trotz Barfen immer schlimmer, wir sind ganz verzweifelt, mein Tierarzt meinte heute sogar, dass es so kein Leben für den Hund sei. :verzweifelt: Als letzte Hoffnung bleibt uns nun nur noch die Bioresonanztherapie..., hat jemand evtl. Erfahrungen damit gemacht bzw. war jemand mal in einer ähnlichen Situation? Wir sind über jeden Rat dankbar, denn momentan wissen wir gar nichts mehr....

    Vielen Dank und Liebe Grüße

    Viele Studien kommen zum Schluss, dass sich Unverträglichkeiten bisher nur sehr bedingt zuverlässig durch Tests feststellen lassen und einzig eine konsequent durchgeführte Ausschlussdiät helfen kann, die 'Übeltäter' zu identifizieren. Diese würde ich also ab sofort beginnen und erst einmal alle Futterideologien über Bord werfen. Der Hund ist ein Allesfresser und möglicherweise verträgt Euer Hund Dinge, die als No-Go beim Barfen dienen oder andersrum, er verträgt Dinge nicht, die als wichtig und essentiell gelten.

    Der Hund kriegt nur genau eine einzige Futterkomponente (bei mir wären das Reis, Hirse, Mais oder Kartoffeln, andere beginnen mit einer einzigen Sorte Fleisch), also kein Fertigfutter oder mehrere Komponenten. Achte darauf, dass Getreide, bzw. Kartoffeln nicht gewürzt werden und nichts als Wasser mitserviert wird. Probiert verschiedenes aus, vielleicht kocht ihr das Fleisch auch mal für ihn. Geht aber nicht planlos vor, sondern bleibt konsequent bei einer einzigen Komponente.

    Verträgt der Hund diese eine Komponente eine Weile lang gut, (manche sprechen dabei von 3 Tagen, andere von bis zu 3 Wochen in denen sich der Zustand des Hundes merklich bessert und keine Auffälligkeiten beobachtet werden) kannst Du eine einzige weitere Komponente hinzufügen. Nach der obligaten Frist, geht's dann nach diesem Muster weiter, aber erst, wenn Du sicher bist, dass der Hund es auch tatsächlich verträgt. Vielleicht hilft Euch dazu auch 'der kleine Zentek': Jürgen Zentek, Hunde richtig Füttern, Ulmer, 2012.

    Möglicherweise bestehen bei Eurer Hündin ja auch eine oder mehrere Unverträglichkeiten oder Allergien, die nichts mit ihrem Futter zu tun haben. Dazu könnten Hausstaubmilben, aber auch Reinigungsprodukte für die Wohnung, Deos, Shampoos, etc., im Grunde genommen alles, womit sie so in Berührung kommt, gehören.

    Mir hilft bei solchen Hunden ein Tagebuch, das ich konsequent führe. Was frisst der Hund? Wo geht er lang? Wann kommen die Kratzanfälle? Hatte sie die Probleme schon, als sie kam? War sie bereits auffällig in Rumänien? Wann haben die Probleme begonnen? Diese Fragen müsst ihr nicht mir, sondern Euch selber beantworten.

    Ich wünsche Euch ganz viel Erfolg und hoffe, dass ihr die Ursache bald findet und beheben könnt.

    Kann es sein, dass es auch von der früheren Eignung eines Hundes abhängt, ob ihm Beschäftigung auf einem Spaziergang gut tut?

    'Spaziergänge' an sich sind in der Hundehaltung sowieso ein sehr neues Phänomen.

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    Kurzer Exkurs: Spaziergänge, also ein 'Lustwandeln' konnten sich bis vor zweihundert Jahren sowieso nur diejenigen leisten, die keiner geregelten Arbeit nachgehen mussten und für sich arbeiten liessen. Mit dem Aufstieg des Bürgertums im 19. Jahrhundert änderte sich das dann, besonders, weil es durch die Industrialisierung und Fabriken plötzlich so etwas wie geregelte Arbeitszeiten gab und man seine Arbeit nicht mehr - wie häufig vorher - sowieso draussen verrichtete.

    Erst ab da kam überhaupt die Idee der Trennung von Arbeit und Freizeit auf, weil man das plötzlich nicht nur zeitlich, sondern auch räumlich trennen konnte. Da Hunde nun eng mit dem Menschen zusammen leben, hatte das selbstverständlich auch Auswirkungen auf die Art, wie sie gehalten wurden.

    Da Menschen sich nun häufiger drinnen aufhielten, Freizeit hatten und Hunde nach und nach für ihre ursprünglichen Aufgaben nicht mehr gebraucht wurden und als Haustier in den Wohnräumen gehalten wurde und auch das Individuum 'Hund' gerade mit dem Aufstieg des Rassehundewesens einen neuen Stellenwert erhielt, begann man eben den Hund auf den Mussegang mitzunehmen. Schliesslich hatten sich auch die Reinlichkeitsansprüche geändert und man wollte, dass der Hund sich nicht einfach irgendwo erleichtert (wie das übrigens auch bei Menschen vor einigen wenigen hundert Jahren noch der Fall war...).

    Der Spaziergang ist also eine sehr moderne Erfindung. In den 1950er Jahren war es zumindest in der Schweiz noch Gang und Gäbe, dass der Hund einfach mal vor die Tür gelassen wurde, sein Geschäft irgendwo verrichtete, irgendwelche Hündinnen beglückte und dann irgendwann mal wieder heim kam. Geschichten wie diejenige von Greyfriar's Bobby, Hachiko, etc. wären heute wohl gar nicht mehr möglich, weil unbeaufsichtigt freilaufende Hunde bei uns (in anderen Teilen Europas und der Erde ist das nach wie vor noch anders) sofort als Streuner eingestuft und ins nächste Tierheim gebracht würden.

    Ein Hütehund war doch im Normalfall den ganzen Tag mit dem Schäfer unterwegs oder zumindest an seiner Seite und hat dabei nicht ständig gearbeitet, sondern nur, wenn es eben notwendig war.

    Da muss man unterscheiden. Ein Schäferhund war wohl mit dem Schäfer unterwegs, verrichtet aber eine andere Aufgabe als z.B. ein Koppelgebrauchshund wie der Border Collie, dessen Einsatzbereich ein anderer ist und der nach dem fünften Tag des ständigen Mitlaufens an einer Herde entweder seinen Hütewillen doch noch einmal überdenkt und umorientiert oder vor Erschöpfung tot umsinkt. Ein Herdenschutzhund wie der Pyrenäenberghund ist, obwohl er sein Leben in und an der Herde verbringt, nicht 24 Stunden auf Hochspannung, sondern verdöst den grössten Teil des Tages und führt im Normalfall ein sehr gemütliches Leben, wenn nicht gerade ein Wildtierangriff droht. Ich würde behaupten, dass so ein Herdenschutzhund ein viel erholsameres und stressfreieres Leben führt als der durchschnittliche Familienhund in Westeuropa.

    Ich denke, viele Hunde, die von Natur aus auf hohe Arbeitleistung gezüchtet werden, beginnen auf körperliche und geistige Erschöpfung mit noch mehr Aktivität zu reagieren. Andere Hunde würden sich einfach mal hinlegen und sagen, 'so, mir reichts', diese aber nicht. Bei Stress - und das ist Arbeit häufig - drehen diese Hunde nur noch mehr auf und geben ihr Letztes um den Job zu erledigen. Da 'Auslastung' häufig mit 'totaler Erschöpfung' verwechselt wird, vergisst man, dass echte Arbeits- und Diensthunde eigentlich einen Grossteil des Tages mit Ruhen verbringen (dürfen) und wenns dann mal Arbeit gibt, aber eben alles geben (sollen).

    Diese Leistungsspitzen wechseln sich aber praktisch immer mit Phasen von grossem Nichtstun ab, die gerade bei vielen Hunden, die tatsächlich einen Job haben und arbeiten, häufig im Zwinger verbracht werden. So ein Zwinger ist relativ reizarm und genau das ist auch der Punkt: der Hund kann hier herunter kommen und sich ausruhen. Nun muss sich natürlich nicht jeder Familienhundebesitzer ebenfalls gleich einen Zwinger in die Wohnung stellen, aber gerade, wenn Familie da ist, kann es gut sein, dass der Hund eigentlich gar nie so richtig zur Entspannung kommt, wenn dauernd etwas läuft und der Hund ja dauernd 'Gesellschaft' und 'Bespassung' braucht. Das soll nun kein Plädoyer für eine Zwingerhaltung sein, sondern eines fürs Ruhe-Halten-und-Entspannen-Dürfen.