Ich halte es für keine besonders gute Idee, ganz bewusst einen körperlich eingeschränkten Hund mit körperlich und vielleicht geistig eingeschränkten Menschen zusammen zu bringen.
Taube Hunde können nicht einfach wie hörende Hunde behandelt werden und ihre Taubheit ist kein Vor-, sondern ein echter Nachteil.
So sind sie häufig sehr berührungsempfindlich, nicht selten relativ schreckhaft und eher unsicher. Sie wirken oft launischer, weil sie Dinge, die wir hören, nicht einordnen können und man kann in einer Schrecksituation den Hund nicht mal eben mit einem laut gerufenen Notkommando unter Kontrolle behalten. Man ist darauf angewiesen, dass der Hund einen anschaut, bzw. dass man die Fernbedienung gleich zur Hand hat um ihn auf sich aufmerksam zu machen. Nicht, dass ich Deine Idee nicht nachvollziehen könnte, aber ich denke, da gibt es bessere Konstellationen. Diese doppelte Herausforderung fände ich nicht sinnvoll, auch wenn sie zweifellos klappen kann. Die Chance, dass es das aber nicht tut, ist aber sicher grösser als bei einem gesunden Hund.
Was den Lärm betrifft: es scheint bei vielen Menschen ein Missverständnis zu geben, was das 'besser hören' des Hundes betrifft. Der Hund hört nicht 'lauter', Lärm ist für den Hund generell also nicht einfach 'schlimmer' oder 'schmerzhafter' als für den Menschen, er hört ihn aber in differenzierteren Nuancen als wir das tun. Analog könnten wir uns vorstellen, dass wenn der Mensch die Welt nur in Schwarz, vielleicht Grau und Weiss wahrnehmen kann, der Hund eben die ganze Farbpalette sieht.
Und wie bereits angesprochen wurde: Lärm, bzw. Geschrei wird ja nicht im luftleeren Raum produziert, sondern geht mit diversen körperlichen Veränderungen einher. Auch wenn der Hund taub ist, wird er geruchliche Veränderungen, Vibrationen, Stress, etc. ja durchaus noch wahrnehmen. Insofern erschwerst Du Dir die Erziehung mit einem tauben Hund unnötigerweise nur noch mehr.
Erfahrungsgemäss ist es auch nicht der Kinderlärm, der einem gut gezüchteten, sozialisierten und erzogenen Hund Schwierigkeiten macht, sondern eher, dass die Kinder ihm aufgezwungen werden, Grenzüberschreitungen zugelassen werden, die den Hund überfordern und er keine Rückzugsmöglichkeiten zur Verfügung hat, an denen er wirklich in Ruhe gelassen wird und sich wieder sammeln kann.
Man kann auch einem hörenden Hund beibringen, dass Geschrei vorkommen kann und etwas ganz 'Normales' ist. Wenn er hört, kann man ihm sogar beibringen, sich explizit auf Geschrei hin in sein Körbchen zu begeben und da zu warten, bis man wieder Zeit für ihn hat.