Beiträge von AnnetteV

    Züchter mit "Herz" schauen, dass sie die "ausgedienten" Zuchttiere entweder behalten können oder in der Verwandtschaft/im Freundeskreis unterbringen.

    Man könnte durchaus auch damit argumentieren, dass Züchter mit Herz darauf achten, jedem einzelnen Tier, das sie halten, gerecht zu werden.


    Um langfristig, nachhaltig und sinnvoll zu züchten, braucht man relativ viele Tiere. Im Prinzip sollten eine einzelne Hündin oder ein einzelner Rüde nicht mehr als zwei, bei wirklich, wirklich gutem Grund allerhöchstens drei Mal Welpen produzieren. Wenn jetzt aber jeder zum 'Hobby-' oder 'Liebhaberzüchter' wird, der es gut meint, aber keinen wirklichen Überblick über die Population, deren Verwandtschaftsverhältnisse und Probleme hat, ist nichts gewonnen.


    Ich finde die Zuchtmiete ein sehr sinnvolles Instrument, um sicher zu stellen, dass genügend Material (ja, an dem Wort mag sich der eine oder der andere vielleicht stossen) vorhanden ist um die Zucht voran zu treiben und die Bedürfnisse des einzelnen Tieres aber dennoch vollumfänglich zu erfüllen.

    Der einen Halterin wurde nahegelegt, den Hund zur Zucht einzusetzen. Sie hat aber aus ethischen Gründen (wollte nicht, dass die Welpen vielleicht auch krank sind) abgelehnt. Kann das wirklich sein?

    Natürlich. Das ist bei vielen Rassen leider gang und gäbe. Sich da als Besitzer nicht von Züchtern und 'Experten' verleiten zu lassen, trotzdem mit dem Hund zu züchten, erfordert einiges an Mut und Charakterstärke. Die Halterin, die sich also trotz einschlägiger Ermutigungen nicht hat überreden lassen, hat meinen vollen Respekt.


    Ich habe lange genug ins Ausstellungswesen hinein gesehen, als dass ich nicht wüsste, dass die meisten Richter die Hunde, die sie da vor sich haben, relativ gut kennen und abschätzen können, aus welcher Zucht sie stammen. Und wenn sies nicht mit Sicherheit wissen, können sie es zumindest ahnen.


    Ich übe an der Rassehundezucht, so wie sie unter der FCI betrieben wird, ja auch nicht einfach aus purem Vergnügen Kritik. Es sind Dinge wie diese, die einem bei manchen Vereinen die Haare zu Berge stehen lassen können. Nicht, dass es unter der FCI nicht auch grossartige Züchter gäbe, die Tolles leisten, aber es gibt eben auch die anderen. Und so lange diese Praktiken und Selektionskriterien nicht sanktioniert, sondern teilweise sogar noch als normal, bzw. 'für diese Rasse eben typisch' betrachtet werden, hat man als Käufer nur wenig Chancen, die Züchter-Spreu vom Weizen zu trennen.


    Ich lese immer, dass beim Zuchtziel "gesund", "robust" oder irgendwas in der Art steht. Das wäre doch aber unvereinbar, wenn ich mit Hunden weiterzüchte, die nachweislich NICHT diese Eigenschaften aufweisen.

    Naja, das kommt sehr auf die Definition von 'robust' an. Ein Mopshalter findet seinen Hund vielleicht robust, wenn ihm dieser nach 5 Kilometern strammen Gehens noch nicht an Atemnot ohnmächtig umgefallen ist. Ein Musher hingegen denkt vielleicht über Robustheit nach, wenn sein Husky oder Hound eine ganze Karriere lang problemlos gute Zeiten bei Langstreckenrennen läuft und niemals krank ist.


    Und man muss noch nicht einmal so ins Extrem gehen. Für den einen ist ein Hund, der zwar Träger einer genetischen Krankheit ist und diese vererben kann, an dieser aber nicht, oder nur unter gewissen Umständen leidet, weil er dazu zwei defekte Gene bräuchte, noch gesund, während der andere den Hund bereits als krank bewertet.


    Häufig kommt es bei solchen Fragen dann darauf an, wie hoch man die Reinrassigkeit bewertet und ob und in welchem Masse man dazu bereit ist, diese zugunsten der Gesundheit zu opfern.

    also wenn man sich bei Kleinanzeigen umschaut findet man dort viele Mixe, die ebenfalls um die 1000€ Kosten. Von daher glaube ich inzwischen weniger, dass es das Geld ist sondern eher das Desinteresse, sich lang und breit zu informieren oder gar zu warten.

    Ja, ich stelle auch fest, dass Mischlinge oft so viel kosten sollen, wie Rassenhunde mit FCI-Papieren. Ich würde das allerdings nicht am Desinteresse festmachen, sondern eher daran, dass viele Leute nicht einsehen, wofür sie einen Rassehund brauchen. Ausserdem dürfen wir nicht vergessen, dass ausserhalb der Dogforum-Welt Rassehunde doch oft als Statussymbole betrachtet werden, die ausserdem krank sind. Da hilft zum Beispiel eine Sendung, wie der Rütter sie gemacht hat, die zwar Probleme aufzeigt, aber keine Alternativen zu nennen weiss, auch nicht gerade weiter.


    Und genau an dem Punkt stehe ich eben auch und finde @Marulas Ausführungen deshalb umso interessanter. Rassehundezucht in der Form, wie man sie heute noch unter der FCI betreiben darf, ist eine Sackgasse. Andererseits kann es nicht die Lösung sein, Verbände an sich einfach zu verdammen und den Leuten keine andere Wahl mehr zu lassen, als entweder zum Tierschutz zu gehen oder eben Welpen aus irgendwelchen dubiosen Quellen zu holen. Ich frage mich auch - ebenfalls ganz ketzerisch - ob denn bei einem im Vergleich unregulierten System prozentual tatsächlich mehr genetisch kranke Hunde gezüchtet würden als es z.B. in Deutschland im Moment der Fall ist.


    Und da muss ich zugeben, dass ich es sehr schwierig finde, Leute, die mit dieser Frage zu uns kommen, zu beraten. Eine 'richtige' Lösung gibt es nicht, nur diverse 'Fürs' und 'Widers', die schlussendlich jeder für sich gewichten muss. Meine oberste Priorität ist die Zucht von psychisch und physisch gesunden und stabilen Hunden, die sich in der heutigen Umwelt zurecht finden und ihre ihnen zugedachte Aufgabe möglichst lange und möglichst gut erledigen können. Alles andere ist für mich im Vergleich dazu relativ unwichtig.


    Die Frage, wie die Hundezucht in Zukunft aussehen sollte, finde ich allerdings eine sehr spannende und würde sie gerne weiter diskutieren.

    Wie bereits mehrfach erwähnt, ist es eine Frage der Persönlichkeit und der Erwartungen, ob man mit einem bestimmten Hund glücklich wird oder nicht.


    Border sind manipulativ, schnell, obsessiv, ausdauernd und bleiben dran - wenn das jemandem gefällt, kann es die richtige Rasse sein, egal wieviele Hunde man schon gehabt hat.


    Vergessen wir nicht: nicht jeder Border ist gleich, zumal gerade hier der Genpool noch wesentlich weniger eng ist als bei vielen anderen Rassen. Und nicht, dass das unbedingt als Vorbild dienen sollte, aber in England sind Border eine der beliebtesten Familienhunderassen...

    Ich halte es für keine besonders gute Idee, ganz bewusst einen körperlich eingeschränkten Hund mit körperlich und vielleicht geistig eingeschränkten Menschen zusammen zu bringen.


    Taube Hunde können nicht einfach wie hörende Hunde behandelt werden und ihre Taubheit ist kein Vor-, sondern ein echter Nachteil.


    So sind sie häufig sehr berührungsempfindlich, nicht selten relativ schreckhaft und eher unsicher. Sie wirken oft launischer, weil sie Dinge, die wir hören, nicht einordnen können und man kann in einer Schrecksituation den Hund nicht mal eben mit einem laut gerufenen Notkommando unter Kontrolle behalten. Man ist darauf angewiesen, dass der Hund einen anschaut, bzw. dass man die Fernbedienung gleich zur Hand hat um ihn auf sich aufmerksam zu machen. Nicht, dass ich Deine Idee nicht nachvollziehen könnte, aber ich denke, da gibt es bessere Konstellationen. Diese doppelte Herausforderung fände ich nicht sinnvoll, auch wenn sie zweifellos klappen kann. Die Chance, dass es das aber nicht tut, ist aber sicher grösser als bei einem gesunden Hund.


    Was den Lärm betrifft: es scheint bei vielen Menschen ein Missverständnis zu geben, was das 'besser hören' des Hundes betrifft. Der Hund hört nicht 'lauter', Lärm ist für den Hund generell also nicht einfach 'schlimmer' oder 'schmerzhafter' als für den Menschen, er hört ihn aber in differenzierteren Nuancen als wir das tun. Analog könnten wir uns vorstellen, dass wenn der Mensch die Welt nur in Schwarz, vielleicht Grau und Weiss wahrnehmen kann, der Hund eben die ganze Farbpalette sieht.


    Und wie bereits angesprochen wurde: Lärm, bzw. Geschrei wird ja nicht im luftleeren Raum produziert, sondern geht mit diversen körperlichen Veränderungen einher. Auch wenn der Hund taub ist, wird er geruchliche Veränderungen, Vibrationen, Stress, etc. ja durchaus noch wahrnehmen. Insofern erschwerst Du Dir die Erziehung mit einem tauben Hund unnötigerweise nur noch mehr.


    Erfahrungsgemäss ist es auch nicht der Kinderlärm, der einem gut gezüchteten, sozialisierten und erzogenen Hund Schwierigkeiten macht, sondern eher, dass die Kinder ihm aufgezwungen werden, Grenzüberschreitungen zugelassen werden, die den Hund überfordern und er keine Rückzugsmöglichkeiten zur Verfügung hat, an denen er wirklich in Ruhe gelassen wird und sich wieder sammeln kann.


    Man kann auch einem hörenden Hund beibringen, dass Geschrei vorkommen kann und etwas ganz 'Normales' ist. Wenn er hört, kann man ihm sogar beibringen, sich explizit auf Geschrei hin in sein Körbchen zu begeben und da zu warten, bis man wieder Zeit für ihn hat.

    Nichtsdestotrotz funktionierte diese Methode,

    Jein. Sie funktioniert bei Hunden, die hart genug sind, selbst bei so brachialen Erziehungsmethoden nicht einzuknicken.


    Man sieht hier sehr schön, dass die Hunde nicht hart im Nehmen sein müssen wegen des Jobs, den sie schlussendlich machen, sondern wegen des Weges, auf dem sie erst dahin geführt werden.

    Ist WIRKLICH so: Kann der VDH NICHT ;)

    Und wie war das, als plötzlich das Kupierverbot kam? Das konnte man erstaunlicherweise ja trotz allen Geredes von 'wir dürfen und können am heiligen Gral des Standards nichts ändern, selbst wenn wir wollten' dann doch durchsetzen.


    Ich halte die Unantastbarkeit von Standarden für eine simple Ausrede - und eine, die, wie man hier sieht, offenbar zieht. Bedenken wir: wir sprechen hier von einem völlig willkürlichen, menschgemachten Stück Papier, das in vielen Fällen keine hundert Jahre alt ist.


    Natürlich kann der VDH sich nicht einfach hinsetzen und den offiziellen Standard ändern, aber er könnte selber so eindeutige Regeln aufsetzen was und wie unter seinem Dach gezüchtet werden darf und was nicht, dass weder Qualzuchten, noch die systematische und stetige Verengung des Genpools der einzelnen Rassen weiterhin munter betrieben werden darf. Wenn diese dann auch durchgesetzt und bei Verstössen geahndet würden, könnte der VDH sogar zum Vorreiter der vorbildlichen Hundezucht des 21. Jahrhunderts werden. Der VDH ist so gross und erfreut sich durchaus der Macht, dass er ohne Weiteres einen gewissen Druck auf die Rasseverbände ausüben könnte, wenn er das denn nur wollte.

    So ist es. Man kann nicht von 0 auf Hundert.

    Können tut man fast alles, wenn man denn will. Die Frage ist, ob man es riskieren will, mit der eigenen Dachorganisation (in diesem Falle der FCI) in Konflikt zu geraten.


    Wir sind da viel zu paragrafengläubig. Aber im Prinzip hindert uns nichts daran, ab morgen gesündere Hunde zu züchten. Die Frage ist, welche Sanktionen wir deswegen in Kauf zu nehmen bereit sind. Und schon das ist doch absurd: will ich gesunde Hunde bestimmter Rassen züchten, muss ich unter Umständen mit Sanktionen rechnen. Verrückte Welt.



    Bin ich nicht. Ist eine einfache Sache, Sieht man doch bei vielen anderen Rassen, gerade den "begehrten", auch.
    Die Welpenzahlen im VDH sind gegenüber den tatsächlich sichtbaren Hunden häufig extrem gering.
    Die Welpen des VDH sind in den letzten 20 Jahren um nahezu 30% zurückgegangen. Die Zahl der Hunde ist dagegen deutlich gestiegen.
    Da ist es nur logisch, dass viele Hunde, auch Hunde, die optisch einer Rasse zugeordnet werden können, nicht vom VDH kommen.


    Trotzdem sind es auch die VDH-Bulldoggen, die krank sind. Dass es auch ausserhalb des VDH Leute gibt, die Schindluder betreiben, ist klar. Die Problemstellung der Sendung war aber klar: wer Qualität kaufen möchte und sich im VDH umsieht, kann trotzdem kranke - und vor allem sehenden Auges krank gezüchtete - Hunde kaufen.


    Nochmal: ich denke, wir sind uns einig, dass wir an strukturierter Hundezucht im grossen Stil im Moment nichts Besseres als die FCI haben. Umso schlimmer ist es doch, wenn wir uns selbst da nicht darauf verlassen können, dass nach bestem Wissen und Gewissen verpaart wird.

    Ich hab dich schon verstanden. Aber auch die schönheitsstandards haben sich nicht sonderlich geändert, nur halt die Auslegung.

    Das ist die alte Mär. Wir könnten den Ridgeback anführen, dessen Ridge eine Art offener Rücken ist. Den Dalmatiner, bei dem grosse Flecken oder Platten unerwünscht sind, obwohl diese gegen das Problem der Taubheit helfen würden. Den Mastino, bei dem die Beschreibung von Superlativen nur so strotzt...


    Man könnte die Standards durchaus dahingehend ändern indem man klar sagt, was als Übertypisierung verstanden wird. Man könnte - mit der heutigen Technik sowieso - leicht Bilder analysieren und an Standards anhängen. Und natürlich sind es nicht die Standards alleine, die das Problem machen, aber sie sind Teil davon.

    wie Cattlefan bereits schrieb vor einigen Seiten: bei jedem Furzhandy oder Auto wird sich mehr informiert als bei einem Lebewesen.

    Das glaube ich eben gerade bei VDH-Hunden nicht. Jemand, der sich einen Hund vom VDH holt, hat sich oftmals schon besser informiert, als jemand, der dem Nächstbesten einen Welpen abkauft. Genau das ist ja das Tragische. Da gibt man viel Geld aus und muss dabei noch damit rechnen, dass man einen ingezüchteten, genetisch verarmten und kranken Hund erhält. Aber wenigstens ist er typvoll...


    Einerseits musst du erstmal eine Rasse finden die grob passt.

    Das ist bei den allerwenigsten Rassen ein echtes Problem. Man schaue sich dazu zum Beispiel die Boxer x Corgi Einkreuzung an.


    Fremdeinkreuzungen sind nicht so einfach, wie manche es uns hier glauben machen wollen. Auf dem Papier sieht das vielleicht so aus, praktisch ist es aufgrund von Ideologiefragen, administrativen Hindernisläufen und dem Mangel an Willen zur echten Veränderung so gut wie unmöglich.

    @AnnetteV also sollte man einfach alle Rassen, mit denen etwas nicht stimmt aussterben lassen?

    Lies nochmal:


    Das müsste nicht sein, wenn man endlich von der - pardon - wortwörtlich beschränkten Idee der Blut- und Rassereinheit als möglichst ingezüchtet wegkäme und Einkreuzungen zuliesse. Aber nein, so etwas darf in keinem Fall sein um die Rasse nicht zu 'verunreinigen' und ihre ach so tollen (und egal wie krankmachenden und ingezüchteten) Eigenschaften nicht zu 'verwässern'. Dann lässt man doch die Rasse lieber aussterben.