Es klingt sehr schön und logisch. Aber leider auch sehr schwierig umzusetzen. Also ich kann da jetzt nur für mich sprechen, aber ich nehme mal ein paar Auszüge, bei denen ich beim Lesen schon arg ins Zweifeln kam, ob ICH das hinkriegen würde 
Wieso schwierig? Wenn Du mir sagst, wo für Dich die Knackpunkte genau liegen, könnte ich sicher weiter helfen.
Ihm tut alles gut, was ihm aufzeigt, dass er selbst auch Entscheidungen treffen kann und mir nicht einfach "hörig" sein muss.
Genau. Es geht auch darum, dem Hund zu zeigen, dass Bellen etwas Kontrollierbares sein kann. Nur darf man dabei nicht vergessen, dass der Hund ja aus einem Grund bellt. Das Bellen einfach 'abzuschalten' nützt nichts, solange dabei nicht auch an der Erregungslage gearbeitet wird. Klingt in meinem Gschriebenen wohl schwieriger, als es ist - so kompliziert ist das wirklich nicht.
Vielleicht hilft zur Anschaulichkeit der alte Vergleich mit dem überkochenden Topf und dem Deckel: ich kann zwar versuchen, einen überkochenden Topf (= dem bellenden Hund) einen Deckel aufzusetzen um das Überkochen zu verhindern, nützen wird das allerdings nur sehr kurzfristig. Ich muss gleichzeitig auch darauf achten, die Hitze (= den Stressor) zu reduzieren, nur dann wird mein Handeln von Erfolg gekrönt sein. Lasse ich den Topf auf dem heissen Herd und drücke mit aller Macht den Deckel auf den Topf, betreibe ich wieder nur reine Symptombekämpfung. Egal wie gut ich dann das 'Still' aufbaue, es wird entweder früher oder später wieder gezeigt, häufig sogar in verstärkter Form - oder der Hund sucht sich eine andere, vielleicht noch unangenehmere Übersprungshandlung. Deshalb ist es so wichtig, nicht nur am 'Still' alleine, sondern auch an Taktiken der Stressbewältigung allgemein zu arbeiten.
Denn momentan ist mein Ziel ja, dass er erst gar nicht bellt (also das Stresslevel unter seinem Auslöser-Erregungslevel halten) und wenn er doch mal bellt, versuche ich die Situation so schnell wie möglich zu entschärfen, um ihn dann für das ruhige Schauen loben zu können.
Genau das ist das Problem: der Hund bellt, weil er erregt ist, Dich nervt das (denn das oberste und höchste Trainingsziel ist ja, wie Du selbst sagst, 'dass er erst gar nicht bellt') und passiert es doch, versetzt es wiederum Dich in Stress ('versuche ich die Situation so schnell wie möglich zu entschärfen'). Wie reagiert Dein sensibler Hund darauf? Logischerweise mit noch mehr Stress. Was tut der Hund, wenn er gestresst ist? Er bellt. Und was passiert beim Frauchen, wenn der Hund bellt? Es ist gestresst. Und was tut der Hund...? Ein klassischer Teufelskreis.
Bei der 'Bell' und 'Still'-Übung geht es eben darum, das Bellen als Schreckgespenst zu vertreiben. Bellen soll spielerisch werden und Mensch und Hund dürfen die Erfahrung machen, dass Lautgeben a) kontrollierbar und b) emotionslos sein kann. Eine Variante ist es auch, den Hund bevor er in einer Situation von selbst beginnt zu Bellen, ganz bewusst und kontrolliert dazu zu animieren und ihn so lange bellen zu lassen, bis man ihn (und nicht er sich selber) stoppt. Auch das wird natürlich reichlich belohnt.
Ich habe einfach keine Vorstellung wie man sowas aufbaut. Wie lange dauert sowas im Durchschnitt? Was tut man während dem Aufbau mit dem Erregungslevel des Hundes? Wie hilft man ihm währenddessen?
Ich bin ein ungeduldiger Mensch und will schnelle Resultate. Nebst einigen anderen, ist das einer der Gründe, weshalb ich hauptsächlich über positive Verstärkung arbeite. Bei einem Hund, der sich 'Denken' gewöhnt ist, der den Clicker kennt und vernünftig konditioniert ist, geht es bei einem Trainer, der halbwegs weiss, was er tut, keine drei Tage, bis das Tier verstanden hat, was 'Gib Laut' und 'Still' bedeuten. Dann gilt es, die Dinge in diversen Situationen noch zu festigen und bombensicher zu machen. Da kommt es darauf an, wie häufig sich Trainingsgelegenheiten anbieten. Ich würde da bei guten Bedingungen und konstantem Training vielleicht von einer bis zwei Wochen ausgehen. In diesen paar Wochen sollte es möglich sein, den Hund erst gar nicht in eine enorme Erregungslage zu versetzen, bzw. bei unvorhersehbaren Ereignissen den Dingen eben so weit wie möglich ihren Lauf zu lassen ohne gleich in Panik zu verfallen und alles sofort perfekt machen zu wollen.
Bellt der Hund doch, nutzt man auch das als Trainingsgelegenheit. Das geht aber eben nur, wenn ich die Bellerei unter Signalkontrolle gestellt habe. Auch hier ist der Schlüssel zum Erfolg das korrekte Lesen des Hundes und die Kontrolle der eigenen Emotionen dabei. Anstatt sich selbst aufzuregen und zu ärgern könnte man seine Zeit sinnvoller nutzen und sich fragen: wann wird der Hund bellen? Wann wird er damit aufhören? Kurz davor setze ich meine Kommandos und belohne entsprechend.