Beiträge von AnnetteV

    Wie definiert ihr Konsequenz?

    Als Regelklarheit: für mich, den Hund und das Umfeld.


    Zu einem gewissen Grad möchte ich vorhersehbar, strukturiert sein für meinen Hund. Vorhersehbarkeit, Struktur, fördert Vertrauen. Ich kann weder als Mensch, noch als Hund jemandem vertrauen, der in meinen Augen willkürlich handelt und bei dem ich nie weiss, woran ich bin. Es geht dabei auch nicht darum, dass etwas 'immer' gilt oder eben 'nie', sondern darum, wie ich eine neue Situation aufgrund meines erworbenen Wissens und meiner bisherigen Erfahrungen bewerte, angehe und löse.


    Vorhersehbarkeit hat nichts mit Eintönigkeit oder Langeweile zu tun, sondern mit gewissen Mustern, die je nachdem angepasst werden. Diese Struktur definiere ich nicht einfach nach Belieben oder Bauchgefühl, sondern halte mich dabei an möglichst objektive, messbare Parameter, die ich ebenfalls kontinuierlich hinterfrage und hinterfragen lasse. Kurzum: ich versuche weiter zu lernen und kritisch zu bleiben.


    Für mich als Trainer bedeutet das, nicht nur mit meinem Hund, sondern auch mit mir selber konsequent zu sein - ohne dabei in irgendwelche starren Dogmen zu verfallen, auch mal eine Fünfe gerade sein zu lassen oder den Humor zu verlieren. Das lässt sich vielleicht auch als Fairness definieren.

    Hallo Lysaya!

    Jetzt darf er ja nach dieser OP eine Weile nicht übermäßig belasten und meine Idee war, mit dem Clickern vorher anzufangen, damit er es praktisch schon "kennt" und es keine zu große Umstellung ist, wenn er nach der OP dann damit beschäftigt wird.

    Das finde ich eine gute Idee. Ich würde aber ganz bewusst darauf achten, den Hund mit dem Clicken nicht aufzupushen. Das passiert schnell, ist bei einem Hund, der Ruhe halten soll aber natürlich kontraproduktiv. Achte darauf, die Sequenzen kurz und knackig (3 bis allerhöchstens 4 Minuten maximal - nicht gefühlt, sondern gestoppt!) zu halten und nur zu belohnen, was der Hund ruhig ausführt.


    Wir haben mit unserer Schäferhündin nach der ED-OP (sie wurde 2x wegen ED operiert) gar nichts gemacht, daher hatte sie keine Erwartungshaltung auf irgendwas und hat sich brav den ganzen Tag von selbst ruhig verhalten und hat viel geschlafen. Zum Lösen waren wir die ersten Wochen nur kurz mit der Leine im Garten.

    Das ist ein Aspekt, den man bei einem operierten Hund nicht vernachlässigen sollte. Ich finde diesen Einwand sehr wichtig. Ich würde jetzt schon systematisch an der Ruhe arbeiten, also dem Hund nicht noch alle Bewegung gönnen wollen, die er nach der Operation nicht mehr haben kann und dann von jetzt auf gleich von 100 auf 0. Damit machst Du Dir und dem Hund nur das Leben schwer.


    Mir hat es etwas geholfen, bei Youtube Clicker-Videos anzuschauen. So konnte ich mir besser etwas unter den einzelnen Schritten vorstellen, als aus einer geschriebenen Anleitung.

    Das ging mir genau gleich. Erst als ich Clickertraining live und in Farbe bei Leuten gesehen habe, dies wirklich können (und die nicht nur irgendwelches Halbwissen weitergegeben haben), hab ich mich nach sehr langem Zögern überzeugen lassen, dass es funktioniert. Erst dann konnte ichs auch selber umsetzen und dazu lernen.


    Gute (!) Youtube-Videos sind für Anfänger dazu wirklich grossartig. Emily Larlham ('kikopup' bei Youtube), um nur jemanden zu nennen, hat viele hilfreiche Videos und Anleitungen kostenlos online gestellt, wo sie mit viel Geduld das Clickern auch für Anfänger erklärt. Sie geht auch darauf ein, dass man ruhig bestätigen kann und ein Markerwort (oder ein Click) nicht jedes Mal eine ausgelassene Party sein muss. Manchmal ist das sogar kontraproduktiv. Man findet aber auch viele deutsche Videos auf der Plattform. Aber auch hier gilt: Hirn nicht einfach ausschalten, sondern kritisch hinterfragen. Nicht jeder, der ein Video hochlädt, ist auch ein Profi. Die Mehrheit hält sich leider nur dafür, das sollte man nicht vergessen.

    Hallo Luke!

    Als ich gezielt nach Rassen mit einem eher moderaten Bewegungsbedürfnis gesucht habe, habe ich den Chow Chow (bevorzugt in Kurzhaar) entdeckt. (Kurzhaar weil ich so extrem plüschiges eigentlich nicht soooo mag und für die warmen Monate in unseren Gefilden auch eher für schwierig halte).
    Ich glaube mit dem sturkopf des Chow Chows könnte ich umgehen. Ich bin von meiner Bulldogge eine gewisse Sturheit gewohnt, bin aber mit "freundlicher" Konsequenz und Bestechung relativ weit bei ihm gekommen. ;)


    Ich frage mich nur ob ein Chow Chow nicht schon wieder zuuuuuu moderat ist was Bewegung angeht... Ich würde meinen zukünftigen Begleiter gerne wieder mitnehmen wenn es z.B. auf den Skates zur Arbeit geht aber ich lese von dem Chow Chow relativ viel das sie sich gerne auch mal verweigern. Sie wären "mehr Katze als Hund"... Zudem gibt es in der Rasse wohl sehr viele gesundheitliche Probleme (u.a. Gelenkbeschwerden, Hautprobleme, tendieren wohl auch zu Magendrehungen?).
    Kennt sich hier jemand mit Chows aus?

    Abgesehen von den vielen gesundheitlichen Problemen, die Chows so mitbringen (Atem-, Haut- und Augenprobleme, Probleme beim Gangwerk u.a. wegen dem steilen Gang) sind sie nicht gerade das, was man unter einer genetisch gesunden (sprich, sie sind ziemlich ingezüchtet) oder sportlichen Rasse versteht. Im englischen Kennel Club sind sie auf der Liste der potentiellen Qualzuchtrassen (euphemistisch 'high profile breeds' genannt).


    Wenn Dir der Chow an sich zusagt, wäre vielleicht der Eurasier etwas - wobei auch da die Inzuchtkoeffizienten sehr hoch zu sein scheinen. Im Prinzip suchst Du einen einfachen, freundlichen Begleithund. Da ist die Rasse keineswegs festgelegt und wenn Du Hunde aus dem Tierheim nicht grundsätzlich ausschliesst, würde ich mich mal da umsehen. Aber Achtung: es gibt Tierheime und Tierheime. Auch im Tierschutz ist nicht alles Gold, was glänzt. Bleibe kritisch und lass Dir nicht den nächstbesten (oder nächstärmsten) Hund aufschwatzen.

    Aber auch beim Hund kommt Authentizität an.

    Authentizität ja. Aber: der Unterschied zwischen einem Hund und einem Menschen - gerade in Deinem Beispiel - ist aber, dass Du ganz genau wusstest, was Du getan hast. Der Hund tat es - auch in Deinem Beispiel - mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht, immerhin hatte er ja, wie Du selber sagst, vorher 'gefühlte 12 Stunden gebellt' - und das ohne dass irgend eine Konsequenz gefolgt wäre.


    Der Hund kann unmöglich wissen, dass es seine Bellerei ist, welche das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Der Lerneffekt ist also gleich null wenn Du das nächste, das übernächst, das überübernächste und überüberübernächste Mal beim ersten Bellansatz nicht wieder 'authentisch' bist. (Lies: korrigierst, erziehst)


    Interessant finde ich ja, dass wir alle wohl gar nicht so uneins sind, wie es den Anschein hat. Nur sollten wir die Diskussion vielleicht dahingehend verlagern, was den Konsequenz bedeutet. Denn ohne diese kann keine Erziehung fruchten - egal ob diese über Lob oder Strafe stattfindet. Da fänden wir vielleicht schneller einen Konsens.

    Ich wäre wirklich eher vorsichtig, das Bellen in Gewissen Situationen (und sei es auch nur durch ein Kommando ) auch noch zu fördern.

    Ich habe damit wirklich gute Erfahrungen gemacht. Gerade gestern wieder, im Übrigen. Die Methode ist sicher nicht jedermanns Sache und ich verstehe, wenn man da skeptisch ist. Ein Allheilmittel ist das Training sicher nicht.


    Kandidat gestern: ein Hund, der das erste Mal Silvester mitgemacht hat und auf Knaller und Donner bisher relativ heftig bellend nach vorne gegangen ist.


    Jeder Traditionalist - und ich, bis ichs besser wusste, auch - hätte behauptet, ich hätte den Hund fürs Bellen bestätigt. Fakt war aber, dass ich die Emotion des Hundes den Knallern gegenüber verändert hab. Im Prinzip wars in diesem Fall nichts anderes als klassische Konditionierung - nur dass der Böller zum 'Click' wird. Die Voraussetzung war hier, dass im vergangenen Jahr bereits mit dem Hund gearbeitet worden war, dass er die Trainingsmethode kannte und wusste, dass es sich auch in hoher Erregungslage lohnt, darauf zu reagieren.


    Ich will nun natürlich nicht behauptet haben, jeder Hund liesse sich dadurch managen. Gerade bei wirklich lähmender Geräuschangst und Panik wäre so ein Vorgehen völlig kontraproduktiv.


    Hier war die Ausgangslage ein Hund, der bei Böllern nicht mehr ansprechbar und vor Stress kaum zu bremsen war, wild um sich bellte und bei sich günstig bietender Gelegenheit durchaus getackert hätte. Das Resultat war einer, der zwar nach wie vor etwas aufgeregt, aber stets kontrollierbar, schön ruhig und vor allem kooperativ war und blieb.

    Ich denke auch, dass es besser ist, sich einen Fehler einzugestehen,

    Das ist ja genau mein Punkt - ich sehe hier keinen Fehler, wirklich nicht.


    Das Leben mit einem Hund ist wundervoll, aber es ist auch harte Arbeit :)

    Auch das: wo ist denn die Rede davon, dass man sich vor harter Arbeit scheut? Das lese ich nirgends. Im Gegenteil: man hat sich Mühe gegeben und es versucht - und es hat einfach nicht gepasst. Ein 6 Monate alter Hund aus dem Tierschutz ist ja nun häufig auch nicht gerade das, was man als vernünftig gezüchtet, solide sozialisiert und verantwortungsvoll auf seine Aufgabe als Familienhund vorbereitet bezeichnen kann.


    Ich sehe wirklich nicht ein, weshalb man Menschen, die nicht einfach stillschweigend vor sich hinleiden, sondern die Situation für sich und den Hund verbessern wollen, auch noch vorwurfsvoll und von oben herab tadeln sollte. Zumal es nicht gerade danach klingt, als ob man sich die Entscheidung leicht gemacht hätte.

    Gerade Staffies steigern sich gerne in etwas hinein und kennen so etwas wie 'sich zurücknehmen' und 'Rückwärtsgang einlegen' überhaupt nicht. Das siehst Du ja auch daran, wenn Du versuchst, ihn körperlich zu massregeln - das eskaliert bei einem solchen Hund dann gerne.


    Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die Ursache bei Deinem Hund genau da liegt, wo @flying-paws sie vermutet. Dennoch würde ich den möglichen Ursprung in einem ritualisierten Sexualverhalten nicht ganz ausser Acht lassen. Ich denke, ich würde bei so einem Hund wohl zweigleisig fahren und mir nebst Menschentraining doch auch überlegen, ob ich den Hund nicht doch kastrieren, oder ihm zumindest einen Chip setzen lassen würde.