Beiträge von AnnetteV

    Nach über vierzig Seiten wäre es vielleicht Zeit für Konkretes. Wie stellen sich 'Impuls' und 'Aktivierung' in Bild und Ton dar?


    Dazu vier relativ unterschiedliche Videos zur Handhabung des Kettenwürgers. Ist hier irgendwo 'Aktivierung' zu sehen? Oder gehören vielleicht auch diese vier zu der angeblich sehr hohen Prozentzahl der Leute, die es eben auch nicht können?


    Video 1: Schutzdienst
    Video 2: Leash Pressure
    Video 3: Heeling
    Video 4: Heeling 2

    Wenn das mein Hund wäre, stünde ich mit ihm beim Tierarzt - notfalls auch bei einem zweiten oder eben dritten, wenn behauptet würde, da sei nichts. Gründe für Atemnot und Ohnmachtsanfälle kann es viele geben.


    Ich bin vorsichtig geworden, seit ein Hund hier jahrelang von Tierärzten betreut wurde und kein einziger davon gemerkt hat, dass er einen schlimmen - und vor allem eigentlich gut hörbaren - Herzfehler hat.


    Bei einer solchen Symptomatik einfach aufs Geratewohl selbst herum zu experimentieren halte ich für keine gute Idee.

    Dazu kommt, dass je mehr der Vierbeiner zum 'vollwertigen Familienmitglied' bestimmt wird, desto eher sind die neuen Besitzer bereit, einen höheren Preis zu zahlen. Das ist bei Sammlerstücken ja nicht anders: da zählt nicht der eigentliche, sondern der emotionale Wert. Schon bevor der Welpe überhaupt auf der Welt ist, sind heute schon die wichtigsten Dinge für ihn eingekauft, man weiss genau wie er sein soll und wie man sich ihn wünscht. Bevor er einzieht, hat man emotional - und materiell - schon so viel investiert, dass es dann nicht selten zum 'Welpenblues' kommt, wenn dann doch nicht alles so läuft, wie man sich das vorgestellt hat.


    Mit dem hohen Preis zeigt man also von auch von Anfang an, dass man bereit ist, in den neuen Familienzugang zu investieren - viel zu investieren. Mit dem höheren emotionalen Wert steigt auch der Preis, den man zu bezahlen bereit ist, ins Unermessliche. Ein Familienmitglied ist erstens unverkäuflich und zweitens (theoretisch) preislos - deswegen ja auch der Witz, dass jemand für eine Sache seine Grossmutter verkaufen würde.


    Das sieht man ja auch an den häufigen Diskussionen, ob und wann denn mit Züchtern überhaupt über den zu bezahlenden Preis gesprochen werden darf, dass bei Krankheit 'alles getan werden muss, was nur getan werden kann' und aber auch, dass ein Tier unter gar keinen Umständen jemals wieder 'die Familie', von der es nun ein Teil ist, verlassen darf.


    Da spielt es nun keine Rolle mehr, ob das Tier ein hochdekoriertes, 'rassereines' Exemplar oder eben nur ein armes, gerettetes Wesen aus Rumänien / Spanien / Ungarn ist. Man ist moralisch (gerade in letzterem Fall) vermeintlich dazu verpflichtet, dem Tier den Himmel auf Erden zu schenken.

    Wobei ja zu dieser Sache mit den zwei Rassen immer noch nirgends eine Quelle auffindbar ist, wo das ganze mal mit medizinisch begründete Fakten dargestellt und nicht einfach nur als These in den Raum geschmissen wird, die "in irgendeiner Dissertation als Nebenergebnis raus kam". Eben diese Arbeit findet man nämlich leider nirgends :/

    Einige Hinweise gibt es in der Literatur diesbezüglich schon - allerdings ist mir bisher auch noch keine Studie untergekommen, die eine so explizite Trennung bestätigen würde, wie sie hier im Forum manchmal propagiert wird.


    Auf Datenbanken wie z.B. derjenigen von Genoscoper (Mydogdna) ist gut erkennbar, dass selbst Hunde individueller Rassen oft nicht klar abgrenzbar voneinander sind. Schön zu sehen ist dies beim Cluster der getesteten Australian Shepherds / Kelpies / Cattledogs /Border Collies. (Klick!)


    Rassen, die schon länger in genetischer Isolation gezüchtet wurden, sind auch klarer abgegrenzt und als Rasse erkennbar - wobei man hier sicher berücksichtigen muss, dass nur eine ganz kleine Anzahl von Hunden überhaupt getestet wurde. Wäre die Datenbank grösser, würden die Grenzen sicherlich auch bei den im Moment noch isoliert aussehenden Rassen verschwimmen.

    Das Problem haben viele Hunde auch ganz ohne sportlichen Ehrgeiz der Besitzer. Nur wird es beim Familienhund der abdreht meist nicht mit dieser Ursache in Verbindung gebracht.

    Genau den Punkt wollte ich auch anmerken. Man muss gar nicht so weit in die Sportecke schauen, um Beispiele dafür zu finden, dass es weder für Mensch noch für Hund sinnvoll sein muss, nicht getrennte Wege zu gehen.


    Da wäre zum Beispiel dieser eine Hund aus der Kampfhundeszene mit massiven Verhaltensstörungen, den ich zwei Jahre lang bei mir hatte. Mir war immer klar, dass ich ihm keinen Lebensplatz bieten konnte. Ich konnte und wollte mein Leben eine Weile lang für ihn anpassen, wusste aber, dass das aus einer Vielzahl von Gründen nicht bis zum natürlichen Lebensende des Hundes so hätte weitergehen können. Wenn der Hund nicht zufällig doch noch jemanden gefunden hätte, der ihn nicht nur so nehmen wollte, wie er ist, sondern es auch konnte und tatsächlich über die nötige Umgebung dazu verfügte, hätte ich ihn nach Ablauf dieser Zeit eingeschläfert, obwohl das ein junger Hund war.


    Der Besitzer, welcher das Tier aufnahm, handhabte das genau so: der Hund wäre eingeschläfert worden, wenn es in seinem Leben irgend eine Veränderung gegeben hätte, die eine Umplatzierung nötig gemacht hätte. Das Tier war brandgefährlich, weil er genau wusste, wie man tötet und das auch mehrfach bewiesen hatte. Der Hund führte ein wirklich erfülltes und glückliches Leben und ging - weil glücklicherweise nichts dazwischen kam - natürlich von dieser Welt. Aber ich verstehe wirklich jeden, der bei diesem Hund schon früher zur Spritze gegriffen hätte. Trotzdem könnte man natürlich auch hier behaupten: der Hund wurde fast eingeschläfert, weil er seinen Zweck als unkomplizierter, leicht vermittelbarer Familienhund nicht erfüllt hat.


    Im Übrigen lügt man sich in die Tasche, wenn man behauptet, man halte einen Hund zu keinem Zweck. Auch 'Familienhund' oder 'Begleithund' oder 'Kumpel' oder wie auch immer man die Rolle seines Vierbeiners definieren will, ist ein Zweck. Denn keiner zwingt uns, Hunde zu halten. Wir haben uns alle freiwillig dazu entschieden.


    Abgesehen davon, wird doch auch der Hund seines Lebens nicht froh, wenn ihn der Besitzer zwar behält, aber auch nur, 'weil mans halt nicht anders darf.' Ich verstehe dieses 'man muss einen Hund ums Verrecken sein Leben lang behalten' nicht. Das ist doch falsch verstandenes Märtyrertum.

    Ich fänds interessant, von jemanden zu lesen, der andere Anforderungen an seinem Hund stellt, als "kaum Jagd/Wachschutz und "Will to please"". Meist werden Spitz, Colle und Pudel genannt. Tolle Rassen, nicht missverstehen, aber die Hundewelt hat ja so viel mehr zu bieten.
    Gibts denn niemand, der mit Jagdtrieb zurecht kommt oder ihn gar schätzt? Schrecken euch unabhängige Hunde ab? =)


    Was meinst Du, weshalb z.B. die Doodles denn so boomen? Dann kommt bei manchen noch dazu, dass sie kaum oder zumindest sehr wenig haaren.


    Hunde werden in unseren Gefilden heutzutage nun einmal als Emotionsträger und nicht als klassisches Nutztier gehalten. Da ist die Nachfrage nach freundlichen, unkomplizierten Tieren eben sehr gross. Der Doodle-Markt weiss diese zu befriedigen, zumal wirklich praktisch alle Halter, die ich kenne, mit ihren Hunden sehr glücklich sind - auch wenn das in diesem Forum nicht gern gehört wird.


    In den letzten hundertfünfzig Jahren hat sich eine Euphorie entwickelt, in der eine Vielzahl von Hunderassen erschaffen wurde. Einige waren bereits zum Zeitpunkt ihrer Anerkennung obsolet und wurden im Prinzip nur registriert, um sie zu bewahren.


    Da der Hund an sich und somit auch die verschiedenen Hunderassen aber ein Kulturgut sind, werden sie nur weiterleben, solange der Mensch sie züchtet. Und da auch hier die Regel des Angebots und der Nachfrage herrschen, sterben eben diejenigen Rassen aus - notfalls durch einen zu hohen Inzuchtgrad - für die sich kein genügend grosser Markt auftut.


    Der Grossteil der westlichen Hundehalter will und braucht keine Spezialisten mehr, die für etwas 'taugen'. Im Gegenteil: der Hund soll und darf einfach Hund sein. Das widerspricht aber im Kern dem Grundgedanken der Selektion für die Zucht, die ja eigentlich verbessern will. (Ob sie das dann auch tatsächlich tut, steht auf einem anderen Blatt). Wer braucht denn heute einen Hund, der jagt? Wer einen, der wacht, wenn wir heute doch so viel effizientere Lösungen dafür gefunden haben? Wer braucht einen unabhängigen Hund, wenn er ihn doch als emotionale Stütze, als Begleiter halten will? Nett und hübsch soll er sein, über eine hohe emotionale Intelligenz verfügen und bitte das Potential zum 'Seelenhund' haben.


    Als Kompromiss zwischen Arbeit und Familie sehen wir heute oft den Sport. Aber auch hier wird nur eine ganz bestimmte Art von Hund für einen jeweiligen Sport gesucht und gebraucht. Und auch hier entstehen - ganz natürlich - Mischlinge aus 'anerkannten' Rassen, die sich besonders für eine bestimmte Aktivität eignen sollen. So hat Hundezucht vor dem Kennel Club und der FCI schon immer funktioniert. Ob wir das mögen oder nicht, ist eine andere Frage.

    Unerwünschtes Verhalten bekommt man oft am besten los, indem man ihm schlicht keine Beachtung schenkt. Das gilt nicht nur bei der Erziehung eines Hundes.

    Solange unerwünschtes Verhalten selbstbelohnend ist, kannst Du ignorieren so lange Du willst. Es wird sich nicht von selber lösen.


    Unerwünschtes Verhalten ignoriere ich praktisch nie, sondern achte eher darauf, dass es gar nicht auftritt, bzw. auftreten kann. Um Dein Beispiel zu nehmen: beisst der Welpe in Beine und Füsse, weil sie einen Bewegungsreiz darstellen und er vielleicht zahnt - und nicht, oder nicht nur, weil er Aufmerksamkeit fordert, wird das Tragen von Stiefeln sein Verhalten nicht ändern, zumal Gummi ideales Kaumaterial ist. Nicht umsonst wird daraus Hundespielzeug hergestellt. Bei dieser Problematik wäre es wirklich sinnvoller, einen anderen Weg zu wählen. Zumal gerade bei Welpen die Erfahrung, dass nichts, was lebt - und ganz besonders keine Menschen, ein geeignetes Kauobjekt darstellt, zu meinen höchsten Trainingsprioritäten gehört.


    Die wichtigste Korrektur eines Fehlverhaltens ist die Prävention. Oder anders gesagt: wenn Fehlverhalten verunmöglicht wurde, weil die Umwelt und das Training des Welpen so gestaltet sind, dass dieses erst gar nicht auftreten kann, wird er sich das Verhalten erst gar nicht angewöhnen und man muss sich dann auch gar nicht damit auseinander setzen, wie man es wieder loswerden könnte.

    Ich glaube an diese pubertären Phasen ja ehrlich gesagt nicht wirklich. Zumindest nicht im Sinne von "Hund hat jetzt Erbsen in den Ohren und will einen ignorieren". Irgendein Grund steht eigentlich immer dahinter und meist ist der Fehler halt doch beim Menschen.

    Dein Wort in Dogforums Ohr!


    'Ist halt eine Phase' macht lerntechnisch einfach keinen Sinn. Diese völlige Angstmacherei vor der pubertären Phase halte ich in vielen Fällen für grossen Quatsch. Denn in dieser Hinsicht sind Hund und Mensch wirklich nicht zu vergleichen.


    Natürlich entwickelt sich der Hund in der Zeit, welche wir als die Pubertät beschreiben. Es findet u.a. der Prozess der sexuellen Reifung statt, welcher natürlich auch die Persönlichkeit des Tieres beeinflusst. Das hat im Gegensatz zum Menschen aber sehr wenig damit zu tun, was wir gelernt haben. Die Entwicklungsaufgabe des Menschen in der Pubertät ist diejenige des Infrage-Stellens, des Nachprüfens und der Loslösung von den Eltern und den bisherigen Konventionen. Der Hund definiert sich als domestiziertes Wesen ja gerade dadurch, dass er sich nicht vom Menschenverband ablöst, nicht unabhängig wird, sondern ihm zeitlebens die Treue hält. Denn selbst wenn der Hund aus diversen Gründen einem Kommando gerade folge nicht kann, wird man bei einem Hund, bei dem das Kommando so aufgebaut wurde, dass der Hund damit einen Erfolg, eine Belohnung verknüpft, dennoch zumindest ein ansatzweiser Versuch erkennen, der Aufforderung nachzukommen.


    Ein typisches Beispiel - aber aus einer anderen Entwicklungsphase - sind Welpen, die bereits 'Sitz' können. Kommen sie in die Junghundephase, wird 'Sitz' rein aus anatomischen Gründen schwierig und zeitweise unbequem, vielleicht sogar schmerzhaft. Trotzdem wird ein Hund, der 'Sitz' als lohnenswertes Verhalten kennen gelernt hat, versuchen, der Aufforderung nachzukommen. Jetzt liegt es aber am Halter, wie er mit der Situation umgeht: ist er mit der 'schlampigen' Ausführung trotzdem zufrieden? Korrigiert er den Hund und vergällt ihm damit vielleicht aber die Lust aufs Sitz? Oder wartet er ganz einfach damit, bis der Körper seines Hundes dafür wieder stabil genug ist, bevor er das Kommando wieder gibt? Ganz abgesehen von der Pubertätsproblematik könnte das, @Surina182, übrigens bei Deinem Hund gerade das aktuelle 'Problem 'sein. Wie alt ist das Tier denn?