Zitat
Das fett geschrieben bezweifele ich.
Ich bin Tierärztin, auf dem Land, Kleintiere und Großtierpraxis. Ich kenne so einige Hunde, die heute noch so leben: Auf'm Hof mitlaufen, nicht groß drinnen (vielleicht mal in der Waschküche), billiges Fertigfutter und Essensreste, Koteletteknochen und Suppenknochen wenn welche über sind und halt was der Hund sich so aus der Melkammer und aus dem Schweinetrog holt, bei manchen ab und zu ne Maus.
Manche davon sind gesund. Die meisten haben Zahnstein ohne Ende oder haben Zahnfrakturen vom Knochen kauen. Knochenkot oder knöcherne Fremdkörper sind nicht so selten. Durchfall bemerkt oft tagelang keiner, weil der Hund halt irgendwo hinscheißt und keiner das sieht. Allergien interessieren keinen, oft genug sehen diese Hunde eh total rattig und ungepflegt aus und stinken wie ne offene Jauchegrube, was aber keiner merkt, da die ja eh nicht ins Haus kommen. Wenn sie mal richtig wunde Stellen haben oder es irgendwo blutet, dann wird zum TA gegangen, sonst eher nicht.
Alt werden tun manche, in welchem Zustand ist die andere Frage. Viele werden auch gar nicht so alt, weil sie Rattengift fressen, überfahren werden (entweder auf der Straße oder auf dem eigenen Hof mit dem Trecker), irgendwelche Verletzungen oder Krankheiten haben die den Besitzern zu teuer zu behandeln sind und die daher unbehandelt bleiben bzw wegen denen der Hund lieber gleich eingeschläfer wird.
Dann schafft man sich nen neuen Hund an, der ist dann wieder total gesund. Bis er es nicht mehr ist und dann halt realtiv schnell das zeitliche segnet. Im Gedächnis bleiben die, die lange da waren, nicht die, die zwar sonst "total gesund" waren, aber leider mit fünf tot wegen Unfall. Und es ist auch einfach zu sagen "Unsere Hunde waren immer gesund!" wenn man lieber nicht so genau hinguckt (oder sich keiner so im Detail dafür interessiert) und sobald was ernstes ist nicht mehr viel Geld und Aufwand in den eventuell schon etwas älteren Hund steckt, sondern lieber gleich einschläfert.
Ich halte diese These von wegen "Früher sind sie alle mit Essensresten [und je nachdem von welcher Zeit man redet mit günstigem Trofu] kerngesund gewesen und alt geworden!" für romantischen Quatsch. Weder trifft das auf Straßenhunden und "robust" gehaltene Hunde in anderen Teilen der Welt zu, noch trifft das auf die heute in Deutschland noch annähernd so gehaltenen Hunde zu.
Da idealisiert doch mancher eher seine Kindheit oder die "gute, alte Zeit", glaube ich.
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Mein Großvater war Jäger und Förster und hat seine Tiere über alles geliebt und gepflegt. Meine Oma war eine sehr reinliche Person, aber Opas Hunde durften sogar mit auf die Couch, oder manchmal ins Bett. Denke, es kommt auch darauf an, wie man seine Tiere pflegt. Wenn Du sowas erzählst, von Wunden, die dann nicht bemerkt werden, Durchfällen, die keiner mitbekommt, evtl. Parasitenbefall etc., dann ist das "verwahrlosen lassen". Das war bei den Tieren meines Opas definitiv nicht der Fall. Denke, das die korrekte Pflege und der gesunde Umgang eines Tieres wesentlich dazu beitragen kann, ob ein Hund ein paar Jahre länger lebt, oder eben nicht....
Dass der Mensch heute besser Bescheid weiß und sich auch mehr Gedanken um eine gute Ernährung seines Hundes macht, ist ne klasse Sache, die ich sehr befürworte. Gab's halt damals nicht, oder kannte man so nicht. Vor 20 Jahren konnte man in dem Heimatland meiner Mum noch kein Hundefutter kaufen, geschweige denn, dass man sich über die Ernährung überhaupt viele Gedanken gemacht hat....... Ich würde meinen Hund niemals so ernähren wollen, wie meine Eltern es damals mit unserem ersten Hund taten. Es war ja nicht sittenwidrig, aber, dass das nicht das Optimale ist, wenn der Hund auch nen Kuchenverschnitt oder Ränder in den Napf bekommt, war mir schon als Kind klar... ein guter Bauer, Rinderwirt, Hirte, Jäger etc. hat damals ALLES für seine Tiere getan, weil seine Tiere sein Kapital waren. Dass mag bei Höfen, auf denen die Hunde als Anhängsel gehalten werden (wenn man da überhaupt von "Haltung" reden kann), anders sein... leider auch noch heutzutage....
Die "gute, alte Zeit"...hm ist für mich ne doofe Floskel..... Hat niemand behauptet, dass es damals besser war... die Menschen haben nur nicht so schnell nen Herzinfarkt bekommen, wenn es ums Thema Ernährung ging...
Das Beispiel, das hier vor ein paar Seiten gebracht wurde, mit der Familie, die regelmäßig zur "Goldenen Möve" tingelt, um Fastfood zu dinnieren.... in den Napf des Hundes kommt jedoch nur BARF, weils gesund ist... die eine Bekannte, die mich zum Barfen überreden wollte, sagt von sich selbst, dass sie nicht diszipliniert genug ist, ihrer Familie jeden Tag eine ausgewogene Kost auf den Tisch zu stellen und sie die Auswirkungen bereits z. B. an ihren Kindern sieht...... sie barft aber den Hund.... da ist sie konsequent und hält sich an den Ernährungsplan ihres Hundes..... Was läuft da falsch?