Ein guter Grund für Mix-Verpaarungen ist der Heterosis-Effekt (google hilft) in der F1 Generation (der ersten Mixgeneration, also 50/50).
"Durch genetisch möglichst unterschiedliche reinrassige Zuchtlinien der Parentalgeneration (= Elterngeneration) wird bei der Kreuzung erreicht, dass viele Allele der Kreuzungseltern unterschiedlich sind. Stark heterozygote Lebewesen verfügen über mehr verschiedene Erbanlagen als reinrassige. Sie sind oft widerstandsfähiger gegen Krankheiten und können sich besser auf wechselnde Umweltbedingungen einrichten. Nachteilige, rezessiv bedingte Eigenschaften werden zudem im Phänotyp der Hybride nicht (oder kaum) realisiert." wikipedia
Je weiter die Eltern genetisch auseinander liegen, umso besser. Das ist aber natürlich nicht dasselbe, wie zu sagen, dass die Hunde möglichst unterschiedlich im Phänotyp sein sollten! Ideal ist es, Tiere, die sich zwar grundsätzlich ähneln oder zueinander passen, aber von den Zuchtlinien her weit auseinanderliegen, also deren gemeinsame Vorfahren viele Generationen weit zurückliegen, zu paaren. Von daher ist der Golden Doodle gar nicht so blöd. Größe passt, Charakter passt zueinander.
Heterosis-Effekt heisst aber nur, dass das Individuum wahrscheinlich robuster und widerstandsfähiger ist. Auffällig ist, das F1 Mixe nicht selten größer werden als beide Eltern. Welche Eigenschaften, welches Fell z.B. es haben wird, ist allerdings Zufall.
In der nächsten Generation wird es dann interessant. Wenn man F1 einfach miteinander weiter verpaart, bekommt man dann nämlich eine echte Wundertüte - und verliert den Heterosis-Effekt. Also wenig sinnvoll, und führt sicher nicht zu einer stabilen neuen Rasse mit vorhersagbaren Eigenschaften.
Wollte man eine neue Hunderasse züchten, wäre es viel sinnvoller, ein Zuchtschema festzulegen. zum Beispiel, die Rasse, deren Eigenschaften man hauptsächlich will, auf 5/8 und die Rasse, die man als Verbesserung dazu züchten will, auf 3/8 zu züchten. Das erreicht man, indem man die F1 Mixe wieder zurück verpaart auf eine der Ursprungsrassen (dann erhält man R1), und das wieder mit einem F1 paart. Durch ein solches schematisches Züchten (dabei immer darauf achten, verschiedene Linien zu nutzen) bekäme man nach 3 Generationen schon realtiv stabile Endprodukte (ich kenne das bei Hunden nicht, aber bei Pferden).
Bei einer neuen Rasse darf man natürlich auf keinen Fall zu früh das Zuchtbuch schliessen, sprich, auf zu wenige Individuen beschränken, sondern muss immer wieder frisches Blut aus den Ursprungsrassen neu reinnehmen. sonst hat man ganz bald wieder Inzuchtdepression durch einen zu kleinen Genpool.
Die Designerdogs sind eigentlich immer F1 Mixe - gut für den Heterosis-Effekt, schlecht für die Vorhersagbarkeit der "Rasse"eigenschaften. Eine planvolle Zucht wird kaum betrieben. Ab und zu tauchen ja mal neue "Rassen" auf - aber wenn der Genpool wie so oft zu klein gehalten wird, tauchen auch dort schnell Erbkrankheiten auf (z.B. der Elo).
Es wäre nach meinen Kenntnissen über Genetik sehr viel sinnvoller, den Genpool zu vergrößern, um mehr heterozygote Tiere zu haben (und so das Zusammentreffen "schädlicher" Gene zu erschweren). Auch um den Preis etwas uneinheitlicherer Rasseeigenschaften. Den Genpool immer weiter zu verkleinern, führt dagegen zu immer stärkerer Inzuchtdepression.
Als Laie denkt man gern, man müsse nur mit gesunden Tieren züchten, dann bekommt man gesunde Nachkommen. Das ist aber nicht so. Die Eltern müssen nicht nur gesund, sondern auch genetisch verschieden sein, um gesunden Nachwuchs zu produzieren. Das hat die Natur schon sehr clever eingerichtet - denn ohne genetische Vielfalt könnten sich Lebewesen (über Generationen) nicht veränderten Umweltbedingnungen anpassen. Spezies müssen eben aus einem reichhaltigen Genpool schöpfen können. Sonst gehen sie zugrunde.