Beiträge von sbylle

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    Und ich denke, ich habe durchaus ein Recht darauf, bzw. mein Hund.


    Na ja, meine Sorge ist manchmal, dass Hundehaltung irgendwann nicht mehr so selbstverständlich erlaubt ist. Mein Pferd darf ich auch nicht im Vorgarten halten... Und irgendwann heisst es dann, Hunde über 45 cm sind Großtiere und dürfen nicht in reinen Wohngebieten gehalten werden... oder so. Ich finde, HH sollten den Ball flach halten, denn leider gibt s verdammt viele HH, bei denen wäre es besser, sie dürften ihren Hund nicht halten. Und ich frage mich wirklich ernsthaft, ob es sein muss, große Hunde in der Stadt zu halten. Und dann noch die Schuld bei anderen suchen, wenn das schiefgeht.

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    Mein Lieblings-Beispiel: Einbrecher im Haus, Hund beißt, Hundehalter schuld. Dabei kann man ja nichts dafür, weil erstens hat kein Fremder im Haus was zu suchen und zweitens erst recht nicht, wenn er dafür ne Scheibe einschlägt. Also darf ein Hund schon im abgeschlossenen Haus nichts machen, geschweige denn draußen!


    Die einbrecher-Geschichte ist aber nu schon länger als modernes Märchen überführt. Gibts hier im forum auch freds dazu....

    Ja, früher war alles besser.

    Ich wurde übel von einem Collie gebissen, den ich auf Aufforderung des Halters gestreichelt habe. Der Typ hat sich wohl nicht mal entschuldigt ... ich war 3.

    Später habe ich mich nicht von der Schule heimgetraut, weil im Dorf ein Dobermann streunte (der sprang immer über den Zaun) und mit Vorliebe Kinder stellte.

    Ja, das war toll früher!

    Jemand hat hier ganz entrüstet geschrieben: Soll man denn alles vorhersehen, hinten Augen haben usw - bald darf man ja nirgends mehr hin wo Menschen sind.
    Ja, so schauts aus - wegen dieser einstellung gibt es immer mehr Hundeverbote und Leinenpflicht. Es gibt heute soviel Hunde in Städten und Wohngebieten wie noch nie! (Dafür so wenig Kinder wie noch nie...)

    Das geht nur gut, wenn HH verdammt gut aufpassen, rücksichtsvoll sind und sich im Klaren darüber sind, dass sie mit ihrem Hobby das Leben anderer Menschen u.U. ziemlich beinträchtigen. Ich kenne Leute, die sich nicht überall spazierengehen trauen, weil sie Angst vor Hunden haben, es gibt Beissvorfälle (das wird nicht besser weil es das schon immer gab!!) und Hundescheisse überall.

    Wer sich entscheidet, ein wehrhaftes Tier in direkter Nähe zu vielen Menschen zu halten, der ist dafür komplett verantwortlich. Das ist einfach so! Shit happens - aber nur, weil wir meinen, Hunde haben zu müssen. Und sie unserer Umwelt antun.

    In diesem Fall würde ich mich entschuldigen, erklären was passiert ist und die Eltern nicht provozieren, indem man das Kind zum Schuldigen macht. Die waren vermutlich einfach nur aufgebracht und erschrocken.

    Meine Tochter wurde vor Kurzem von einem Hund angefallen, ihr Vater dabei heftig gebissen. Die Hunde haben das Lager von ein paar Obdachlosen verteidigt. Sie haben sich völlig normal verhalten für Hunde, wollten die Eindringlinge vertreiben... trotzdem geht sowas natürlich gar nicht. Mein Ex hat auch die Polizei gerufen, weil das einfach zu gefährlich ist, da spielen öfter mal Kinder. Die Obdachlosen Hundebesitzer waren so fassungslos und zerknirscht und am Boden zerstört, dass sie meinem Ex dann aber leid getan haben und er keine Anzeige erstattet hat. Hätten die ihm und dem Kind noch die Schuld gegeben - ich glaube, da hätte es richtig Ärger gegeben.

    Ich weiß, dass diese Fälle nicht vergleichbar sind! Es ist einfach nur eine Anekdote, um zu zeigen, wieviel Unterschied das Verhalten des HH auch nach einem blöden Vorfall noch ausmacht.

    Was passiert denn wenn du mit den Hunden einzeln rausgehst?

    Und wie fängst du an? Ich würde schon ganz konzentriert beim anleinen usw sein, draussen kurz und intensiv arbeiten, kurz noch schnüffeln und relaxen lassen und wieder rein.

    Vielleicht hast du deine Hunde einfach auf ein bestimmtes Muster gepolt (draussen ist Party), das du verändern musst.

    Für Kostverächter - daheim nix zu essen und draussen Fleischwurst... schon probiert?

    Oft ist es ein Zeichen von Stress, wenn Hunde kein Futter annehmen. Da würde ich mal genau hinschauen, ob deinen Hunde wirklich "Spaß" haben draussen oder ob sie nicht einfach ziemlich überfordert und gestresst sind, weil sie alles alleine machen müssen - denn du bist ja anscheinend nicht "da" für sie. Sie nehmen dich nicht wahr. Also haben sie auch keine Führung.
    Auch hier - Bindung stärken - hast du es wesentlich leichter mit nur einem Hund. Besser pro Hund 20 Minuten "richtig" als mit beiden zusammen einen Stunde....

    Sobald die Grundlagen beim einzelnen Hund sitzen, geht natürlich auch wieder zu zweit.

    Mal abgesehen von der hier reichlich vorgenommen moralischen Bewertung der Sache: Das persönliche Rechtsempfinden hat meist mit tatsächlichem Gesetz und Rechtssprechung nicht viel zu tun. Hier geht es nicht um die Schuldfrage.
    Selbst wenn man dem Kind die Schuld gibt - was ich persönlich ein Unding finde, wenn man sich mit einem großen Hund an einem Ort aufhält, wo Kinder rennen und spielen...das weiß man vorher und geht das risiko bewusst ein! Parks und Spielplätze sind für die Menschen da und nicht für die Hunde. Leute, die Probleme mit "Kackbratzen" (Zitat) haben, sollten eben nicht mit ihrem Hund (oder soll ich den Kacktöle nennen?) dahin gehen, wo diese sind. In unserer Gesellschaft sind "Kackbratzen" wichtiger als Hunde, und das finde ich persönlich richtig so.

    Ansonsten geht es hier nicht um die Schuld von Kind, Hund oder Halter, sondern um das Gefährdungspotential, das von dem Hund ausgeht. Warum das Gefährdungspotential sich realisiert hat (also ob der Auslöser absichtlich, aus Versehen, oder aus Unwissenheit gehandelt hat) ist vollkommen egal. Stichwort Tiergefahr - als Halter eines Tieres bin ich grundsätzlich verantwortlich für die Gefährdung anderer durch dieses Tier, egal wie blöd sich die Leute verhalten. Der Gesetzgeben geht ausdrücklich davon aus, dass man als Tierhalter nicht damit rechnen kann, dass andere wissen, wie man sich einem Tier gegenüber verhalten muss.
    Das Gefährdungspotential ist bei einem großen Hund per se einfach größer, als bei einem kleinen Hund. Das ist einfach so, da beisst die Maus keinen Faden ab. Von daher sind Halter großer Hunde einfach in der Pflicht. Mag ungerecht sein, aber man hat sich schließlich bewusst und freiwillig dazu entschieden, einen solchen Hund unter den heutigen gesellschaftlichen Bedingungen zu halten. (Hier liegt letztendlich das Kernproblem - meine persönliche Meinung...)

    Entweder muss der Halter eines großen Hundes seinen Hund also tatsächlich sehr gut sichern an solchen Orten, oder solche Orte meiden. Es kann immer was sein - es hätte auch ein zweijähriger sein können, der plötzlich losrennt (und nein, es ist nicht Verletzung der Aufsichtspflicht, ein Kleinkind in einem Park nicht die ganze Zeit an der Hand zu haben!), es hätte ein behindertes Kind sein können, das sich nicht koordiniert bewegt, es hätte jemand stolpern können... und jeder Hund reagiert, wenn auf ihn draufgetreten wird.

    Gerade mit den verständlichen und vorhersehbaren Reaktionen eines Hundes muss man doch rechnen! Und genau dafür vorsorgen. In diesem Fall indem der Hund so liegt, dass eben niemand im vorbeigehen auf ihn treten kann. Das wäre die einzige Möglichkeit gewesen, das zu verhindern.

    Ob sich der Strafreiz abnutzt erkennst du daran, dass der Hund weniger drauf reagiert. Zum Beispiel die Sprühflasche: ich kenne einen Hund, den spritzt die Besitzerin inzwischen klatschnass und der schaut nicht mal.

    Im Alltag: man kann es ganz einfach beobachten. Muss man immer länger und lauter brüllen, bis der Hund reagiert? Dann ist es falsch. Man hat "Brüllen" als Strafreiz eingesetzt udn der Hund hat gelernt, es auszublenden. richtig ist, man sollte immer seltener und weniger die Stimme heben (müssen).

    Dass Strafe sich "abnutzt" ist keine These von mir, das ist einfach Teil des gut erforschten Lernverhaltens...beim Menschen genau wie beim Hund, Pferd oder jedem lernfähigen Lebenwesen.

    Wenn der Hund nicht ganz genau weiß, welches alternativverhalten ihn vor der Strafe bewahrt bzw. den Strafreiz aufhören lässt, bleibt ihm gar nix anderes übrig als der Strafe auszuweichen (generelles meiden oder sogar in die erlernte Hilflosigkeit rutschen, sprich, der Hund macht gar nix mehr) oder die Strafe eben zu ignorieren. Was der Hund tut, hängt vom Charakter ab.
    NUR der positive Aufbau des erwünschten Verhaltens macht Strafe also überhaupt "sinnvoll" im sinne von: man erreicht damit die gewünschte Verhaltensänderung.

    Die "Abnutzung" des Superrückrufs ist ein völlig anderes Phänomen. Der Superrückruf funktioniert nur wenn der Hund die Erwartung aufgebaut hat, dass er IMMER etwas unfassbar extrem tolles bekommt, wenn er den Superrückruf hört. Setzt man das dann inflationär ein, IST die Spezial-Belohnung nix extrem tolles mehr. Bzw. bleibt die tolle Belohnung aus, wird sehr schnell das Verhalten schwächer. Das liegt daran, dass der Superrückruf davon ausgeht, dass der Hund jedesmal belohnt wird, wenn er ihn hört, es wird nicht variabel belohnt. Verhalten, dass vorher konstant belohnt wurde, wird bei Ausbleiben der Belohnung sehr viel schneller eingestellt, als Verhalten, dass variabel belohnt wurde (Vergleich Cola-Automat - Spielautomat). Wer sich die Superbelohnung für den Superrückruf also kaputt macht, macht sich den Superrückruf kaputt, wer ihn einsetzt, ohne zu belohnen, muss ihn dann wieder "aufladen" - also das konstante Belohnungsschema wieder aufbauen.

    Ich bin aber auch kein Fan vom "Superrückruf". Ich denke, es ist wichtiger, dafür zu sorge dass man die Schwelle, bis zu der man noch zum Hund durchkommt, immer weiter nach oben verschiebt. Sprich, übt übt übt die aufmerksamkeit des Hundes zu sich holen zu können. WENN er durchstartet, dann hört er wohl auch den Superrückruf nicht mehr, dann wäre der Moment für einen deutlichen! Abbruch.
    Aber hier lehne ich mich aus dem Fenster, in der Praxis kenne ich mich damit zu wenig aus. Mir gings einfach um die Theorie dahinter. Wenn man Lernverhalten versteht (und das ist sehr gut erforscht!) kann man vieles besser einordnen und macht weniger Fehler.

    Aufmerksamkeit muss man sorgfältig trainieren! Wenn Hunde draussen überhaupt nicht auf den Menschen achten, fehlen halt Grundlagen. Bzw. die Hunde haben schlicht gelernt, dass der Mensch draussen nicht wichtig ist. viele Leute schlappen ja auch nur mit den Hunden um den Block und hängen ihren Gedanken nach. Es fehlt einfach oft an der Erwartung, dass der Hund aufmerksam sein soll (und Hunde tun was man erwartet...) und an der eigenen Aufmerksamkeit.

    M.M.n. fängt das beim Anleinen an. Der Hund soll aufmerksam "mitarbeiten", sich setzen, den Kopf durchs Halsband stecken, mich anschauen usw. die ersten Schritte aus der Haustür raus sind entscheidend, stürmt ein Hund achtlos voraus, wird halt noch mal umgedreht, 10 Minuten später von vorne. So Sachen.

    Ganz wichtig finde ich, immer wieder an andere Orte zu gehen, wo sich der Hund nicht auskennt. Natürlich soll der Hund darauf achten, wo Mensch hingeht - nicht umgekehrt! Wer nicht aufpasst, muss also sehen, wo der Mensch abgeblieben ist... hinterm Baum versteckt z.B. Immer wieder Gehorsamsübungen einfordern und belohnen, Rückruf, Platz, Fuss etc. Leckere Belohnung in der Tasche haben - aber auch wenn der Hund das Würstchen nicht mag, sitz machen muss er trotzdem, dann gibts halt nur Stimmlob. Konsequent sein. Langsam aufbauen. Immer wieder Freigeben (Und lauf!) und zur Entspannung mal ein paar Minuten machen lassen, aber dann wieder aufmerksamkeit fordern. Wenns nicht ohne geht, eben Leine dran.
    Und wer zwei unaufmerksame Hunde hat, muss erst mal mit beiden einzeln die Grundlagen einüben, erst dann wieder gemeinsam Gassi gehen.
    Indiz dafür, dass die Grundlagen stimmen: Der Hund nimmt auf Ansprache und auch von sich aus bereitwillig und häufig direkten Blockkontakt zum Menschen auf und sucht seine Nähe. Auch das muss man aufbauen!

    Wenn solche Grundlagen nicht da sind, muss man an Abbruf aus dem Jagdverhalten gar nicht denken! Wenn der Hund ohne Ablenkung nicht aufmerksam ist, wird er es mit Ablenkung garantiert nicht sein. Da helfen Wurfketten auch nix auf Dauer, das stumpft nur ab.

    Denn egal, wie man Strafe oder Abbruchsignale moralisch bewertet - das entscheidende ist: sie nutzen sich ab! Während man den positiven Verstärker immer weiter abbauen kann, ohne dass die wirkung verloren geht, ist es bei Strafreizen genau umgekehrt. Der Hund (der Mensch genauso, jedes lernfähige Wesen) gewöhnt sich daran und lernt, immer mehr davon auszuhalten und auszublenden.
    WENN man also Strafe einsetzt, dann MUSS diese beim allerersten mal 100% sitzen, exakt!! im richtigen Moment sein (wehe man hat die Rappeldose geworfen, wenn der Hund sich gerade schon wieder umgedreht hat...) und so stark sein, dass der Hund wirklich wirklich beeindruckt ist. Die Strafe (der unangenehme Reiz) muss so stark sein, dass der Hund sofort das Verhalten abbricht und etwas anderes tut. WENN man nun vorher Aufmerksamkeit und Bindung gut aufgebaut hat, wird er sich dem Menschen zuwenden und muss dafür sofort belohnt werden.

    Die Probleme sind offensichtlich:
    1. schlechtes Timing - führt dazu, dass der Hund diffus eingeschüchtert ist, aber nicht weiß, wie er den unangenehmen Reiz meiden soll --> Stress
    2. schlechte Vorarbeit - Hund wendet sich nicht dem Menschen zu, was zu allem möglichem ungewünschten Verhalten führen kann, z.B. weglaufen
    3. zu wenig entschlossen, zu schwach gestraft - Hund lernt, die Strafe zu ignorieren. Wenn man nun noch einen Effekt erzielen will, muss (müsste) man immer weiter steigern und "härtet" den Hund immer weiter ab.
    4. Das größte Problem: Hund verknüpft die Strafe mit der Nähe zum Menschen und meidet diesen - dann hat man sich noch das Vertrauen beschädigt. Wenn man die Wasserspritze, Rappedose etc immer öfter statt seltener einsetzt, läuft auf jeden Fall etwas schief.

    Strafe einzusetzen, heisst also ganz und gar nicht, auf den positiven Aufbau von Kommandos und das Belohnen (egal ob man hier mit positiver oder negativer Verstärkung arbeitet) verzichten zu können! Im Gegenteil. Damit Strafe "funktioniert" muss das erwünschte Alternativverhalten schon sehr gut sitzen. Sonst bringt man den Hund nur ins Meiden, das führt zu erheblichem Stress und bei Stress ist die Aufmerksamkeit zwangsläufig dahin - beim nächsten Hasen ist der Hund dann wieder weg.