Zitat
Nun ja, da wir ja nicht immer mit Ausschlüssen arbeiten können, müssen wir davon ausgehen, dass ein unangenehmer Reiz Bestrafung ist. Nehmen wir mal die Wasserflasche. Es gibt Hunde, die ihr Verhalten unterbrechen, danach mit Meideverhalten reagieren und irgendwann ihren Schrecken davor verlieren. Was ist das dann? Eine ehemalige Strafe?
Dasselbe ist es so oder so nicht 
Das Werfen mit der Wasserflasche ist eine Strafe, schreibst du ja selbst, dass die Hunde mit Meideverhalten reagieren. Also ganz klar Strafe.
Dass die Hunde irgendwann nicht mehr reagieren, ist Abstumpfung. Das ist ja das üble am Strafen - wenn man es nicht genau richtig macht (nicht richtig im Sinne von gut, sondern im Sinne von funktional - ich bin kein Verfechter von Strafen, ich bin selbst ja ein Clicker Mensch...)
-- also wenn man falsch straft, nutzt man die Strafe ab und gewöhnt den Hund effektiv daran, das Unangenehme zu ertragen, weil er eh nicht weiß, was er dagegen machen soll. Ich hab Hunde gesehen, die von oben bis unten nass gespritzt waren (die Wasserspritze sollte ja auch als Strafe funktionieren), mit Wurfketten frontal getroffen wurden, und das einfach ignoriert haben. Hunde können ja auch lernen, Dauerzug an der Leine zu ignorieren. Sieht man überall.
Falsch strafen - jetzt nicht im Rattenversuch, sondern als Tierausbilder! - heisst: Die Strafe schwach angefangen und dann immer weiter gesteigert - es muss genau umgekehrt sein. Die erste Strafe muss eine eindeutige, sofortige und prompte Wirkung haben, heisst, der Hund muss sein Verhalten abbrechen und beeindruckt sein. Danach muss die Strafe dann nur noch abgeschwächt, erinnernd, kommen, wenn der Hund das unerwünschte Verhalten wieder zeigt.
Ausserdem muss das Timing exakt sein, damit der Hund die Strafe dem richtigen Verhalten zuordnet. sonst kommt ein generelles Meiden raus - ganz blöder Mist.
Und ja, wenn man seine Strafe falsch einsetzt und sie damit abnutzt und den Hund abstumpft, ist das Wasserspritzen tatsächlich keine Strafe mehr, weil es keine strafende Wirkung hat. Es ist dem Hund dann eben egal.
Ganz exakt so, wie wenn ich den Hund mit etwas belohnen will, dass keine Belohnung ist. Für einen pappsatten Hund ist Trockenfutter keine Belohnung - an einem anderen Tag, wenn er Hunger hat, ist es eine. Für den einen Hund ist Streicheln ein Lob, für einen anderen nicht - Anfassen kann sogar eine Strafe sein. Belohnung und Strafe sind situationsbezogen! Wenn der Hund Schiss vor etwas hat und zu mir gerannt kommt, dann ist Anleinen eine Belohnung für ihn - "ich passe auf dich auf". Wenn er gerade spielt und man leint ihn an und zerrt ihn weg, ist Anleinen eine Strafe (viele Hunde lernen im Welpenalter, dass man für "sich einfangen lassen" bestraft wird, und rennen fortan fröhlich weg, obwohl der Besitzer das wahrlich nicht im Sinn hatte - denn die Strafe liegt in der wirkung, nicht in der Intention!)
Wenn wir also mal tatsächlich auf der Anwendungsebene diskutieren, also über die tatsächliche Ausbildung im echten Leben reden, dann muss man sich dafür interessieren, wie etwas wirkt. Denn nur dann kann ich es als Trainer bewusst einsetzen oder ntürlich auch bewusst NICHT einsetzen.
Gerade Strafen muss man verstehen - viel zu oft sieht man Strafen, die auch noch uneffektiv eingesetzt werden. WENN man straft, dann doch bitte so, dass man das nicht dauernd machen muss. Es gibt nix schlimmeres als leute, die Ihre Hunde systematisch durch falsche Strafen abstumpfen und dann wird der Hund auch noch als stur bezeichnet...
Falsches Belohnen ist genauso uneffektiv, macht aber wenigstens den Hund nicht kaputt.
PS: Du schreibst von aversiv. Ich nicht. Also weisst du sicher genauer als ich was es bedeutet.