Flora01,
mir scheint du suchst zwanghaft nach einem speziellen Auslöser für die ganzen Probleme.
Ich sage dir, den gibt es nicht.
Das ist ein Gesamtpaket an Problemen, die nach und nach angegangen werden müssen.
Ich würde zunächst mal anfangen daheim zu üben, dass der Hund auf Kommando auf seinen Platz/Körbchen/Hundebett geht, und dort bleiben muss. Notfalls schickst du ihn halt hundert oder tausendmal wieder auf seinen Platz. Richte ihm einen einzigen Platz ein, wo nur er hingeht, wo er dann seine Ruhe hat, und lernt, dass er dort auch von allen Anderen im Haus seine Ruhe hat. Alleine dieses Training wird evtl Wochen dauern, aber er wird lernen, dass dieser eine Ort sicher für ihn ist.
Wichtig ist, dass dieses auf den Platz schicken nicht als Strafe genutzt wird. Er soll es als was Schönes kennelernen.
Bleibt er ein paar Sekunden oder gar Minuten dort, dann bekommt er ein Leckerchen oder Lob. Steht er unaufgefordert auf, bringst du ihn kommentarlos zurück, oder schickst ihn per Kommando dahin, je nachdem was er schon kann.
Dann würde ich mal schnell sämtliches Spielzeug wegpacken. Das fördert nur die Aufregung und den Dauerstress, und bietet auch noch genug Gründe sich mit den anderen Hunden anzulegen, weil er evtl seine Spielzeuge in irgendeiner Form verteidigen muss. Heute verteidigt er es gegen die anderen Hunde, später vielleicht mal gegen dein Kind, was grad mal unbedarft nach dem Kuscheltier greift? Das wäre mir zu heikel.
Als Grundsatz sollte gelten: Draußen gibts Action mit Herrchen/Frauchen, drinnen ist aber Ruhe angesagt.
Bis man aber so weit kommt, muss der Hund erstmal lernen Ruhe zu bewahren und auf seinem Platz zu bleiben.
Du solltest dir vielleicht mal einen Liste machen, welche Grundregeln daheim gelten sollen.
So als Beispiel, was bei uns Grundregeln sind
- In der Wohnung wird nicht wild getobt, wenn überhaupt mal kurz ein paar Minuten unter völlig kontrollierten Bedingungen. danach ist sofort wieder Ruhe angesagt
- Besucher werden nicht angebellt, angesprungen
- Es wird nicht zur Tür gerast, wenns klinget oder klopft. Gleiches gilt, wenn Besucher reinkommen
- Drinnen ist Ruhe angesagt, draußen geht die Party ab, aber nur gemeinsam, nicht im Alleingang
- Wenn ich sage, Hund vom Sofa runter, dann hat er das zu befolgen. Macht er es nicht, dann wird er sanft aber bestimmt vom Sofa befördert (ist zum Glück nie nötig, da es direkt befolgt wird ohne Murren)
- Über Tische und Schränke hüpfen ist verboten, immer.
- Vom Tisch gibts nichts, also wird auch nicht gebettelt
Das ist ein kleiner Ausschnitt unserer Grundregeln. Hört sich viel an, aber das läuft von ganz allein, nachdem Ashanti es einmal gelernt hat. Der Trick ist, dass man immer konsequent sein muss, immer und zu jeder Zeit. Hat der Hund das einem begriffen, dass es keine Ausnahmen gibt, dann braucht man später eigentlich nicht mehr viel sagen, dann funktioniert die Kommunikation von ganz allein. Denn Hunde sind wahre Beobachtungskünstler und lernen es sehr genau den Menschen und seine Handlungen zu lesen. Solange die Struckturen immer gleich ablaufen, die Regeln immer gleich durchgesetzt werden und immer gültig bleiben, ist es für den Hund auch berechenbar. Dann gibts halt nichts zu diskutieren. Auf dem Platz bleiben, heißt auch wirklich auf dem Platz bleiben, notfalls hundertmal durchgesetzt.
Für das Händling draußen würde ich zunächst mal das Programm runterfahren. Lieber mehrmals täglich kurze Runden drehen, eben genau so lang wie es der Hund noch aushält ohne aufzudrehen, als zwei drei lange Runden mit Vollprogramm.
Joggingrunde? Hm, könnte evtl bleiben, wenn der Rest komplett weggelassen wird. Wobei, wenn ich es recht überlege, dann würde ich evtl noch das eine oder andere Schnüffelspiel machen, ganz ruhig, ohne Hecktik, Leckerchen ins Gras legen (anfangs nicht werfen) und suchen lassen. Zwei drei mal, das reicht, dann ab nach Hause und wieder Ruhe aufkommen lassen.
Flora01, du musst dir bewusst sein, dass ihr nicht nach einer einzigen Lösung suchen dürft, nicht ein bestimmter Auslöser ist die Ursache, sondern viel mehr die Aneinanderreihung von falsch erlernten Verhaltensweisen und nie gelernten Regel und Grenzen. Und genau da muss man ansetzen.
Nehmt euch einen Trainer, der euch Anleitet und Hausaufgaben gibt. Er muss zu euch kommen, und soll erstmal nur beobachten, wie es bei euch zu geht. Danach wird er eine erste Analyse vornehmen, eine erste Einschätzung, die im Laufe der Trainingseinheiten und Hausbesuche immer wieder aktualisiert werden, je nach Fortschritt des Trainings.
Das aller aller Wichtigste wird für euch sein wirklich konsequent zu sein und viel Geduld zu haben.
Da werdet ihr sicher an eure Grenzen kommen. Aber so nach und nach lernt ihr hoffenlich insgesamt geduldiger und ruhiger zu bleiben.
Das kann man übrigens auch sehr gut in anderen Lebenslagen brauchen, grad wenn man Kinder hat 