Barbiiiie, das hört sich jetzt ja ganz anders an als zu Anfang.
Es kam so an als ob du den Kleinen regelmäßig eine ganze Nacht allein lässt, weil du zum Feiern unterwegs bist.
Es spricht nichts dagegen den Hund auch mal nachts für eine gewisse Zeit allein zu lassen, aber eben nicht die ganze Nacht. Wir gehen abends auch ab und an mal weg. Dann timen wir das aber so, dass wir nicht länger als 4 Std unterwegs sind. Unser Maus ist aber auch schon erwachsen und kann sehr gut allein bleiben.
Bei euch würde ich das aktuell nicht machen.
Du hast ganz allgemein zwar schon einige Versuche unternommen in Sachen Erziehung und Alleinsein des Hundes, aber deine Ansätze und Umsetzungen waren bisher nicht grad glücklich gewählt. Du solltest nicht zu viel verschiedenen Dinge ausprobieren, sondern dich viel eher für eine klare Linie entscheiden und mehr Geduld aufbringen. Zu viele verschiedene Erziehungsansätze verwirren den Hund nur.
Ihr habt vier wichtige Punkte, die ihr üben müsst.
1.
Dein Hund hat einen gewissen "Kontrollzwang".
Das kommt oft aus der Verlustangst heraus. Zumindest scheint das bei euch so zu sein.
Ich würde den Hund nicht überall rumliegen lassen. Gib ihm einen festen Platz in der Wohnung/Wohnzimmer, und vielleicht einen festen Platz im Schlafzimmer. Wähle den Platz im Wohnzimmer so, dass er nicht jede Ecke der Wohnung einsehen kann, aber nicht so weit im Eckchen, dass er gar nichts mehr mitbekommt.
So kann er sich zurückziehen und runter kommen, wenn er zu aufgedreht ist oder er schlafen will. Oder ihr könnt ihn dahin schicken und auch mal das Zimmer verlassen (Tür auf lassen), wenn ihr genug habt.
Er sollte so auch lernen, dass er dir nicht jeden Schritt hintergehen muss. Du bist ja noch da, auch wenn du nicht sichtbar bist. Das merkt der Hund eigentlich recht schnell, denn er hört und riecht dich ja noch.
2.
Er muss lernen auf Kommando auf seinen Platz zu gehen und dort auch bleiben.
Das ist anfangs n bissl nervenaufreibend, weil es heißt, dass du ihn gefühlte hunterdmal auf seinen Platz bringen musst. Heißt also du gibts ihm das Kommando "Auf deinen Platz", und bringst ihn gleichzeitig dahin. Wenn er n paar Sekunden da bleibt, dann loben und Leckerchen. Steht er wieder auf, wenn du von da weg gehts, wieder Kommando und zurückbringen, kurz warten, wenn da sitzen/liegen bleibt, loben und Lecker.
Auch wenn du dich umdrehst und weggehen willst, muss er da bleiben. Bleibt er nach ein paar Schritten von ihm weg dort, dann wirf ihm ein Leckerchen hin.
So verknüpft er er das auch positiv und versteht bald, dass es sich lohnt, dort zu bleiben, er bekommt ja was fürs Richtigmachen.
Wie gesagt, anfangs wird es ein bissl dauernd bis das klappt. Kann sein, dass du eine halbe Std lang ihn immer wieder dahinbringen musst, da musst du einfach geduldig sein. Der Kleine lernt das neue Kommando ja erst. Und bis er verstanden hat, was du von ihm willst, muss man eben den längeren Atem haben.
Glaub mir, wenn du das erstmal richtig durchgezogen hast, dann hast du später tausendmal weniger Probleme. Das hilft dir auch, wenn ihr zum Beispiel mal unterwegs seid, und er irgendwo brav in ner Ecke liegenbleiben soll.
Das Kommando "Bleib" kann man da auch noch mit einbinden. Alles Schritt für Schritt und mit sauviel Geduld.
3.
Das Alleinsein
Dein Hund kann noch nicht allein sein. Das zeigt er ganz deutlich, wenn er beispielsweise Winselt oder Bell, wenn er in einem anderen Zimmer ist. Das solltest du neu aufbauen. So wie du es auch schon geübt hast.
Aber du musst die Schritte langsamer gehen, so scheint es mir. Es reicht nicht, zwei drei mal am Tag kurz raus und dann wieder rein zu kommen, und dann am nächsten Tag gleich eine "Einkaufs"stunde weg zu sein. Der Schritt wäre zu groß. Bau das nochmal neu von vorne auf, und verlängere die Wegbleiben-Zeiten in kleineren Schritten.
In ein anderes Zimmer sperren würde ich gar nicht mehr machen. Das stresst den Kleinen nur zu viel, und es wirkt auch wie eine Bestrafung. Der Kleine versteht ja nicht, warum er plötzlich eingesperrt ist. Er hat einfach noch nicht verstanden, wie er sich verhalten soll, wenn Besuch kommt. Er versteht auch nicht, weshalb er dann eingesperrt wird. Wenn das Alleinsein gut aufgebaut ist, und er gelernt hat auf seinem Platz zu bleiben, dann erledigt sich das Wegsperren sowieso von allein, ist ja nicht mehr nötig. Von daher würde ich das auch jetzt schon lassen.
Später wird das vermutlich wieder möglich sein. Manchmal kann das hilfreich sein, den Hund in ein anderes Zimmer zu verfrachten. Wir hatten mal Besuch, der massive Angst vor großen Hunden hatte. Also habe ich unsere Süße ins Schlafzimmer auf ihren Nacht-Schlaf-Platz gebracht, wo sie anstandslos auch blieb. Das geht aber eben nur, weil sie gelernt hat auf dem ihr zugewisenen Platz zu bleiben, und auch kein Problem mit Alleinsein hat.
4.
Das Begrüßungsritual
Überlege dir wie du den Ablauf bei Besuch gern hättest. Zum Beispiel wäre es ja möglich, dass der Kleine zuerst auf seinen Platz gechickt wird. Er muss da bleiben, auch wenn er sich freut wie bolle. Bleibt er auf seinem Platz, kommt der Besuch langsam zu ihm, nicht nach vorn beugen und auf dem Kopf rumtätscheln wollen, eher seitlich stehen oder hinhocken quasi mit der Schulter zum Hund. Und streicheln eher an der Brust oder Schulter des Hundes. So zeigt ihr ihm, dass er keine Angst haben muss. Direktes anstarren, vornüberbeugen und im Hundegesicht rumdatschen sind leicht aggressive Handlungen. Unsere Hunde haben meistens lediglich gelernt damit umzugehen und nicht gleich auf Konfrotationskurs zu gehen. Aber den wenigstens gefällt es.
Also nochmal, zur Begrüßung könnte euer Besuch sich ruhig und leise nähern, und ihn erst kurz vor seinem Körbchen begrüßen. Lasst ihn die letzten Zentimeter von selbst kommen, damit ihr nicht zu viel in "seinen" Bereich eingreift. Das ganze aber mit größtmöglicher Ruhe, ohne Reden oder aufputschen á la "Jaaa wo isser denn, der Süße...."
Das Begrüßen soll also wie ein Lob sein, dafür, dass er lieb auf seinem Platz geblieben ist. Auch nach der Begrüßung soll er zunächst auf seinem Platz bleiben.
Das wäre eine Möglichkeit, wie ihr den Ablauf gestalten könntet.
Die zweite wäre das genaue Gegenteil. Es klingelt, Hund wird auf seinen Platz geschickt, Besuch kommt rein und ignoriert den Kleinen völlig. Der Besuch soll sich ruhig verhalten, kein lautes "Halllooooo", kein großartiges Tamtam. Der Hund merkt sofort, wenn der Puls hochgeht bei den Menschen. Das ist für ihn das Zeichen zum aufdrehen, weil was aufregendes passiert. Also soviel Ruhe in die Situation bringen wie möglich. Vielleicht auch mit einem Schild oder Zettel draußen an der Wohnungstür (Hund im Training! Hund bitte nicht beachten! Bitte Ruhe bewahren!), den sich er Besucher erstmal durchlesen muss. Das gibt auch dir die Zeit nachdem es geklingelt hat, den Hund auf seinen Platz zu schicken.
Wenn der Hund beim Eintritt der Besucher loslaufen will, dann direkt unterbinden indem du ihn wieder auf seinen Platz komplimentierst. Und erst wenn er auf seinem Platz ruhig bleibt, erlaubst du die Begrüßung. Nach ein paar Sekunden Begrüßung unterbrichst du sein hochdrehen und schickst ihn wieder auf seinen Platz.
Wenn es dir vielleicht hilft, kannst du auch eine Hausleine benutzen für den Anfang und ihn auf seinem Platz festmachen. Das kommt drauf an wie schwer sich der Kleine kontrollieren lässt. Aber zunächst würde ich es ohne versuchen.
Das Wichtigste in allen Übungen ist es einfach sehr viel Geduld mitzubringen und immer den längeren Atem zu haben. Du darfst keine Ausnahmen machen. Wenn er heute bei deiner Hausarbeit zum Beispiel auf seinem Platz bleiben soll, dann muss dass generell die nächsten Monate immer so sein, ganz konsequent bleiben. Machst du auch nur eine Ausnahme nach dem Motto "Ach er war ja so lieb heut, heute darf er mal rumlaufen" dann wirft dich das im Training wieder mehrere Schritte zurück.
Setz dich auch mal mit dem Thema "Impulskontrolle" auseinander. Bei der Rasse könnte das evtl ein Thema sein bei euch. Da gibts einige gute Übungen, die ihr auch ins tägliche Gassigehen oder daheim einbauen könnt.
Ich wünsche euch viel Geduld und Energie den Kleinen zu "bändigen".