tinke,
euer Hund braucht eine klare Linie und eine Bezugsperson, auf der Handlungen und Verhaltensweisen er vertrauen kann. Das scheint ihm momentan zu fehlen.
Durch zu viel verhätscheln und zu wenig auf die Bedürfnisse des Hundes eingehen entsteht eine Art Misstrauen euch gegenüber. Dieses wird oft als Cheffallüren oder Aufmüpfigkeit ausgelegt (das alte Rudelführerdenken, der Hund will die Weltherrschaft an sich reißen).
In Wahrheit resultiert sein Verhalten nur aus einer nicht vorhandenen klaren Linie im Umgang mit ihm.
Der Hund hat eure "Hausregeln" nicht kennengelernt, weil ihr sie ihm nie richtig beigebracht habt.
Ein Beispiel:
Könnt ihr den Hund auf seinen Platz schicken, ohne dass er aufmuckt? Bleibt er dann auch da? Bzw setzt ihr das dann auch durch indem ihr ihm immer wieder auf den Platz komplimentiert, wenn er ohne Erlaubnis nach kurzer Zeit einfach wieder aufsteht?
So etwas wäre eine klare Linie, eine klare Ansage. Ihr sagt, dass er auf seinen Platz gehen soll, er muss auch da bleiben. Ganz einfach, ohne großes Tamtam. Nach einige Wiederholungen, ohne Ausnahme, wird er es als eine der Hausregeln akzeptieren. Positive Bestätigung mittels Lob oder Leckerchen sind dabei immer hilfreich ;-)
Gleichzeitig sollte für euch als hündische Hausregel gelten, dass der Hund dann auch an diesem Platz seine Ruhe bekommt, also nicht gestört wird. Hat er das erstmal begriffen, wird er sich nach eine Weile auch mal anfassen lassen an seinem Platz. Dazu muss er lernen, dass er seine Ruhe dort behält, auch wenn ihr mal kurz zu ihm hingeht um Kontakt aufzunehmen. Das geht oft ganz gut mittels Leckerchen und positivem Aufbau. Er soll auf dem Platz nicht geärgert oder unangenehm betascht werden, sondern lernen, dass es ok ist, wenn ihr euch ihm nähert.
Nach euer kurzen Kontaktaufnahme zieht ihr euch wieder zurück und lasst den Hund wieder in Ruhe.
So gebt ihr ihm keinen Grund euch anzuknurren. Das tut er um seinen Platz zu verteidigen, seine Ruhe vor euch einzufordern.
Das Beispiel kannst du auf viele anderen alltäglichen Dinge anwenden.
Zum Beispiel das Hochheben. Hebt den Hund nur hoch, wenn es auch nötig ist, anfangs am Besten gar nicht.
Nicht andauernd einfach mal so aus Lust und Laune hochheben!
Der Hund kann sich durch ein solches Menschenverhalten schnell bedrängt, ja sogar bedroht fühlen. Allein eure Körpersprache wirkt dabei als Bedrohung, vorn über beugen, ihn umgreifen, und dann noch hochnehmen, empfindet euer Hund momentan als Belästigung, weshalb er zunächst knurrt als Warnung. Und wenn das von euch ignoriert wird, dann schnappt er halt zu.
Er hat halt nicht gelernt, dass das Hochheben was Schönes ist. Es ist Belästigung für ihn. Auch das muss positiv aufgebaut werden.
Insgesamt würde ich sagen, dass ihr am positiven Aufbaue einer vertrauensvollen Bindung arbeiten solltet. Ich vermute, dass sich einige Verhaltensweisen bei eurem Hund schon so gefestigt haben, dass viel Training und viel Geduld eurerseits nötig sein wird.
Von daher rate ich euch, wie andere hier auch, zu einem Privattrainer, der zu euch nach Hause kommen kann.
Der kann euch dann Schritt für Schritt Einiges zeigen und erklären, wie ihr an den Dingen arbeiten könnte, wie eure "Hausregeln", die ihr vermutlich für euch erstmal aufstellen müsst, mit sanften Mitteln durchsetzen könnt, ohne dass der Hund "hart" angefasst werden muss.
Geduld und Konsequenz sind wichtig. Und Konsequenz darf nicht mit Härte verwechselt werden. ;-)