Das Problem, das der Radverkehr in Deutschland hat, ist, daß das Fahrrad nach dem 2. Weltkrieg als obsolet erachtet wurde und in der Verkehrsplanung nicht vorkam. Das Auto bekam überall den meisten Platz und viele Privilegien gegenüber allen anderen Verkehrsteilnehmern.
Jahrzehnte später zeigte es sich, daß das Rad für immer mehr Menschen doch ein wichtiger Teil ihrer Mobilität ist, aber nun war der Raum schon verteilt. Seither werden Fußgänger und Radfahrer vielfach auf denselben Wegen zusammengepfercht, ohne zu beachten, daß beide Gruppen ein ganz unterschiedliches Tempo und Geh/Fahrverhalten haben.
Wer zu Fuß geht, möchte je nachdem zügig gehen oder bummeln, auch mal zur Seite abschweifen statt geradeaus usw. Wer mit dem Rad fährt, möchte in einem gleichmäßigen Tempo fahren, denn ständiges Abbremsen und anfahren kostet nicht nur Zeit, sondern ist auch sehr anstrengend.
Autofahrer haben dieses Privileg ganz selbstverständlich. Wer dagegen mit dem Rad fährt und dabei auf gemeinsam mit Fußgängern genutzte Wege bzw Bürgersteigradwege angewiesen ist, kann davon nur träumen.
Wer als Fußgänger und gar mit Hund oder Kind solche Wege nutzt, der kann sich nie wirklich entspannen und muß immer mit einem Auge nach hinten unterwegs sein.
Um das Beispiel von Cerberus2021 zu variieren: man stelle sich vor, es wäre üblich, daß Fußgänger und Autofahrer die Fahrbahnen gemeinsam nutzen und zwar ohne daß die Fußgänger sich an die Seiten drücken müßten. Stattdessen müssten Autofahrer bei jeder Begegnung auf Schritttempo runterbremsen. Das gäbe einen Massenaufstand!
Radfahrern wird das aber ganz selbstverständlich abverlangt.
Für Radler und Fußgänger ist dieser für beide Seiten unbefriedigende Zustand leider Alltag. Die daraus entstehenden Konflikte sind durch das System vorgegeben und nicht Ausdruck persönlicher Bosheit.
Radfahrer an sich sind ebenso rücksichtsvoll oder rücksichtslos wie andere Menschen auch. Solange beide Gruppen aber auf den Restflächen zusammengesperrt werden, die der fahrende und ruhende Autoverkehr ihnen übrig läßt, wird es diese Konflikte geben.