Beiträge von dagmarjung

    Eine Schwester meines Jungspundes ist bei einem Ehepaar um die 70 gelandet, als Familienmitglied auch für die Enkelkinder, teils im Kleinkindalter, und das klappt hervorragend.

    Dieses Paar wollte den Hund aber für sich selber. Da steckt doch ein ganz andere Motivation dahinter, inwieweit man bereit ist, Arbeit und Mühe in Erziehung und Training zu investieren und sich, falls es der erste Hund ist, auch das dazu notwendige Wissen anzueignen.

    Die Großmutter der TE betreut die Tiere aber rein aus Gefälligkeit ihrer Enkelin gegenüber. Das ist eine ganz andere Ausgangslage.

    Klar ist sie bestimmt tierlieb, aber ihre Hundeerfahrung beschränkt sich meines Wissens genau wie die der TE auf die Betreuung eines schwerstbehinderten Mopses. Außerdem ist sie tagsüber alleine mit den Tieren und kann nicht auf einen Ehepartner als Hilfe zurückgreifen.

    Die ersten ein, zwei Jahre mit einem jungen Hund sind schon echte und manchmal auch harte Arbeit. Das muß man schon wollen. Und selber leisten, statt einer Person, die sich dafür nicht freiwillig gemeldet hat, einen Hund zumuten, den sie körperlich im Zweifelsfall nicht halten kann.

    Ich persönlich sehe tatsächlich einen Golden Retriever bei der Konstellation "Katze und gesundheitlich eingeschränkter Hund".

    Einen lustigen, lebhaften Junghund von Gewicht und Größe eines Goldies würde ich niemals empfehlen, wenn eine Siebzigjährige ihn tagsüber betreuen und mit ihm ausgehen soll! Diese und ähnliche Kombinationen sehe ich in meiner Nachbarschaft regelmäßig schiefgehen, zu Lasten der älteren Betreuungspersonen, die den ungestümen Junghund (und später auch den Erwachsenen) kaum halten können.

    Die paar Wochen Jahresurlaub der TE für die Welpenzeit machen da nun wirklich keinen Unterschied.

    Und zum Mops, der schon bei einem spielerischen Pfotenschubser ernsthaft gefährdet ist, passt das auch nicht im geringsten. Einfach gar nicht.

    Ich kann deinen Wunsch verstehen. Ich selbst liebe an der Hundehaltung auch gerade das gemeinsame Rausgehen und dort Abenteuer erleben, auch Hundesport, nicht nur Kuscheln auf dem Sofa.

    Aber du hast nun einmal Lily, und zu ihr passt nun wirklich kein weiterer Hund. Zumal einer der jung und lebhaft ist.

    Denn deine Beschreibung spricht doch Bände:

    Das Problem ist Lily. ... Hat starke Probleme mit den Bandscheiben, der Atmung und den Augen. Ein falscher Sprung kann sie wieder in die Tierklinik befördern. Ein falscher Biss ins Gesicht und ihre Augen sind in Gefahr. Sie kann auch nicht wirklich toben, weil sie beinahe erstickt. Sie wehrt sich auch nicht, sie ist sehr passiv, lässt sich alles gefallen ohne einen Mucks von sich zu geben.

    Sogar der liebste Welpe, der nur eine lustige Spielaufforderung vor ihr macht und sie zu einer falschen Bewegung provoziert, kann ihr alleine dadurch schlimme Schmerzen antun.

    Das einzige, was ich mir bei euch vorstellen könnte wäre ein weiterer kleiner, sehr ruhiger und verträglicher Senior aus dem Tierschutz oder Second Hand, aber das ist bestimmt nicht in deinem Sinne, denn damit hättest du halt quasi zweimal Lily.

    Das einzig Sinnvolle ist meiner Meinung nach, deinen Wunsch nach einem jungen und aktiven Hund bis nach Lilys Tod zurückzustellen.

    Dann bist du auch freier in der Wahl, wobei es aber immer noch begrenzende Faktoren gibt: zum einen die körperliche Belastbarkeit deiner Großmutter, zum anderen mangelnde Erfahrung.

    Arbeitshunde wie Border Collie oder Australian Shepherd sind auf jeden Fall raus.

    Der Mini Aussie ist keine Light Version des Aussies, sondern kann im Gegenteil oft wesentlich schwieriger im Wesen sein!

    Ein kleiner Blick in die noch junge Zuchtgeschichte erklärt wieso: Als der Australian Shepherd so richtig anfing zu boomen, wurde auch schnell der Wunsch nach einem Aussie in handlicher Größe für die Haltung in Stadt und Wohnung laut. Züchter bemühten sich, die Nachfrage schnellstmöglich zu befriedigen.

    Innerhalb der Rasse gibt es naturgemäß nur wenige Hunde in Untergröße, und mit diesen wurde auf Teufel komm raus gezüchtet, ohne groß nach sonstigen Eigenschaften zu fragen. Weil die Zucht innerhalb der Rasse aber trotzdem nicht ausreichte um den Bedarf zu decken, lag es nahe, eine andere Rasse einzukreuzen, die ähnlich aussah und genetisch die geringe Größe mitbrachte: das war und ist der Sheltie.

    Aussies sind energische Treibhunde, nervenstark und durchsetzungsbereit. Konfliktlösungsstrategie: Drohen/Angriff. Shelties sind Sensibelchen mit Tendenz zur Ängstlichkeit. Konfliktlösungsstrategie: Rückzug/Flucht.

    Wenn diese Wesenszüge in einem Hund aufeinandertreffen, ist das Ergebnis allzuoft ein Hund, der wunderhübsch aussieht, im Wesen aber äußerst schwierig ist.

    Ein Hund, dem es an Nervenstärke und damit an innerer Gelassenheit mangelt, der sich von allem möglichen, Menschen, anderen Hunden, Umwelteinflüssen, rasch verunsichern läßt, der sich aber nicht zurückzieht sondern mit den Zähnen nach vorne geht ist schlicht gesagt die Pest.

    Bevor ich meine Pudelhündin geholt habe, wollte ich auch einen kleinen Hütehund und habe viel über Mini Aussies recherchiert. Abgehalten hat mich damals der Eindruck einer unkontrollierten Modehundzucht, da war es mir doch sicherer, mich für eine bewährte Rase zu entscheiden, die derzeit nicht im Mode ist.

    Im Nachhinein habe ich einige Mini-Aussies kennengelernt und mich jedesmal zu meinem unkomplizierten Pudel beglückwünscht. Von der Handvoll Mini-Aussies hätte ich genau einen wirklich haben wollen, zwei Vollkatastrophen auch dann nicht, wenn man mir viel Geld geboten hätte. Und es lag nicht an mangelnder Kompetenz der Halter!

    Ich will nicht sagen, daß es keine tollen Mini Aussies gibt! Aber es ist viel mehr Lotterie als bei anderen Rassen oder beim Aussie in Normalgröße. Zumal die Züchter die Sheltieeinkreuzung auch nicht zugeben, das wird nämlich immer abgestritten. Betrachtet man aber die Hunde und kennt sich ein bißchen aus, ist das Sheltieerbe nicht zu übersehen.

    Den Sheltie an sich kann ich dir - aber erst nach Lily! - dagegen empfehlen, gerade wenn du kooperative Hunde magst, die gerne mit dir zusammenarbeiten und die du am seidenen Faden lenken kannst. Das ist die schöne Seite der sensiblen Sheltieseele. Man muß aber hier schon intensiver nach wesensfesten Hunden suchen.

    Tatsächlich hätte ich den Pudel auch eher in die Kategorie "braucht etwas länger" gesteckt, weil sie sich eben doch sehr an ihren Menschen binden.

    Es gibt Pudel, die sind so, andere nicht. Das ist wohl auch unterschiedlich nach Zuchtlnien/Familien. Caras Züchterin beschrieb ihre Zwergpudel als Einpersonenhunde, ihre Kleinpudel dagegen als "finden zu jedem in der Familie ihre eigene Beziehung". Das traf auf Cara mit Sicherheit zu, auch wenn bei mir im Singlehaushalt gelandet ist.

    Caras kindliche allgemeine Kontaktfreude blieb ihr lange erhalten und war auch lange Erziehungsthema. Das stand im Gegensatz zu meiner früheren zurückhaltend neutralen Schäferhündin und erst recht zum scheuen Sheltie.

    In gereifter und modifizierter Form war es auch diese allgemeine Menschenfreundlichkeit, die sie geeignet als Besuchshund im Seniorenheim gemacht hat.

    Für mich war klar, daß meine Schäferhündin die ich erst als 6- oder 7 Jährige kennengelernt hatte, eine einzigartige und nicht ohne weiteres ersetzbare Beziehung zu mir hatte. Also nicht nur ich zu ihr, sondern auch sie zu mir. Und das schon, bevor ich sie von ihren Vorbesitzern übernehmen konnte.

    Bei Cara war ich mir, obwohl ich sie von Welpe an hatte, keineswegs so sicher. Erst so subtile Anzeichen wie oben beschrieben haben mich davon überzeugt, daß Cara mich im Fall einer Trennung vielleicht doch ein wenig vermissen würde. :roll:

    Sogar meine menschenzugewandte "Hallo hier bin ich" Pudelhündin hat sehr subtil gezeigt, daß sie eben nicht von heute auf morgen angekommen war, als ich sie wegen meiner OP und ReHa für immerhin zwei Monate zu Freunden in Pflege geben mußte. Sie kannte die Freunde gut und mochte sie sehr, verhielt sich auch vertraut und ohne irgendwie sichtbar zu leiden.

    Aber als meine Freundin mir Cara nach zwei Monaten wieder brachte, machte sie eine Bemerkung, die mich stutzen ließ: wie praktisch das doch sei, daß Cara sich immer gleich ganz entleerte beim Spaziergang und nicht markierte.

    Ich war überrascht, denn bei mir war Cara immer sehr am Schnüffeln und Markieren interessiert, fast wie ein Rüde.

    Ich schloß daraus, daß sie sich mit mir zusammen in einer starken Gemeinschaft fühlte und so ihr Selbstbewußtsein durch Markieren demonstrieren konnte.

    Bei meinen Freunden war das anders, sie blieb vorsichtig und backte dort lieber kleine Brötchen.

    Auch bei einer Hundesitterin, die sie gut kannte und die sich viel mit ihr beschäftigte, unter anderem longierte und ein paar Agiübungen mit ihr machte, wurde mir von dritter Seite bestätigt, daß Cara sich deutlich munterer und selbstbewußter zeigte wenn ich dabei war als wenn die HS alleine mit ihr war.

    Und gerade Cara habe ich lange Zeit so eingeschätzt, daß sie eigentlich überall egal glücklich wäre, wo man nett zu ihr ist und sich mit ihr beschäftigt.

    Ich will ihr damit nicht unterstellen, daß sie 10 Jahre am Bahnhof auf mich gewartet hätte. Aber sogar ein Hund wie sie hat mir gezeigt, daß ein Halterwechsel eben nicht nach kürzester Zeit vergessen ist, auch wenn der Hund gut "funktioniert".

    Ich würde an der Stelle auch mal auf Assistenzhunde verweisen. Da ist es völlig normal, dass die Welpen in Patenfamilien gehen, wo sie das erste Lebensjahr verbringen. Danach kommen sie oft zur Ausbildung bei einem Trainer unter. Und ziehen dann irgendwann bei ihrem Assistenznehmer ein. Davon, dass so ein Hund ein großes Problem mit diesen Wechseln gehabt hätte, habe ich noch nie gehört. Die passen sich sehr schnell an und sind keineswegs traumatisiert dadurch.

    Da habe ich auch schon anderes gehört. Ob die Hunde mit dem mehrfachen Halterwechsel gut zurechtkommen, hängt vom Individuum und auch von der Rasse ab. Da gibt es durchaus große Unterschiede. Nicht immer geht das so glatt wie gewünscht.

    Vor vielen Jahren, als die Retrieverrassen hierzulande noch längst nicht so verbreitet waren wie heute, habe ich mal ein längeres Gespräch mit einer Ausbilderin geführt und sie unter anderem gefragt, warum man überwiegend die damals noch recht seltenen Retriever als Blindenführhunde sieht und nur sehr selten Deutsche Schäferhunde, mit denen dieser ganze Arbeitsbereich ja wesentlich begründet wurde und die ja auch nach wie vor zahlreich zur Verfügung stehen.

    Die Antwort war interessanterweise, daß Retriever in aller Regel wesentlich besser mit dem mehrfachen Halterwechsel zurechtkommen als Schäferhunde, die stärker darunter leiden würden und das spätetens beim zweiten Halterwechsel auch deutlich im Verhalten und in der Arbeitsleitung quittieren.