Wie funktioniert das Absitzen wenn ich nicht Sitz als Kommando nehmen darf? Ganz einfach, Leine wird senkrecht hochgestellt so das sie zwar auf Spannung, jedoch nicht auf Zug ist, es darf natürlich auch kein Ruck ausgeübt werden. Sie wird einfach nur senkrecht gehalten. Aufgrund des Winkels wird sich der Hund früher oder später entscheiden sich hinzusetzen. Sobald der Hintern am Boden ist wird die Leine wieder normal gehalten. Das ist alles.
Der Unterschied zum Kommando Sitz ist das er bei dieser Variante die Wahl hat stehen u bleiben oder sich hinzusetzen, er setzt sich nur aus Bequemlichkeit nachher einfach hin. Beim Kommando verlangst du direkt etwas und lässt keine Wahl offen, er muss sich hinsetzen, viele Hh erlebt man, wenn der Hund sich dann nicht schnell genug setzt verzweifelt oder aggressiv (neulich bin ich einem Begegnet der seinem Hund dermaßen Sitz um die Ohren gehauen hat, das man es glaub ich im Nachbarort hören konnte)...
Das ist Konditionierung über negative Verstärkung: dem Hund wird etwas Unangenehmes zugefügt, nämlich (leichter) Druck auf die Kehle. Tut er das Gewünschte, um dem Druck auszuweichen, hört der Druck sofort auf.
Das und nichts anderes ist die Belohnung für die richtige Reaktion des Hundes. Alles andere, ob Lob oder Leckerchen kann zwar noch obendrauf kommen, ist aber eigentlich nicht nötig. Das Prinzip "Schmerz laß nach" ist, wie wir alle wissen, eine hochwirksame Belohnung, und es gilt nicht nur für Schmerzen, sonderen auch für weit geringere unangenehme Empfindungen.
Deshalb lehnen Trainer, die überwiegend mit negativer Verstärkung arbeiten, weitergehende Belohnung wie Leckerchen oder Spielzeug oft ab oder verwenden sie nur selten, sie benötigen sie ja auch nicht.
Nach genau dieser Methode wurde vor Jahrzehnten üblicherweise in Erziehungskursen das Absitzen veranlaßt, um dem Hund das Kommando 'Sitz' beizubringen. Im Moment, in dem der Hund dem Druck weicht und sich setzt, sagt man 'Sitz'. Nach einigen Wiederholungen kann man das Kommando dann direkt vor dem Leinenzug sagen, quasi als Warnzeichen. Hört der Hund das Kommando, weiß er, was er tun muß, um den Leinenzug zu vermeiden, er setzt sich.
Beim Aufbau über negative Verstärkung ist es dem Hund gegenüber nur fair, ein Kommando (Warnzeichen) zu geben, wenn man ein bestimmtes Verhalten von ihm verlangt.
Der Hund soll schon wissen, ob er im Dienst ist oder nicht.
Beim Aufbau über positive Verstärkung wie von L'eau beschrieben verknüpft der Hund das Sitz mit angenehmen Empfindungen, beim Aufbau über negative Verstärkung mit unangenehmen. Denn um zur Belohnung den Druck wegnehmen zu können, muß ich ihn ja erst einmal aufbauen. Das wirkt - obwohl nicht beabsichtigt - immer als Strafe.
Lernen können Hunde auf beide Arten, und sachgemäß ausgeführt, hält sich der Stress für den Hund auch bei negativer Verstärkung in Grenzen, weil er schnell lernt, wie er die unangenehme Einwirkung vermeiden kann.
Wer freudige Mitarbeit erwartet, wird natürlich unbedingt auf positive Verstärkung setzen. Und nur ganz selten einmal und nur, wenn der Hund das Kommando schon sicher beherrscht, aber nicht ausführen will, auf negative Verstärkung zurückgreifen, um das Kommando durchzusetzen.
Dagmar & Cara