Eben beim Frühstück übrigens wieder die identische Szene und dies war mit einem müden Hund: Sie setzt sich neben mich. Ich ignoriere sie.
Prinzipiell richtig, aber hier lauert eine Falle. Es gibt nämlich zwei Arten des Ignorierens: Das demonstrative Ignorieren, bei dem man den Hund immer noch aus dem Augenwinkel belauert, und das echte Ignorieren, wobei man den Hund vollständig vergißt, weil man sich 100%ig etwas anderem zuwendet.
LEIDER kennen Hunde den Unterschied ganz genau. Meine Pudeline bettelt bei Tisch nur solange ich sie bewußt ignoriere, in dem Moment, wenn ich sie wirklich vergesse und mich zB in ein Buch vertiefe, gibt sie auf und rollt sich zusammen.
Bei euch kommt allerdings erschwerend hinzu, daß du ihr schon beigebracht hast, daß Hartnäckigkeit sich lohnt. Und dir dürfte es schwerfallen, dein Schäfermädchen einfach zu vergessen, weil du den nächsten Biß fürchtest.
Die Kleine stubst mich mit der Nase an, ich schicke sie mit einem Leckerli auf ihre Decke,
Sie lernt: Stupsen lohnt sich, dafür gibt es Aufmerksamkeit und in der Folge ein Leckerli.
befehle ihr Sitz und Platz - was sie eigentlich schon sehr gut beherrscht -, nun aber verweigert. Eine Sekunde später sitzt sie wieder neben meinem Stuhl.
In diesem Alter kann ein Hund Sitz und Platz nur in dem Sinne beherrschen, daß er die Bewegung erlernt hat, sich also hinsetzt oder legt. Unendlich viel schwerer ist es, dauerhaft auszuharren. Da sind vielleicht einige Sekunden bis eine Minute drin, und das nur bei voller Konzentration des HH auf den Hund und aus nächster Nähe.
Am besten ist es immer, das Kommando rechtzeitig aufzulösen, bevor der Welpe es selber tut. so steigert man ganz allmählich in sehr kleinen Schritten.
Den Hund dauerhaft mit einem Kommando zu parken ist eine Lektion für weit Fortgeschrittene, das kann ein Junghund in dem Alter noch nicht leisten.
Ganz grundsätzlich ist es eine gefährliche Denkrichtung, zu sagen, der Hund beherrscht das Kommando, aber verweigert die Ausführung. (emotionaler Unterton: der Hund ist ungehorsam, stur, aufsässig, respektiert oder liebt mich nicht)
Das führt niemals weiter und trifft gerade bei einem jungen Hund nicht zu. Frage dich lieber ganz sachlich: Warum kann mein Hund das Kommando in dieser Situation nicht ausführen? Die Antworten sind meist einfach: weil er noch mitten im Lernprozess steckt, zu angespannt ist, zu abgelenkt, sich altersbedingt noch nicht lange genug konzentrieren kann.
Wiederholung Nr 1, Nr 2 und evtl. Nr 3, dann habe ich keine Lust mehr, will endlich in Ruhe essen, beachte sie nicht mehr und: Sie schnappt zu.
1. Stupsen = Beachtung;
2. Stupsen = Beachtung;
3. Stupsen = Beachtung;
4. Stupsen = nanu, auf einmal keine Beachtung mehr? ? Ausdauer zahlt sich aus, bleibe hartnäckig und werde notfalls deutlicher: - Erfolg! Schnappen = Beachtung!
Das ist klassisches Lernen durch Belohnung, wobei die Belohnung immer weiter hinausgezögert wird, damit der Hund etwas länger oder intensiver tut. Das Prinzip funkioniert leider auch bei unerwünschtem Verhalten! Die mathematische Formel dafür heißt: Du bekommst nicht das Verhalten, das du dir wünschst, sondern das, welches du belohnst. Es lohnt sich also immer, zu überlegen, was man gerade womit belohnt oder womit der Hund sich gerade selbst belohnt. Dann fällt es leichter, solche Fallen im Alltag zu erkennen.
Wehre ich dies mit der Hand ab, schnappt sie immer wieder in Hand und Arm.
Endlich Action! Die Superbelohnung für den Hund: Ein zünftiges Beiß- und Rangelspiel! Und den inzwischen angestauten Frust durch das ganze Hin und Her kann man so auch loswerden.