Es ist aber nun nicht so, dass der Wolf per se nur perfekt ist.
Der kann genauso Erbdefekte und dies oder jenes haben.
Wölfe haben nachgewiesenermaßen sogar sehr viele Anlagen zu Erbdefekten. Nur kommen sie extrem selten zum Ausbruch, weil Wölfe Inzucht möglichst vermeiden, zB durch Abwanderen jüngerer Tiere. Die Wahrscheinlichkeit, daß sich zwei Träger eines Erbdefektes paaren, wird also möglichst vermindert. Sollte es doch dazu kommen, wirkt die harte Selektion in der Natur nicht zuletzt durch Parasiten und Krankheiten als Begrenzung. Nur wer wiederstandsfähig und robust ist, kann sich erfolgreich ernähren und fortpflanzen, die Welpen und Jungtiersterblichkeit ist wie bei fast allen Wildtieren hoch.
Damit ein Erbdefekt zum Ausbruch kommt und nicht nur als Anlage vorhanden ist, müssen zwei Anlagenträger zusammenkommen. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist bei domestizierten Rassehunden stark erhöht, weil Inzucht ein wichtiger Faktor bereits bei der Rassewerdung ist und fast immer auch darüber hinaus. Auf der anderen Seite findet bei unseren Lebensverhältnissen heute keine wirksame Selektion auf Wiederstandsfähigkeit mehr statt, dank allgemein guter Versorgung, Ernährung und medizinischer Betreuung inclusive Schutzimpfungen.
Natürlich wünscht sich niemand Staupe & Co zurück, schon gar nicht als darwin'sche Auslese der Fittesten. Umso mehr müssen wir in der Zucht auf genetische Diversität Wert legen, was aber bekanntlich erst in Ansätzen geschieht.
Rassehunde tragen deutlich weniger mögliche Erbdefekte als Wildcaniden in ihren Genen, diese kommen aber weit öfter zum Ausbruch. Man kann also immer neue Erbdefekte in einer Rasse erkennen und durch Zuchtausschluss der betroffenen Träger ausmerzen, aber das nützt nichts, weil das Reservoir möglicher Erbdefekte immer noch groß ist und durch den Auschluss die genetische Basis immer enger wird, dadurch steigt wiederum die Wahrscheinlichkeit auf das Hervortreten von weiteren Erbdefekten.