1. Hunde freuen sich nicht…!
… heißt aus meiner Sicht nicht, dass Hunde keine positiven Empfindungen haben können. Allerdings nicht in der bewertenden Form, wie wir es durch unsere viel komplexere Denkweise tun. Vielleicht kommt das nicht ganz so hart rüber, wenn man da einfach mal das Wort Konflikt, was eigentlich ein wertneutraler Begriff ist, aber bei uns leider in der Gesellschaft negativ belegt ist, mit Informationsbedarf ersetzt. Also ungefähr so, was kommt jetzt als nächstes? Wenn man das beliebte Beispiel mit dem Nach-Hause-Kommen nimmt, kann es sein: Wow, Herrchen/Frauchen was machen wir jetzt tolles zusammen? wenn der Hund mit dem Kommen seines Menschen Gutes verknüpft oder aber auch genauso: Ohje, ohje, was erwartet mich jetzt? wenn der Mensch vielleicht die Angewohnheit hat, seine schlechte Laune am Hund auszulassen. Die Körperhaltung wird bei beiden Hunden unterschiedlich sein, womit sich das eine Wedeln eindeutig als Beschwichtigungsversuch deuten lässt (2. Hund) das andere aber vom Menschen als Freude des Hundes gedeutet wird, was für mich prinzipiell ok ist, wenn ich mit jemandem rede, der kein Problem mit seinem Hund hat. In der Therapiearbeit aber ziehe ich es vor, nicht von Freude beim Hund zu sprechen. Stell dir vor, du hast einen Halter vor dir, dessen Hund schon auf dem Boden robbt und vor Angst fast unter sich macht, und der mir noch erzählen will, sein Hund freut sich weil er dabei ja mit der Rute wedelt. Beispiel ist jetzt extrem, ich weiß, aber leider nicht so weit hergeholt. Da ist es einfach einfacher, im Zusammenhang mit dem Wedeln des Hundes nicht von Freude, sondern von Erwartungshaltung zu sprechen. Das ist der Begriff, den ich hier persönlich vorziehe.
Das ist für mich jetzt Haarspalterei. Wie immer ist die Definition einzelner Begriffe abhängig von der Sichtweise des einzelnen Menschen. Ich durfte auch schon Kunden aufklären das der Hund sich in dem Moment sicherlich nicht freut. Aber eine Aussage, das Hunde die mit dem Schwanz wedeln aus Prinzip keine Freude empfinden (Aussage von HW) ist definitiv nicht richtig. Wichtiger ist es dem HH zu erklären wie er seinen Hund besser lesen kann.
2. Hunde spielen nicht …!
Sehe ich tatsächlich so, vor allem, wenn ich mir manche Situationen auf Freilaufflächen ansehe, wenn sich eine ganze Meute Hunde auf einen einzelnen stürzen, den mehr oder minder platt machen, und die Halter dann noch sagen, sie müssen das unter sich machen, die spielen ja nur. Wenn der falsche Hund in der Meute ist, kann das für den gehetzten Hund unter Umständen den Tod bedeuten, wenn sich die Halter da nicht einmischen. Ich bin nicht gegen Kontakt unter Artgenossen, aber den dann bitte kontrolliert und nicht mit einem Hund den ich nicht kenne.
„Spiel“ mit dem Menschen, ich würde das eher dann als Arbeit bezeichnen, (Kann ja trotzdem Spaß machen!), weil ich darin schon, auch von mir, ein zielgerichtetes Verhalten sehen, wenn ich dabei z.B. dem Hund beibringen möchte, dass alle Ressourcen über mich laufen, dass das „Spiel“ nach meinen Regeln läuft. Allerdings muss ich bei der Art des Spiels darauf achten, wenn ich ein Problem mit dem Hund habe, dass ich das nicht noch verstärke. Wenn ich z.B. einen Hund habe, der ein Problem mit Hetzen/Jagen habe, werde ich nicht noch mit einem springenden Ball spielen, der von der Bewegung her an einen weg springenden Hasen erinnert, sondern mir eher ein anderes Spiel für diesen Hund überlegen. Will meinen, ich werde versuchen, mit meinem „Spiel“ nicht noch den Trieb des Hundes, der mir eh schon Probleme macht, auch noch zu stärken.
Auch das ist wieder nur, für mich, eine Pauschalisierung (Hunde spielen nicht). Stimmt so nämlich auch nicht. Das dieser Begriff, leider, in der heutigen Zeit für alles Mögliche herhalten muss und es oft wirklich nicht stimmt, ist eine andere Sache. Aber auch dies müsste/muss einem HH vernünftig erklärt werden. Natürlich gibt es auch Hunde die einfach nur Spielen. Und ich glaube da jetzt eher Herrn Bloch als Menschen von HW das er auch Wölfe dabei beobachtet hat. Also HW sollte sich doch überlegen einfach mal so Pauschalisierung von sich zu geben. Würde den HH sicherlich helfen.
3. Unangeleinte Hunde sind nicht kontrollierbar …! Der Hund braucht keinen Freilauf …?
Vielleicht sollte man da besser sagen, wenn ich schon nicht in der Lage bin, meinen Hund zu kontrollieren, wenn ich ihn an der Leine habe, wie soll das dann auf Entfernung gehen? Habe ich einen Hund, mit dem ich kein Problem habe, und er lässt sich in jeder Situation sicher abrufen, dann ist es jedem selbst überlassen, ob er seinen Hund ableint, dort wo es erlaubt ist. Aber wenn ich einfach mal das Beispiel des Hetzens und Jagens strapazieren darf, ist ein Hund einmal wirklich im Jagen drin und ich meine jetzt einen Hund, der schon mal Jagd-Erfolg hatte, den kann ich nicht mehr abrufen, weil in dem Moment, wo der Jagdtrieb einsetzt, alle anderen Sinne nur noch auf Minder-Leistung laufen. Da kann ich dann rufen, pfeifen, brüllen … der Hund kann in dem Moment gar nicht hören, weil er es nicht wirklich wahrnimmt. Da ist dann jeglicher Sinn auf die vom Instinkt her lebenswichtige Aufgabe gerichtet, Beute zu schlagen, auch wenn gleich eigentlich der Futternapf zu Hause wartet. Ein Hund, der schon mal Beute geschlagen hat, dessen Jagdverhalten kann man nicht mehr umlenken sondern nur noch kontrollieren. Das aber auf Entfernung zu versuchen ….? Aber wie gesagt, wenn kein Problem besteht, dann muss das jeder selbst entscheiden. Werde ich aber zu einem Hund gerufen, dann besteht ein Problem und dann heißt auch meine Empfehlung (bzw. wenn der Halter wirklich mit mir arbeiten will, fordere ich das für die Dauer der Therapie auch ein), bitte keinen Freilauf. Hat man den Hund aus dem Problem raus, dann kann man, wenn man das möchte auch den Freilauf wieder aufbauen, aber bitte wirklich nur so weit, wie man den Hund kontrollieren kann. Kann man das nicht, würde ich darauf lieber verzichten. Zum Thema Tierschutz: Ausreichende Bewegung kann ich dem Hund auch mit Radfahren, Joggen, oder vom Halter gesteuerten „Spielen“ verschaffen. Das stärkt mir dann auch gleich wieder die Bindung. Und mal provokante Gegenfrage: Ich bin ja vom Tierschutz her gehalten, zu verhindern, dass dem Hund unnötige Schmerzen zugefügt werden. Ist es dann nicht auch Tierschutzrelevant, wenn ich es riskiere, dass mein Hund beim Hetzen vom Jäger erschossen wird? Ist, wer diverse Foren mitverfolgt hat im letzten Herbst, ja leider häufig genug geschehen.
Du erklärst es so wie es sich gehört. Warum kann das HW nicht? Weil ich nicht daran glaube das sie es so umsetzen wie du es erklärst (wenn man so verzweifelt versucht seine eigenen Hunde bloß nicht zu zeigen ist das für mich sehr verdächtig). Viele HH setzen es so, wie von dir geschrieben, um. Und die es noch nicht tun, müssen vernünftig aufgeklärt und beraten werden. Aber im Forum wurde auch von den "Therapeuten" erklärt das man einen freilaufenden Hund nicht kontrollieren kann.
4. Hunde dürfen auf Spaziergängen nicht schnüffeln, kontrollieren und markieren …!
Ein Punkt, mit dem ich mich zugegebenermaßen auch ziemlich schwer getan habe, weil es mit mehreren Hunden einfach schwer zu praktizieren ist und man hat das ja immer so gemacht.
Prinzipiell ist Revierkontrolle erst mal Aufgabe des Rudelführers (bitte jetzt nicht in die Büsche hocken), entweder es selbst zu tun oder zu delegieren. Ich habe persönlich zwei intakte Rüden (will meinen weder tatsächlich noch chemisch oder sonst wie kastriert!). Wir haben im Moment gefühlte eine Millionen läufige Hündinnen in der näheren Umgebung. Ich hab das jetzt einfach mal ausprobiert seit dem letzten Herbst. Mein junger Rüde kam damals gerade in die Pubertät, der ältere ist jetzt 7,5.
Mit dem Alten war das immer ein Drama, wenn das mit den Läufigkeiten los ging. Die Damen sind dann ja auch leider nicht immer gleichzeitig läufig. Hab in dem Punkt also immer mehrere Wochen Dauerstress mit dem Hund gehabt. Den Kleinen interessieren die Hündinnen überhaupt nicht, wenn sie nicht gerade in der Standhitze sind, der Große ist wesentlich entspannter. Und wenn ich die Hunde zum Lösen freigebe, dann dürfen sie in dem Moment auch innerhalb des Radius, den ich ihnen gewähre, machen, was sie wollen. Da dürfen sie dann auch schnüffeln und können in der Zeit, an der ich sie dazu freigegeben habe, meinetwegen 100 mal das Bein heben für 3 Tropfen oder einmal richtig und auch ihr großes Geschäft erledigen. Und ich habe nicht den Eindruck, dass sie ein Problem damit hätten.
Hat wieder überhaupt nichts damit zu tun so wie HW es von sich gibt. Denn anders wird es wieder von vielen HH auch nicht gemacht. Revierkontrolle betreibe ich in gewissem Sinne auch. Ich versuche alles vorher zu sehen und entscheide dann was zu tun ist. Und wenn ich es nicht früh genug sehe, macht mich Barry (Kangalmix) neutral darauf aufmerksam und überlässt mir die Entscheidung. Dazu muss ich ihn aber nicht "Überkontrollieren". Und diese "Überkontrollieren" hat sich, jedenfalls so wie HW sich ausdrückt, auf die Fahne geschrieben (oder sollte ich mich da verhört haben: auf die Frage wo der Hund der Therapeutin sei meinte diese, das er bei Bekannten ist, den ganzen Tag in einer Box, es würde nur an der Leine kurz zum Lösen rausgehen und Abends wird dann noch 1 Stunde gespielt?).
4a. Hunde brauchen keine Spaziergänge, sie bewegen sich 23 Stunden am Tag nicht und sparen ihre Kräfte für die Jagd …!
Ist nach meinem Wissensstand ziemlich falsch rüber gekommen. Es wird zumindest nicht davon ausgegangen, dass ein Hund nur 1 Stunde am Tag beschäftigt werden darf und ansonsten soll er bitteschön schlafen. Wer die Möglichkeit hat und das möchte, kann von mir aus den ganzen Tag mit dem Hund durch die Gegend laufen, vollkommen in Ordnung. Was vielmehr gemeint ist, ist dass ein Hund existenziell die Zeit natürlich braucht um sich zu lösen. Die wenigsten machen das gleich vor der Haustür. Aber bevor ich vielleicht mit dem Hund 3 Stunden nur stupide durch den Wald laufe, weil ich meine das zu müssen, es aber gerade heute nicht will oder kann aus welchen Gründen auch immer, hat der Hund mehr davon, wenn ich vielleicht nur eine Stunde gehe, mich in dieser Zeit aber intensiv mit dem Hund beschäftige. Vernünftige Kopfarbeit kann einen Hund genauso auspowern wie mehrere Stunden rennen im Wald. Was willst du sonst mit einem Hund machen, der krank ist oder verletzt. Der müsste dann ja auch Zwangsneurosen entwickeln. Was sicher nicht unproblematisch ist, ist, wenn ein Hund an mehrere Stunden Auslauf am Tag gewöhnt ist, den dann von jetzt auf gleich auf ein Minimum runter zu fahren. Damit hätte ich auch ein Problem. Vielleicht ist das so etwas verständlicher. Artgerechte Beschäftigung könnten z.B. Konzentrationsübungen sein, dem Hund Kunststücke beibringen, sich eben vernünftig mit ihm beschäftigen, ihn lernen lassen. Da gibt es ja 1000 und eine Möglichkeit.
Tja, HW sollte sich wirklich mal überlegen wie es sich da gerade "verkauft". Es macht keinen Sinn es "so zu sagen" aber "so zu meinen". Wenn sich jemand von einem Fernsehsender angeblich so beeinflussen lässt braucht derjenige sich nicht zu wundern wenn er eine "Breitseite" bekommt. Kann ich nicht nachvollziehen.
5. Geprägtes Verhalten legt sich immer über erlerntes …! Was der Hund bis zur 13. Woche nicht kennen lernt, wird ihm ein Leben lang Angst machen und diese Ängste sind nicht therapierbar …!
Ich kann jetzt nicht viel zu deiner Hündin sagen, da ich sie kennen. Prinzipiell lohnt sich die Arbeit mit jedem Hund, sag ich jetzt mal so. Aber wenn ein Hund aus mangelnder Prägung unsicher ist, dann wirst du nie einen 100%ig sicheren Hund aus ihm machen können. Es wird immer wieder Situationen geben, die Angst machen. Wenn du für deinen Hund ein guter Führer bist, dann wirst du ihn auch durch die meisten Situationen bringen können und sie an manche Dinge auch gewöhnen. Aber u.U. wird, wenn du eine Situation dann länger mal nicht hattest, die Angst wieder durchbrechen. Ich denke, dass das gemeint ist. Man kann sicher als Halter lernen, mit dem Problem umzugehen, aber das Grundproblem wird man nicht mehr wirklich lösen können. Das kann z.B. dann, wenn ein Hund durch Angst eine Aggression gegen Menschen entwickelt hat, wirklich schwierig werden. oder wenn die Angst wirklich so groß ist, dass ein Hund in alles schnappt, was greifbar ist, mitunter auch seine eigenen Halter, nur um der Situation zu entgehen. Da brauchst du dann wirklich starke Halter, die dem Hund Sicherheit vermitteln können. Es gibt Besitzer, die das trotz aller Motivation nicht leisten können, und dann wäre unter Umständen auch ein Halterwechsel erforderlich (das bezieht sich jetzt aber bitte nicht auf den gezeigten Beitrag).
Auch nichts Neues aber hat mit der Aussage von HW nichts zu tun. Kann wirklich nicht verstehen wie eine HuSchu sich so präsentieren kann