Ich oute mich als Leinenverweigerer - natürlich nur mit Hunden, die entsprechend im Gehorsam stehen und an Orten, wo es ohne Gefahr für Hund und Umwelt möglich ist. Ich kenne noch die goldenen Zeiten ohne irgendwelche Einschränkungen und finde die Anleinpflicht als die Gängelung des Jahrhunderts und als Entmündigung. Ich bin in meinem Leben relativ häufig umgezogen und habe meine jeweiligen Hunde immer nach Gutdünken ohne Leine laufen lassen.
Ich brauche keine Brut- und Setzzeit, um an jagdinteressierten Hunden - Hardcore-Jäger hatte ich bisher zum Glück nur zwei - zur Not auch ganzjährig die Leine dranzulassen, und auch bei Hunden, die Probleme mit Menschen haben, bleibt in bebauten Gebieten und an unübersichtlichen Stellen sicherheitshalber die Leine dran.
Ich hatte bisher "nur" kleine bis mittelgroße Hunde, und sowohl die Pudel als auch meine Tricolor-Shepherdhündin wurden als deutlich weniger bedrohlich empfunden als mein 1. spanischer Hüti(mix) mitten im "Kampfhundhype" in den neunziger Jahren: kniehoch, kurzfellig, ockerfarben, stämmig.
Das Argument mit großen Hunden, die als bedrohlicher empfunden werden, leuchtet mir ein, und ich würde wahrscheinlich ähnlich verfahren wie SophieCat.
Ich nehme Angst vor Hunden grundsätzlich ernst; ich selber habe Panik vor Ratten. Aber ich sehe Hundeangst bzw. -panik nicht als mein Problem an, ich sehe mich lediglich in der Pflicht zu signalisieren, dass ich meine(n) Hund(e) unter Kontrolle habe und Rücksicht nehme. Wer z. B. trotz kurz angeleintem Hund an der abgewandten Seite meint, er müsse sich, anstatt auf dem Fahrradweg zu bleiben, auf die stark befahrene Straße stürzen, sollte vielleicht mal an seinem Problem arbeiten; siehe "Luftauflösen" von SophieCat.
Ich wurde lediglich einmal schriftlich vom Ordnungsamt verwarnt, weil mich jemand wegen Missachtung der innerörtlichen Anleinpflicht vermeintlich anonym angezeigt hatte, sich aber danach mir gegenüber verplapperte: eine Hundehasserin, die immer schon von weitem keifte und einem Pest und Verdammnis prophezeite, weil Hunde ja blutrünstige Bestien und durch ihre Ausscheidungen Zerstörer der Natur seien. Bei solchen Leuten, die einem mit haltlosen Unterstellungen kommen - "wenn der mich auch beißt, der hat doch letzte Woche schon XYZ gebissen" - werde ich auch ungemütlich.
Im selben Ort waren zwei weitere Hundepanikerinnen, mit denen sich nach einigen Jahren eine nette Plauderbekanntschaft ergeben hatte, eben weil sie einsahen, dass ich bei der 1. Begegnung ihre Angst nicht riechen und ich mich samt Hunden auf engen Wegen auch nicht wegbeamen konnte. Wir haben uns dann immer durch Zurufen verständigt, wer bis wohin zurückgeht, ein gegenseitiges "Danke", und so lief es eigentlich problemlos. Wenn ich weiß, dass jemand solche Angst vor Hunden hat, ist selbstverständlich die Leine dran, selbst wenn ich sie nicht brauche.
Grundsätzlich warte ich gerne, mache gerne Platz und habe auch Spaß daran, meine Hunde so zu erziehen, dass sie quasi auf Fingerschnippen an meiner Seite sind. Das ist mein Alltags-Obedience. Seit ich im hohen Norden wohne, genieße ich die Freiheit, die einem die dünne Besiedelung und die quasi inexistente Anleinpflicht bescheren. Aber auch hier ignoriere ich die Anleinpflicht im Wald. Das konnte ich sowohl mit der Shepherdhündin, mit der ich hierher zog, als auch mit der Cattledoghündin und jetzt mit dem Bordertier.