Beiträge von Cattledogfan

    Wenn ich mir so angucke, wie manche Erwachsene, denen das Einfühlungsvermögen dafür fehlt, wie der eigene Hund tickt, mit wesentlich kleineren, ähnlich unerzogenen Hunden durch die Gegend stolpern, muss ich sagen, dass ich es mit ziemlich gemischten Gefühlen sehe, dass das Mädchen mit einem Hund dieser Größenklasse, dieser Reaktionsschnelligkeit und dieser Rasse unterwegs ist, den ein Mann vielleicht noch durch Kraft hält, wenn er verpennt hat, dass der Hund jetzt nach vorne will.

    Wenn sie alleine los will, muss sie zwangsweise auf die Straße.

    Ich möchte ihr nicht begegnen, schon gar nicht mit einem kleineren Rüden.

    Außerdem habe ich das Gefühl, dass da viel zu viel Verantwortung auf den Trainer abgewälzt wird. Genug belesen scheint sie sich ja zu haben, doch m. E. ersetzt das nicht den intuitiven Zugang zum Hund.

    Training ist ja gut und schön, aber irgendwo muss der Hund auch ohne großes Brimborium seinen alltäglichen Auslauf haben können, ohne dass ihn die Eltern ins Auto laden und erst "rausfahren" müssen.

    Und da frage ich mich halt, ob das gefahrlos möglich ist - auch für andere.

    Caterina

    Der Hund ist heute den 5. Tag bei Euch, der kann noch gar keine stabile Bindung zu Euch aufgebaut haben. Und Du bzw. Ihr, könnt Ihr ihn überhaupt schon einschätzen? Seine Körpersprache lesen? Weißt Du, ob er Jagdtrieb hat? Ob er schreckhaft ist?

    Was machst Du, wenn er plötzlich die Nase auf dem Boden oder in der Luft hat, noch einmal um Dich kreiselt und dann am Horizont verschwindet? Oder er sich vor irgendwas erschreckt und ebenfalls durchstartet?

    Der Hund ist völlig fremd in der Gegend, der weiß ja noch nicht mal, wo er hinlaufen soll. Haut einem ein Hund, den man schon länger hat, aus irgendeinem Grund ab, dann sind die Chancen durchaus da, dass er nach Hause läuft - irgendwann...

    Aber ein völlig neuer Hund, noch dazu in einer völlig neuen Umgebung? In meinen Augen eine Schnapsidee.

    Caterina

    Wenn sich meine Lebensumstände nicht ändern, möchte ich keinen Border Collie mehr, weil mir persönlich doch die kernigeren Hütehundetypen mehr liegen und ich hier auf dem Hof gerne einen Hund mit ordentlich Wachtrieb vertragen kann. Ich bin nämlich oft alleine hier.

    Schwarzi-Border ist zwar relativ groß und macht ordentlich Eindruck, wenn er hinter dem Zaun loskläfft, aber ist man freundlich zu ihm, ist er es auch.

    Außerdem mag ich persönlich an Rindern Hunde, die auch bellen.

    Ein Aussie wie Sierra von @Nathy oder die Kelpiehündin von @Gammur wären von dem, was ich über das Wesen dieser Hunde gelesen habe, mein absoluter Traum... schmacht...

    Je nachdem, wie lange mein Freund seinen Hof noch bewirtschaftet und ob er sich evtl. mit etwas Nebenerwerb in den Ruhestand verabschiedet, könnte es durchaus noch mal ein Aussie für reine Weiderinder werden - für ihn mit Sicherheit aber noch ein Cattledog. Zwei Hunde sind dann aber genug, keinen dritten mehr.

    Noch einen Koolie eher nicht, weil mir die Auswahl (noch) zu klein ist.

    Und weil Spock einfach so unglaublich einzigartig ist.

    So einen Hund zu finden, der bei uns ja kein weiteres Training hat und nur guckt, was zu machen ist, um es dann einfach irgendwann zu machen, war ein Riesen-, Riesenglück!

    Sollte es kein Vieh mehr geben, dann auf jeden Fall einen Mittel- oder Großspitz, evtl. auch einen ausgemusterten Altdeutschen.

    Caterina

    Wenn ich mir hier so die Anschaffungsüberlegungen durchlese, empfinde ich eigentlich weniger die ins Auge gefassten Rassen, sondern vielmehr die Lebensumstände als problematisch, d. h. knapp bemessene Zeit, wenig Platz, hohe Erwartungen, dass der Hund möglichst bald "funktionieren" muss, dazu wenig bis gar keine Hundeerfahrung.

    Und oftmals gibt es auch nur ein Lebensmodell, in das der Hund auf Biegen und Brechen hineinpassen soll - Stichwort Bürohund... und wenn der Hund sich aus irgendeinem Grund nicht dafür eignet? Oder wenn die hundeunerfahrene, schwangere Ehefrau mit bereits einem Kleinkind doch nicht mit einem unerzogenen 30kg-Hund klar kommt, während der Mann seiner 50-Std.-Woche nachgeht?

    Meiner Meinung nach ist das Leben vieler Menschen heute unglaublich unbeständig und hektisch, aber der Hund soll dann bitte ein Ausbund an Ausgeglichenheit sein, daher ist es wohl mehr als verständlich, dass es schwierig ist, eine geeignete Rasse zu empfehlen.

    Ist Platz da, um z. B. Kinder und Hund bei Bedarf großzügig zu separieren - von mir aus auch durch Zwinger -, ist es evtl. eine Mehrgenerationenfamilie, wo Großeltern zum Verwöhnen und Verziehen von Kindern und Hund da sind, während die Eltern arbeiten, ist das Umfeld hundetolerant (weil z. B. dünn besiedelt) und kommen die Menschen auch mit einem suboptimal erzogenen Hund klar, dann ist die Auswahl natürlich deutlich größer als im Reihenhaus mit Handtuchgarten, einem vollzeit- und einem teilzeitarbeitenden Elternteil und Kindern mit einem straff durchorganisierten Freizeitprogramm.

    Und zum "einfach mitlaufen", das ist für mich einer der anspruchsvollsten Jobs, den ein Hund haben kann.

    Caterina

    Bei mir wird es keinen weiteren Border Collie geben.
    Ich halte keine Schafe mehr und möchte auch nicht wieder "Fremdhüten" gehen müssen.
    Einen BC ohne die Arbeit am Schaf zu halten möcht ich mir NIE wieder antun.

    Und die Show Zucht unterstütze ich nicht und die Sportzucht genausowenig, weil ich nicht finde, dass man aus BCS einen neue Rasse kreieren sollte.

    Das ist aber der Trend in der Hundezucht: aus Gebrauchshunden Begleithunde zu machen, alternativ zur ursprünglichen Arbeit gibt's ja Hundesport...

    Mir geht eigentlich jeden Tag das Messer in der Tasche auf, wenn wir unseren Schwarzi-Border, der die ersten zweieinhalb Jahre seines Lebens bei einem Physiotherapeuten verbracht hat, dessen Therapiehund er werden sollte, irgendwo rausnehmen müssen oder ihn erst gar nicht mitnehmen, wenn irgendwo was am Vieh zu tun ist.

    Weil man ihn einfach nicht aus den Augen lassen kann und damit rechnen muss, dass ihm irgendwann die Sicherungen durchbrennen, da er nie gelernt hat, sich an lebenden Tieren zu dosieren.

    Wenn jemand daneben steht oder mitläuft und es nicht zu aufregend wird, ist er toll, z. B. um Durchfahrten freizuhalten, wenn Wasser und/oder Futter auf die Weiden gebracht wird.

    Aber selbständig Situationen analysieren, Tiere lesen, wie es die Spitzohren - Koolie und Cattle Dog - tun, kann er nicht, er verfällt ziemlich schnell ins Hetzen.

    Er ist ja aus hütenden Eltern und wäre mit Sicherheit ganz brauchbar geworden.

    Daher empfehle ich sehr, sehr ungern sog. "Showlinien" egal welcher Rasse, einfach, weil sie oftmals viel zu reaktionsschnell für einen Alltag als Begleithund sind und dann "Ruhe lernen", "Impulskontrolle trainieren" müssen...

    Caterina

    Spock hat gestern die Lotte - ja, gerettet, muss man sagen:

    In der Herde hatte eine Kuh auf der Koppel verkalbt, Fötus vielleicht 6 Monate alt, noch nicht lebensfähig, und die Kuh stand wohl ziemlich bedröppelt dabei, so ziemlich in der hintersten Ecke der Koppel, nicht zu sehen vom großen Wiesenteil, so ähnlich wie auf dem von flying-paws eingestellten Maisstoppelacker-Video.

    Die Lotte hatte aber bemerkt, da ist noch was, und zockelte los zum Sammeln.

    Die Kuh muss wohl wie eine Furie auf den Hund losgegangen sein und drückte ihn in die Brombeeren und halb in einen Graben; Herrchen sah hinterher das Hundefell in den Dornen.

    Aber die Rettung mit spitzen Ohren war zum Glück gleich zur Stelle, obwohl er eigentlich selber ein gutes Dutzend Tiere aus dem Stück hinter dem Graben rausgeholt hatte und dazwischen Gebüsch, Draht, Graben, nochmal Draht und Brombeeren waren.

    Mein Freund erzählte hinterher, er hätte keine Ahnung, wie das Spitzohr so schnell zur Lotte gekommen war.

    Das ist typisch für ihn: zack, ist er da, schwupps, ist er weg.

    Caterina

    ..und ich @flying-paws, die vielleicht Australian Kelpies kennt, denn Gammur hat ja einen Working Kelpie.

    Interessant wäre ja zu erfahren, inwieweit es bei Kelpies eine ähnliche Problematik wie bei Border Collies gibt, d. h. dass die Linien, die nicht mehr auf Arbeitsfähigkeit am Vieh selektiert werden, auch ihre Nervenstärke verlieren.

    Ich weiß es nicht, ich kenne nur Working Kelpies, nicht die, die unter "Australian Kelpie" laufen.

    @flying-paws behauptet ja immer, dass Border Collies aus Showlinie mittlerweile eigentlich eine andere Rasse sind.

    Wenn man sich nun all die Rassen, die heute nicht mehr ihrer eigentlichen Arbeit nachgehen, sei es bei der Jagd, sei es beim Vieh, ansieht, dann zieht sich eigentlich durch die Bank eine Wesensproblematik, die z. T. mehr Management für die nicht mehr auf Arbeitsfähigkeit selektierten Rassevertreter erfordert.

    Bevor ich mir also einen Australian Kelpie anschaffen würde, würde ich sehr genau gucken, wie die Eltern und die Verwandtschaft vom Wesen her sind.

    Caterina

    Ich frage mich die ganze Zeit, wie das weitere Leben des Hundes aussehen soll, wenn Jenny aus der Schule kommt, auswärts studiert oder eine Ausbildung macht, so in zwei, drei oder vier Jahren.

    Bleibt der Hund dann an der Mutter kleben? Was soll ihm an Beschäftigung, an Arbeit geboten werden?

    ( Getier: Mit "Gebrauchshundetraining" meinte ich z. B. jetzt eine Junghundegruppe bei einem Rasse- oder Gebrauchshundeverein, keine Welpengruppe mit - den Ausdruck fand ich zu köstlich, dieses Forum ist einfach Klasse -: "regenbogenpupsenden Einhörnern", und mit "Schutzmodus" schlicht aggressives Verhalten, wie den Nachbarn und/oder den Nachbarshund hinterm Zaun verbellen, fixieren oder sonstwas. Die "regenbogenpupsenden Einhörner" stammen, glaube ich, sogar aus einem Thread, in dem es darum ging, dass ein Nachbarskind von einem Dobermann auf dem eigenen Grundstück gestellt wurde und dass man die rassebedingte Territorialität nicht einfach durch Klickern, Schönfüttern etc. weichspülen könne.)

    Ich meine, auf den ersten Seiten irgendwas von Kinderwagen gelesen zu haben, mit dem die Mutter unterwegs ist - ein kleines Geschwisterchen? Und dann noch einen jungen Dobermann obendrauf mit suboptimaler Erziehung? Ich würde mich bedanken...

    Was ist, wenn der Hund demnächst das Jagen oder das Annagen anderer Hunde und/oder Menschen für sich entdeckt? Wenn er deswegen - selbst wenn es noch nicht ganz ernst gemeint ist - nicht mehr von der Leine gelassen werden kann? Ist er dann zuverlässig zu halten?

    Schon jetzt, mit knapp 7 Monaten, klappt relativ viel nicht, der Alltag ist nach dem, was ich gelesen habe, anstrengend mit dem Hund. Wäre ich Trainer, ich wüsste bald nicht, wo anfangen.

    (Irgendwie erinnert mich das an Rütters Fehsehdebüt, ich meine "Eine Couch für alle Fälle" hießen diese 6 Folgen, wo u. a. ein Ehepaar mit einem jungen Dobermannrüden zu sehen war, der ihnen gehörig auf der Nase herumtanzte.)


    Ich würde mich ehrlich fragen, ob es Sinn und Zweck der Hundehaltung sein kann, so viel Verantwortung für das Wohl und Wehe dieses Hundes an einen völlig Fremden - den Trainer - abzugeben.

    Würde ich in der Nähe wohnen und das Duo infernale unterwegs mit meinen Hunden treffen, ich würde auf den Hacken kehrt machen und diesen Hund samt menschlichem Anhang künftig großflächig meiden.

    Darum wird ja darauf gedrängt, sich da jetzt schleunigst einen Trainer zu suchen, der den Arschzwerg vernünftig einordnet, bevor das Ganze in den nächsten Zwölf Monaten ernst wird.

    Ich bezweifle, ob das "Einnorden" durch einen Trainer reicht, wenn es die Halter in ihrem eigenen Alltag mit dem Hund nicht umsetzen können, aus was für Gründen auch immer, allen voran natürlich das Mädchen.

    Im Prinzip müsste sie einen Crashkurs in Dobermannführung absolvieren, daher finde ich die Idee mit dem Erziehungsurlaub gar nicht so dumm.

    Caterina