Beiträge von Cattledogfan

    Es macht mich extrem traurig, wie viel seit der Rückkehr der Wölfe schiefläuft. (Weide-)Tierhalter werden nicht ernstgenommen, nicht richtig unterstützt, es gibt irgendwelche verrückten Vorgaben, vieles scheitert an Bürokratie (zumindest kommt es mir so vor). Es läuft so vieles schief, dass ich total den Überblick verliere.

    Das ist es ja, was zumindest mich so wütend macht, diese Paragraphenreiterei, dass erst amtlich durch viel zu wenige Gentestmöglichkeiten festgestellt werden muss, da ist ein "Problemwolf", anstatt zeitnah, unbürokratisch und - hoffentlich - wirksam zu vergrämen. Warum fangen sich z. B. nicht mehr Wölfe, die sich in Ortschaften oder an Ortsrandlagen zeigen, Gummigeschosse oder von mir aus auch Schrotkugeln für Feder- oder sonstiges Kleinwild ein?

    Wie einige mit Fug und Recht schrieben, das ist ein großes Raubtier ohne natürliche Feinde, das noch dazu in Rudeln jagt...


    Was bei mir das Fass zum Überlaufen gebracht hat, ist Landwirtschaftsminister Albrecht, der sich im Oktober medienwirksam beim Aufstellen von 1 m (!) hohen E-Zäunen auf Eiderstedt fotografieren lassen wollte und aufgebrachten Schafhaltern - zu dem Zeitpunkt gab es über 40 Risse, von denen gut die Hälfte seit Mai, d. h. innerhalb von 5 (!) Monaten, zweifelsfrei Wölfen zugeschrieben werden konnte - u. a. entgegnete, das müsse man wegen des Schutzstatus des Wolfes "ein Stück weit hinnehmen".

    Ich frage mich, wo bleibt da der gesunde Menschenverstand.

    Wie wahrscheinlich ist es wohl, dass innerhalb von fünf Monaten knapp 20 Risse durch Hunde vorkommen?

    Caterina

    Wölfe kommen also nicht "zurück", sondern neu in einen grundlegend veränderten Lebensraum - und wir dürfen im Moment da alle an einen großen Freilandexperiment teilnehmen.

    Das trifft es genau! Im Prinzip waren alle Annahmen über das Verhalten von Wölfen in unserer Siedlungsstruktur und daraus abgeleitet die empfohlenen Schutzmaßnahmen doch nichts wie Vermutungen in den blauen Dunst hinein, an allererster Stelle das Märchen vom scheuen Wolf.

    Und wenn dann noch die Mühlen der Bürokratie anfangen zu mahlen in Form von Gentests, die Wochen dauern, während derer munter weiter Schafe o. ä. gerissen werden, oder die Anzeige gegen den Jäger, wird mir persönlich anders.

    Ich habe jetzt nicht alles nachgelesen, aber auf Eiderstedt wurde doch sicherlich Bezug genommen?

    Meiner Meinung nach gehören Wölfe genauso scharf bejagt wie Wildschweine (weil es doch immer wieder heißt, auch durch die kommen Menschen zu Tode, was ja durch Wölfe in unseren Breitengraden Gott sei Dank noch nicht passiert ist), und wenn es dann welche schaffen, Überlebensnischen zu finden, weil sie gelernt haben, Menschen aus dem Weg zu gehen, bitte sehr - aber wie man einem so großen Beutegreifer praktisch ungehindert das Angebot an Speis und Trank im 21. Jahrhundert sondieren lassen kann, ist mir ein Rätsel.

    Caterina

    Die letzten Seiten zeigen m. E. das allergrößte Dilemma, auf das niemand eine Antwort hat:

    nicht nur die Sicherheit für Nutztiere, sondern auch für den Menschen.

    Was passiert z. B. hier bei uns mit dem Waldkindergarten, wenn sich Wölfe ansiedeln? Wie viele Eltern werden ihre Kinder noch guten Gewissens einer Einrichtung überlassen, deren Credo es ist, den Kindern so viel Zeit wie möglich draußen in der Natur (d. h. im Wald) zu ermöglichen? Wer will als Erzieher/in mit einer Horde Kleinkinder im Schlepptau das Risiko auf sich nehmen, Wölfen zu begegnen? Bzw. kann der Kindergartenträger von seinen Beschäftigten verlangen, dieses Risiko einzugehen?

    Werden die Pfadfinder weiterhin im Sommer ihre Übungsstunden im Vereinshaus mitten im Wald abhalten?

    Diejenigen, die sich hier und in anderen Threads für den Wolf ausgesprochen haben und ihm "ein paar Prozent" unserer Weidetiere "gönnen", immer mit dem Verweis auf andere Länder, wo das Zusammenleben mit großen Beutegreifern angeblich funktioniert, vergessen leider, dass dort Wolf & Co. im Zweifelsfall eine Kugel (oder Speere oder was auch immer) in den Pelz bekommen (dürfen), wenn sie dem Menschen und seiner tierischen Nahrungsgrundlage zu nahe kommen - und dass anderswo die Bevölkerungsdichte und die Siedlungsstrukturen nicht mit unseren vergleichbar sind.

    In dem Thread "Warum nicht mehr Herdenschutzhunde?" verwies z. B. @rinski auf ein Beispiel von Bloch, wo in der Slowakei Wölfe in unmittelbarer Nähe zu Rindern leben, ohne diese zu reißen, was sie laut Bloch "lernen" können.

    M. E. wird aber bei uns durch diesen übertriebenen Schutzstatus von Wölfen alles dafür getan, dass dieses Lernen eben nicht stattfindet, weil ein unmittelbarer Lerneffekt in Form von Kugeln, die entweder töten oder richtig weh tun, durch den bürokratischen Aufwand ziemlich unmöglich gemacht wird.

    Caterina

    IngoK: Wir leben aber nicht in den USA, wo, das nur nebenbei bemerkt, u. a. die Waffengesetze deutlich lockerer sind.

    D. h. dort können sich Tierhalter bewaffnen, wenn sie befürchten, auf Wölfe oder was auch immer zu stoßen, wenn sie nach ihren Tieren sehen.

    Ob das so gut ist, sei dahingestellt, aber zumindest erhöht es das Sicherheitsgefühl.

    Wir hatten letzte Woche einen Ausbruch einer Rinderherde, mehrreihiger Stacheldraht einer Pachtkoppel samt 8 stabilen Eichenpfählen niedergewalzt wie mit einer Planierraupe, insgesamt 46 Tiere, darunter ein junger Deckbulle, großes Bohei, Polizei an mehreren Stellen, weil die Autobahn nicht mehr allzu weit ist (d. h. die Tiere wären zur Not abgeschossen worden), total abgehetzte Tiere mit Hund im Wald eingesammelt.

    Ich möchte den- bzw. diejenige(n) sehen, der sich dann noch hehre Gedanken zur intakten Natur macht, wenn er auf der Suche nach seiner Lebensgrundlage - und das sind Nutztiere nun mal für manche Menschen - plötzlich mitten im Wald Wölfen gegenüber steht, die gerade dabei sind, ein gerissenes Tier zu verzehren.

    Und das ist durchaus im Bereich des Möglichen.

    Es gibt nun wahrlich genug Möglichkeiten, zum Arten- und Umweltschutz beizutragen, z. B. auf Laubbläser zu verzichten, das Auto nicht auch noch zum Freizeitvergnügen zu nutzen, wenn man es schon für den Arbeitsweg braucht (ich denke da nur an die ganzen Kurzstrecken zum Einkaufen von Kleinigkeiten, zur Bushaltestelle mit den Kindern oder das "Rausfahren" mit dem Hund), das naturnahe Anlegen von Gärten, etc. pp.

    Caterina

    wenn ich an die Schottische Rinderherde meiner Schwester denke, da sind auch Kälbchen dabei, nach meiner Vermutung wäre sie nicht genügend wehrhaft gegen Wölfe. Die sind alle, auch der Bulle, ganz liebe und sehr ruhige Plüschis. Und dort gibt es Wölfe.
    Meine Schwester hat es so eingerichtet, daß sie immer in den Stall gehen können. Und sie sind dort oft. Die Wiesen liegen hinter dem Stall, das läßt sich dort so einrichten. Ob das ein Wolfsschutz ist, weiß ich nicht.

    Wenn die Rinder immer in den Stall gehen können, dann können es die Wölfe auch... Ein Stall bietet nur dann Schutz, wenn er so massiv ist, dass kein Wolf irgendwo durchschlüpfen oder sich durchgraben kann.

    Und das ist dann das Ende der Weidehaltung.

    @Chris2406: Was ich vergessen hatte: Wir wohnen im nördlichen SH; danke für Dein Angebot! Aber eine Herdenschutzhundeaufrüstung für die Galloways wird es nicht geben, weil es weniger zeitaufwändig und billiger ist, diesen Teil des Betriebes wieder aufzugeben. Das ist nur so lange interessant, solange man nicht noch Geld in die Hand nehmen oder mehr Zeit als die üblichen Routinekontrollen auf Kalbungen und Wohlergehen der Herde aufwenden muss.
    Das Projekt "Weidewald" dürfte es im Falle von Rissen schwer haben, Viehhalter zu finden, die mitmachen.

    Das Milchvieh bringt halt ganzjährig und regelmäßig Geld, wenn man die Kosten im Griff hat, Mastvieh, auch wenn es aus extensiver Haltung ist, nur einmal beim Schlachten.

    Blöde Frage, weil Du schreibst, Deine Kühe haben keine Kälber bei Fuß: Hast Du nicht mehr besamen lassen?

    Falls sich hier wirklich Wölfe etablieren, wird es wohl so aussehen, dass allenfalls die Milchkühe noch raus dürfen und fraglich ist, ob das Jungvieh überhaupt selber aufgezogen wird.

    Im nächsten Jahr Ochsen dazuzustellen - mein Freund kann z. B. zwei Limousinochsen aus der Nachbarschaft kaufen -, ist vielleicht besser als nichts.

    Caterina

    @Chris2406: Höchst interessant, was Du über das Opfern von Jungtieren schreibst, denn nach dem, was ich bei unseren regelrechte Wagenburgen bildenden Galloways gesehen habe, hätte ich genau das Gegenteil gesagt, dass sich nämlich die Alttiere schützend vor die Jungen stellen. Wenn mein Freund Ohrmarken einclippen will und Mutter und Kind schon wieder in der geschlossenen Herde mitlaufen, hat er keine Chance, an das Jungtier zu kommen, weil das nämlich schützend umringt wird - von allen.

    Und so eine geschlossene Front sprengt selbst Spock nicht, er geht dann weg.

    (Muss und soll er übrigens auch nicht.)

    Weiden oder ruhen sie im lockeren Verbund, hält ihm das Schlitzohr die Tiere auf Abstand, indem er aus dem Auto springt und sie erst mal kläffend ein Stück wegjagt, er kennt die Ohrmarkenzange schon und weiß, was er machen soll.

    Aber gleich danach, wenn sie mitkriegen, dass das Kalb schreit, weil es festgehalten und gepierct wird, formieren sie sich, und dann müssen Herrchen und Hund zusehen, dass sie wieder ins Auto zum Fahrer kommen.

    Caterina

    Ein ehemaliger Schulkamerad meines Freundes hat seinen Milchviehbetrieb während der Tiefpreisphase aufgegeben und ist, auch auf Wunsch seines Sohnes, der den Hof übernehmen wird, auf Mutterkuhhaltung umgestiegen, hauptsächlich Angus.

    Ich wundere mich seit einigen Wochen, warum bei seinen Färsen nicht nur ein Angus-Deckbulle mit auf der Weide ist, sondern auch einige Ochsen, deutlich größer und schwerer als Angus, sieht mir nach Charolais-Mixen aus. Auch bei den kleineren, noch nicht belegreifen weiblichen Jungtieren weiden große, schwere Ochsen.

    Wolfsschutz, sagte mein Freund lakonisch; besser als nichts allemal; was glaubst Du wohl, warum ich den Deckbullen noch nicht zwischen den Kühen raus habe?

    [Die Kühe dürfen übrigens immer noch raus, alle anderen haben schon aufgestallt, weil die Hunde mittlerweile auch im Dunklen mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks alles im Handumdrehen von der Hauskoppel einsammeln.]

    Im nächsten Jahr will er auch in die Milchkuhherde noch mindestens einen Ochsen dazustellen. Er hat auch schon einen Kandidaten von einer ziemlich wilden Fleckviehfärse, die immer noch mit ihrem Bullkalb draußen auf der Weide ist; ich dachte schon, Mensch, warum holt er die nicht rein und melkt sie, die Hunde holen sie ihm doch, er muss sich mit ihr nicht auseinandersetzen.

    Dieses Kalb soll beim Aufstallen dieser Gruppe kastriert werden und in der nächsten Weidesaison in die Milchviehherde kommen.

    @Chris2406: Ich habe mir das Video mit Deinen Hunden mehrmals angesehen - toll, auch wenn das ganz und gar nicht der Hundetyp ist, mit dem ich zurechtkommen würde. Ich habe einfach keinen Draht zu denen. Mein Freund dagegen überlegt schon hin und her, ob man nicht zu der Galloway-Mutterkuhherde...?? Die ja immer draußen sind und einen stabilen Verband bilden...

    Würden Deine Ochsen eigentlich ihre Weiber beschützen?

    Caterina

    Sitze gerade im Zug auf der Rückfahrt von einem Termin, und wollte ankündigen, wann ich vom Bahnhof abgeholt werden möchte... niemand erreichbar... weder Festnetz noch Handy...

    Soeben ein atemloser Rückruf meines Freundes: Aus einer mit drei bis vier Reihen Stacheldraht bis ca. 1,50 m Höhe eingezäunten 60ha-Pachtfläche eines Naturschutzvereins, teilweise mit Wald, waren alle (!) 45 Färsen samt Deckbulle ausgebrochen, 8 (!) stabile Eichenpfähle und meterweise Draht niedergerissen bzw. umgebrochen - O-Ton Bauer: "wie mit der Planierraupe niedergewalzt" -, und wäre Special Agent Spock nicht gewesen, hätten Bauer und Betriebshelfer wohl kaum alle Tiere in nur 2 1/2 Stunden aus einem zusammenhängenden Waldgebiet eingesammelt.

    Ich weiß nicht, ich muss an Wölfe denken...

    Unabhängig davon hat das Spitzohr großartige Arbeit geleistet, die in Grüppchen versprengten Tiere gesucht und zusammengetrieben, ohne dass er, wie @flying-paws so schön schrieb, "Ansagen" bekommen hätte. Natürlich gab's erst einen Mimosenauftritt, als er mit auf den Trecker sollte, aber er kennt es inzwischen. Nichtsdestotrotz, er muss erst seine Show abziehen.

    Ich hatte mir das eigentlich ganz anders vorgestellt mit Spock, wollte regelmäßig Trainingsstunden an Schafen nehmen, ab und an Rinderseminare bei Zilchs besuchen - aber irgendwie hat das Geldverdienen immer Vorrang, ich komme nicht dazu.

    Der Hund hat in den nun über zwei Jahren, die er bei uns ist, nur anfänglich ein paar Trainingsstunden bekommen, alles andere hat er von sich aus angeboten. Wäre er bei jemandem mit mehr Ahnung wie @flying-paws oder @Antoni gelandet, könnte er mit Sicherheit ganz andere Dinge.

    Caterina

    flying-paws: Deine Hunde haben ein Wildtier eingepfercht? Unglaublich, ich weiß gar nicht, was ich schreiben soll...

    Ich denke, da spielt ganz, ganz viel die Genetik mit, dass eben Koolies dafür gezüchtet wurden, auch mit halbwilden Schafen, Ziegen und Rindern fertig zu werden. Da wird dann ein wilder Mufflon mal eben zwischendurch abgefertigt.

    Dagegen kann einfach kein Hundesport anstinken. Was den Hunden an selbständigem Problemlösen in der Interaktion mit lebendem Vieh abverlangt wird (wie Nians Einsammeln der verlorenen Schafe vom Maisstoppelacker), ist eine ganz andere Hausnummer.

    Caterina