Beiträge von Cattledogfan

    Ich vermute stark, dass es hier um reine Wohnungshaltung geht, oder?

    Und ich frage mich, wie viele Stunden das Spitztier drinnen sein muss, wenn von zwei Spaziergängen à 1 Stunde plus 20 Minuten die Rede ist.

    Selbst wenn ich 4 zusätzliche Löserunden à 15 Minuten dazurechne, sind das über 20 Stunden. Hunde schlafen und dösen bis zu 20 Stunden, sie müssen keine 20 Stunden schlafen und dösen.

    Kein Wunder, dass ein junger Hund da hohldreht, der hat ja kaum Möglichkeiten, die Welt kennenzulernen, Eindrücke zu sammeln und zu verarbeiten, wenn er in der Wohnung bespaßt wird.

    Und offensichtlich hat er auch nichts zum Bewachen.

    [Ich habe auch mal eine Zeitlang mit einem Großspitz geliebäugelt und sehr coole Hunde kennengelernt, die z. T. gar nicht vom eigenen Grundstück kamen, allerdings in einem sehr ländlichen Umfeld, d. h. auf Bauernhöfen oder bei Handwerkern o. ä.]

    In 20 Minuten bekomme ich z. B. keine großartig abwechselnden Runden hin, und wenn die eine Stunde morgens vor der Arbeit ist, dann sind jetzt in der dunklen Jahreszeit die Abwechslungsmöglichkeiten je nach Wohnlage auch eher reduziert.

    Ein Hund, der einen anregenden - nicht aufregenden - und für ihn berechenbaren Tagesablauf hat, der ist abends müde und nervt nicht nachts noch rum.

    Ich würde wirklich mal in die Richtung denken, auch wenn das gar nicht dem Zeitgeist der heutigen Hundehaltung à la "Gassi ist das neue Gift" entspricht.

    Ganz ehrlich, ich kann's verstehen. Ist auch genau mein Typ Hund, nachdem ich vor über 20 Jahren durch Zufall einen Hütehund aus dem Tierschutz erwischt habe, und erst, als mir jemand sagte, er hätte "solche Hunde" in Spanien beim Ziegenhüten gesehen, verstand ich gewisse Verhaltensweisen, und mit diesem Wissen hatte ich fast neuneinhalb wundervolle Jahre mit dieser wunderbaren Hündin.

    Als ich sie einschläfern lassen musste, war klar, "so einen" will ich wieder.

    ABER: Eben wegen der großen charakterlichen Bandbreite auch innerhalb der einzelnen Rassen würde ich ganz anders vorgehen.

    Ich würde mir weder einen Welpen noch einen Junghund zulegen, sondern in aller Gemütsruhe nach einem passenden erwachsenen Tier schauen, das am ehesten mit den Lebensverhältnissen der jungen Freu zurechtkommt. Ich habe mich damals in einem Bordercollieforum und einem Aussieforum angemeldet, meine Lebensumstände geschildert und gesagt, dass ich auf Hundesuche bin - und per PN kam die Nachricht, dass eine Züchterin sich von einer ihrer Aussiehündinnen trennen wollte - ihr Pech, mein Glück, leider nur für etwas über 5 Jahre, weil sie schon älter war.

    Das Alter war aber so gewollt, da ich noch einen schon älteren Rüden hatte. Die Hündin war top erzogen, ganz anders als ihre Vorgängerin, aber irgendwie doch aus demselben Holz geschnitzt.

    Mir wäre ein Welpe, auch aus seriöser Zucht, viel zu sehr Überraschungspaket.

    Caterina

    Meine völlig unwissenschaftliche, rein auf eigenen Beobachtungen von wehrhaften Hunden fußende These:

    Der trainiert sich Mut an, und wenn er älter und selbstbewusster wird, wird er sich wahrscheinlich "interessantere" Gegner suchen, um stets als Sieger vom Platz zu gehen.

    M. E. braucht ein Terrier, der noch so nahe am jagdlichen Gebrauch wie ein Fox ist, irgend etwas, wo er die Sau rauslassen und Mut beweisen kann, und ich habe es immer und immer wieder gesehen, dass solche Hunde, die im ernsthaften und durchaus lebensgefährlichen Arbeitseinsatz Unmengen an Adrenalin ausschütten, in einer städtischen Umgebung ohne ernsthafte Arbeit ihr Mütchen halt an Artgenossen oder Menschen kühlen.

    Ich würde, ehrlich gesagt, den Hundekontakt deutlich einschränken und ihm die Mobberei von Welpen schlicht und ohne großes Gedöns verbieten und mir statt dessen überlegen, wie Du diese Lust am Stänkern sinnvoll kanalisieren kannst.

    Und mich von dem Gedanken an dauerhafte Verträglichkeit verabschieden. Schau halt, mit was für Hunden es tatsächlich klappt.

    Was sich mit dem Älterwerden sicherlich noch einmal ändern wird.

    Caterina (heimlicher Terrieristen-Fan JJ)

    Rechtlich hat man als privater Hundehalter eine sog. Gefährdungshaftung, d. h. man haftet verschuldensunabhängig für alle Schäden, die der Hund anrichtet, es sei denn, den Geschädigten trifft eine Mitschuld, d. h. dass er erkennen konnte, dass ihm vom Hund evtl. Gefahr droht und er es trotzdem billigend in Kauf nimmt.

    Indem er z. B. nicht auf die Bitte reagiert stehenzubleiben, bis man den Hund gesichert (oder weggebracht) hat.

    Diese Gefährdungshaftung kann auch nicht durch ein Warnschild ausgehebelt werden.

    Woher ich das weiß? Weil unsere Hunde über die landwirtschaftliche Betriebshaftpflicht laufen, die Hundehaltung also gewerblich ist, und da entfällt die Gefährdungshaftung.

    Nichtsdestotrotz ist das kein Freibrief, die Hunde müssen trotzdem so gesichert sein, dass keiner an sie dran kommt.

    Der Getränke- oder Autohändler mit Wachhund(en) muss diese(n) also z. B. zu Zeiten, in denen Publikumsverkehr herrscht, so wegsperren, dass niemand gefährdet wird.

    Wer allerdings nachts einsteigt, hat Pech.

    Im beschriebenen Fall handeln die Halter über alle Maßen leichtsinnig, denn selbst wenn der Hund wegen eines Betriebes gehalten würde, hätte er so gesichert sein müssen, dass jemand mit ganz offensichtlich nicht kriminellen Neigungen nicht gefährdet wird.

    Caterina


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    @RafiLe: Niemand hier hat eine Glaskugel und kann Dich und Deine Hunde sehen, und man kann virtuell eigentlich nur Anstöße geben, um vielleicht mal über den - bisherigen - Tellerrand hinauszudenken.

    Ich zumindest habe von hier schon viele wertvolle Anregungen mitgenommen.

    Ich an Deiner Stelle würde mich z. B. fragen, ob Du Hunter und seine Bedürfnisse wirklich richtig lesen kannst, dito für Newton, und ob Hunter als Zweithund wirklich zu Deinen Lebensumständen passt, denn bei Vollzeitarbeit ist das Zeitfenster, das jetzt für zwei Hunde reichen muss, schon eng.

    Noch dazu leben sie bei Dir in reiner Wohnungshaltung, d. h. allein die räumliche Enge kann Konflikte noch zusätzlich anheizen und bietet - siehe Türdurchgänge - viel mehr Gelegenheit zum Mobben und Abdrängen.

    Ich bin nun kein Experte für diese Rassegruppe, die noch dazu in meinem Umfeld relativ selten ist, aber mein - zugegebenermaßen subjektiver - Eindruck ist, dass die Hunde schon deutlich triebiger und agiler als Labradore sind und dass die Zucht weg vom Arbeitseinsatz ihnen wesensmäßig nicht immer gut getan hat.

    Evtl. war die Entscheidung für einen 2. Rüden auch keine so glückliche... Gegengeschlechtliche Hundepaare sind meist einfacher zu halten.

    Und wenn ich die Züchterseite anklicke, sehe ich nur Schleifchenträger. Infos darüber, ob und was die Hunde arbeiten, finde ich nicht. Will sagen: Evtl. gibt es für Hunters Verhalten - mangelnde Frusttoleranz - neben dem alterstypischen Austesten gegenüber Geschlechtsgenossen auch eine genetische Komponente.

    Wenn ich an Deine Beiträge aus Newtons ersten beiden Lebensjahren zurückdenke, hast Du den Hund schon ziemlich durchreglementiert und warst ziemlich oft im kategorischen Imperativ - so und nicht anders hat der Hund zu funktionieren! - unterwegs.

    Ganz sicher, dass Du genügend Einfühlungsvermögen für einen offensichtlich ganz anderen Hundetypus hast, um hier die richtige und notwendige Reglementierung vorzunehmen?

    Ich denke da an die Kommentare u. a. von terriers4me, wo es in Deinem Ressourcenthread ("Lasst die Spiele beginnen" oder so) sinngemäß hieß, Du hast bei Newton viel geregelt, aber bei Hunter offensichtlich nicht oder das Falsche.

    Hast Du da mal drüber nachgedacht?

    Caterina

    RafiLe1985 : Wie geht es dem Hund jetzt? Ausgeheilt?

    Falls nicht, noch eine Idee:

    Ich würde auch fein zermahlenes Glas nicht ausschließen, hatte ich schon bei mehreren Hunden, so auch gerade jetzt: Nach dem Cattle Dog humpelt der Koolie…

    Das Tückische an zerdepperten Flaschen sind nämlich nicht die großen Splitter, die die üblichen Ballenschnittverletzungen verursachen, sondern das feine Glasmehl, wenn die Splitter durch darüber rollende Fahrzeuge zermahlen werden. Je nach Teilchengröße sieht man die Sch...dinger weder im Röntgen noch im Ultraschall.

    Ich habe vor einigen Jahren mal über 1.500 Euro beim Tierarzt gelassen, weil bei meiner Aussiehündin auch immer wieder ein Zeh dick wurde, bis sich schließlich ein deutlich abgegrenzter Entzündungsherd gebildet hatte, der dann operativ entfernt wurde. Und im Eiter fand sich... jawoll, ein winziges Glassplitterchen.

    Meine Tierärztin gab damals keine Medikamente, weil sie sagte, wenn nach dem ergebnislosen Röntgen eine Entzündung durch Fremdkörper - ich hatte auf die für uns damals leider nicht vermeidbaren neuralgischen Flaschenwurfstellen und das Glasmehl hingewiesen - ausgeschlossen werden soll, muss man abwarten, bis man die Entzündung aufmachen kann.

    Gute Besserung!

    Caterina

    Mal unabhängig davon finde ich die Ansprüche die ein Hund heutzutage erfüllen muss deutlich schwieriger. Die Umwelt ist weniger tolerant, die Hundedichte ist angestiegen und die Gesetze strenger. Das hat nicht mehr viel mit Hundehaltung früher zu tun.

    Wie wahr, wie wahr! Nur scheint das vielen Menschen gar nicht bewusst zu sein, was sie von so hochsozialen und eigentlich enorm bewegungsfreudigen Tieren erwarten, habe ich manchmal das Gefühl.

    Caterina

    Oha.

    Ketzerische Frage: Ganz sicher, dass das der richtige Hund für Dich und Deine Lebenssituation ist? Was sagt die vermittelnde Organisation dazu?

    Caterina

    PS an Vriff: Ich finde die Tatsache, dass es sich um einen Tierschutzhund handelt, der aus einem offensichtlich völlig anderen Umfeld kommt, von erheblicher Bedeutung, denn nach dem, was hier geschrieben wird, würde ich durchaus davon ausgehen, dass er u. U. deutlich weniger und evtl. auch unschöne Erfahrungen mit Menschen gemacht hat.

    Wiesenpippau: Nach dem, was Du an Infos aufgeschrieben hast, klingt das aber schon sehr nach Speeddating:

    - Hund - der das Leben im Haus nicht kennt - ist erst eine gute Woche bei Dir

    - stehen noch ziemlich am Anfang

    - anfangs (!) den Fehler gemacht, die Alleinseinzeit zu schnell auszudehnen

    - schon nach ein paar Tagen 15 Min. alleine gelassen

    Klar hat der Hund Stress, der ist quasi auf einem fremden Planeten gelandet, und Du wirst den Stress auch nicht vermeiden können, wenn Du ihn mit der Kamera beobachtest. Dadurch wirst Du die Eingewöhnungszeit nicht verkürzen, denn man darf nicht vergessen, dass Du den Hund genauso wenig oder gut kennst wie er Dich.

    Ketzerische Fragen: Gesetzt den Fall, Du siehst per Kamera, dass er anfängt zu pinkeln, welche Schlüsse ziehst Du daraus? Woher weißt Du, was Du tun musst, um dem Tier den Stress zu nehmen? Außer zurückkommen, meine ich.

    Ich für meinen Teil könnte einen Hund nach so kurzer Zeit noch nicht so gut lesen.

    Ganz abgesehen davon ist "Alleinebleiben" in allererster Linie ein soziales Ding, nämlich dass der Hund das Vertrauen hat, Du kommst wieder. Bzw. dass Du jetzt die Person bist, die seine grundliegenden Bedürfnisse erfüllt.

    Und das Entstehen einer vertrauensvolle Beziehung braucht einfach Zeit.

    Die von Vriff beschriebene Konstellation ist in meinen Augen eine völlig andere.

    Caterina