Beiträge von Cattledogfan

    Ja, natürlich. Deine letzten Zustandsbeschreibungen lesen sich erschreckend und grausam für die arme alte Hündin, und wäre es mein Hund, würde ich ihr zeitnah weitere Quälerei ersparen und sie zu Hause einschläfern lassen.

    Was soll es bringen, einen zwangsgetriebenen, hoch erschöpften Hund noch durch irgendeine Diagnostik zu jagen? Oder - so vermute ich mal - ganz hoch dosierte Beruhigungsmittel in ihn hineinzudrücken? Wer weiß, wie lange die die Symptome überhaupt ausschalten bzw. zumindest dämpfen können?

    Caterina

    "Lebenszeit nehmen" ist so ein zweischneidiges Schwert... das weiß der Hund nicht, was ihm noch bleibt, der lebt im Hier und Jetzt, der kann seinen Zustand nicht verstandesgemäß erfassen und abpolstern wie ein Mensch.

    Ich wünsche Euch eine halbwegs ruhige Nacht.

    Caterina

    Höchst interessant finde ich die Verwandlung bestimmter Hundehalter, wenn sie plötzlich einen ganz anderen Hundetypus haben, nachdem z. B. der "Meine tut nix"/"Lassen Sie sie doch, die machen das unter sich aus"-Retriever dahingeschieden ist, der freundlich-unbedarft zu jedem hindurfte, und nun ein ganz anderer Hund à la kleine Mistkröte da ist.

    Plötzlich können die Keifteile eingesammelt werden (bzw. dürfen erst gar nicht von der Leine), und, oh Wunder, der Garten ist hundesicher eingezäunt!

    Ich denke, der Fehler im System ist einfach, dass a) erschreckend viele Hundehalter den eigenen Hund als Maß aller Dinge nehmen und b) nicht situationsgerecht reagieren können oder wollen, indem sie z. B. den eigenen Hund in bestimmten Gegenden oder bei viel Publikumsverkehr nicht enger führen.

    Was mich persönlich immer ärgert, ist, dass es ja durchaus geduldete Freiräume für Hunde gibt, z. B. Parks oder Badeseen, in denen Leinenpflicht bzw. Hundeverbot nicht so eng gesehen werden, und dass die Hunde, die dann ohne Leine laufen bzw. doch mit zum Wasser genommen werden, nicht so geführt werden, dass sie möglichst niemanden belästigen bzw. nicht so im Gehorsam stehen, dass die fehlende Leine nicht weiter auffällt.

    Bei uns im Wald hat sich z. B. jahrelang kaum ein Jagdpächter darum geschert, ob die Hunde angeleint waren oder nicht (ganzjährige Leinenpflicht), solange sie offensichtlich im Gehorsam standen, bis dann regelrechte Rollkommandos zum Rudelgassi einfielen, d. h. Dutzende von Menschen mit einer entsprechenden Anzahl an Hunden, natürlich freilaufend, und mittlerweile wird ziemlich streng kontrolliert.

    Caterina

    Bei so Themen finde ich es immer schwer, nicht herzlos zu wirken, wenn man schreibt, ohne den Hund zu kennen und zu sehen, aber wenn ich das hier lese, drängt sich mir mit Macht die Frage auf, ob ein Weiterleben noch im Sinne des Hundes ist.

    Es ist echt schwer auszuhalten.. Um halb 2 ist sie völlig erschöpft auf meinem Arm eingeschlafen.. Dann war sie seelenruhig.. Alle viere von sich gestreckt, geschlummert bis halb 5... Seither ist sie wieder unterwegs..

    In der Klinik haben sie nur so Hammer Teile, die sie mir nicht mitgeben wollen, oder pflanzlich.. Cbd hat bisher nicht geholfen.. Ich hoffe so sehr, dass das Selgian morgen Ruhe rein bringt.. Ihr ganzes Wesen ist ein anderes :( entweder sie läuft und läuft.. Oder sie schläft, wobei ich mich freuen würde, wenn die Schlafphasen überwiegen würden..

    M. E. hat auch ein Hund seine Würde, und mir tut das Tier beim Lesen seiner Zustandsbeschreibungen nur unendlich leid.

    Mir sagte mal eine Tierärztin, wenn man als Mensch anfängt, die Zeit zusammenzurechnen, die noch lebenswert ist, dann geht es dem Tier meist schon ziemlich dreckig.

    In diese Scheißsituation, über das Lebensende eines geliebten Tieres entscheiden zu müssen, kommt man leider immer wieder, und ich wünsche Dir von ganzem Herzen viel Kraft für alles, was jetzt noch ansteht.

    Caterina

    Ich habe jetzt bei weitem nicht alles gelesen, oute mich aber als jemand, der seine Hunde sogar absichtlich außer Sicht schickt: weil sie es können müssen, wenn sie beim Vieh helfen sollen.

    Unser Gelände hier ist oft hügelig, busch- und baumbestanden und unübersichtlich, und wenn irgendwo Vieh ausgebüchst ist, läuft zumindest der Koolie selbständig durch Wald und Gebüsch ("Such die Gallies (= Galloways)! Wo sind die Gallies?" oder "Such das Kälbi! Wo ist das Kälbi?", wenn draußen ein Kalb durch den Draht geschlüpft ist), und wenn aus taktischen Gründen das Koppeltor aufbleiben soll - manchmal verfolgt die Herde den Trecker aus diversen Gründen -, wird der Border so positioniert, dass er wehren kann ( flying-paws, dass da Altdeutscher mit drinsteckt, könnte wirklich passen), und dann dürfen die nicht abgehen nach Wild oder anderen Reizen wie Hunde oder Menschen.

    Wir hatten z. B. im nassen Jahr 2017 mal eine Jungviehkoppel, wo immer wieder Defekte am Zaun waren und die Tiere auf die Straße liefen. Mein erster Weg war morgens immer diese Nebenstraße hoch zum Kontrollieren, und wenn das Koolie-Radar anzeigte, hinter der Kurve sind sie wieder draußen, sprang ich vom Rad, stellte es quer auf die Straße - und der Border legte sich automatisch ab.

    Und blieb da, bis Herrchen, von mir per Handy benachrichtigt, mit dem Zaunflickhänger am Trecker angefahren kam, während ich hinter der Kurve mit dem Koolie sondierte, wo die Tiere waren.

    Bisher ist noch keiner von ihnen stiften gegangen, und natürlich übe ich explizit Wildreinheit, und vor allem der Koolie darf wegen seiner Radar-Eigenschaften gerne vorlaufen, weil er es liebt, Dinge anzuzeigen, indem er im Galopp zurückkommt, wenn da was ist.

    Schwarzi-Border darf das dagegen nicht, weil ich dem bei Autos nicht traue, der könnte sie hüten wollen.

    Was Spockie-Koolie nicht kennt, zeigt er schon vor Kurven an, d. h. er bleibt stehen und guckt mich an, dann rufe ich ihn ran und entscheide situativ, ob ich warte, alle anleine oder nur im Fuß weiterlaufen lasse.

    Wenn ich am Rad mit allen drei Hunden unterwegs bin, möchte ich das Koolie-Radar nicht mehr missen, denn es gibt nix Dooferes, als in einer engen Kurve ohne richtigen Seitenstreifen vor einem Lkw oder Gülle-Gespann zu stehen und nicht zu wissen wohin, weil ich das Fahrzeug bei starkem Wind nicht gehört habe.

    An meinen früheren Wohnorten wäre das aber nicht möglich (und auch nicht nötig) gewesen, weil viel dichter besiedelt, das geht wirklich nur hier in der norddeutschen Einöde.

    Caterina

    Ich muss mal eine Geschichte vom Spock-Schlitzohr nachschieben, die ist zu schön:

    Im letzten Jahr, als ich familiär bedingt wenig zu Hause war, gab es für die Hunde nur ein- oder zweimal Fleischknochen, weil man schon aufmerksam gucken muss, wer was macht, denn die Cattle-Kontrolleuse und Spockie nehmen sich gerne gegenseitig etwas weg.

    Das ist ja nun wieder anders, weil ich wieder fest zu Hause bin.

    Ich war vor ca. 10 Tagen beim Fensterputzen, gehe rein und raus, die Hunde auf dem, was vom Rasen noch übrig geblieben ist, mit ihren Knochen zugange, wobei die Kontrolleuse denjenigen mit dem meisten Fleisch bekommen hatte, und zwar anstatt Dosenfutter, weil sie... nun... etwas propper ist.

    Schwarzi-Border verzieht sich in eine Ecke und widmet sich seinem Knochen, Spock schleppt seinen erst etwas unschlüssig durch die Gegend, immer im Blickfeld vom Cattle-Stinktier, deren Ohrenhaltung signalisierte, ich seh Dich, ich weiß, was Du da hast...

    Irgendwann fing Spockie dann auch halbherzig an zu nagen, und als ich nach dem Einlassen von frischem Wischwasser wieder rauskam, lag er ziemlich dicht bei der Kontrolleuse - seit wann bist Du so dämlich, dachte ich noch, die nimmt Dir doch den Knochen weg, wenn Du nicht aufpasst -, die in großen Bissen das Fleisch von ihrem Knochen riss und verschlang, dabei immer Spockie bzw. dessen Knochen im Auge.

    Nichtsdestotrotz, es war noch ziemlich viel Fleisch dran an ihrem Knochen.

    Plötzlich ein Grollen der Kontrolleuse, ein jämmerliches Quieken von Spockie, der mit eingeklappten Ohren und geduckt hinter einen Busch davonhuschte.... nur um wieder hervorzukommen und sich wie ein geölter Blitz den Cattle-Knochen zu schnappen und damit in die entfernteste Ecke des umzäunten Areals hinter den großen Busch zu verschwinden, nun außer Sicht von uns allen.

    Währenddessen machte sich die Lotte mit lauten Nagegeräuschen und triumphierendem Grinsen im Gesicht über Spockies Knochen her.

    Als sie irgendwann auf die Idee kam, mal wieder nach ihrem Knochen gucken zu wollen (und ihn natürlich nicht fand), war Spockie schon längst fertig damit und lag schon wieder drin auf dem Sofa.

    Das war sozusagen ein Hans-im-Glück-Tausch.

    Caterina

    AnnaLara : Ich würde das Projekt "Hund" jetzt nicht unbedingt auf den Sanktnimmerleinstag verschieben, sondern vielleicht reflektierter in Angriff nehmen.

    Wie Du gesehen hast, ist Mitleid ein schlechter Anschaffungsberater. Viele Hundeschulen und -trainer und auch Tierheime bieten heutzutage Kaufberatung an, und das würde ich evtl. in Anspruch nehmen, d. h. dass sich jemand vor der Anschaffung in realiter anschaut, wie Euer Lebensumfeld aussieht, das Zeit- und Platzkontingent abschätzt und Euch evtl. schon beim Vorfiltern hilft.

    Der Markt an Second-Hand-Hunden ist riesig, und da dürfte sich in einer Stadt wie Berlin mit Sicherheit ein passender Vierbeiner finden.

    Vielleicht habt Ihr ja auch hundeerfahrene Freunde oder Bekannte, die Euch bei der Auswahl unterstützen können?

    Auf jeden Fall sollte es ein Hund sein, bei dem Ihr das Gefühl habt, es gibt einen gemeinsamen Nenner, und das Tier kann schon mal ohne großartige Verbiegungen mit bei uns einziehen.

    So, wie Du über Luna schriebst, hatte ich den Eindruck, der Hund ist Euch größtenteils rätselhaft, und das ist ein sehr ungutes Gefühl, ihn dann in den eigenen vier Wänden mitwohnen zu lassen.

    In meinen Augen ist ein Hund nämlich in erster Linie genau das: ein Mitbewohner und Lebenspartner, zu dem man für das reine Miteinander-"Leben" unbedingt auch einen unreflektierten, emotionalen "Bauchgefühl"-Zugang braucht und nicht eine kopfmäßige Traineranleitung wie für einen Japanisch-Crashkurs.

    Caterina

    So, wie sich der Eingangsbeitrag für mich liest, müsste sich die Threaderstellerin buchstäblich jeden Furz im Umgang mit dem Hund kopfmäßig und mit Trainerhilfe erarbeiten, d. h. ein entspannter Alltag ist wahrscheinlich auf längere Zeit erst mal nicht möglich.

    Ich habe z. B. nichts von Freude über die Anwesenheit des Hundes gelesen.

    Und je nach Wohnlage dürfte es in Berlin schwierig werden, den Hund nur so dosiert Außenreizen auszusetzen, wie er es vertragen kann - immer vorausgesetzt, die Threaderstellerin könnte es überhaupt beurteilen, was der Hund in welcher Situation ertragen kann.

    Von daher finde ich es dem Hund gegenüber fairer, ihn so schnell wie möglich wieder zurückzugeben, anstatt mit Unlust, Frust, Verzweiflung oder sonstigen negativen Gefühlen an und mit ihm herumzuexperimentieren, obwohl man ihn eigentlich als Belastung empfindet.

    Für mich ist es die beste Entscheidung unter den Umständen, v. a. angesichts der Tatsache, dass ein kläffender Hund im Mietshaus ziemlich schnell ziemlichen Ärger machen kann

    Caterina

    naijra , ich erlaube mir mal, Deinen klugen Beitrag aus einem anderen Alleinebleib-Thread zu zitieren, weil er meine eigenen Gedanken dazu genau auf den Punkt bringt:

    Aber das rein mechanische Training hat für mich tatsächlich auch etwas Sinnfreies. 100x raus und nach 2, 3 5, 10 Sekunden wieder rein - Hunde sind nicht blöd, die durchschauen diese Künstlichkeit sofort. Klar, manche scheren sich nicht drum, verbuchen das unter "bescheuerte menschliche Aktionen, die man nicht verstehen muss". Das wird dann als Trainingserfolg verbucht.


    Allerdings ist sehr oft noch was schief in der Hund-Mensch-Beziehung. Das muss nicht "schlecht" sein, das kann auch eine verschobene Gewichtung sein, teils unbewusst befördert, teils wegen prioritären Baustellen mit dem Hund. Der Hund steht zu oft zu sehr im Mittelpunkt, man macht "Bindungsarbeit", der Alltag dreht sich weitgehend um den (evt.problematischen) Hund.... Da passt das Alleinbleiben nicht dazu. Im Bestreben nach einem perfekt funktionierenden, gehorsamen Hund, für den man alles regelt entsteht zu enge Bindung, die eine ausbalancierte Beziehung verhindert, tendenziell Richtung Abhängigkeit führt....


    Und wie immer: bei manchen Hunden ist es easy, andere tun sich schwer. Tendenziell sind es schon eher die gut ausbalancierten Hunde mit einem gewissen Grad an innerer Ruhe und Vertrauen, die problemlos alleine bleiben. Die unsicheren, verängstigten, die sich an ihren Menschen klammern können das logischerweise nicht leisten. Und da ist ein Training an den Symptomen wirklich nicht sehr effizient.


    Als persönliche Erfahrung: mit beiden meiner WSS war das formelle Training nicht erfolgreich. Beide können aber prima allein bleiben. Die Wende kam, als ich mit dem mechanischen Training aufgehört habe, und auf Normalität gesetzt habe. Ohne den Hund zu überfordern, den Entwicklungsstand muss man immer im Auge behalten, individuelle Charakteristika auch.... Aber halt mit echter Normalität meinerseits.

    An den letzten, von mir fett markierten Satz möchte ich anschließen und anstelle von "Normalität" den Begriff "Authentizität" verwenden, denn ich frage mich, warum Ihr den Hund - wenn ich mich recht erinnere, ein Landei, den Ihr in die Großstadt verfrachtet habt? - gleich 5 - 10 Minuten alleine gelassen habt?

    Gab es irgendeine Notwendigkeit, oder habt Ihr es nur getan, weil "man" das nach Methode X, Y oder Z halt heutzutage so macht?

    Meiner Erfahrung nach klappt Hundeerziehung dann am besten, wenn man meint, was man sagt, also "authentisch" ist, sprich, ich bin davon überzeugt, dass die Bedürfnisse des Hundes so befriedigt sind, dass ich ihn jetzt alleine lassen kann, und ich muss es auch tatsächlich tun.

    Z. B. um Müll runterzubringen oder Post reinzuholen, also kurze Routineabwesenheiten.

    Außerdem drängt sich mir beim Lesen irgendwie der Gedanke auf, dass dem Hund der Wechsel in die Großstadt, auch rassebedingt (denn Pulis gehören ja auch zu den Treibhunden?), evtl. ziemlich viel abverlangt, er daher sowieso schlecht abschalten kann; wäre das auch eine Möglichkeit? Außerdem seid Ihr Hundeanfänger, wenn ich mich recht erinnere? D. h. dass es sein kann, dass sich Eure Unsicherheit teilweise auch auf den Hund überträgt, weil Ihr nach "Methoden" und nicht aus dem Bauch heraus vorgeht?

    Daher der andere fett markierte Satz und die Vermutung, dass da irgendwo noch irgend etwas "schief" ist.

    Caterina