Beiträge von Cattledogfan

    Sie hat Angst vor Menschen. Weder mein Mann noch ich können sie anfassen oder dürfen ihr zu nahe kommen. Wenn man zu sehr in ihren persönlichen Bereich eindringt pinkelt sie auf den Boden, fängt an zu kreischen und im Kreis zu laufen oder legt sich flach auf den Boden.

    Das schließt m. E. alles in Richtung einer wie auch immer gearteten medizinischen Unterstützung aus. Wie will man bei so einem Verhalten dem Hund irgendwas verabreichen?

    Mich erinnert dieser Hund an zwei "Colliemix"-Schwestern aus - wenn mich nicht alles täuscht - der Türkei, über die jahrelang auf einer Collie-Notvermittlungsseite berichtet wurde, und die lebten tatsächlich bei jemandem, der die Möglichkeit dazu hatte, in einer Art Gehege draußen.

    Sporadisch gab's im Garten Kontakt mit dem oder den Collies der Familie, ansonsten ließ man sie komplett in Ruhe.

    Nach dem Tod der einen Hündin schloss sich die verbliebene irgendeinem Pflegecollie an und wurde, wenn mich nicht alles täuscht, sogar noch vermittelt.

    Ich bin nach dem Lesen ganz bei terriers4me. Auch für mich wirkt es so, als sei die Hündin ein bei Euch gegen seinen Willen im Haus eingeknastetes Wildtier, das nichts mit Euch Menschen zu tun haben will.

    Blöde Frage: Wo genau in Ungarn kommt sie denn her? Wie hat sie dort gelebt? Draußen in irgendeinem Auffanglager? Evtl. wäre es ja eine Möglichkeit, ihr bei Euch im Garten alleine ein Gehege zu bauen, und Eure Schäferhündin lebt ihr gewohntes Leben weiter, und sie haben halt nur sporadisch Kontakt im Garten.

    Immer vorausgesetzt, Ihr wollt so eine Hundehaltung überhaupt.

    Ganz spontan würde ich vorschlagen, evtl. auch Euer Pendant zu unserem Veterinäramt, zumindest aber ein kompetentes Tierheim, mit ins Boot zu holen, u. a. auch, um dem dubiosen Verein vielleicht die Vermittlung solch ungeeigneter Hunde zu untersagen und um Euch ggf. Anlaufstellen zu nennen, wohin Ihr diese Hündin geben könntet, falls Ihr sie nicht mehr halten könnt oder wollt.

    Das ist schon eine nicht zu unterschätzende Belastung.

    Caterina

    Zucchini: Danke, das sind tolle Beiträge und sehr einfühlsam geschrieben!

    Es ist immer schwer, in so hochemotionalen Situationen, in denen sich ein geliebtes Tier auf den letzten Metern seines Lebensweges befindet, einem völlig Fremden gegenüber die richtigen Worte zu finden.

    SternchenJune, ich möchte Dir noch einen weiteren Gedanken mitgeben, da Du offensichtlich sehr darauf bedacht bist, achtsam mit Deinem Hündchen in seiner letzten Lebensphase umzugehen, denn Du willst sie ja nicht mehr dem Stress weiterer Diagnostik aussetzen.

    Für mich ist es auch ein Zeichen der Achtsamkeit einem langjährigen tierischen Weggefährten gegenüber, dass ich ihn eben nicht den Leidenskelch bis zum letzten Tropfen leeren lasse, selbst wenn ihm noch Am-Leben-Bleibe-Zeit vergönnt wäre.

    Dieses hier möchte ich noch einmal hervorheben, weil ich finde, dass das ein sehr nützlicher Beitrag ist:

    stell.dich einmal am tag in ihre schuhe und bewerte, ob sie damit auch leben will. Ohne aussicht auf Besserung würde ich ein sehr offenes Gespräch über die Möglichkeiten der Lebensqualität mit dem ta führen.

    Selgian alspsychopharmakon wäre mir da definitiv nicht genug. Auch diazepam (valium) kann für einige Tage dem hund Erleichterung bringen. Bis mensch weiter entschieden hat. Und nur darauf käme es mir jetzt an.

    Der (von mir) fett markierte Satz machte mich irgendwie stutzig, weil Du schriebst, das Medikament, das ich bis dahin noch nicht kannte, "normalisiert den Gehirnstoffwechsel", und so habe ich mir aus Neugierde mal den Beipackzettel im Internet aufgerufen.

    Du kennst ihn, nehme ich an, weil Du auch von starken Nebenwirkungen schriebst?

    Ich zitiere mal aus der Sparte "Was ist Selgian?":

    "Hierdurch sind die Neurotransmitter länger wirksam und können auf diese Weise Verhaltensauffälligkeiten, die im emotionalen Bereich liegen, regulieren."

    Das bedeutet für mich, dass dieses Medikament im Prinzip nur ein weiterer Versuchsballon wäre, und ich würde mich nicht darauf versteifen.

    Caterina

    Ja, natürlich. Deine letzten Zustandsbeschreibungen lesen sich erschreckend und grausam für die arme alte Hündin, und wäre es mein Hund, würde ich ihr zeitnah weitere Quälerei ersparen und sie zu Hause einschläfern lassen.

    Was soll es bringen, einen zwangsgetriebenen, hoch erschöpften Hund noch durch irgendeine Diagnostik zu jagen? Oder - so vermute ich mal - ganz hoch dosierte Beruhigungsmittel in ihn hineinzudrücken? Wer weiß, wie lange die die Symptome überhaupt ausschalten bzw. zumindest dämpfen können?

    Caterina

    "Lebenszeit nehmen" ist so ein zweischneidiges Schwert... das weiß der Hund nicht, was ihm noch bleibt, der lebt im Hier und Jetzt, der kann seinen Zustand nicht verstandesgemäß erfassen und abpolstern wie ein Mensch.

    Ich wünsche Euch eine halbwegs ruhige Nacht.

    Caterina

    Höchst interessant finde ich die Verwandlung bestimmter Hundehalter, wenn sie plötzlich einen ganz anderen Hundetypus haben, nachdem z. B. der "Meine tut nix"/"Lassen Sie sie doch, die machen das unter sich aus"-Retriever dahingeschieden ist, der freundlich-unbedarft zu jedem hindurfte, und nun ein ganz anderer Hund à la kleine Mistkröte da ist.

    Plötzlich können die Keifteile eingesammelt werden (bzw. dürfen erst gar nicht von der Leine), und, oh Wunder, der Garten ist hundesicher eingezäunt!

    Ich denke, der Fehler im System ist einfach, dass a) erschreckend viele Hundehalter den eigenen Hund als Maß aller Dinge nehmen und b) nicht situationsgerecht reagieren können oder wollen, indem sie z. B. den eigenen Hund in bestimmten Gegenden oder bei viel Publikumsverkehr nicht enger führen.

    Was mich persönlich immer ärgert, ist, dass es ja durchaus geduldete Freiräume für Hunde gibt, z. B. Parks oder Badeseen, in denen Leinenpflicht bzw. Hundeverbot nicht so eng gesehen werden, und dass die Hunde, die dann ohne Leine laufen bzw. doch mit zum Wasser genommen werden, nicht so geführt werden, dass sie möglichst niemanden belästigen bzw. nicht so im Gehorsam stehen, dass die fehlende Leine nicht weiter auffällt.

    Bei uns im Wald hat sich z. B. jahrelang kaum ein Jagdpächter darum geschert, ob die Hunde angeleint waren oder nicht (ganzjährige Leinenpflicht), solange sie offensichtlich im Gehorsam standen, bis dann regelrechte Rollkommandos zum Rudelgassi einfielen, d. h. Dutzende von Menschen mit einer entsprechenden Anzahl an Hunden, natürlich freilaufend, und mittlerweile wird ziemlich streng kontrolliert.

    Caterina

    Bei so Themen finde ich es immer schwer, nicht herzlos zu wirken, wenn man schreibt, ohne den Hund zu kennen und zu sehen, aber wenn ich das hier lese, drängt sich mir mit Macht die Frage auf, ob ein Weiterleben noch im Sinne des Hundes ist.

    Es ist echt schwer auszuhalten.. Um halb 2 ist sie völlig erschöpft auf meinem Arm eingeschlafen.. Dann war sie seelenruhig.. Alle viere von sich gestreckt, geschlummert bis halb 5... Seither ist sie wieder unterwegs..

    In der Klinik haben sie nur so Hammer Teile, die sie mir nicht mitgeben wollen, oder pflanzlich.. Cbd hat bisher nicht geholfen.. Ich hoffe so sehr, dass das Selgian morgen Ruhe rein bringt.. Ihr ganzes Wesen ist ein anderes :( entweder sie läuft und läuft.. Oder sie schläft, wobei ich mich freuen würde, wenn die Schlafphasen überwiegen würden..

    M. E. hat auch ein Hund seine Würde, und mir tut das Tier beim Lesen seiner Zustandsbeschreibungen nur unendlich leid.

    Mir sagte mal eine Tierärztin, wenn man als Mensch anfängt, die Zeit zusammenzurechnen, die noch lebenswert ist, dann geht es dem Tier meist schon ziemlich dreckig.

    In diese Scheißsituation, über das Lebensende eines geliebten Tieres entscheiden zu müssen, kommt man leider immer wieder, und ich wünsche Dir von ganzem Herzen viel Kraft für alles, was jetzt noch ansteht.

    Caterina

    Ich habe jetzt bei weitem nicht alles gelesen, oute mich aber als jemand, der seine Hunde sogar absichtlich außer Sicht schickt: weil sie es können müssen, wenn sie beim Vieh helfen sollen.

    Unser Gelände hier ist oft hügelig, busch- und baumbestanden und unübersichtlich, und wenn irgendwo Vieh ausgebüchst ist, läuft zumindest der Koolie selbständig durch Wald und Gebüsch ("Such die Gallies (= Galloways)! Wo sind die Gallies?" oder "Such das Kälbi! Wo ist das Kälbi?", wenn draußen ein Kalb durch den Draht geschlüpft ist), und wenn aus taktischen Gründen das Koppeltor aufbleiben soll - manchmal verfolgt die Herde den Trecker aus diversen Gründen -, wird der Border so positioniert, dass er wehren kann ( flying-paws, dass da Altdeutscher mit drinsteckt, könnte wirklich passen), und dann dürfen die nicht abgehen nach Wild oder anderen Reizen wie Hunde oder Menschen.

    Wir hatten z. B. im nassen Jahr 2017 mal eine Jungviehkoppel, wo immer wieder Defekte am Zaun waren und die Tiere auf die Straße liefen. Mein erster Weg war morgens immer diese Nebenstraße hoch zum Kontrollieren, und wenn das Koolie-Radar anzeigte, hinter der Kurve sind sie wieder draußen, sprang ich vom Rad, stellte es quer auf die Straße - und der Border legte sich automatisch ab.

    Und blieb da, bis Herrchen, von mir per Handy benachrichtigt, mit dem Zaunflickhänger am Trecker angefahren kam, während ich hinter der Kurve mit dem Koolie sondierte, wo die Tiere waren.

    Bisher ist noch keiner von ihnen stiften gegangen, und natürlich übe ich explizit Wildreinheit, und vor allem der Koolie darf wegen seiner Radar-Eigenschaften gerne vorlaufen, weil er es liebt, Dinge anzuzeigen, indem er im Galopp zurückkommt, wenn da was ist.

    Schwarzi-Border darf das dagegen nicht, weil ich dem bei Autos nicht traue, der könnte sie hüten wollen.

    Was Spockie-Koolie nicht kennt, zeigt er schon vor Kurven an, d. h. er bleibt stehen und guckt mich an, dann rufe ich ihn ran und entscheide situativ, ob ich warte, alle anleine oder nur im Fuß weiterlaufen lasse.

    Wenn ich am Rad mit allen drei Hunden unterwegs bin, möchte ich das Koolie-Radar nicht mehr missen, denn es gibt nix Dooferes, als in einer engen Kurve ohne richtigen Seitenstreifen vor einem Lkw oder Gülle-Gespann zu stehen und nicht zu wissen wohin, weil ich das Fahrzeug bei starkem Wind nicht gehört habe.

    An meinen früheren Wohnorten wäre das aber nicht möglich (und auch nicht nötig) gewesen, weil viel dichter besiedelt, das geht wirklich nur hier in der norddeutschen Einöde.

    Caterina