Beiträge von Cattledogfan

    Jetzt kann ich mir einen weiteren Klugschiss nicht verkneifen:

    Das genetisch angelegte "Beißen" von Border Collies ist Abschnappen, kein Festbeißen und Schütteln, wie das z. B. ein Terrier machen würde, um Beute zu töten.

    Wenn sich das Hüteobjekt Kind dann nicht so bewegt, wie es soll, wird durchaus nachgefasst.

    Nichtsdestotrotz kann auch das bei (Klein)Kindern oder älteren Herrschaften zu üblen Verletzungen führen, noch dazu, wenn sie stürzen.

    Ich denke, was hier die Gemüter so hochkochen ließ, war "geht das wieder weg" und die Zehnerkarte der Hundeschule.

    So viel geballtes Unwissen tut einfach weh beim Lesen.

    Caterina

    Du wolltest einen Border Collie, Du hast einen Border Collie.

    Die Reaktion auf Bewegungsreize ist absolut rassetypisch und hat gar nichts mit "kinderfreundlich" zu tun. Der Hund tut, was ihm seine Genetik sagt, nämlich sich bewegende Lebewesen in eben dieser Bewegung zu kontrollieren.

    Unser Border Collie "hütet" z. B. Autos, wenn ich es ihm nicht verbiete bzw. ihm nicht alternativ eine erlaubte "Ersatzdroge", nämlich seinen Schleuderball, anbiete.

    Beim Vorbesitzer waren es das krabbelnde und tapsende Kleinkind und die Schlaganfallpatienten in der eigenen Physiotherapiepraxis, die in ihren ruckartigen Bewegungen abgeschnappt wurden.

    Dieses Anspringen auf Bewegungsreize. wie es viele Rassevertreter von "Privat" tun, muss ganz engmaschig gemanagt und kontrolliert werden, d. h. Kinder und Hund trennen und gleichzeitig nach einer geeigneten Beschäftigung für den Hund suchen.

    Unser Schwarzi-Border hat z. B. zu den kleineren Enkeln meines Partners überhaupt keinen Kontakt und wird bei Kinderbesuch generell weggesperrt.

    Caterina

    Dieses hier ist m. E. eine ganz wichtige Aussage, da enorm wichtig für eine "gute" Aufzucht:

    Die Hemmung, die Nähe der Wurfhöhle zu verlassen, ist bei Canidenwelpen angeboren. Dadurch können die Eltern jagen gehen und die Welpen folgen ihnen nicht, sondern spielen nur in direkter Nähe der Höhle und ziehen sich bei Gefahr dorthin zurück.

    Diese Hemmung verliert sich ganz von selbst, wenn der Welpe älter wird.

    Will sagen:

    Wenn ich Welpen produziere, dann sehe ich doch zu, dass ich dies in einer Umgebung tue, in der die Stöpsel die Möglichkeit haben, zwischen Neugier, Vorsicht und echter Angst eine Strategie zur Erkundung ihrer Umwelt zu erlernen und die Außenwelt mit ihren Reizen in ihrem eigenen, individuell völlig unterschiedlichen Tempo zu erforschen.

    Meiner Erfahrung nach ist nicht entscheidend, mit wie vielen Außenreizen man die Kleinen zuballert, damit sie bei den späteren Besitzern möglichst wenig Angst zeigen, sondern dass sie vom Züchter und der Mutter das Urvertrauen mitbekommen, dass die Welt da draußen zwar unheimlich, aber auch unheimlich spannend sein kann.

    Muss ich da im 4. Stock mit Dachterrasse und Pads Welpen großziehen? Eine solche Umgebung hat für mich was von Terrarium.

    Caterina

    Es ist ja nicht nur die Tatsache, dass die Welpen offensichtlich nicht rauskamen, sondern für mich liegt auch der Verdacht nahe, dass die Mutter in einem nicht gerade hundeaffinen Umfeld ebenfalls nicht viel kennt.


    Und die Bedeutung einer in sich ruhenden, wesensfesten Mutterhündin für den Start der Welpen ins Leben dürfte ja hinreichend bekannt sein.

    Die Gefahr, so einen Wurf hysterischer Angstkläffer großzuzuziehen, sehe ich durchaus.

    Caterina

    Ich würde einfach diese Pads mit rausnnehmen und den Zwerg da draufsetzen, und zwar möglichst immer an derselben Stelle in unmittelbarer Nähe zur Haus- oder sonstigen Tür.

    Selbst Welpen, die besser an ihre Umwelt gewöhnt wurden - ich werde nie verstehen, wieso man sich aus einer solchen Produktion einen Hund holen kann -, haben nach zwei Tagen im neuen Zuhause durchaus Angst. Der kennt und vertraut Euch doch noch gar nicht, die Mutter und die Geschwister sind weg, klar, dass der jammert.

    Der Knirps braucht kein richtiges Bürsten und keine Sitz-Kommandos, sondern regelmäßige Abläufe und Routinen.

    Caterina

    6 Tage außer Haus ist halt schon eine "Hausnummer". Im Winter müsstest Du über Monate morgens im Dunklen raus, was je nach Wohnlage und Erziehungsstand (bzw. überhaupt in Abhängigkeit vom Hund) bedeutet, den einfach nur an der Leine zu führen, evtl. weitgehend ohne die Möglichkeit von sinnvollen Interaktionen.

    Und wenn es über Wochen morgens ekliges Wetter ist (keine Seltenheit im Norden der Republik, seufz...), musst Du auch raus.

    Ich finde diese Beiträge hier lesenswert, weil es bei dem ersten um das Thema des für ein Vollzeit-Arbeitsumfeld passenden Hundes und bei dem zweiten um die Empathiereserven für den Hund geht, d. h. inwieweit schaffe ich es, nach/vor einem Arbeitstag auch mit dem Kopf beim Hund zu sein, und ist Freizeit für mich auch wirklich "Frei-Zeit mit Hund".

    ManoManu
    7. März 2022 um 17:51
    Alex92
    6. März 2022 um 12:18

    Caterina

    Bloß keinen Wildzaun! Die Quadrate sind viel zu groß, da passen viele Hundeschnauzen locker durch, und der dünne Draht kann üble Verletzungen verursachen, wenn sich ein Hund darin verhakt.

    Meiner bescheidenen Meinung nach sollte ein Grundstück, auf dem sich ein Hund frei bewegt, auch so hoch und sicher eingezäunt sein, dass Scharmützel am Zaun gefahrlos überstanden werden können, d. h. dass nicht nur der eigene Hund, sondern auch ein fremder Hund von außen - je nach Wohnlage muss man z. B. mit ortsfremden Gassigängern oder Streunern rechnen - nicht durch Lücken durchbeißen oder sich halb über einen zu niedrigen Zaun werfen kann.

    Ein 60 cm hoher Zaun, hinter dem sich ein Hund in der Größe eines Golden Retrievers frei bewegt, flößt mir z. B. keinerlei Vertrauen ein, und ich würde je nach eigenem Hund sofort kehrt machen.

    Und Ihr müsst auch damit rechnen, dass der eigene Hund - sofern Hündin - selber läufig wird bzw. ein junger Rüde mitbekommt, dass es jenseits des Zaunes läufige Hündinnen gibt.

    Eine relativ kostengünstige und auch stabile Lösung für Leute mit handwerklichem Geschick sind Zäune aus alten hölzernen Einmalpaletten, die je nach Anstrich einen richtigen Shabby-Chic-Look haben.

    Caterina

    EmDee: Das, was ich geschrieben habe, ist eine Vermutung, keine Unterstellung, weil München = Stadt, und ich sehe die Taubheit schon als zusätzliches Erschwernis und hätte z. B. im Hinterkopf, dass sich evtl. im Laufe des Hundelebens durch veränderte Lebensumstände - Trennung, Jobwechsel, Umzug oder was weiß ich - die Notwendigkeit einer Fremdbetreuung ergeben kann.

    Ich kannte bisher nur 3 völlig taube Hunde, einen Collie mit zu viel Weiß (der mir mit seinem Gekreisch den letzten Nerv raubte, wenn ich in der Wohnung darunter arbeiten musste; trotz aller Hundeliebe eine Zumutung in einem Mehrparteienhaus), einen weißen Boxer und einen Dalmatiner, wovon nur der Collie Einzelhund war. Die anderen beiden orientierten sich ziemlich an mindestens einem anderen Hund und fielen weniger als der Collie als Handicap-Hunde auf.

    Hätte mir das Boxer-Frauchen z. B. nicht gesagt, dass der Hund taub ist, hätte ich es im ersten Moment gar nicht bemerkt.

    Caterina

    Ketzerische Frage:

    Hast Du schon mal einen tauben Hund kreischen gehört? Womöglich über einen längeren Zeitraum? Sagen wir, eine halbe Stunde? Nachdem er z. B. festgestellt hat, dass er irgendwo alleine zurückgeblieben ist?

    Denen fehlt ja die Kontrolle über die eigene Stimme.

    Cattle Dogs sind sowieso ziemlich laute Hunde und verfügen über ein enormes Repertoire an Tönen, die nicht unbedingt der Kategorie sanftes Säuseln zuzuordnen sind.

    Ich würde mir in einem städtischen Wohnumfeld - ich nehme an, Ihr wohnt zur Miete in einem Mehrparteienhaus? - und als aushäusig (und Vollzeit?) Berufstätige/r keinen komplett tauben Hund anschaffen und schon gar nicht einen Vertreter einer als geschwätzig bekannten Rasse, weil mir das Risiko zu groß wäre, dass es Ärger wegen der Lärmbelästigung gibt.

    Und selbst wenn der Hund theoretisch mit zur Arbeit kann: Der muss nur einmal zum falschen, d. h. zu einem für die Firma, Einrichtung o. ä. entscheidenden Moment, losröhren, und dann war's das mit der Mitnehmerei.

    Für mich war und ist immer das entscheidende Kriterium, wie gut passt der Hund in meinen jeweiligen Alltag.

    Caterina