Wie machst du das? Nur bei wenig Ablenkung rufen und eine hochwertige Belohnung haben oder steckt mehr dahinter?
Und würdest du dann auch sagen, dass der Hund dadurch fest verknüpft 'Ruf'->Ich laufe hin und deswegen auch bei hohen Ablenkungen kommen wird, die man mit keiner Belohnung ausgleichen könnte?
Liv antwortet vielleicht etwas anderes - aber nach dem Lesen dieses Threads und speziell bei der Frage drängt sich mir "unsere" Antwort darauf auf.
Der Hund (bzw. Dakota) hatte bei uns in den ersten 1,5 Jahren nie die Möglichkeit den Rückruf zu ignorieren oder zu lernen, dass sie theoretisch die Möglichkeit hat ihn zu verweigern, da sie (a) nur dann gerufen wurde, wenn sie auch in der Lage war den Rückruf zu befolgen (also geistig anwesend) und (b) sie im Zweifel "gezwungen" wurde dem Rückruf zu folgen.
Sie hatte also immer die Wahl zwischen (a) Party, weil ich folge und (b) ich werde gefolgt, ohne Belohnung. Es gab keine zusätzliche Strafe, sie wurde lediglich an der Schleppleine heran geangelt. Meistens genügt ein Zupfen als Erinnerung, danach folgt wieder Lob, wenn sie sich zuwendet. Die richtig gute Belohnung eben erst, wenn sie aus eigenem Antrieb und möglichst zügig folgt.
Ein "nur" Locken mit Belohnung hätte zu einer Belohnungsspirale nach oben geführt, m.E.n., da die Wertigkeit einer Belohnung irgendwann gegen einen anderen Reiz nicht mehr ausreicht und dann eine neue, noch bessere her muss etc. pp. Und da sich die Belohnung eben auch abnutzt bei zu häufiger Nutzung (s. u., meines Erachtens nach), kommt irgendwann der Schritt Belohnungen zu variieren bzw. auszusetzen.
Darüber hinaus:
Natürlich wägt ein Hund ab. Der Drang einem Kommando zu folgen, der aus Konditionierung entsteht, beruht ja auf der zwanghaften Erwartung einer (bestimmten) Belohnung. Wenn aber diese Belohnung nicht wertig genug ist, dann ist der Drang dem Kommando zu folgen auch weniger hoch angesiedelt. Und wenn der Zwang etwas anderes zu tun, etwa angestachelt durch eine hohe Trieblage, deutlich höher ist als der konditionierte Drang - dann "entscheidet" sich der Hund eben dagegen bzw. folgt dem größeren "Zwang".
Je klarer das Köpfchen ist, desto leichter wird es einem Hund fallen zwischen zwei verschiedenen Möglichkeiten zu seinen Gunsten zu entscheiden. Je weniger wach und klar das Köpfchen ist, desto weniger kann der Hund tatsächlich eine Entscheidung fällen. (Und umso mehr greifen reflexartige Reaktionen.)
Und eine dauerhafte Belohnung (immer! bei jedem Kommando!) führt eben auch dazu, dass die Wertigkeit der Belohnung sinkt. Da der Hund immer mit einer Belohnung rechnen kann, ist das einmalige Ausbleiben der Belohnung verschmerzbar (zumal wenn es etwas anderes, sehr erstrebenswertes zu tun gibt). Wenn es aber nicht immer eine Belohnung gibt sondern nur die Chance auf eine solche besteht, dann ist das vertun dieser Chance deutlich schwerwiegender. Denn ausgerechnet "jetzt" hätte es ja etwas geben können. (Aber das ist nun nichts anderes als klassische Konditionierung.)
Ich schweife ab - und lese interessiert weiter mit. 