Nur um es vorweg zu nehmen: nun ist sie wieder da!
Smilla und ich sind gestern Abend gegen 23 Uhr nochmal raus um die Kaninchen und Hühner einzusperren. Wir wohnen sehr ruhig in einem kleinen Nest und zum Hühnergehege muss man zwar einmal ums Haus rum, aber dort ist ein Fußweg, es fahren also keine Autos und Smilla lief frei wie immer.
Fast dort angekommen gingen geschätzte 500 Meter entfernt hinter den Häusern zwei Sylvesterkracher hoch. Smilla hat zwar etwas gezuckt, ist dann aber mit hocherhobenem Schwanz weiter vor mir her gezockelt. Ich dachte also: Benimm dich wie immer, dann ist es für sie auch OK. Und ich bin zu den Hühnern rein. Smilla lief ein kleines Stück auf dem Weg weiter um zu schnüffeln - das macht sie meistens.
Während ich am Hühnerstall war ging das Geknalle aber erst richtig los, ein richtiges Feuerwerk mit Raketen, Gekrache und Blitzen. Ich bin zügig wieder zurück. Es hat keine Minute gedauert bis ich wieder auf dem Weg stand, aber von Smilla war keine Spur zu sehen.
Mist, dachte ich, hat sie sich doch von den Krachern einschüchtern lassen. Ich habe nach ihr gepfiffen und bin dann zurück zum Haus, weil ich erwartete sie dort vor der Haustür zu finden, aber weiter kein Hund in Sicht.
Von Minute zu Minute wurde ich unruhiger, ging den Weg hoch und runter, spähte unter die Hecken und Autos, sprach ein paar Jugendliche an, ging in die Richtung in die wir sonst spazieren - keine Smilla. Immer weider bin ich zum Haus zurück und das flaue Gefühl im Bauch wurde immer schlimmer. Ich habe den Radius immer weiter ausgeweitet, wusste aber auch nicht recht wo ich suchen soll. Kann man das Tierheim so spät noch erreichen? Hoffentlich sind jetzt nicht mehr viele Autos unterwegs! Zum Glück ist sie freundlich und wird sich bestimmt an irgendwelche Menschen hängen! Dann erfahre ich aber frühestens morgen, wo sie ist, denn sie hat zwar einen Chip, aber den muss ja erstmal jemand ablesen...
Eine halbe Stunde bin ich wie ein aufgescheuchtes Huhn hin und her gelaufen und habe gepfiffen und gerufen und wusste wirklich nicht mehr recht was ich als nächstes tun soll. Einfach ins Bett zu gehen erschien mir völlig undenkbar.
Schließlich habe ich mir überlegt, was ein Hund wohl tut, der kopflos wegrennt und sich nicht irgendwo in der Nähe verkriecht. Das Feuerwerk hatte ja inzwischen längst aufgehört und sie hätte rauskommen können. Der Hund läuft geradeaus und zwar vom Feuerwerk weg ohne nach links und rechts zu schauen. Also habe ich die Richtung eingeschlagen in der ich sie zuletzt gesehen habe und bin einfach geradeaus gegangen. 100 Meter den Fußweg bis zum Ende, an der Eckkneipe vorbei, 200 Meter eine kleine Straße hoch über unsere "Hauptstraße" und den Berg hoch ins neue Wohngebiet. Da stand ich dann, schaute die leere Straße hoch und rief und pfiff noch einmal ausgiebig - aber sie hätte ja überall hinlaufen können und wenn sie gerannt hätte sie schon viel weiter sein können.
Da kam aus einer Hofeinfahrt 50 Meter enfernt ein kleiner Schatten, blieb auf der Straße stehen und blickte in meiner Richtung - Smilla. Es war wirklich wie im Film! Nur die schnulzige Musik hat gefehlt als ich sie gerufen habe und sie im gestreckten Gallopp und mit wehenden Ohren zu mir gerannt kam! Ich bin sonst echt nicht nah am Wasser gebaut, aber da kamen mir echt beinahe die Tränen.
Ich war so erleichtert - und sie hat so getan als wäre nichts gewesen.
Ich brauche ganz dringend einen Anhänger mit meiner Nummer an ihrem Halsband. Das hätte zwar gestern nicht geholfen, aber einfach fürs Gefühl und fürs ganz schnelle Wiederfinden!