Beiträge von Cherubina

    Natürlich kann man einen Hund auch ohne Hundeschule erziehen - ich habe noch nie eine von innen gesehen. Wichtig ist aber, dass du eine Vorstellung davon hast, WIE du deinem Hund etwas beibringst. Wenn du ein absoluter Neuling mit Hunden bist, dann lernst so etwas normalerweise schon am besten in einer Hundeschule. Warte doch mal die Junghundegruppe ab und schaue wie sich dein Hund mit dir entwickelt. Wenn alles gut funktioniert, kannst du auch ohne Verein trainieren...

    @ einpatra: Ich weiß ja nicht ob du schon mal Border Collies bei der Arbeit gesehen hast. Auch diese Hunde arbeiten ohne Sichtkontakt zu ihren Führern eigenständig und verlieren ihr Ziel dabei nicht aus den Augen. Mein Hund hat sogar gezielt Hilfe geholt, wenn er alleine nicht weiter kam, wenn also ein Schaf sich hinter dem Hügel in Dornen verfangen hatte und er nicht weiter kam. Er hat also zunächst versucht das Problem eigenständig zu lösen (er kam nach dem Outrun länger nicht zurück, obwohl schon die Herde vor meinen Füßen stand), um dann meine Aufmerksamkeit zu erregen und durch mehrmaliges hin- und herblicken auf das Problem zu deuten ;)


    Ne, aber jetzt mal ganz neutral: Ich traue Hunden eine Menge zu und natürlich können Handlungsketten entstehen, die man erstmal nicht vermutet, aber ich finde die Theorie, dass der Hund losläuft um den Onkel zurück zum Rudel zu bringen einfach sehr weit hergeholt. Aber egal was nun die Motivation ist: Zum Onkel zu gelangen, weil bei dem immer etwas los ist und es zu Hause langweilig ist, oder den Onkel dazu zu bringen ihn wieder nach Hause zu fahren, damit der bei "seinem Rudel" ist. Meine Empfehlung wäre die gleiche: Die Bezugsperson auf dem Hof muss sich interessanter machen und der Hund sollte gesichert werden, wenn er sich selbst überlassen ist.

    Zitat

    Cherubina: Du hast den Hund also eine Zeit lang an die Kette gelegt und er hat von selbst irgendwann kapiert, dass abhauen nicht drin ist?


    Er war schon 7 als ich auf den Hof kam. Er wurde mir als Wegläufer vorgestellt und ich sollte ihn nie unbeaufsichtigt frei laufen lassen, also habe ich ihn am Anfang immer an die Kette gelegt. Er hatte auf dem Hof keine enge Bezugsperson. Zwar gab es immer wechselnde Personen, die auch mit ihm gearbeitet haben, aber bei denen ist er dennoch weggelaufen. Das Schafe Hüten war auch vorher seine Aufgabe, daran lag es definitiv nicht!


    Ich war zwar konsequent mit ihm in der Arbeit und auch im Alltag (bei mir hatte Betteln keinen Sinn, er hat mal fürs Rammeln am Bein einen Anschiss kassiert etc.) aber ich glaube wichtiger war, dass er immer ein bisschen Ansprache hatte. Was genau ich anders gemacht habe als meine Vorgänger weiß ich auch nicht und beim Weglaufen erwischt habe ich ihn auch nie (nur einmal wieder eingesammelt). Irgendwann habe ich einfach vergessen ihn anzuketten und er ist eine Stunde an der Tür stehen geblieben. Danach habe ich bei kurzen Erledigungen im Haus die Kette weggelassen und irgendwann war es das normalste von der Welt, dass er vor der Tür auf mich gewartet hat. Ich habe ihn später übernommen und das ist immer so geblieben.


    Ich glaube ihr solltet schon eine Möglichkeit schaffen den Hund unterzubringen, wenn eben keiner ein AUge auf ihn hat. Sei es ein Zwinger oder eine Laufkette. Ansonsten müsste dein Vater wohl einfach deutlich mehr Zeit mit dem Hund verbringen und auch mal was Spannendes anbieten (spannender als ab und zu ein Stöckchen).


    Die Theorie mit dem Zusammenhalten des Menschenrudels halte ich für sehr unwahrscheinlich.

    Wer ist den bei euch Hauptbezugsperson? Wird er draußen sich selbst überlassen? Läuft er mal hier mit und mal dort? Oder gibt es jemanden, der ihm zwischendurch Ansprache gibt und an dem er sich orientiert?
    Für mich hört sich das so an, als würde da einfach eine gute Bindung fehlen und der Hund orientiert sich eben lieber an seiner Wahl-Bezugsperson: Dem Onkel.
    Was da helfen würde sind viel Beschäftigung und Spiel (oder Training) mit dem hund um eine feste Bindung aufzubauen und eine regelmäßige Ansprache...
    Beschreibe doch mal, was der Hund üblicherweise den ganzen Tag macht und wie oft ihr etwas mit ihm zusammen macht.


    Mein eigener Hund war auch so ein Hofhund und Wegläufer! Als ich ihn (auf dem Hof) übernommen habe und mit ihm an den Schafen gearbeitet habe wurde mir dringend ans Herz gelegt in an die Kette zu machen, wenn ich nicht draußen bin. Nach ein paar Monaten war davon nichts mehr zu spüren. Ein einziges Mal habe ich ihn draußen einsammeln müssen, aber nach kurzer Zeit wusste er einfach wo er hingehört und hat die Haustür nicht mehr aus den Augen gelassen, wenn ich dort drin war.

    Meine Eltern haben einen rein schwarzen alten Schäferhund-Mix Rüden, der überhaupt nicht alleine bleibt. Also wird er überall mit hingeschleppt (was er wiederum sehr gut mitmacht). Er kommt mit zu Einkäufen, Besprechungen, Chorproben (er ist fast taub)... Manchmal drücken sie ihn auch mir aufs Auge.
    Die Erfahrungen mit anderen Menschen sind überwiegend positiv. Neulich standen meine Eltern und ich mitten in der Vorweihnachtszeit in einer Parfümerie (es gibt zugegebenermaßen schönere Plätze für Hunde und ich hätte das wohl vermieden...) und der Hund blockierte den halben Gang. Dutzende Menschen quetschten sich an ihm vorbei und keiner hat was gesagt. Danach saßen wir im kleinen Cafe und auch da hat sich keiner angestellt und dem Hund wurde direkt eine Schale Wasser vor die Nase gestellt.


    Früher hatten wir Zuhause eine Border Collie Hündin und bei der kann ich mich durchaus auch an Sätze wie: "Leinen sie den Hund an, ich hab Angst!" aus 100 Meter Entfernung und "Ist das ein Kampfhund?" erinnern.


    Ich gehe inzwischen einfach grundsätzlich davon aus, dass es einfach viele Menschen gibt, die auf die Gesellschaft von (meinetwegen auch großen und schwarzen) Hunden gut verzichten können und versuche entsprechend Rücksicht zu nehmen. Im Fahrstuhl, im Zug, im Café - immer frage ich vorher alle direkt Betroffenen (Sitznachbarn, Fahrstuhlfahrer etc.) ob es sie stört, wenn ich mit Hund dazu komme. Damit fahre ich auch mit großem Hund gut. Ablehnung, das Wechseln der Straßenseite oder Angstbekundungen gehören da einfach dazu.


    Es ist offenbar wirklich so, dass mehr Leute vor großen schwarzen Hunden Angst haben, aber auch mit anderen Hunden ist man nicht jedermanns Freund.