Wo siehst du da den Denkfehler?
Man arbeitet doch immer mit "Überschreibung": Strafe alleine zeigt dem Hund noch lange nicht, was von ihm erwartet wird.
Nur zu sagen "Is nich." sagt dem Hund noch lang nicht, was er stattdessen tun soll.
Ich selber möchte doch beim Erlernen einer neuen Sache auch auf ein "Das klappt nicht." gerne ein "Versuch es mal so." hören, damit ich weiß, was ich stattdessen machen soll.
Wenn Strafe, dann mit der Möglichkeit eines alternativen, erfolgbringenden Verhaltens.
Beides wirkt in dem Moment:
1. Unerwünschtes Verhalten (Ausrasten z.B.) führt nicht zum Erfolg, weil ich Barrieren/Grenzen aufgestellt habe und dem unerwünschtem Verhalten mit einer Verringerung der Individualdistanz begegne. Was will der Hund in dem Moment? Distanz erhöhen. Was bekommt er? Eine Verringerung.
Was zuerst passiert: Das übersteigertes Aggressionsverhalten wird gehemmt. Das "Werkzeug" Aggression wird für ihn in diesen Momenten unbrauchbar, um seine Ziele durchzusetzen.
Das Aggressionsverhalten tritt in diesen Situationen seltener auf, weil es ihm schlicht und ergreifend nix nützt.
2. Stattdessen führt ruhiges Verhalten sofort zum Erfolg, was zum Erlernen und Festigen des Alternativverhaltens führt.
Ergo: Ruhiges Verhalten wird häufiger gezeigt.
Ohne das Aggressionsverhalten zu hemmen, indem ich aufzeige, dass der Angriff unnütz ist, wäre dieser Hund niemals so schnell in der Lage gewesen, sich auf ein neues Verhalten einzulassen (innerhalb von drei Stunden Beratungsanalyse).
Also ist auch die "Strafe", das Hemmen am Anfang "mitschuld" an seinem neuen Verhalten.
Ohne die Hemmung gäbe es in diesem Moment kein Alternativverhalten bzw. niemals in diesem Tempo.
Ohne Hemmung müsste man als Mensch im Aggressionsverhalten des Hundes rückwärts gehen und den Hund somit immer wieder für sein Verhalten verstärken.
"Mir passt etwas nicht, z.B., dass du da eben rumstehst, ich flippe aus und du gehst rückwärts. Genial!!"
Das haben die Besitzer auch die ganze Zeit gemacht, wenn man es genau nimmt und genau deshalb ist dieser Hund eben, wie er ist. Im korrekten Verhalten haben sie ihn im Übrigen tatsächlich auch immer wieder bestätigt.
Strafe und Belohnung sind im Leben unmittelbar miteinander verbunden.
Interessanterweise hat sich der besagte kleine Spaniel übrigens in dieser Situation angelehnt und gar keine Distanzvergrößerung mehr gewünscht, sondern Nähe, Spiel und Kuscheleinheiten, was wiederum für ihn eine ganz besondere positive Verstärkung darstellt :)