
Ich würde nochmal alles an Schmerzmitteln ausprobieren, es ist einfach Unsinn Schmerzen auszuschließen. Karsivan kann auch unglaubliches, wenn es passt. Meine Hündin 15 war fast taub, durch Karsivan hört sie wieder die Kekstüte rascheln und schläft auch viel tiefer und besser.
Und dann. Ich war vor 20 Jahren in der selben Situation.
Mein Rüde war im Studium bei meiner Familie geblieben, er kam mit Stadt und Mietwohnung im Mehrparteienhaus einfach nicht klar. Er mochte auch keine fremden Menschen oder alleine bleiben ...
Er war fast 17 als er sich drastisch veränderte. Er erkannte Familienmitglieder nicht mehr und griff sie an wie Einbrecher, war nicht zu beruhigen, hatte wirklich Angst eingesperrt mit Fremden zu sein. Erst waren es nur Männer, schließlich sogar meine Mutter, sein ein und alles ... dann versuchte er auf meinen Neffen loszugehen, der auch dort wohnte. Mein Rüde wog zwar nur neun Kilo, aber er meinte es als Terrier wirklich ernst.
Er jaulte, als wäre niemand zuhause und man hätte ihn vergessen, fraß unverdauliches, aber eben das Schlimmste, dass er immer wieder dachte, Fremde sind in unserem Haus unangekündigt und mein Neffe war nur noch der Feind, immer, vorher waren sie Best Buddys sehr entzückend. Er spielte Apportieren mit ihm (er legte das Spielzeug irgendwo hin und mein Neffe holte es dann) schlief an seinem Fußende.
Auch für meinen Neffen war das absolut nicht zu verstehen und wirklich gefährlich. Meine Mutter versuchte ihn dann zu meiner Oma zu geben, die er noch meistens erkannte und auch liebte. Aber in ihrer Wohnung war er, obwohl da sein ganzes Leben lang mehrmals die Woche gewesen war, komplett verloren.
Also beschlossen wir ihn einschläfern zu lassen, das war für keinen mehr ein Leben und er hatte ein wundervolles langes Leben gehabt.
Ich kam zum einschläfern und er war .. .wie immer. Süß aufmerksam, hat mich erkannt, sich einen Ast gefreut, es war Folter. Zum ersten Mal in seinem Leben war er nett zur neuen Tierärztin (unserer hatte die Praxis altersbedingt abgegeben). Sie kannte ihn also nicht, fand ihn so süß, wollte das wir ihn ins Tierheim geben, hatte tausend Therapieansätze, war total verliebt. Sie fand uns wohl lieblos, alter Hund muss weg und die Geschichten erfunden.
Dann kam die Sprechstundenhilfe rein und er hat sie angegriffen wie in einem Cujo Film mit Schaumigem Gekläffe Besteck voll ausgepackt, ich hatte wirklich mühe ihn zu halten und zu verhindern, dass er dann in die Tierärztin hackte, weil sie ihn reflexhaft anfassen wollte.
Ich bin dann raus um ihn zu beruhigen, er erkannte mich wieder, war völlig erschöpft und verwirrt. Und ja ich bin wieder rein, um die Spritze abzuholen, die klaren Momente waren den Horror nicht wert, den er erleben musste, wenn es bei ihm aussetzte. Körperlich war er richtig fit, hatte noch alle Zähne, lief zwei Stunden Spaziergang, aber was nützte es, wenn er in dieser Alptraumwelt lebte, wo Menschen sich jederzeit verwandeln konnten oder er weggesperrt wurde, angeleint, mit einem Gitter eingefasst, er hasste es. Aber ich habe noch Jahre immer wieder davon geträumt, dass ich ihn einpacke und mit mir nehme, mein Sohn war damals ein Baby ... und trotzdem.
Aber ich weiß, es war das richtige und dass die letzten Monate seinem Leben nichts hinzugefügt haben ,was er gebraucht hätte. Sein Körper war stark, aber heute denke ich, es wird ein Hirntumor gewesen sein. Auch wenns schöne Momente immer wieder gab. Sie zählen nicht die Tage, sie wollen sicher nicht irgendein Alter erreichen. Sie leben im hier und Jetzt und wie ist das?
Die Sicherungsmaßnahmen, der Kummer. die Verwirrtheitszustände. Weil ein Hund davon nicht alleine stirbt, wird das oft so ... gering bewertet, aber es ist eine enorme Belastung, die Wesensveränderung, ist ja nicht, weil es dem Hund so mehr Spaß macht, er selber zu sein, die entspringt gewiss einem miesen Gefühl. Weggesperrt zur Sicherheit aller Mitbewohner und vorallem des Kindes ... wird sie auch nicht wirklich verstehen und sie ist nunmal ein wirklich kräftiger Hund, der ernsthaften Schaden anrichten kann.
Sie wird nunmal nicht einfach tüddelig und vielleicht unsauber, Drangwandern ist kein Zustand, den ich als angenehm erachten würde. Da steckt so ein wuchtiger Zwang hinter. Plus alle anderen Baustellen. Phenpred ist Schmerzlindernd, wenn die Ursache eine Entzündung ist, wenn nicht ... reicht das nicht.
Für dein Gewissen würde ich wie gesagt einen Behandlungsversuch machen und schauen, ob dein Altes Mädchen wieder länger zum Vorschein kommt, ihr die Chance geben. Aber die Möglichkeiten sind so vielfältig, wo das herkommt, neben einfach Genetik, wie meim Menschen auch, die Autoimmunkrankheit greift das Gehirn an. Ein Krankes Herz könnte die Durchblutung des Gehirns einfach nicht mehr schaffen, auch immer wieder anfallsweise. Oder der Tumor hat doch gestreut ...
Nochmal alle Lieblingsplätze aufsuchen, zu Futtern geben an ungesundem Zeig, was auch immer sie begehrt und dann den Tierarzt kommen lassen, bevor ihr leben 24/7 schlimm ist, ist auch ein Liebesbeweis.
Ich wünsche dir, dass du nach aller Abwägung, eine Entscheidung treffen kannst, mit der du letztlich im reinen bist. Wehtun wirds immer unendlich.