Wir haben es ja gerade frisch erlebt ...
Als wir im Januar die Diagnose Lungentumor bekamen, gab es zwei Optionen: Lungenflügel raus und Chemo (also sehr große OP), Erfolgschance 50/50 - wenn überhaupt. Bodo war da schon fast 9 Jahre. Wir haben uns dagegen entschieden, denn er hatte ein Jahr zuvor die Milz-OP schon nicht leicht verkraftet.
Es war also in seinem Sinn, ihn palliativ zu behandeln. Er bekam Schmerzmittel, wann immer ich das Gefühl hatte, er braucht es und durfte "Opi" sein.
In den ersten Wochen hab ich nur geweint und gar nicht mehr mein Baby, sondern dieses hässliche Ding in ihm gesehen.
Dann kam die erste Zeit mit dem Husten, aber das war "nur" eine Bronchitits/Kehlkopfentzündung. Bekam er hin. Für mich war klar, wenn der Husten nicht mehr weg geht, darf er gehen ...
Kurz vor meinem Urlaub dachte ich, die Zeit sei gekommen. Aber während dieser zwei Wochen war er der fröhlichste und glücklichste Hund. Er kam wieder aufs Sofa, hat gut gefressen ... Im Nachhinein, war das vielleicht seine Art, Abschied zu nehmen.
Aus diesen zwei Wochen hätte ich nicht abgeleitet, dass er gehen muss. Im Kopf war immer, dass der Tumor inzwischen mehr als faustgroß war, seine Zeit endlich ist und wir nicht zu lange warten wollen, aber es ging ihm richtig gut. Rückblickend sehe ich, dass er viel auf der Seite geschlafen hat. Schneller müde war. Sogar Fressen ging am besten vom Löffel, weil ihm Schlucken schwerer fiel - aber der Dicke hat so gern vom Löffel gefressen. Davon hab ich unzählige Videos.
Mittwoch dann dieser schreckliche Krampf. Da war für mich die Entscheidung gefallen. Meine Familie - selbst meine Tochter - sprach noch von Medikamenten. Aber nein. Ich wollte ihn nie wieder so da liegen sehen. Völlig verkrampft, desorientiert, in seinen Ausscheidungen. Vor allem wollte ich nicht eines Tages von der Arbeit kommen und mir Vorwürfe machen, nicht da gewesen zu sein.
So durfte er - obwohl er fröhlich war, gut gefressen hat und noch gern Gassi ging - seine Reise antreten. Weil es ein "besser" einfach nicht mehr geben konnte. Hätte er nicht gekrampft? Dann wäre er noch hier, aber wie lange ... und mit welcher Lebensqualität?
Es ist so schwierig, diese Entscheidung zu treffen, aber heute bin ich damit im Reinen. Es war keinen Tag zu früh, aber auch nicht zu spät. Gern hätte ich ihm den Krampf noch erspart, aber damit hab ich wirklich nicht gerechnet.
Fühlt Euch gedrückt